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Metapedia

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Metapedia
„Die alternative Enzyklopädie“
Online-Enzyklopädie mit nationalem, geschichtlichem und rassistischem Themenschwerpunkt
Sprachen 20
Betreiber „NFSE Media AB, Sweden“
Registrierung ja
Online 2006
metapedia <punkt> org

Metapedia ist eine rechtsextreme Online-Enzyklopädie mit den Themenschwerpunkten Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Politik und Geschichte, welche als Wikiprojekt in 20 Sprachen von ihren Benutzern erstellt wird.

Das Projekt startete 2006 in Schweden und wurde 2008 im Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen der Bundesrepublik Deutschland als rechtsextrem eingestuft, da Metapedia-Artikel geschichtsrevisionistische und das NS-Regime verharmlosende Züge aufweisen.[1]

Projekt

Die erste online gestellte Sektion war die schwedische Metapedia am 26. Oktober 2006. Das Projekt wurde vom rechtsradikalen, mehrfach vorbestraften ehemaligen Skinhead Anders Lagerström, seinem Kollegen Lennart Berg und dem Nordiska förbundet (Nordischer Bund) ins Leben gerufen.[2] Der förbundet hatte enge Beziehungen zum Nordiska förlaget (Nordischer Verlag), den der zuvor arbeitslose Lagerström 2002 nach einer Weiterbildungsmaßnahme in Betriebswirtschaft mit Zuschüssen der schwedischen Arbeitsagentur gründete und über den neonazistische Propaganda und White-Power-Musik vertrieben wurden. Neben Online-Aktivitäten veranstaltete der förbundet auch Treffen internationaler Neonazis unter anderem mit Beteiligung von David Duke und Frank Rennicke.[3]

Das Projekt benutzt die MediaWiki-Software. Das Schreiben von Artikeln ist nur nach Anmeldung möglich. Die Inhalte sind durch Geschichtsrevisionismus geprägt. In Bezug auf das NS-Regime treten deutlich verharmlosende bis befürwortende Züge auf (vgl. Rechtsextremismus im Internet).[1] Die deutschsprachige Metapedia bezeichnet sich selbst als „national gesinnt“ und „Weltnetz-Enzyklopädie“.

2010 endeten die Aktivitäten des Nordiska förbundet, das Projekt Metapedia wurde jedoch fortgeführt.[3] Laut Impressum zeichnet heute die Firma „NFSE Media AB, Sweden“ mit Sitz in Linköping für die Internetpräsenz von Metapedia verantwortlich.[4] Die Firma wird von Lennart Berg betrieben.[5]

Von der Metapedia spaltete sich das noch extremere Projekt Rightpedia ab. Einer der Rightpedia-Gründer legte binnen 10 Jahren mehr als 140 „Sockenpuppen“ (zusätzliche Benutzeraccounts) in der Wikipedia an.[6]

Deutschsprachige Version

Die deutschsprachige Sektion ging im Mai 2007 online, enthält ca. 66.000 Artikel und ist derzeit die mit Abstand größte Sprachsektion (vor der englischen mit ca. 13.000 Artikeln); inzwischen existieren zwanzig Sprachversionen.

Inhalte und Ausrichtung

Metapedia beansprucht in der Projektbeschreibung, „über Wahrheiten und Fakten [zu] schreiben und nicht über das, was die politisch korrekte Mehrheit von Schreibern dafür hält und ihren Lesern oktroyiert“. Zwar sei politische Agitation und weltanschauliche Missionierung nach dem Selbstverständnis der Metapedia unerwünscht, dennoch trägt sie eindeutige geschichtsrevisionistische und das NS-Regime verharmlosende Züge, urteilte der Verfassungsschutz NRW in seinem Bericht von 2008.[1]

