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Medienwissenschaft

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Medienwissenschaft beschäftigt sich mit Formen der Realitätsdarstellung. (Hier: Pressefotografen bei ihrer Arbeit.)

Medienwissenschaft ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Medien, insbesondere den Massenmedien, und der öffentlichen Kommunikation. Die Medienwissenschaft gründet in der sprach- und geisteswissenschaftlichen Beschäftigung mit den Medien in der Literatur-, Theater-, Kunst- und Musikwissenschaft. Gegenstand der Forschung sind vor allem Printmedien (Zeitung und Zeitschrift), Hörfunk, Fernsehen und Online-Medien. Viele Medienwissenschaftler zählen auch die Filmwissenschaft zu ihrer Disziplin.

Die Hauptarbeitsbereiche der Medienwissenschaft sind die Medienanalyse, -geschichte und -theorie. Im Gegensatz zur sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft, bei welcher der Schwerpunkt oft auf den Wechselwirkungen zwischen Massenmedien und Gesellschaft liegt (Rezeption), stehen bei der Medienwissenschaft die Fragen nach der Programmgestaltung, der Organisation und Technik im Vordergrund.

Geschichte und Disziplinen

Die Anfänge der Medienwissenschaft gehen auf wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich des Zeitungs- und Zeitschriftenwesens zurück. Bereits 1916 wurde in Leipzig ein Institut für Zeitungswissenschaft eingerichtet, ihr erster Ordinarius wurde Erich Everth. Eine weiter gefasste Medienwissenschaft hat sich erst ab Ende der 1970er-Jahren als eigenständige Disziplin etabliert. Sie ist im Überschneidungsbereich von Sprach-, Literatur-, Theater- und Kulturwissenschaft, Soziologie, Sozialer Arbeit, Psychologie, Politikwissenschaft, Wirtschaft, Jura, Pädagogik und Informatik angesiedelt.

In Deutschland sind in der Geschichte der Medienwissenschaft zwei Ströme zu beobachten: einerseits die Ausrichtung als Geistes- und Kulturwissenschaft, andererseits als Sozialwissenschaft oder in Anlehnung an die sozialwissenschaftliche Kommunikationswissenschaft.

Medienwissenschaft als Geistes- und Kulturwissenschaft

Der erste große Aspekt der Medienwissenschaft fußt in Geistes- und Kulturwissenschaften wie der Theaterwissenschaft und der Literaturwissenschaft und weitet sich seit den 1990er-Jahren bedeutend aus. In dieser Ausrichtung hat sich die Wissenschaft in Deutschland heute hauptsächlich herausgebildet und etabliert.

Einen klaren Beginn der Medienwissenschaft festzuschreiben, ist schwer möglich, denn medienwissenschaftliche Thesen und Fragen haben andere geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplinen immer schon begleitet – so diskutiert bereits die antike Philosophie Unterschiede zwischen Sprache und Schrift, zwei der ältesten Medien. Diese Perspektiven können heute nachträglich als medienwissenschaftlich bezeichnet werden, ohne dass der Begriff oder gar eine Institutionalisierung der Disziplin damals bereits existierte.

In den 1960er-Jahren wandte sich vor allem die Germanistik anderen Medien zu, da im Zuge einer Neuorientierung mittlerweile auch alltagsnahe Texte in den Fokus genommen wurden. Die Institutionalisierung der Medienwissenschaft lief über Umwege, zu einem Großteil über die Gründung von film- und fernsehwissenschaftlichen Instituten.

Die geisteswissenschaftliche Form der Medienwissenschaft entstand seit den 1970er- und 1980er-Jahren aus der textorientierten geisteswissenschaftlichen Germanistik und der Theaterwissenschaft als Pendant zur stärker empirisch arbeitenden, sozialwissenschaftlichen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.

Als eine der ersten Publikationen zu dieser neuen Richtung gilt der von Helmut Kreuzer herausgegebene Band Literaturwissenschaft – Medienwissenschaft, der die Referate des Düsseldorfer Germanistentages 1976 zusammenfasste. In der Vorbemerkung zu dem Band wird noch von „riskantem Dilettieren“ gesprochen.

