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Mellingen AG

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AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Mellingen zu vermeiden.
Mellingen
Wappen von Mellingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton AargauKanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4033i1f3f4
Postleitzahl: 5507
Koordinaten: (663218 / 252408)47.4194428.276389352Koordinaten: 47° 25′ 10″ N, 8° 16′ 35″ O; CH1903: (663218 / 252408)
Höhe: 352 m ü. M.
Höhenbereich: 341–445 m ü. M.[1]
Fläche: 4,87 km²[2]
Einwohner: 4659 (31. Dezember 2010)[3]
Einwohnerdichte: 957 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
29,2 % (31. Dezember 2010)[4]
Website: www.mellingen.ch
Ansicht von Mellingen

Ansicht von Mellingen

Lage der Gemeinde
TurgiWürenlosDeutschlandKanton ZürichBezirk BremgartenBezirk BruggBezirk LaufenburgBezirk LenzburgBezirk ZurzachBaden AGBaden AGBellikonBergdietikonBirmenstorfEhrendingenEnnetbadenFislisbachFreienwilGebenstorfKillwangenKüntenMägenwilMellingen AGNeuenhof AGNiederrohrdorfOberrohrdorfObersiggenthalRemetschwilSpreitenbachStetten AGTurgiUntersiggenthalWettingenWohlenschwilWürenlingenWürenlosKarte von Mellingen
Über dieses Bild
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Mellingen (schweizerdeutsch: ˈmɛliɡə)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden des Schweizer Kantons Aargau. Die Kleinstadt liegt auf halben Weg zwischen Baden und Lenzburg an der Reuss.

Geographie

Das Städtchen liegt auf der linken Seite der Reuss, die hier von Südosten nach Nordwesten fliesst. Das überbaute Gebiet liegt in einer flachen Ebene, die im Westen durch die Endmoräne von Wohlenschwil, im Süden durch den Wagenrain und im Nordosten durch flache bewaldete Hügel begrenzt wird. Im Nordwesten fliesst die Reuss durch eine etwa 100 Meter breite und 40 Meter tiefe Schlucht.[6]

Der höchste Punkt liegt auf 445 Metern im Gebiet Schneeschmelzi (Brand), rund zwei Kilometer ostnordöstlich des Zentrums, der tiefste auf 344 Metern an der Reuss. Das Gemeindegebiet ist 486 Hektaren gross, davon sind 152 Hektaren bewaldet und 142 Hektaren überbaut.

Nachbargemeinden sind Birmenstorf im Nordwesten, Fislisbach im Norden, Niederrohrdorf im Osten, Stetten im Südosten, Tägerig im Süden und Wohlenschwil im Westen. Im Norden grenzt Mellingen ausserdem an die Exklave Rütihof der Gemeinde Baden.

Geschichte

Altstadt von Südosten her gesehen
Reussbrücke mit Brückentor

Auf dem Gemeindegebiet von Mellingen wurden zahlreiche Funde aus der Mittelsteinzeit und der Jungsteinzeit gemacht. Die Dorfsiedlung Mellingen stammt aus alamannischer Zeit, deren Kirche wurde 1045 erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf war nicht identisch mit dem heutigen Städtchen. Es lag am rechten Ufer der Reuss und hiess im Hochmittelalter auch Trostburger Twing. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Mellingun und bedeutet «bei den Leuten des Mello». Im Spätmittelalter war der Name Menelingen in Gebrauch.[5]

Das Dorf gehörte zuerst den Grafen von Lenzburg, bis sie schliesslich durch Vererbung in den Besitz der Grafen von Kyburg gelangte. Um 1230 gründeten die Kyburger das eigentliche Städtchen Mellingen am linken Ufer der Reuss und liessen eine Ringmauer errichten. Mindestens seit 1253 besteht eine Brücke über den Fluss. Die Habsburger, die 1273 Landesherren geworden waren, verliehen Mellingen 1296 das Stadtrecht. Im Jahr 1364 erwarb die Stadt die niedere Gerichtsbarkeit über den Trostburger Zwing von den Herren von Trostberg, die auf der Trostburg (Teufenthal) residierten, 1400 auch die hohe Gerichtsbarkeit.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Mellingen war nun Bestandteil der Grafschaft Baden, vermochte aber sein Marktrecht und seine gerichtliche Autonomie zu behaupten. Die Zehnten musste die Stadt an das Kloster Königsfelden abliefern, der Twing an das Agnesspital in Baden. Mellingen besass die niedere Gerichtsbarkeit über Stetten (1415–1494) und Tägerig (1543–1798). Am 1. September 1505 wütete ein grosser Stadtbrand, der fast alle Gebäude zerstörte.

