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Michael Gwisdek

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Michael Gwisdek während der Eröffnung der Berlinale 2009

Michael Gwisdek (* 14. Januar 1942 in Berlin-Weißensee[1]; † 22. September 2020[2]) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.

Leben

Erste Jahre, Ausbildung und Theater

Michael Gwisdek wurde als Sohn eines Gastwirtehepaars, das im Berliner Stadtteil Weißensee eine eigene Gaststätte betrieb, im Januar 1942 geboren.[3][4] Nach der Schulausbildung absolvierte er ab 1957 auf Wunsch seiner Eltern eine Ausbildung zum Gebrauchswerber und Dekorateur, die er mit dem Facharbeiter-Abschluss abschloss.[3] Er arbeitete für ein Jahr bei der HO Lebensmittel als Plakatmaler und Dekorateur in Berlin-Mitte.[3][4] 1960 war er in West-Berlin, wo er als Vertreter für Kochendwasser-Automaten tätig war.[4] Von 1961 bis 1963 war er zunächst als Buffetier in der elterlichen Gaststätte tätig, später war er Clubhausleiter eines Jugendclubs.[3][4] Während dieser Zeit engagierte sich Gwisdek, der mit 16 Jahren nach seiner schulischen Ausbildung das Interesse am Schauspiel – er wollte auf die Schauspielschule von Hilde Körber in West-Berlin – fand, am Arbeitertheater Friedrichshain und am Dramatischen Zirkel Klingenberg.[3] Daneben machte er ein Fernstudium der Regie an der Theaterhochschule Leipzig, bei dem ihm die „Qualifikation als Leiter des künstlerischen Volksschaffens“ zugesprochen wurde.[4] 1964 war er als Verlader in einer Spezialbrigade im Transformatorenwerk Oberspree tätig.[4]

Nachdem Gwisdek zunächst zweimal nach einem Vorsprechen abgelehnt wurde, studierte er von 1965 bis 1968 an der Staatlichen Schauspielschule Berlin.[4] Anschließend erfolgte ein sechsjähriges Engagement am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt, wo er zahlreiche Rollen in klassischen wie modernen Bühneninszenierungen spielte.[3] Vor allem seine Darstellung des Pantalone in Carlo Goldonis Der Diener zweier Herren wurde positiv von Publikum und Kritikern aufgenommen. 1973 holte ihn Regisseur Benno Besson an die Volksbühne Berlin, wo er zehn Jahre engagiert war.[3] Gwisdek spielte hier unter anderem in zahlreichen Inszenierungen von William Shakespeare. In der Bühnenaufführung Wie es euch gefällt (1975) gab er den Probstein, in Hamlet (1977) den Horatio oder den Bleichenwang in Was ihr wollt (1981). Unter Heiner Müller war er in dessen im Jahr 1980 uraufgeführten Theaterstück Der Bau als Donat und in seiner Macbeth-Adaption (1982), wo er einen der drei Macbeths verkörperte. Danach war er ab 1983 am Deutschen Theater engagiert[3], wo er unter anderem 1984 die Titelrolle in Oscar Wildes Bunbury übernahm und 1987 in Jean-Paul Sartres Die Fliegen die Rolle des Pädagogen spielte. 1991 endete sein Engagement. Seitdem arbeitete er als freier Schauspieler.

Film und Fernsehen

DDR

Gwisdek stand parallel zu seiner Bühnentätigkeit auch vor der Kamera. 1968 debütierte er in der Anna-Seghers-Verfilmung Die Toten bleiben jung als SS-Offizier. Danach agierte er in dem DEFA-Indianerfilmen Spur des Falken als Goldsucher und dessen Fortsetzung Weiße Wölfe als Terrorist.[3] In der Filmsatire Till Eulenspiegel gab er den Landsknecht des Ritter Kunz (Franciszek Pieczka) und arbeitete erstmals mit dem Regisseur Rainer Simon zusammen. 1976 besetzte ihn Kurt Maetzig für sein Filmdrama Mann gegen Mann in der Rolle des Kriegsheimkehrers Michael Mähr, der mit derselben Frau verheiratet ist, wie sein Kamerad, worauf es zu einem für Michael tödlichen Duell kommt.[3] In der Filmkomödie Zünd an, es kommt die Feuerwehr (1979), seiner zweiten Zusammenarbeit mit Rainer Simon, übernahm er die Rolle des Karl Moor.[3] In Simons Gegenwartsfilm Jadup und Boel (1980) verkörperte er den Antiquitätenhändler Gwissen, der den titelgebenden Bürgermeister Jadup (Kurt Böwe) zum Nachdenken bewegt.[3]

