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Menhir

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Dieser Artikel behandelt den Monolithen. Zur Musikgruppe siehe Menhir (Band).

Menhir ist eine ursprünglich bretonische Bezeichnung für einen aufgerichteten mehrere Meter großen Monolithen und bedeutet „langer Stein“ (maen = Stein, hir = lang). Diese Bezeichnung fand bereits Ende des 18. Jahrhunderts Eingang in die archäologische Fachliteratur Frankreichs und Kontinentaleuropas. Menhire werden auch Hinkelsteine genannt.

Menhir du Champ-Dolent 9,5 m hoch; bei Dol-de-Bretagne (Ille-et-Vilaine)

Terminologie

Menhire unterscheiden sich von anderen Steinen wie den Findlingen, die während der Eiszeit durch Gletscher geformt und transportiert worden sind, dadurch, dass sie höher als breit sind und absichtlich vertikal gestellt und in der Erde verankert wurden. Sie müssen nicht aus Findlingen bestehen. In vor- und frühgeschichtlicher Zeit aufgestellte und teilweise mit Bildern und Schriftzeichen verzierte Steine, die auf den ersten Blick an Menhire erinnern, sind von diesen zu trennen. Bei den unbeschrifteten nordischen Bauta-, den irischen Ogham- und den Runensteinen der Wikinger handelt es sich um Gedenksteine, die an individuelle Taten oder Personen erinnern sollen.

Die meisten Menhire weisen Höhen zwischen einem und drei Metern auf. Die höchsten Exemplare außerhalb der Bretagne sind der Rudston in Yorkshire mit acht Metern und der Menhir von Punchestown im County Kildare mit sieben Metern.[1] Menhire können ausnahmsweise verziert sein, einige tragen Mondsicheln, Schlangen, Spiralen oder Gerätschaften in Symbolform. Menhire mit menschlichen Konturen nennt man Statuenmenhire. Sie kommen rund um das westliche Mittelmeer, in der Schweiz und auf den Kanalinseln vor. In Deutschland sind die drei Bamberger Götzen und der Menhir von Kirchhain-Langenstein die einzigen Exemplare dieser Art. Menhire kommen einzeln oder auch zu Rechtecken, Quadraten, Kreisen oder in Reihen angeordnet vor. In Westeuropa sind für Kreise und Reihen Bezeichnungen wie Steinreihe und Cromlech im Sinne von (Steinkreis) geläufig.

Zeitliche Einordnung

Die 2004 entdeckte Steinreihe am Cut Hill im nördlichen Dartmoor in Cornwall in England ist die erste, die datiert werden konnte. Sie stammt von 3.500 v. Chr. Man war bisher davon ausgegangen, dass aufgerichtete Steine aus der Bronzezeit stammen (etwa 2.000 v. Chr.) aber die ältesten (nordwesteuropäischen) stammen aus der Jungsteinzeit, auch wenn in der Eisenzeit noch Aufstellungen vorkamen. In Indonesien stammen sie aus dem Mittelalter und der Neuzeit.

Vorkommen

Menhire sind, abgesehen von der Antarktis und Australien, über alle Kontinente verbreitet. Ihr europäischer Schwerpunkt liegt im Westen. Von Skandinavien über Irland, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Tschechien und die Schweiz sind sie auch im mediterranen Raum von Portugal (Menhir da Meada mit etwa sieben Metern der höchste) bis Italien, aber in Europa nicht östlich davon, verbreitet.

Bedingung für die Existenz von Menhiren ist das Vorhandensein geeigneter natürlicher oder mit den Mitteln und Methoden der jeweiligen Zeit bearbeitbarer Steine. Neben spitzen, konischen und obeliskenartigen Steinsäulen finden sich auch gedrungene, pyramidenähnliche und tafelartige Gebilde. Meist wurden Gesteine wie Quarzite, Granit, Gneis, Kalk- und Sandsteine verwendet, Materialien, die in der Nähe des Aufstellungsortes vorhanden waren.