Über den Metapedia-Artikel Holocaust urteilte 2008 der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen, mit den Formulierungen werde versucht, „den Holocaust auf subtile Art in Zweifel [zu] ziehen, indem sie suggerieren, eine wirkliche wissenschaftliche Nachforschung sei aufgrund der geltenden Strafrechtsnormen nicht möglich“. Es solle „der Eindruck erweckt werden, es habe in Wahrheit keine systematische Judenvernichtung gegeben“, es werde „die Deportation zudem in euphemistischer Weise umschrieben“. In dem Artikel über die Reichspogromnacht im Jahr 1938 werde „bestritten, dass die Übergriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen auf offizielle Anordnung geschehen seien“, und es würden „die Folgen der Pogrome verharmlosend dargestellt“.[1]

Der Sozialwissenschaftler Thomas Pfeiffer sieht die Metapedia ebenso wie die ähnliche Encyclopædia Germanica als „Versuch, rechtsextremistisches Gedankengut im seriösen Gewand zu präsentieren“.[7] Dabei seien sie „eher dem Anspruch nach breitenwirksam, faktisch erscheinen sie als Projekte unter Gleichgesinnten.“[8]

Die Texte der Metapedia sind zum Teil von anderen Webseiten kopiert und anschließend bearbeitet. So stammen einige Inhalte von der deutschsprachigen Wikipedia, wobei die Artikel entsprechend der politischen Ausrichtung von Metapedia abgeändert wurden. Ebenso wurden Texte von der NPD-Website kopiert.[9]

Die Vorsilbe „Meta“ bezieht sich auf den Begriff „Metapolitik“. Damit ist gemeint, dass die politische Eroberung der Gesellschaft mit der Erlangung der intellektuellen Meinungsführerschaft beginnt. Die Begründer dieses Politikansatzes sind in der „Neuen Rechten“ zu finden.[10] Die „verbale Tarnung“ des Projektes mit Hilfe dieser Begrifflichkeiten mit dem Ziel einer großen Breitenwirkung „gelingt auf Metapedia nur eingeschränkt“.[7] Auf der Seite werden weitere Ideen der neuen Rechten, darunter Ethnopluralismus und Euro-Nationalismus, vertreten, die Seite sei „dem pro-europäischen Kulturkampf gewidmet“. Des Weiteren finden sich Fußnoten zu neurechten Organisationen wie dem Thule-Seminar und der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP).[11]

Volker Schmidt bezeichnete Metapedia in der Frankfurter Rundschau als „Alternative […] für sehr rechts denkende Menschen, die ihre Weltanschauung vor lästigem Faktenwissen schützen wollen“.[12]

Österreich

In Österreich war die Metapedia bei Google gelistet und tauchte 2016 unter den ersten fünf Suchergebnissen zu den Begriffen „Holocaust“, „BRD“, „Republik Österreich“, „Juden“ und „Deutsches Reich“ auf. Österreich wird in der Metapedia als deutscher Teilstaat bezeichnet.[13] Mit Stand von Oktober 2020 wurde sie auch auf google.at unter Hinweis auf deutsches Jugendschutzrecht nicht mehr indexiert.[14]

Juristische Ermittlungen

Deutschland

Wegen der rechtsextremistischen Inhalte unterrichtete das Bundesamt für Verfassungsschutz die zuständigen Strafverfolgungsbehörden. Hinsichtlich einer Verlinkung zum Herunterladen des NS-Propagandafilms Der ewige Jude, dessen Rechte der Bundesrepublik Deutschland zustehen, ermittelte das Landeskriminalamt Berlin wegen Urheberrechtsverletzung. Darüber hinaus wurde im Jahr 2008 bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ein Indizierungsverfahren eingeleitet,[15] das nach Angaben der Metapedia-Betreiber am 22. Januar 2009 in der Indizierung mündete. Seit 19. Februar 2009 werden Metapedia-Seiten nicht mehr bei Google.de gelistet.[16]

Schweden

Der schwedische Justizkanzler nahm 2009 Ermittlungen wegen des Verdachts rassistischer Hetze im Artikel zu Adolf Hitler auf. Ein Verfahren wurde nicht eröffnet, da zwar keine Distanzierung von antisemitischen Positionen Hitlers erkennbar und auch eine eher positive Einstellung zu dessen Ansichten anzunehmen sei, dies jedoch keine kriminelle Hetze im Sinne des Gesetzes darstelle.[3]

Rezeption

Thomas Pfeiffer[17] befindet, dass auf Metapedia „[s]chwülstige Sprache und der Begriff der Metapolitik – mit dem das Ziel der kulturellen Hegemonie durch gezieltes Einwirken auf gesellschaftliche Diskurse verbunden ist – […] auch hier an den Duktus und strategischen Ansatz der Neuen Rechten“ erinnern.