1982 spielte er bei der Willi-Bredel-Romanverfilmung Dein unbekannter Bruder unter Ulrich Weiß den Conférencier Walter, der einer Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten zugehörig ist.[3] Im Folgejahr arbeitete er erneut mit Weiß für seinen Film Olle Henry zusammen, wo er die Titelrolle des ehemaligen Profiboxers Henry Wolters übernahm.[3] Gwisdek wurde für seine dortige schauspielerische Leistung mit dem DDR-Kritikerpreis „Große Klappe“ als „Bester Darsteller“ ausgezeichnet.[3] 1985 war er als reicher Bankier Jakob Gontard in der Friedrich-Hölderlin-Verfilmung Hälfte des Lebens von Herrmann Zschoche zu sehen.

1988 führte Gwisdek erstmals Regie. Er inszenierte für die DEFA den Historienfilm Treffen in Travers, was ihm 1990 beim 6. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Preis für den besten Film einbrachte und 1989 eine Einladung zum Filmfestival Cannes.[5][3] In Heiner Carows Coming Out, dem ersten DDR-Film mit Homosexualität als Thematik, war Gwisdek als homosexueller Barwirt Achim am Mauerfallstag im November 1989 auf der Kinoleinwand zu sehen.

Nach der Wende

Michael Gwisdek als Wachtmeister Zumbühl, 1994

Nach der Wende war Gwisdek weiterhin in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen und konnte dabei an seine schauspielerischen Erfolge in der DDR anknüpfen. Er arbeitete auch weiter als Filmregisseur. In dem Kammerspiel Abschied von Agnes (1994) über die psychischen Nachwirkungen der DDR schrieb er das Drehbuch und spielte die Hauptrolle des arbeitslosen Wissenschaftlers Heiner.[3] 1998 spielte er in seiner dritten Regiearbeit Das Mambospiel (1998) die Rolle des alternden Schauspielers Martin an der Seite seiner damaligen Ehefrau Corinna Harfouch. Der Film wurde beim Wettbewerb der 48. Berlinale gezeigt.[3]

Roland Gräfs besetzte ihn als Historiker und ehemaligen Oberassistenten Dr. Hans Peter Dallow in seinem DDR-kritischem Drama Der Tangospieler nach dem gleichnamigen Roman von Christoph Hein.[3] Gwisdek wurde 1991 für seine dargebotene Darstellung mit dem Deutschen Filmpreis als „Bester Hauptdarsteller“ ausgezeichnet.[3] 1994 spielte er in Urs Odermatts Wachtmeister Zumbühl die Titelrolle. Daneben gastierte er seit 1996 in diversen Folgen der ARD-Krimireihe Tatort.

Für seine schauspielerische Leistung in Andreas Dresens Tragikomödie Nachtgestalten, wo er die Rolle des Geschäftsmanns Peschke übernahm, erhielt er mehrere Auszeichnungen, unter anderem bei der Berlinale 1999 einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller und im Jahr 2000 den Ernst-Lubitsch-Preis.[3]

Im Fernsehen übernahm er von 2001 bis 2004 in der dreiteiligen ARD-Reihe Marga Engel die Rolle des Anwalts Dr. Henning Gössel.[3] Im ZDF-Vierteiler Liebesau – Die andere Heimat agierte er als Stasimann Hedderbogge. Auf der Kinoleinwand war er in den 2000ern wiederkehrend zu sehen, wie etwa als Verleger in Oskar Roehlers Die Unberührbare (2000), als Mönch in Zoltan Spirandellis Vaya con dios (2002), in Wolfgang Beckers Good Bye, Lenin! oder in Leander Haußmanns Herr Lehmann (2003).[3] 2006 erfolgte mit Elementarteilchen, wo er den Professor Fleißer spielte, eine weitere Zusammenarbeit mit Oskar Roehler.[3]

2010 war er in der Tragikomödie Vater Morgana zu sehen, in der er an der Seite von Christian Ulmen dessen Vater, den an Alzheimer erkrankten Walther Stielike, verkörperte. Im selben Jahr stand er in Bodo Fürneisens Verfilmung des Märchens Die Prinzessin auf der Erbse nach Hans Christian Andersen als König gemeinsam mit seinem Sohn Robert Gwisdek vor der Kamera, der seinen Sohn, den heiratsunwilligen Prinzen, spielt.