Bretagne

Menhire

Die Mehrzahl der in Frankreich registrierten Menhire befindet sich in der Bretagne. Der größte stehende Menhir ist mit einer Höhe von 10 m und mehr als 150 t Gewicht der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, nordwestlich von Brest im Departement Finistère. Auch der längste, bekannte Menhir findet sich in der Bretagne im Departement Morbihan. Es ist der umgestürzte und in vier Teile zerbrochene „Grand Menhir Brisé“ von Locmariaquer. Ursprünglich etwa 21 m hoch, wird sein Gewicht auf etwa 280 t geschätzt. Er wurde um 4500 v. Chr. aufgerichtet und vermutlich bereits zwischen 4200 und 4000 v. Chr. von Menschenhand gestürzt. Er gehörte zu einer Reihe von 19 Menhiren, welche zerbrochen und später in der Umgebung bei der Errichtung von Dolmen verwandt wurden. Einer dieser Menhire mit einer Gesamtlänge von 14 m fand sich wieder in drei Teilen: als Kammer-Deckstein des in unmittelbare Nähe liegenden Cairns Table des marchands, ein zweiter im nahen Tumulus „Er Grah“ (auch „Er Vingle“ genannt) und der dritte als Deckstein der Dolmenkammer im etwa vier Kilometer entfernten Cairn auf der Insel Gavrinis.

Zur selben Zeit sind auch andere Menhire (La Tremblais) umgestürzt worden, darunter der Scalehir genannte Menhir von Kermaillard bei Arzon auf der Halbinsel Rhuys. Als er 1985 wieder aufgerichtet wurde, fand man auf der Unterseite kunstvolle Gravuren, die von manchen Autoren als Darstellung einer Muttergottheit gedeutet werden.

Andere bedeutende Menhire:[2]

Kermario-Mitte und -West, aus Ost
Kermario-Ost, aus West
  • Im Mané-er-Hroek, Locmariaquer (Morbihan)
  • Caillouan-en-Présidy 7,5 m (Côtes-d’Armor)
  • Champ-Dolent 9,5 m bei Dol-de-Bretagne (Ille-et-Vilaine)
  • Champs-de-Callac 6 m (Côtes-d’Armor)
  • Crec’h-Coulm 7,5 m (Côtes-d’Armor)
  • Kergadiou 11 m (liegend) und 9 m (stehend) (Finistère)
  • Kermarquer (mit Báculos), (Morbihan)
  • La Tremblais (mit Felsritzungen), (Côtes-d’Armor)
  • Le Manio (mit Schlangengravuren), (Morbihan)
  • Penloïc (auch Penglaouic) im Meer bei Loctudy (Finistère)
  • Pergat bei Luargat (Cotes d’Armor): „Das Steinpaar“, 7,5 m groß und kleiner Menhir
  • Saint-Denec bei Porspoder (Finistère): zwei aufrecht und zwei liegende Menhire
  • Menhir von Saint-Uzec im Finistère
  • Vierge (auf der Île d’Hœdic) 4 m (Morbihan)

Steinalleen

Die berühmtesten Steinalleen, die sogenannten Alignements von Carnac, sind Steinreihen bestehend aus bis zu vier Meter hohen, aber auch zahlreichen sehr kleinen Megalithen. Sie liegen nördlich der Stadt Carnac und erstrecken sich über etwa vier Kilometer in Südwest-Nordost-Richtung in den Ortsbereichen:

Weitere Steinalleen:

  • Brasparts (Finistère): „Die versteinerten Tänzer“* Kerzehro bei Erdeven / Carnac: 1.129 Steine in zehn Reihen
  • Grand-Resto und Kersolan bei Languidic (Morbihan): Megalith-Komplex
  • Langon (Ille-de-Vilaine): „Die versteinerten Tänzerinnen“
  • Moulin-de-Cojoux bei Saint-Just (Ille-de-Villaine): Zwei sich schneidende Reihen
  • Penmarc’h (Finistère): vor 150 Jahren noch 500 Steine, heute fast völlig zerstört
  • Pleslin (Cotes-d’Armor)
  • Sainte-Barbe bei Plouharnel / Carnac
  • Saint-Pierre-Quiberon / Carnac

Südfrankreich

Auf dem Mont Lozère liegt der ‘Cham des Bondons’, ein Kreideplateau im Nationalpark Cevennen mit Blick auf den Norden der Stadt Florac. Über das ganze Gebiet verstreut befinden sich 154, aus Granit gehauene Menhire. Zu den Interessantesten führt ein Weg.