Speziell zu Beginn der 1980er-Jahre wurde anerkannt, dass die gesellschaftliche Schlüsselfunktion der Medien eine Ausweitung des Kanons der literarischen Texte auf Veröffentlichungen in der Massenpresse, Hörspiele und schließlich Fernsehspiele nötig machen würde. Auch die Rolle des Texttransfers vom einen Medium ins andere, wie etwa die Literaturverfilmung wurden problematisiert. Dazu kam die Erkenntnis der Bedingtheit und Abhängigkeit jedes literarischen Werks von seinem Medium, also des Dramas von der Bühnendarstellung, des Hörspiels vom Radio, des Romans vom Buch. Teilweise fand ein Paradigmenwechsel von der Literatur zu den Medien statt.

1984 wurde das Referateorgan Medienwissenschaft: Rezensionen gegründet. Germanistik und Literaturwissenschaft sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft näherten sich methodisch aneinander an, etwa beim Symposion „Empirische Methoden der Literaturwissenschaft“ 1981 in Siegen, wo von den Literaturwissenschaftlern auch Publizistik- und Kommunikationswissenschaftler eingeladen wurden oder umgekehrt beim Symposion „Wege zur Kommunikationsgeschichte“ im Jahre 1987 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.

1988 erschien das Werk Ansichten einer künftigen Medienwissenschaft (herausgegeben von Rainer Bohn, Eggo Müller und Rainer Ruppert) in Anlehnung an das 1969 erschienene Buch Ansichten einer künftigen Germanistik von Jürgen Kolbe, in dem bereits der Gedanke an die medienwissenschaftliche Forschung innerhalb der Germanistik geäußert worden war.

Die heutige Medienwissenschaft zeichnet sich durch eine Pluralität von Ansätzen, Methoden und Gegenständen aus. Mitunter wird diese Perspektive der Medienwissenschaft, in Abgrenzung zur sozialwissenschaftlichen Medienwissenschaft, auch als „Medienkulturwissenschaft“ bezeichnet.

Medienwissenschaft als Sozialwissenschaft

Siehe auch Hauptartikel Kommunikationswissenschaft

Die Medienwissenschaft in der Tradition anderer Sozialwissenschaften wie der Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Ökonomie hat ihren Schwerpunkt in erster Linie auf den Massenmedien, deren politischer, sozialer, ökonomischer und kultureller Rolle und ihrer Wirkung, die sie mit der Erstellung und Distribution von Medieninhalten auf das Publikum haben. Teilweise lehnen sich auch geisteswissenschaftlich orientierte medienwissenschaftliche Institute an die sozialwissenschaftliche Kommunikationswissenschaft an oder bedienen sich teilweise auch empirischen Methoden wie sie eigentlich für diese Wissenschaft typisch sind.

Eine wichtige sozialwissenschaftliche Fragestellung innerhalb der Medienwissenschaft ist die nach der Bedeutung, die den Medien für die Herstellung geschlechtsspezifischer Identitäten zukommt. Ausgehend von der zentralen Funktion, die Medien für die Konstruktion von Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften einnehmen, wird dabei den geschlechtsspezifischen Dimensionen des Ein- und Ausschlusses nachgegangen. Im Zentrum der geschlechtersensiblen Medienwissenschaft steht die Frage nach geschlechterhierarchischen Konstruktionen, die zu ungleichen Teilhabechancen von Männern und Frauen an den symbolischen Ressourcen der Gesellschaft führen.

Zentrale Arbeitsfelder

Die drei zentralen Arbeitsfelder der Medienwissenschaft sind Medienanalyse, Mediengeschichte und Medientheorie. Diese Aufteilung hat sich bereits in den 1960er-Jahren herausgebildet und „ist weitgehend Konsens unter den Medienwissenschaftlern der Zeit gewesen, so dass es dazu keiner systematischen Begründung bedurfte“ (Knut Hickethier).[1]

Heute verschwimmen die Grenzen und die Forschung wird durch zusätzliche Aspekte ergänzt. Die Teildisziplinen, die sich in vielen Fällen mit anderen Fächer überschneiden, reichen von der Medienanthropologie über die Medienpädagogik und Medienphilosophie bis hin zum Medienrecht.

