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Gliedermaßstab

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Ein Gliedermaßstab, gewöhnlich Zollstock, Zollstab oder Meterstab genannt[1], ist ein Messgerät zur Bestimmung von Längen bis zu vier Metern, wobei die übliche Gesamtlänge zwei Meter ist. Weitere Bezeichnungen, teilweise nur regional üblich, sind Meter(-maß), Doppelmeter, Klappmeter[2] oder Gelenkgliedermaßstab.

Das Wort Metermaß bezeichnet neben dem Meterstab auch andere einfache Messgeräte, wie das Maßband (meist 1,5 Meter) für Textilien, auch als Rollmeter bezeichnet.

Glieder­maß­stab
Gliedermaßstäbe, v. l. n. r.: 1-m-Kunststoff-Stab, 2-m-Kunststoff-Stab mit zusätzlicher, rückwärts laufender Skala, 2-m-Holz-Stab mit Scharnieren klassischer Bauform, 2-m-Holz-Stab mit verdeckten Scharnieren

Beschaffenheit

Der Gliedermaßstab besteht aus kurzen Holz-, Kunststoff- oder Metallstreifen, die an den Enden durch genietete Achsen miteinander verbunden sind, wodurch er zusammenlegbar ist. Auseinandergeklappt hat er meist eine Gesamtlänge von einem oder zwei Metern, manchmal drei Meter. Die meisten Gliedermaßstäbe sind zwei Meter lang, bestehen aus zehn Gliedern und lassen sich auf eine Länge von ca. 23 bis 25 Zentimetern zusammenfalten. Ein Meterstab von nur einem Meter Länge lässt sich je nach Anzahl der Glieder auf ca. 10 Zentimeter oder 20 Zentimeter zusammenfalten. Früher waren Gliedermaßstäbe in Zoll geteilt, woher die noch heute geläufige Bezeichnung als Zollstock rührt. Üblicherweise waren sie gelb lackiert. Später gab es die Meterstäbe in Zoll- und Millimeter-Einteilung (Vorder- und Rückseite). Mittlerweile sind sie in Kontinentaleuropa im metrischen System ausgeführt und in Millimeter und Zentimeter geteilt.

Genauigkeit

Für Längenmessgeräte werden Genauigkeitsklassen nach der EG-Richtlinie 2004/22/EG angegeben.[3] Die Genauigkeitsklasse (auch als EG-Genauigkeitsklasse bezeichnet) findet man zusammen mit weiteren Kennzeichnungen im Anfangsbereich der Maßskala.

Die Fehlergrenzen (positiv oder negativ in mm) werden durch die Formel a + b * L ausgedrückt. Dabei ist L die auf den nächsten vollen Meter aufgerundete Größe der zu messenden Länge, a und b sind der Tabelle zu entnehmen. Ist der begrenzende Teilungsschritt eine Fläche, so wird die Fehlergrenze für einen beliebigen Abstand beginnend an diesem Punkt um den in der Tabelle angegebenen Wert c erhöht.

Genauigkeitsklasse a (mm) b (mm/m) c (mm)
I 0,1 0,1 0,1
II 0,3 0,2 0,2
III 0,6 0,4 0,3

Weitere Kennzeichnungen nach 2004/22/EG

Gliedermaßstäbe, die nach 2004/22/EG gekennzeichnet sind, haben neben der Genauigkeitsklasse eine CE-Kennzeichnung. Dem CE-Zeichen folgt ein Rechteck mit einem M und zwei Ziffern. Dies ist die sogenannte Metrologie-Kennzeichnung. Die Ziffern sind die letzten zwei Ziffern des Jahres, "in dem die Kennzeichnung angebracht wurde". Im Allgemeinen also das Herstellungsjahr des Gliedermaßstabes.

Der Metrologie-Kennzeichnung folgt die Kennnummer der sogenannten benannten Stelle. Eine Liste der in Deutschland benannten Stellen führt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt[4].

Winkelmesser-Einteilung: hier 30° und maximale 150°
Winkeleinteilung 2. Version: vorgegebene 45°, 60°, 75°, 90°

Maßteilungen

Bei Gliedermaßstäben können auf der Vorderseite und Rückseite vereinzelt auch unterschiedliche Maßeinteilungen vorhanden sein. So verwendet der Tischler oder Zimmerer mitunter eine Seite mit metrischer Einteilung und die Rückseite mit Zoll, da die Holzstärken oft mit Zollmaßen angegeben werden. Gliedermaßstäbe verfügen manchmal auch über zusätzliche Einteilungen zur einfachen Winkelmessung (siehe Bilder rechts), zur Umrechnung zwischen Durchmesser und Umfang oder eine Fliesen-Teilung.