Vereinigtes Königreich

Irland

Der Menhir wird auf irisch als 'Callán', 'Dallán' oder 'Liagán' (von Lingam) bezeichnet. In Irland sind Höhen von weniger als einem bis sieben Meter bekannt, wobei große Exemplare die absolute Ausnahme bilden. Der sieben Meter hohe Menhir von Punchestown, im County Kildare, hat an seinem Fuß eine kleine Steinkiste. Im Zentrum des nahe gelegenen Longstone Rath steht der Menhir auch neben einer Steinkiste. Beide sind bronzezeitlich und die Funde vom Longstone Rath weisen auf die frühe Bronzezeit. Leichenbrand wurde an der Basis eines Menhirs von Drumnahare, im County Down (Nordirland) entdeckt. In Carrownacaw ebenfalls im County Down zeigte die Ausgrabung, dass ein Kreisgraben von etwa sechs Metern Durchmesser um einen Menhir von etwa drei Metern Höhe verlief. In der Grabenfüllung wurden Spuren von Leichenbrand, ein Bruchstück von Töpferware und einige Feuersteine gefunden, während weitere Feuersteine inklusive querschneidiger Pfeilspitzen in der Nähe der Basis des Steins gefunden wurden. Die Ausgrabung in Ballycroghan, dem dritten Menhir im County Down zeigte eine Steinkiste von etwa zwei 2 m × 1 m, die 2,5 m von der Basis des Steins entfernt lag. Die Ausgrabung um einen Menhir nahe Newgrange, im County Meath, erbrachte mehrere Feuersteine, von denen einige bearbeitet waren.

Aber nicht alle Menhire kennzeichnen Begräbnisse. Es wird für möglich gehalten, dass einige als Grenzsteine dienten, während andere alte Straßen kennzeichnen könnten, wie im Fall einer Steinreihe nahe dem Lough Gur, im County Limerick, wobei unklar ist was zuerst da war. Es ist jedoch klar, dass Menhire einen heiligen Charakter besaßen, wie ihre Anwesenheit auf alten zeremoniellen Plätzen wie dem Inaugurationsplatz Magh Adhair bei Ennis im County Clare und der Lia Fail in Tara zeigen. Bestimmt ornamentierte Steine aus der frühen Eisenzeit (mit Verzierungen im Latènestil) in Turoe, im County Galway, Castlestrange, im County Roscommon und Killycluggin, im County Cavan, waren zweifellos Kultsteine. In diese Kategorie fallen auch die Lochsteine.

Deutschland

Die Mehrzahl der Menhire in Deutschland ist zwischen einem und vier Metern hoch. Größer ist der Gollenstein im Saarland mit 6,6 m. Manche Menhire wurden zugerichtet, andere, zumeist Findlinge blieben unbearbeitet. Vom vorgeschichtlichen Menschen künstlich aufgerichtete Menhire sind neben Großsteingräbern der zweite in Deutschland anzutreffende Typ megalithischer Denkmäler. Einige wie der in einem Megalithgrab aufgefundene Menhir von Langeneichstädt in Sachsen- Anhalt oder der Menhir von Weilheim wurden mit Ritzungen und Reliefs geschmückt.

Bei vielen Menhiren ist unklar, ob sie aus dem Neolithikum oder aus der Bronzezeit stammen. Aussagekräftiges Fundmaterial findet man in ihrer Umgebung selten, weshalb sich nur wenig über ihre einstige Funktion sagen lässt. Eine Ausnahme bildet der 2,3 m große Opferstein von Melzingen[3] in Niedersachsen der flach auf einem Feld liegt, ursprünglich aber wie archäologische Ausgrabungen ergaben, senkrecht stand. In der unmittelbaren Umgebung weist das Erdreich bis zu zehnfach erhöhte Phosphatwerte auf, die möglicherweise von vergangenen organischen Opfergaben herrühren. Außerdem fanden Prähistoriker neben zahlreichen Feuersteinabschlägen zwei Steinäxte und ein Bronzebeil.

