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Moriz Seeler

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Moriz Seeler (um 1930)
Erna Leonhard rezitiert Moriz Seeler (1937)
Gedenktafel in der Brandenburgischen Straße 36, Berlin-Wilmersdorf

Moriz Seeler (geboren 1. März 1896 in Greifenberg in Pommern als Moritz Seeler; am 15. August 1942 in das Ghetto Riga deportiert) war ein deutscher Theaterregisseur, Schriftsteller, Filmproduzent und Opfer des Holocaust.

Leben

Moritz Seeler strebte schon als Abiturient das Studium der Kunst- und Literaturgeschichte an, wurde aber zunächst als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Aus dem Kriegsdienst 1916 entlassen, hielt er sich in Berlin auf und verfasste Gedichte und Sketche und verkehrte in den Berliner literarischen Caféhäusern wie dem Romanischen Café. Else Lasker-Schüler widmete ihm 1920 den Prosatext Hans Heinrich von Twardowsky. Seeler schrieb für die Zeitschrift Der Feuerreiter. Er gründete 1922 und leitete bis 1926 die „Junge Bühne“, die ohne festes Personal für Nachwuchsschauspieler in den etablierten Theatern Auftritte in Sonntagsmatineen organisierte. Arnolt Bronnens Vatermord machte die Reihe 1924 bekannt, da es zu einem Theaterskandal kam. Eine Reihe von Schauspielern, Regisseuren und Dramatikern fand durch Produktionen der „Jungen Bühne“ ihren Einstieg in eine Karriere, Seeler produzierte 1926 mit Bertolt Brecht die Berliner Erstaufführung des Baal. Marieluise Fleißers Fegefeuer in Ingolstadt wurde 1926 bei Seeler uraufgeführt, ebenso Hans Henny Jahnns Die Krönung Richards III. und bereits 1924 Carl Zuckmayers Pankraz erwacht oder Die Hinterwäldler.

1927 schrieb er Texte für Friedrich Hollaenders Kabarettprogramm Bei uns um die Gedächtniskirche rum, das dieser im Theater am Kurfürstendamm mit Anni Mewes, Marion Palfi, Martin Kosleck, Hubert von Meyerinck und Willi Schaeffers auf die Bühne brachte.

In der von Seeler gegründeten und geführten Produktionsfirma „Filmstudio 1929“ wurde 1929 der halbdokumentarische Stummfilm Menschen am Sonntag hergestellt, das Filmplakat wies Moritz Seeler Leiter, Robert Siodmak Regisseur, Billie Wilder Manuskript, Eugen Schüfftan Kamera aus, weitere, auf dem Plakat ungenannte Mitarbeiter waren Curt Siodmak, Edgar G. Ulmer und Fred Zinnemann. Die Schauspieler waren außer Valeska Gert und Kurt Gerron Amateure. Seeler wirkte auch an der künstlerischen Realisierung mit.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten floh Seeler 1933 nach Prag und Wien, kehrte aber, da er keine Arbeit fand, 1935 in das Deutsche Reich zurück. Dort arbeitete er in noch halbwegs geduldeten Bühnenproduktionen mit Agnes Straub und Günther Weisenborn zusammen und war für den Jüdischen Kulturbund Rhein-Ruhr tätig. 1937 veröffentlichte er in einem Wiener Verlag einen Gedichtband, der unter anderem von Kurt Pinthus in der CV-Zeitung rezensiert wurde.[1] Ab 1938 hielt er sich wieder in Berlin auf, ohne im Theater arbeiten zu können, wurde dann aber als Zwangsarbeiter eingesetzt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde Seeler kurzzeitig verhaftet. Seit 1941 stand er auf der Berliner Deportationsliste für das KZ Auschwitz. Von Berlin aus wurde Seeler am 15. August 1942 in das Ghetto Riga deportiert und war einer der vielen, die dort ermordet wurden.

Moritz Seeler. Abiturient des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Greifenberg. 1915

Werke

Ehrung

Moritz Seeler-Gasse in Wien
  • In Wien-Favoriten, dem 10. Bezirk der Stadt, wurde 1969 in der Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost die Moritz-Seeler-Gasse (sic!) benannt.[2] Außerdem gibt es seit 2002 in der Media-City des Entwicklungsgebiets Berlin-Adlershof eine Moriz-Seeler-Straße.

Literatur

  • Günther Elbin: Am Sonntag in die Matinee. Persona-Verlag, Mannheim 1998, ISBN 3-924652-27-9.
  • Ulrike Krone-Balcke: Seeler, Moritz (Moriz). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, S. 147 f. (Onlinefassung).
  • Wilhelm Kosch: Literatur-Lexikon, Biographisches und bibliographisches Handbuch, XVII, 1997, S. 268.
  • Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945, Vol II, 2, Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 1068.
  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 312.
  • Wolfgang Jacobsen: „Der Moriz Seeler muß Euch genügen, Herrschaften!“ Ein Porträt. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-95565-086-5.
  • Tom Riebe (Hrsg.): Moriz Seeler. Versensporn – Heft für lyrische Reize Nr. 24, Edition POESIE SCHMECKT GUT, Jena 2016.

Weblinks

 Commons: Moriz Seeler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Kurt Pinthus: Moriz Seeler: Die Flut. In: CV-Zeitung, Jg. 16, Nr. 23 (10. Juni 1937), Beiblatt „Das neue Buch“, S. 5. Teil einer Sammelrezension unter dem Titel Ueber jüdische Dichter. Verfügbar in der Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main.
  2. Michael Omasta: Gestatten, der Name ist Moriz!, in: Wochenzeitung Falter, Wien, Nr. 37 / 2017, 13. September 2017, S. 38
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