Spezialvariante mit Tiefenmaß (Tirette)

Sehr selten gibt es Gliedermaßstäbe mit Tiefenmaß. Es besteht, ähnlich wie bei einem Messschieber, aus einem etwa 5 mm breiten, 1 mm starken und etwas über 15 cm langen Metallstreifen mit geprägter Maßeinteilung und einem kleinen Knebel von etwa 2 mm Durchmesser am oberen Ende. Er wird in einer gefrästen Nut an einem Ende des Meterstabes geführt und kann über das Ende herausgeschoben werden, um beispielsweise die Tiefe von Sackbohrungen zu messen. Diese Gliedermaßstäbe konnten sich jedoch aufgrund der aufwendigen Fertigung bei gleichzeitiger relativer Ungenauigkeit im Vergleich zu einer „echten“ „Schublehre“ nicht ausreichend durchsetzen, da ein Tiefenmaß vorwiegend im Metallbereich erforderlich ist, wo herkömmliche Gliedermaßstäbe eher unüblich sind.

Eine Tirette wird im Kugelsport Pétanque zum Messen verwendet, wenn der Abstand von mindestens zwei Spielkugeln zum Cochonnet mit dem Bandmaß nicht zu ermitteln ist.

Geschichte und Etymologie

Der Name Zollstock deutet darauf hin, dass früher ein starrer Stab – ein Stock – von der Länge eines Fußes, einer Elle oder eines Klafters, der in Zoll geteilt war, entsprechend Zollstock genannt wurde.[5] Schon in römischen Zeiten waren jedoch auch Klapp- oder Faltmaßstäbe aus Bronze, Messing oder Holz bekannt, die sich zunehmend durchsetzten. Diese zusammenlegbaren Stäbe werden im Volksmund nach wie vor Zollstock genannt.

Entwicklung der heutigen Mechanik

Funktionsweise des Gliedergelenkstabmaßes
Messing-Klappzollstock (um 1869)

Bereits in Diderots Encyclopédie aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts finden sich Abbildungen von genieteten Gelenkmaßstäben in der heutigen Form.[6] Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden Modelle mit Federn im Gelenk hergestellt, die den Maßstab im gestreckten und gefalteten Zustand arretieren. Die aus Maikammer stammenden Brüder Franz und Anton Ullrich[7] ließen nach über 30-jähriger Entwicklungszeit 1886 ein solches Federgelenk[8] patentieren. Bereits drei Jahre später fand der Klappmeter auf der Weltausstellung in Paris große Beachtung. Gustav Ullrich, der Neffe[9] des Erfinders Anton Ullrich, gründete 1889 in Annweiler am Trifels das Unternehmen Stabila, das noch heute existiert. Etwa zur gleichen Zeit entwickelte der Schwede Karl-Hilmer Johansson Kollén einen zusammenklappbaren Maßstab, der neben dem Schwedischen Zollmaß auch die neu eingeführte Zentimeterskalierung besaß.

Andere Geräte und Werkzeuge zur Längenmessung

Ein starres Metermaß (Schneiderelle) wird häufig im Textilhandel verwendet, wo Stoffe vom Ballen heruntergemessen werden. Diese Meterstäbe sind meist in Zentimeter geteilt. Auch Holzfäller verwenden ein starres Metermaß, um Scheite einen Meter lang zu schneiden. Ein Maßband, Messband oder Bandmaß ist aus einem flexiblen Material (Stoff, Kunststoff, Stahl), das sich aufrollen lässt. Diese Maßbänder gibt es für verschiedene Einsatzgebiete und in verschiedenen Längen. Eine Messlatte, die meist drei oder fünf Meter Länge besitzt, wurde in der Vermessungstechnik zur Längenmessung verwendet. Klappbare, steckbare oder als Teleskop ausfahrbare Nivellierlatten werden in der Geodäsie und im Bauwesen verwendet, um Höhendifferenzen zu bestimmen.

Museen

Im niedersächsischen Flecken Wiedensahl (Landkreis Schaumburg) befindet sich ein Zollstockmuseum.

Besonderes

Gliedermaßstab für Linkshänder

Für Linkshänder gibt es eine spezielle Variante des Gliedermaßstabes. In der linken Hand gehalten, stehen die Zahlen eines gewöhnlichen Gliedermaßstabes auf dem Kopf. Der Linkshand-Zollstock gleicht dies durch umgekehrte Bedruckung aus (siehe Abbildung).

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Tewes Schadwinkel, Günther Heine: Das Werkzeug des Zimmermanns. Th. Schäfer, Hannover 1986, ISBN 3-88746-228-9.
  • Günther Heine: Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers. Th. Schäfer, Hannover 1990, ISBN 3-88746-070-7.

Weblinks

 Commons: Meterstäbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gliedermaßstab aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.