Öffentliche Foren

Für den wissenschaftlichen Austausch und als öffentliches Forum wurde 1977 die International Association for Media and History (IAMHIST)[2] gegründet, die das Historical Journal of Film, Radio and Television herausgibt. Ebenfalls international ausgerichtet ist die 1959 gegründete Society for Cinema and Media Studies (SCMS).[3] Im deutschsprachigen Raum gibt es die Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)[4], die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und den Studienkreis Rundfunk und Geschichte (StRuG). Das Adolf-Grimme-Institut untersucht kontinuierlich die deutschen Fernsehprogramme nach Qualitätssendungen und vergibt jährlich entsprechende Auszeichnungen, denen jeweils intensive medienwissenschaftliche Sichtungen und Beratungen zugrunde liegen. Die ebenfalls jährlich stattfindenden Mainzer Tage der Fernsehkritik des ZDF sind eines der weiteren Foren, die Leute aus der Praxis und Medienwissenschaftler zu einer öffentlichen Rückschau, Bestandsaufnahme und Perspektiven-Veranstaltung versammeln. Die Medientage München veranstalten einen jährlich stattfindenden international ausgerichteten Medienkongress. - In Frankreich engagiert sich die Société pour l'histoire des médias (SPHM)[5] für die Erforschung der Mediengeschichte.

Studium

Das Studium der Medienwissenschaft ist (je nach wissenschaftlicher Ausrichtung meist in Kombination mit der verwandten Kommunikations-, Theater- oder Literaturwissenschaft) an diversen europäischen Hochschulen möglich. Wegen der teilweise künstlerisch-kreativen Ausrichtung gibt es neben universitären Angeboten auch Lehrgänge an Fachhochschulen oder an Künstlerischen Hochschulen. Die Vergabe der Studienplätze erfolgt wegen der hohen Attraktivität des Fachs anhand eines örtlichen Auswahlverfahrens (Numerus clausus), häufig werden zusätzlich auch Eignungs- und Auswahltests durchgeführt. Besonderer Wert wird dabei auf sehr gute Deutschkenntnisse, gute Kenntnisse der englischen Sprache und manchmal weiterer Fremdsprachen gelegt. Zum Teil dienen medienwissenschaftliche Studiengänge zur Ausbildung für die Berufspraxis, zum Teil haben sie einen rein wissenschaftlichen Anspruch.

Literatur

  • Günter Bentele, Hans-Bernd Brosius, Otfried Jarren (Hrsg.): Öffentliche Kommunikation. Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-13532-5
  • Manfred Faßler & Wulf R. Halbach (Hrsg.): Geschichte der Medien. Fink, München 1998, ISBN 3-8252-1984-4
  • Rainer Leschke: Einführung in die Medientheorie. Fink, München 2003, ISBN 3-8252-2386-8
  • Claudia Liebrand, Irmela Schneider, Björn Bohnenkamp, Laura Frahm (Hrsg.): Einführung in die Medienkulturwissenschaft. Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-9142-9
  • Peter Ludes: Einführung in die Medienwissenschaft – Entwicklungen und Theorien. Berlin 2003, ISBN 978-3-503-06178-5
  • Knut Hickethier: Einführung in die Medienwissenschaft. Metzler, Stuttgart 2003, ISBN 3-476-01882-2
  • Hans-Jürgen Lüsebrink: Französische Kultur- und Medienwissenschaft. Eine Einführung. Narr, Tübingen 2004, ISBN 3-8233-4963-5.
  • Elisabeth Noelle-Neumann & Winfried Schulz & Jürgen Wilke Hgg.: Das Fischer Lexikon Publizistik: Massenkommunikation. 7. Auflage. Fischer, Frankfurt 2000, ISBN 3-596-12260-0
  • Dieter Prokop: Gegen Medien-Lügen. Das neue Kulturindustrie-Lexikon. Hamburg 2004
  • Gebhard Rusch (Hrsg.): Einführung in die Medienwissenschaft. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002, ISBN 3-531-13323-3.
  • Helmut Schanze (Hrsg.): Metzler-Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaft: Ansätze, Personen, Grundbegriffe. Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01761-3
  • Bernward Wember: Wie informiert das Fernsehen? List, München 1976, ISBN 3471791205 ISBN 9783471791202

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Medienwissenschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Medienwissenschaft aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.