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Menschen im Hotel

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Menschen im Hotel (Untertitel: Kolportageroman mit Hintergründen[1]) ist ein Roman von Vicki Baum aus dem Jahre 1929.

Der Roman behandelt das Leben in Berlin während der goldenen 1920er Jahre. In den auftretenden Figuren trifft der Leser nicht nur vereinsamte, seelisch deformierte und physisch kranke Menschen an, sondern auch solche, die hinter ihrer bürgerlichen Fassade ein gestörtes Verhältnis zur Realität offenbaren. Das expressionistische Paradigma der Gesellschafts- und Zivilisationskritik wird sichtbar, das die Menschen als Opfer der anonymen Massengesellschaft des 20. Jahrhunderts zeigt. Im Mittelpunkt steht der vereinsamte, psychisch und physisch deformierte Mensch sowie der Verfall bürgerlicher Werte.

Handlung

Der Roman spielt nahezu ausschließlich in einem Berliner Luxushotel (als Vorbild soll das Hotel Excelsior gedient haben) und lebt von den Beziehungen, die zwischen den dort abgestiegenen Gästen entstehen. Gleich zu Beginn des Romans wird die alternde berühmte Balletttänzerin Grusinskaya vorgestellt, die ihren Zenit bereits überschritten hat und nur noch in mäßig gefüllten Theatern tanzt. Vor ihren Auftritten versteht es die Grusinskaya, mit ihrer hysterischen Art die ganze Hotelmannschaft auf Trab zu halten. Im weiteren Verlauf des Romans wird dargestellt, wie die Grusinskaya unter ihrem verblassenden Ruhm, unter ihrer Einsamkeit und ihrem zunehmenden Alter leidet. Sie ist stets schlecht gelaunt, hat Depressionen und nimmt Beruhigungsmittel.

Im Foyer sitzt der vereinsamte und aufgrund einer Kriegsverletzung im Gesicht entstellte Dr. Otternschlag, der immer wieder an der Rezeption fragt, ob nicht eine Nachricht oder ein Brief für ihn abgegeben wurde, was jedoch nie der Fall ist. Dr. Otternschlag lebt als verbitterter Dauermieter im Hotel und ist morphiumsüchtig. Jeden Abend überlegt er sich, ob er nicht mit einer Überdosis aus dem Leben scheiden soll, doch findet er den Mut dazu nicht.

Als nächstes wird Baron Gaigern in die Handlung eingeführt, er ist verarmt und betätigt sich als Fassadenkletterer und Trickbetrüger, was jedoch niemand von ihm denken würde.

Mit Herrn Kringelein betritt ein Angestellter der unteren Mittelschicht das Hotel und verlangt nach einem luxuriös ausgestatteten Zimmer, wie es Herr Generaldirektor Preysing stets zu ordern pflegt, den er zu kennen vorgibt. Weil Kringeleins Erscheinung überhaupt nicht in die Umgebung eines Luxushotels passt, weigert sich die Hoteldirektion zunächst, ihm als Gast ein Zimmer zu überlassen. Der Leser erfährt, dass Kringelein todkrank ist und beschlossen hat, alle Brücken (Familie, Arbeit als Hilfsbuchhalter) hinter sich abzubrechen, um bis zu seinem Tod das Leben zu genießen. Kringelein schließt Bekanntschaft mit Dr. Otternschlag. Beide verabreden sich, um am Abend im Theater die Grusinskaya zu sehen. Es ist dies Kringeleins erster Theaterbesuch.

Am folgenden Tag steigt Generaldirektor Preysing im Hotel ab. Er ist zu Verhandlungen angereist, denn um die Existenz der Firma zu sichern, für die er arbeitet, soll er eine Fusion mit einem Chemnitzer Unternehmen erreichen. Dies schafft er schließlich, doch er betrügt die Verhandlungspartner hinsichtlich einer Kooperation mit einem englischen Unternehmen. Daraufhin möchte er seine Frau hintergehen, indem er versucht, mit der Sekretärin seines Anwalts, Frau Flamm, anzubändeln.

Die Grusinskaya tanzt wieder vor fast leeren Rängen und verfällt in eine erneute Depression. Sie weigert sich weiterzutanzen, flüchtet ins Hotel und will sich dort mit einer Überdosis Beruhigungsmittel das Leben nehmen. In ihrem Zimmer überrascht sie den Baron Gaigern, der soeben ein wertvolles Perlencollier aus ihrem Zimmer stehlen wollte. Gaigern gibt vor, er sei in die Grusinskaya verliebt und wäre über die Fassade in ihr Zimmer eingedrungen, um ihr dies zu gestehen. Während einer Liebesnacht verlieben sich die beiden tatsächlich ineinander. Gaigern soll der Grusinskaya nach Wien folgen.

Um sich Geld für die Reise nach Wien zu organisieren, bändelt Gaigern mit Kringelein an. Er erbietet sich, Kringelein das Leben in der Großstadt zu zeigen. Sie betreten zunächst eine Boutique, in der sich Kringelein einkleidet, fahren Automobil, fliegen, besuchen einen Boxkampf, ein Spielkasino und landen in einem Nachtklub. Dort bricht Kringelein unter Schmerzen zusammen. Im Hotel behandelt ihn Dr. Otternschlag mit Morphium und verhindert, dass Gaigern ihn bestehlen kann. Kringelein erholt sich und scheint wie verwandelt. Er hat seine Buchhalterexistenz abgelegt und sucht seinen Chef Preysing auf. Diesem sagt er die Meinung und verurteilt dessen verstockte Haltung gegenüber den schlechten Arbeitsbedingungen der Angestellten im Betrieb. Seine neue Geliebte, Frau Flamm, ist von Kringelein beeindruckt.

Baron Gaigern hat sich unterdessen als nächstes Opfer den Generaldirektor ausgesucht. Doch erneut wird er ertappt. In einem Handgemenge tötet Preysing den Baron. Die Polizei verhaftet ihn mit Verdacht auf Totschlag. Im Verlaufe der Ermittlungen erfährt seine Familie von seiner Affäre mit Frau Flamm, während in der Firma sein Betrug auffliegt. Preysing ist am Ende, während Kringelein mit Frau Flamm zusammenkommt. Beide beschließen, gemeinsam auf Reisen zu gehen. Otternschlag verbleibt einsam im Hotelfoyer und die Grusinskaya wartet in Wien auf ihren Liebhaber, der nie ankommen wird.

Verfilmungen

Der Roman wurde bisher dreimal verfilmt. 1932 entstand unter dem Titel Grand Hotel eine Hollywoodversion, 1945 eine weitere unter dem Titel Weekend at the Waldorf, 1959 eine deutsche Verfilmung.

Theateradaption

Hörspiele und Hörbücher

Literatur

Die Drehtür als Schicksalsrad. Werner Fuld über Vicki Baum: Menschen im Hotel. In: Romane von gestern – heute gelesen, Band 2 (1918–1933). Herausgegeben von Marcel Reich-Ranicki. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1996.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Der ironische Untertitel wurde in den Nachkriegsausgaben weggelassen, vgl. hierzu die Rezension von Werner Fuld.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Menschen im Hotel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.