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Monik Mlynarski

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Monik Mlynarski (Foto: Judith König / Jüdische Allgemeine)

Monik Mlynarski (geb. 21. März 1923; gest. 4. Februar 2016) war der langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim und über zwei Jahrzehnte stellvertretender Vorsitzender des Landesausschusses des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Mlynarski leitete etwa 30 Jahre lang die Jüdische Gemeinde Bad Nauheim. Als junger Mann überlebte Mlynarski den Holocaust. Im Jahr 2014 ernannte ihn die Stadt Bad Nauheim zu ihrem Ehrenbürger. Er wurde 92 Jahre alt.

Leben

Mlynarski wurde 1923 im polnischen Modrzejów als Sohn des Religionslehrers Abraham Mlynarski und seiner Frau Salla geboren. Er hatte drei Geschwister namens Samuel, Ruchla und Baruch und war der Jüngste. Mit 16 Jahren meldete sich Mlynarski, als 1940 fünfzig jüdische Männer für angeblich bezahlte Arbeit in Deutschland gesucht werden. Den Hinterhalt bemerkt er, als die SA die Männer mit Schlägen in Waggons treibt. Der Jugendliche musste bis zum Kriegsende Zwangsarbeit in verschiedenen Lagern verrichten, die er mit viel Glück überlebte. Dabei half ihm ein Overall, den ihm seine Mutter gegen die Kälte geschickt hatte. Als ihn ein Aufseher wegen des Kleidungsstücks fragt, ob er Schlosser sei, antwortete er eingeschüchtert mit „Ja“, worauf er zu Tätigkeiten eingeteilt wurde, die leichter waren.

Kurz vor Ende des Krieges musst Mlynarski mit 2700 anderen Häftlingen auf den Todesmarsch vom KZ Kittlitztreben nach Buchenwald, den nur 700 Menschen überlebten. Völlig ausgezehrt und nur noch 35 kg wiegend wurde er am 11. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit.

Er machte sich auf die Suche nach seiner Familie, musste aber feststellen, dass nur sein Bruder Baruch überlebt hat. In Erfurt lernte er seine Frau Helene kennen, entschied sich gegen eine Auswanderung und ging mit ihr in die Wetterau, wo er sich in der Textilbranche selbstständig machte.

Im Jahr 1985 kandidierte Monik Mlynarski für den Vorsitz in der Jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder in der Gegenwart zu 85 Prozent russische Immigranten sind. Sein Ziel war, veraltete Strukturen zu erneuern. Mit seiner Wahl rechnete er nicht, nahm dann aber die Herausforderung an und blieb dem Amt bis zu seinem Tod treu. Weil die Synagoge seinerzeit umfänglich renoviert werden musste, machte er sich mit dem damaligen Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) bekannt, der zum guten Freund wurde. Zwei Sanierungen wurden vollzogen.

Noch im hohen Alter machte sich Mlynarski Sorgen um die gesellschaftliche Entwicklung, zu der er öffentlich Stellung bezog. 1992 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 2014 verlieh ihm die Stadt die Ehrenbürgerwürde. Im selben Jahr publizierte er seine Erinnerungen „Ich überlebte die Hölle“ als Beitrag im Buch „Das Leben ist kein Sprudelhof“.

Darin erzählt er, sich immer gefragt zu haben, ob es richtig war, in Deutschland zu bleiben. „Doch ich hänge an der Jüdischen Gemeinde und Bad Nauheim, ich habe Verwandte und Freunde hier“, schreibt der Vater einer Tochter und Großvater eines Enkels. Auch während des Dritten Reichs seien nicht alle Deutschen gleich gewesen. Er habe Menschen erlebt, die sich wie Bestien benahmen – aber auch Menschen, die ihm halfen.

Monik Mlynarski war immer wieder einmal zu Fuß zur Bushaltestelle in Bad Nauheim unterwegs, denn er war täglich zu den Bürozeiten und Gottesdiensten in der Synagoge in der Karlstraße 34 anzutreffen. Am 4. Februar 2016 brach der langjährige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nauheim auf dem Weg zum Bus auf offener Strasse plötzlich zusammen. Passanten sorgten dafür, dass er ins Krankenhaus kam, wo er kurz darauf starb.

Hinweis

Der Artikeltext entstammt im Wesentlichen einem Artikel aus der Neuen Frankfurter Presse, Ausgabe vom 6.2.2016, sowie einem Artikel aus der Jüdischen Allgemeinen, Ausgabe vom 11.2.2016

Weblinks (Auswahl)

Siehe auch

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