In der ZDF-Krimikomödie Schmidt & Schwarz spielte er an der Seite seiner ehemaligen Ehefrau Corinna Harfouch die männliche Hauptrolle des Paul Schmidt. In der Liebeskomödie Jesus liebt mich (2012) von und mit Florian David Fitz spielte er Gott.[1] Für seine prägnante Nebenrolle des alten Friedrich in Oh Boy von Jan-Ole Gerster erhielt er 2013 seinen zweiten Deutschen Filmpreis, diesmal in der Kategorie „Beste Nebenrolle“.[3]

In Jan Georg Schüttes improvisiertem Ensemblefilm Altersglühen – Speed Dating für Senioren (2014) spielte er den Rentner Volker Hartmann, der sich mit seinem Mitbewohner Kurt Mailand (Jörg Gudzuhn) zum Speed-Dating in Hamburg-Rahlstedt verabredet. In der weihnachtlichen Tragikomödie Alle unter eine Tanne (2014) spielte er die Rolle des geschiedenen Arztes Dr. Robert Berger, der seine neue Beziehung mit seiner Sprechstundenhilfe Chrissi (Johanna Gastdorf) vor seiner Frau verheimlicht.

In dem ARD-Fernsehfilm Eins ist nicht von dir (2015) verkörperte er den ehemaligen Flugkapitän Uli Becker, dessen Frau (Barbara Schöne) kurz nach seiner Pensionierung im Sterben liegt und ihm als Letztes offenbart, dass eines ihrer Kinder nicht von ihm ist.

2019 spielte er, neben Dennis Mojen in der Hauptrolle, in der tragikomischen Kinoromanze Traumfabrik, die das Filmwesen der DDR satirisch behandelt, die Rolle des Opa Emil.

Er war 2003 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie.

Privates

Michael Gwisdek war von 1984 bis 2007 mit der Schauspielerin Corinna Harfouch verheiratet, trennte sich aber bereits 1999 von ihr.[6] Aus dieser Verbindung entstammen die Söhne Johannes Gwisdek (* 1980), Komponist und Mitglied der Band Die Tentakel von Delphi, und Robert Gwisdek (* 1984), der ebenfalls schauspielerisch tätig ist und als Rapper Erfolge als Käptn Peng feiert.

Seit Juli 2007 war er mit der Schriftstellerin Gabriela Gwisdek verheiratet. Er lebte in der Gemeinde Schorfheide[7] in Brandenburg.

Gwisdek starb am 22. September 2020 nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie im Alter von 78 Jahren. Er hinterließ seine Ehefrau und zwei Söhne.[8]

Filmografie

Kino

Fernsehen (Auswahl)

Theater

Hörspiele

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Michael Gwisdek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Warner: Presseheft Jesus liebt mich, 2012, S. 13: Michael Gwisdek, geboren 1942 in Berlin-Weißensee.
  2. Michael Gwisdek ist tot, www.spiegel.de vom 23. September 2020
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 3,14 3,15 3,16 3,17 3,18 3,19 3,20 3,21 3,22 3,23 3,24 Michael Gwisdek Biografie bei defa-stiftung.de; abgerufen am 4. Juni 2020.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Michael Gwisdek, in: Internationales Biographisches Archiv 47/2015 vom 17. November 2015, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. November 2015
  5. Michael Gwisdek wird siebzig – Vom Tangospieler zum Alleskönner. In: faz.net, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Januar 2012.
  6. Leute von Welt Online-Ausgabe von Die Welt vom 28. April 2005.
  7. „Super-Illu“ vom 31. Mai 2012.
  8. 23. September 2020, abgerufen am 23. September 2020.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Michael Gwisdek aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.