Literatur

  • Henrik Arnstad: Ikea Fascism: Metapedia and the Internationalization of Swedish Generic Fascism. Fascism – Journal of Comparative Fascist Studies, Band 4, Heft 2, 2015, S. 194–208, doi:10.1163/22116257-00402002. (englisch)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 „Metapedia“ als nationales Pendant zu „Wikipedia“. In: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen: Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2008. S. 88 f. (PDF; 1,4 MB (Memento vom 15. Oktober 2013 im Internet Archive)).
  2. Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen, an den Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz betreffend die neonazistische Internetplattform „Metapedia“. Österreichischer Nationalrat vom 14. März 2018
  3. 3,0 3,1 3,2 Henrik Arnstad: Ikea Fascism: Metapedia and the Internationalization of Swedish Generic Fascism. Fascism – Journal of Comparative Fascist Studies, Band 4, Heft 2, 2015, S. 194–208, doi:10.1163/22116257-00402002.
  4. Whois Record for MetaPedia.org (englisch)
  5. Extremisternas „uppslagsverk“ kan vara olagligt (Memento vom 15. Juli 2014 im Internet Archive) auf corren.se (schwedisch)
  6. Justin Ward: Wikipedia wars: inside the fight against far-right editors, vandals and sock puppets. Southern Poverty Law Center, 12. März 2018
  7. 7,0 7,1 Thomas Pfeiffer: Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem „rechten Ghetto“. Strategische Funktionen des Internets für den deutschen Rechtsextremismus. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten. Hintergründe – Analysen – Antworten. VS Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15911-9, S. 290–309, hier S. 302 (online).
  8. Thomas Pfeiffer: Virtuelle Gegenöffentlichkeit und Ausweg aus dem „rechten Ghetto“. Strategische Funktionen des Internets für den deutschen Rechtsextremismus. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten. Hintergründe – Analysen – Antworten. VS Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15911-9, S. 290–309, hier S. 307 (online).
  9. Benjamin Weber: Web-Lexikon Metapedia: Das Nazi-Nachschlagewerk. In: Die Tageszeitung. 25. Juli 2008, abgerufen am 17. Januar 2017.
  10. Peter Nowak: „Rechte Wikipediakopie zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Telepolis, 10. Februar 2008.
  11. Wikipedia-Verschnitt: Das rechte Online-Nachschlagewerk Metapedia, abgerufen am 26. März 2012.
  12. Volker Schmidt: Lexikon für Ignoranten. „Metapedia“ wäre gern ein Nachschlagwerk für die rechte Szene. Frankfurter Rundschau, 4. März 2008.
  13. Paul Donnerbauer: Wir haben uns das Wikipedia für Nazis angesehen: Die Google-Suche nach „Republik Österreich“ kann einen aus Versehen leicht auf eine Naziseite führen., vice.com, 4. Februar 2016
  14. Local Law Complaint to Google. lumendatabase.org, Abruf vom 28. Oktober 2020
  15. Bundestags-Drucksache 16/10215 vom 12. September 2008, S. 6f.: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Monika Lazar (PDF; 460 kB)
  16. Julian Bruns, Kathrin Glösel, Natascha Strobl: Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. Unrast, Münster 2014, ISBN 978-3-89771-549-3, S. 147 f.
  17. Thomas Pfeiffer: Gegenöffentlichkeit und Aufbruch im Netz. Welche Funktion erfüllen Websites und Angebote im Web 2.0 für den deutschen Rechtsextremismus? In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten. Springer: 2015, S. 274
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