Einzelne Steine und Steinsetzungen unterschiedlicher Größe finden sich in Deutschland vom Saarland über Hessen, Sachsen-Anhalt bis Rheinland-Pfalz. In der Pfalz sind noch etwa 50 Menhire nachweisbar. Die markantesten sind: „Der lange Stein von Mittelbrunn, „der lange Stein von Einselthum, „der lange Stein von Freinsheim“, „der lange Stein von Stahlberg“ und „der Hinkelstein von Otterberg“.

Die Menhire von Benzingerode (Landkreis Harz), der „Lange Stein“ von Seehausen (Landkreis Börde), die „Speckseite“ von Aschersleben und der „Hünenstein“ bei Nohra (Landkreis Nordhausen) fanden sich in der Nähe bronzezeitlicher Anlagen. Auch bei einigen Grabhügeln fand man Menhire, so bei Nebra und Poserna (Burgenlandkreis) sowie bei Leuna (Saalekreis) und Halle-Dölau. Der Menhir von Rothenschirmbach ist gar Teil einer Grabanlage, da er ein Erdgrab bedeckte. Der Menhir von Langenstein bei Kirchhain in Mittelhessen wurde in die Kirchenmauer eingebaut. Er ist 4,75 m (ehemals über 6 m) hoch und etwa zehn Tonnen schwer. Ein Beispiel für einen christianisierten Menhir ist das Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau in der Eifel.

Deutsche Menhire:

Schweiz

In der Schweiz sind über einhundert Menhire bekannt. Sie befinden sich größtenteils in der französischsprachigen Westschweiz im Gebiet der Juraseen in den Kantonen Neuenburg (Menhire der Béroche, Menhir von Bonvillars, Menhire von Corcelles) und Waadt (Alignement von Clendy, Alignement von Lutry).

Korsika

Auf Korsika findet man Statuenmenhire der Megalither und die Torren der Torreaner. 60 korsische Statuenmenhire sind erhalten, die meisten davon in Filitosa.

Sardinien

Der Bätyl von Pischinainos

Auf Sardinien wird eine bestimmte Form prähistorischer Menhire als Baityloi (ital. Betili) bezeichnet. Ob die mit Steinkisten, Felsen- und Gigantengräbern vergesellschafteten Menhire von Pranu Muteddu auch dazu zählen, ist offen.

Es handelt sich meist um schlanke, granatenartig aussehende Steine, die aufrecht stehen. Einige haben Löcher anstelle der Augen, andere haben Brüste. Einer hat ein menschliches Antlitz. Fundstätten sind unter anderem:

Durch Zahnfriese (zinnenförmige Ausbildungen) und Eintiefungen oberhalb der Zugänge) ist belegt, dass sie auch als Dreiergruppe über dem Portal von Gigantengräbern (Madau) und Felsengräbern der jüngeren Generation (zum Beispiel Campu Luntanu) ihren Platz fanden. In Tamuli stehen sechs Bätyle neben den Überresten mehrerer Gigantengräber. Manche Autoren sehen darin einen Beleg für ein Pantheon von drei männlichen und drei weiblichen Gottheiten.[5]

Iberische Halbinsel

El Cabezudo
Phallischer Menhir im Museum von Vilvestre

Die meisten Menhire auf der iberischen Halbinsel verzeichnet Portugal, besonders die Regionen Algarve und Alentejo.

Aber auch in Spanien gibt es Menhire, unter anderem Statuenmenhire: Bekannt sind der Menhir von Guriezo und der Menhir El Cabezudo in Kantabrien, die Lapa de Gargantans in Moraña und der Canto Hicado in Ortigosa de Cameros in der Rioja.