Das katholische Mellingen war der wichtigste Brückenkopf zwischen den reformierten Städten Bern und Zürich und deshalb Schauplatz zahlreicher konfessionell motivierter Kampfhandlungen. Zwischen 1528 und 1712 war das Städtchen nicht weniger als zwölf Mal durch Truppen besetzt, so zum Beispiel vor der Entscheidungsschlacht im Schweizer Bauernkrieg von 1653. Die aufständischen Bauern kapitulierten bei Wohlenschwil vor den Toren der Stadt und mussten im Mellinger Frieden harte Bedingungen akzeptieren. Nach dem Zweiten Villmergerkrieg von 1712 kam Mellingen unter die Herrschaft der reformierten Orte Zürich, Bern und Glarus.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Mellingen musste seine Sonderstellung aufgeben und gehörte zum kurzlebigen Kanton Baden. Erst damals wurde der Trostburger Twing endgültig ein fester Bestandteil Mellingens. Seit 1803 gehört die Gemeinde zum Kanton Aargau. Mellingen engagierte sich stark für den Bau der Nationalbahn. Am 6. September 1877 konnte die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen eröffnet werden, doch bereits ein Jahr später ging das Unternehmen bankrott. Um die Schulden zu begleichen, musste der gesamte Waldbestand der Ortsbürgergemeinde an den Kanton verkauft werden.

Um 1900 verschwand wegen der Reblaus-Epidemie der seit dem Mittelalter blühende Weinbau vollends. Etwa um dieselbe Zeit siedelten sich erste Industriebetriebe an. In den 1960er Jahren entstand neben dem Bahnhof das grösste Benzin- und Öltanklager der Schweiz. Im selben Jahrzehnt hatte das Städtchen seine grösste Wachstumsphase, als die Einwohnerzahl um mehr als zwei Drittel zunahm. Am 22. Mai 1975 wurde der Heitersbergtunnel nach Killwangen eröffnet.

Sehenswürdigkeiten

Das Zentrum Mellingens ist die mittelalterliche Altstadt. Ihr Grundriss entspricht annähernd einem gleichschenkligen Dreieck, das sich dem linken Ufer der Reuss entlangzieht. Die kurze Hauptgasse zwischen Lindenplatz und Reussbrücke teilt die Altstadt in ihrer Mitte. Entlang der Längsachse verlaufen zwei parallele Strassenzüge. Die Stadtmauern wurden im 18. Jahrhundert dem Verfall überlassen und deren Reste schliesslich abgebrochen.[7]

Der Zeitturm erhebt sich über dem Lenzburgertor am stumpfen Winkel des Stadtgrundrisses. An beiden Fassaden des mit einem schlanken Dachreiter versehenen Turms sind Uhren zu finden, wobei das der Hauptgasse zugewandte Zifferblatt besonders reich verziert ist. Das Lenzburgertor ist das einzige Tor im Kanton Aargau, bei dem das Vorwerk erhalten geblieben ist.[8] Der zylinderförmige Rundturm am nordwestlichen Ende der Altstadt (auch als Hexenturm bezeichnet) diente einst zur Verteidigung des nördlichen Vorgeländes. 1902 brannte er aus und wurde danach wieder instand gesetzt.[9]

Zeitturm mit Lenzburgertor

Der ersten, im Jahr 1253 erwähnten Brücke folgten mehrere Neubauten. Eine 1794 errichtete pfeilerlose Holzbrücke wurde 1928 durch eine schlichte Eisenkonstruktion ersetzt. Zur Brücke gelangt man von der Hauptgasse aus durch das Brückentor (auch Grosses Tor genannt). Flankiert wird es vom ehemaligen Rathaus und einem Gasthaus.[10] Der Kern des Rathauses reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die Gemeindeverwaltung nutzt das Gebäude seit 1856 nicht mehr, die Ausstattung der spätgotischen Ratsstube wurde 1889 entfernt und ist heute im Schweizerischen Landesmuseum zu sehen.[11] An der südöstlichen Ecke der Altstadt steht der Iberghof, ein befestigtes Gebäude mit angebautem Rundturm.[12]

Dem Iberghof zugewandt ist die katholische Stadtkirche, die bereits im 10. Jahrhundert existiert haben dürfte. Das heutige barocke Kirchengebäude entstand in den Jahren 1675/76. Erhalten geblieben ist der Kirchturm aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, der jedoch seither freistehend ist und nicht direkt mit dem übrigen Gebäude verbunden ist. Das Kircheninnere wurde im 19. Jahrhundert durchgreifend klassizistisch umgestaltet.[13] An der Verzweigung von Lenzburger- und Bremgarterstrasse, unmittelbar beim Friedhof, befinden sich die katholische Antoniuskapelle und die reformierte Kirche.