Eine iberische Besonderheit sind die phallischen Menhire. In Spanien findet man solche im Museum von Vilvestre, in der Reserva Arqueológica Menhires del Valle de Tafí in El Mollar und in Ufones bei Zamora. In Portugal sind es der Menhir da Oliveirinha und der Menhir do Outeiro.

Sonstige

Menhir Kamenný pastýř bei Klobuky in Tschechien - einer der seltenen Menhire in dieser Republik

In Italien wurde in Fossa, in der Nähe der Abruzzenhauptstadt L'Aquila, ein Feld mit 550 Gräbern entdeckt. Luftaufnahmen lassen Kreise erkennen, in deren Mittelpunkt mächtige bis zu sechs Meter hohe Menhire ein Grab markieren. Diesen Kult pflegten Menschen, die über ein Jahrtausend lang übereinander an derselben Stelle Gräber anlegten.

Der höchste Menhir Belgiens ist der 4,4 Meter hohe Pierre de Brunehaut (dt. Brunhildenstein). Die Kirikköy Menhire befinden sich im türkischen Thrakien. Auch in Afrika gibt es Menhire (bzw. Steinkreise), von denen viele jedoch zerbrochen worden sind, beispielsweise der Cromlech von Msoura in Marokko.

Die Steinreihen von Kounov (tschechisch Kounovské kamenné řady) befinden sich östlich von Kounov (Tschechien).

Bezeichnung

Der im deutschen Sprachraum gebräuchliche volkstümliche Name lautet Hinkelstein, der sich bereits im Mittelalter herausgebildet hat. Es ist eine missverstandene Ableitung des Wortes „Hünenstein“ (mit der Bedeutung Riesenstein), das über „Hühnerstein“ zum mundartlichen „Hinkelstein“ wurde. In die archäologische Wissenschaft fand er Eingang als Bezeichnung für eine im Westen Deutschlands auf die Bandkeramik folgende neolithische Kultur. Der Begriff Hinkelsteingruppe beruht darauf, dass das namengebende Gräberfeld von Monsheim in Rheinland-Pfalz in der Flur Hinkelstein entdeckt wurde. Dort stand ursprünglich ein Menhir (Hinkelstein), der heute im Schlosshof von Monsheim aufgestellt ist.

Menhire und Flurnamen

Flurnamen sind oft ein guter Indikator für vor- und frühgeschichtliche Fundstellen. Sie bilden eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion früh- und hochmittelalterlicher Besiedlungsvorgänge und sie liefern häufig den letzten Hinweis auf ein ausgegangenes Kulturdenkmal. Wie Flurnamen auf erhaltene oder inzwischen eingeebnete Grabhügel verweisen können, wie sich durch sie auch römische Siedlungen oder frühmittelalterliche Friedhöfe erschließen lassen, so sind auch ausgegangene Menhire gelegentlich in Flurnamen überliefert. Namen wie „Hüner- oder Hinkelstein“, „Langer“ oder „Dicker Stein“ können die einstige Existenz dieser Steinmale bezeugen.

Flurnamen dienten oder dienen vor allem dazu, Dorfbewohnern eine räumliche Orientierungshilfe zu geben. Da sie auch Besitzverhältnisse aufzeigen, ist ein Großteil der Namen in Urkunden, Archiven und Katastern dokumentiert und oft sehr alt. Ein schönes Beispiel für eine alte Flurnamenbezeichnung ist der „Lange Stein“ von Einselthum, Donnersbergkreis/Pfalz. Sie stammt aus dem Jahre 1071 und dürfte eine der ältesten urkundlich erwähnten Nennungen eines Menhirs sein.

Spätere Nutzung

Der christianisierte Menhir von Saint-Uzec mit den Arma Christi

Wiederverwendung

Im Gebiet des Golfs von Morbihan wurden um 4200−4000 v. Chr. mehrere Großmenhire − wahrscheinlich von Menschenhand − umgestürzt. Die beim Umstürzen entstandenen großen Teilstücke wurden als Deckenplatten bei Dolmen (Table des Marchand, Er Grah, Mané Rutual, Gavrinis) eingesetzt.

In Kerdruelland bei Belz haben Archäologen 2006 etwa 50 Menhire entdeckt. Die Steine wurden vor etwa 7000 Jahren aufgestellt und aus unbekannten Gründen etwa drei Jahrtausende später umgestürzt. Nur wenige wurden im Mittelalter als Steinbruch missbraucht. Sie ruhten etwa 4000 Jahre in einer Sedimentschicht, welche sie vor Wind und Wetter schützte und wertvolle Hinweise zu ihrer Geschichte speicherte.

Christianisierung

Manche Menhire wurden durch Kreuze oder andere Symbole „christianisiert“. Beispiele sind das Fraubillenkreuz oder der Menhir von Saint-Uzec.

Menhire in Kunst und Literatur

Populär wurden die Hinkelsteine durch die Comics über Asterix den Gallier von René Goscinny und Albert Uderzo. Asterix' Freund Obelix ist Produzent und Lieferant von Hinkelsteinen. Hinkelsteine sind zwar überwiegend neolithisch, in der Bretagne sind aber auch eisenzeitliche Beispiele – oft kanneliert – bekannt. Siehe auch: Figuren aus Asterix.

Paul Celan hat ein Gedicht mit dem Titel „Le Menhir“ verfasst.[6] Es erschien erstmals 1963 im Gedichtband „Die Niemandsrose“.[7]

Annette von Droste-Hülshoff schrieb das Gedicht „Der Hünenstein“, das in ihrer Gedichtsammlung (1844) im Zyklus ‚Heidebilder‘ steht.

Literatur

  • Kolloquium: Autour de la Table. Explorations archéologiques et discours savants sur des architectures néolithiques à Locmariaquer, Morbihan. Laboratoire de recherches archéologiques (LARA), Universität Nantes 2009, S. 700ff ISBN 2-86939-228-1 (Weblink: http://lara-polen.univ-nantes.fr/IMG/pdf/23BonniolCassen2.pdf)
  • Jonathan Skolnik: Kaddish for Spinoza. Memory and Modernity in Heine and Celan. In: New German Critique. 77, Spring/Summer 1999, ISSN 0094-033X, S. 169–186, Online (englisch).
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 36).
  • Detert Zylmann: Das Rätsel der Menhire. Probst, Mainz-Kostheim 2003, ISBN 3-936326-07-X.
  • Seán P. Ó Ríardáin: Antiquities of the irish countryside. Ruaidhrí de Valera (Hrsg.) S. 143 ff.
  • Johannes Groth: Menhire in Deutschland. Nünnerich-Asmus Verlag und Media, Mainz 2013, ISBN 978-3-943904-18-5

Einzelnachweise

  1. The Megalithic Portal Punchestown - The Long Stone
  2. Pierre-Roland Giot: Vorgeschichte in der Bretagne : Menhire und Dolmen, 1992. ISBN 2-85543-076-3
  3. M. Kuckenberg: Kultstätten und Opferplätze in Deutschland – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter Theiss Stuttgart ISBN 978-3-8062-2076-6 S. 34
  4. Paul Steiner: Steine als uralte Kultzeichen im Trierer Land Trierischer Volksfreund Nr. 55, Jahrgang 1930, Stadtarchiv Trier.
  5. Rainer Pauli: Sardinien, 7. Auflage, Ostfildern 1990, S. 234: „Papst Gregor I. schrieb 594 n. Chr. über die Sarden in der Barbagia: „(Dum enim) Barbaricini omnes ut insensata animalia vivant, Deum verum nesciant, ligna autem et lapides adorent“. Sie leben wie seelenlose Tiere, wissen nichts von Gott und beten Steine und Hölzer (Menhire und Idole) an.“
  6. Le Menhir, abgedruckt in: Anne-Maria Sturm: Das Konzept der Involution als Paradigma der Interpretation in Paul Celans Gedichtsband „Die Niemandsrose“. Magisterarbeit 2008. ISBN 978-3-640-37698-8, S. 58
  7. Paul Celan: Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996. ISBN 978-3-518-40738-7

Weblinks

 Commons: Menhir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Menhir – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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