Wappen

Ehemalige Stadtherberge von 1541 mit altem Stadtwappen und Drudenfuss als Hinweis für unentgeltliche Unterkunft und Verpflegung

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Unter rot-weiss-rotem Schildhaupt in Gelb steigender roter Löwe.» Das Stadtsiegel von 1293 vereinte erstmals das habsburgische und das österreichische Wappen. Dieses Wappen wurde aber jahrhundertelang nicht verwendet. Stattdessen ist seit dem frühen 14. Jahrhundert eine rote Kugel in Weiss überliefert, die Farben erschienen ab 1512 umgekehrt. Zur selben Zeit hatte der am rechten Reussufer liegender Weiler Mellingen-Dorf einen silberweissen Eberkopf auf schwarzem Grund als Wappen. 1935 beschloss der Gemeinderat, das ältere Wappen zu führen.[14]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[15]

Jahr 1600 1755 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner etwa 400 325 586 746 899 1538 1634 1941 3211 3285 3827 4239 4659

Am 31. Dezember 2010 lebten 4659 Menschen in Mellingen, der Ausländeranteil betrug 29,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 46,3 % römisch-katholisch, 27,7 % reformiert, 4,1 % christlich-orthodox und 7,8 % moslemisch; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[16] 83,0 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 4,9 % Italienisch, 2,6 % Albanisch, 2,1 % Serbokroatisch, 1,1 % Türkisch, 0,8 % Französisch, 0,7 % Portugiesisch.[17]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Birmenstorf, Gebenstorf, Mägenwil, Turgi und Wohlenschwil zuständig ist.

Wirtschaft

In Mellingen gibt es gemäss Betriebszählung 2008 mehr als 250 Unternehmen mit rund 1500 Arbeitsplätzen, davon 2 % in der Landwirtschaft, 35 % in der Industrie und 63 % im Dienstleistungssektor.[18] Viele Erwerbstätige sind jedoch Wegpendler und arbeiten unter anderem in der Stadt Baden und dem Limmattal westlich von Zürich.

Medien

Amtliches Publikationsorgan der Gemeinde Mellingen ist der erstmals 1899 erschienene «Reussbote». Gedruckt wird die zweimal wöchentlich erscheinende Lokalzeitung für das untere Reusstal, den Rohrdorferberg und angrenzende Gemeinden in der Mellinger Druckerei Nüssli.[19]

Verkehr

Bahnhof Mellingen-Heitersberg

Die Station Mellingen an der Bahnlinie Lenzburg–Wettingen (ehemalige Nationalbahn) liegt etwa zwei Kilometer nördlich des Städtchens. Diese Linie wurde am 12. Dezember 2004 geschlossen. Als Ersatz wurde am selben Tag der neue Bahnhof Mellingen-Heitersberg an der Haupteisenbahnlinie Lenzburg–Zürich eröffnet, wo seit dem Fahrplanwechsel stündlich Züge der S-Bahn Zürich halten. Zusätzlich gibt es Postautolinien nach Baden, Brugg, Bremgarten, Dättwil, Mägenwil und Wohlen. Mit dem neuen Taktfahrplan der Bahn 2000 konnten die Fahrzeiten in die umliegenden Wirtschaftszentren mehr als halbiert werden. Mellingen liegt etwa fünf Kilometer von der Autobahn A1 entfernt.

Bildung

Es gibt drei Kindergartenstandorte (Weihermatt, Friedweg und Trottenstrasse) und zwei Schulstandorte (Bahnhofstrasse und Kleine Kreuzzelg), an denen alle Schulstufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet werden (Primarschule, Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule). Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Mellingen AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
  3. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  4. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. 5,0 5,1 Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 268.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  7. Peter Hoegger; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band VI: Bezirk Baden I, Birkhäuser Verlag, Basel 1976, ISBN 3-7643-0782-X, S. 385 und 389–390.
  8. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 391–394
  9. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 394–395
  10. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 395–397
  11. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 421–424
  12. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 424–428
  13. Hoegger, Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, S. 399–414
  14. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 211.
  15. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistisches Amt des Kantons Aargau, 2001, abgerufen am 3. April 2012.
  16. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
  17. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
  18. Betriebszählung 2008. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
  19. Reussbote
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