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Maximilian Kolbe

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P. Maximilian Kolbe 1939

Maximilian Maria Kolbe OFMConv (polnisch Maksymilian, gebürtig Raimund Kolbe; * 7.[1] oder 8. Januar[2] 1894 in Zduńska Wola, Generalgouvernement Warschau, Russisches Kaiserreich; † 14. August 1941 im Stammlager des KZ Auschwitz ermordet) war ein polnischer Franziskaner-Minorit und Märtyrer. Er wird von der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Auch der evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika und der anglikanischen Kirche gilt er als denkwürdiger Glaubenszeuge. Sein Gedenktag in der Liturgie ist der 14. August.

Vor der Zeit der Machtergreifung und auch noch während der Diktatur Hitlers betrieb er eine rege Missionsarbeit. 1941 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er für einen Mithäftling in den Hungerbunker ging. Er wurde am 10. Oktober 1982 von Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Leben

Herkunft und Jugend

Kolbe wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, er war der Sohn des deutschstämmigen[3] Webers Julius Kolbe und seiner Ehefrau Maria, geborene Dąbrowska. Er hatte vier Geschwister, von denen zwei an Tuberkulose starben. Der Vater arbeitete erst als Fabrikarbeiter in Łódź und ab 1897 in Pabianice. Danach führte er eine Buchhandlung mit religiöser Literatur. 1914 trat Julius Kolbe in die polnische Legion[4] Piłsudskis ein, kämpfte mit Unterstützung der Mittelmächte gegen die russischen Besatzer im ehemaligen Kongresspolen und wurde dafür hingerichtet. Auch Raimunds Brüder Joseph und Franz waren aktive Mitglieder einer polnischen Geheimorganisation zur Befreiung Polens von der zaristischen russischen Herrschaft[5]. Zwischenzeitlich spielte Kolbe mit dem Gedanken, ebenfalls Soldat zu werden. Die Mutter führte einen kleinen Laden und arbeitete gleichzeitig als Hebamme. Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie Benediktinerin.

Raimund Kolbe, bei dem früh eine Begabung für Naturwissenschaften festgestellt wurde, war in seiner Jugendzeit sehr an der Physik interessiert; er trat dann nach einer Marienerscheinung am 4. September 1910 in den Orden der Minderen Brüder ein, wo er den Ordensnamen Maximilian Maria annahm. Auch sein Bruder Franz trat dort ins Noviziat ein, verließ es einige Zeit später jedoch wieder. 1918 wurde Maximilian Kolbe in Rom zum Priester geweiht.

Arbeit und Wirken

Datei:P7180136.JPG
Kerze in der Todeszelle Maximilian Kolbes, ein Geschenk von Papst Johannes Paul II. (18. Juli 2005)

Pater Kolbe gründete zusammen mit anderen Franziskanern die katholische Organisation Militia Immaculatae (deutsch: Soldaten der Unbefleckten), die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein eigenes Missionszentrum erbaute: Niepokalanów in der Nähe von Warschau. Die Militia Immaculatae widmeten sich vornehmlich der Jugend und der Pressearbeit und waren durch eine starke Marienverehrung gekennzeichnet. In Niepokalanów entstand ein katholisches Pressehaus, das heute noch besteht. Im Jahr 1930 fuhr Maximilian Kolbe auf einer Missionsreise nach Japan, wo er weitere Verlage, Missionsstationen und mehrere klösterliche Gemeinschaften gründete. Zu seiner Missionstätigkeit nutzte er auch den Funk. Nach seiner Rückkehr aus Japan im Jahr 1936 baute Kolbe Niepokalanów weiter aus. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen wurde die Stadt besetzt.

Tod als Märtyrer

Im Dezember 1939 wurde Pater Kolbe mit vierzig Ordensbrüdern von der Gestapo verhaftet, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Am 14. Februar 1941 wurde er erneut festgenommen; ein Hauptgrund war, dass er in Niepokalanów 2300 Juden und dazu noch anderen polnischen und ukrainischen, griechisch-katholischen Flüchtlingen Zuflucht gewährte. Er wurde in das Warschauer Zentralgefängnis Pawiak gebracht und im Mai desselben Jahres in das Konzentrationslager Auschwitz verlegt, wo er weiter als Priester und Seelsorger wirkte. Am 29. Juli 1941 wurden Männer als Vergeltungsmaßnahme für die nur vermutete Flucht eines anderen Häftlings (dessen Leiche später gefunden wurde) zur Ermordung aussortiert. Als einer der Männer, Franciszek Gajowniczek, in lautes Wehklagen um sich und seine Familie ausbrach, bat Pater Kolbe den Kommandanten Karl Fritzsch darum, den Platz von Gajowniczek (der eine Frau und zwei Söhne hatte) einnehmen zu dürfen, und wurde am 31. Juli 1941 in den berüchtigten „Hungerbunker“ gesperrt. Dort betete er mit seinen Leidensgenossen und tröstete sie. Am 14. August wurden Pater Kolbe und drei andere Verurteilte, die noch nicht verhungert waren, durch Phenolspritzen umgebracht und im Krematorium verbrannt. Franciszek Gajowniczek überlebte das KZ und starb 1995.

Bedeutung und Fortwirken

Statue Maximilian Kolbes (links) am Großen Westportal von Westminster Abbey
Sondermarke Polens anlässlich der Heiligsprechung Maximilian Kolbes 1982

1971 wurde Pater Kolbe von Papst Paul VI. seliggesprochen und 1982 von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer heiliggesprochen. Bei beiden Feiern war Franciszek Gajowniczek anwesend. Am 28. Mai 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. die Todeszelle Pater Kolbes in Auschwitz. Maximilian Kolbe ist Schutzpatron der Journalisten und Funkamateure sowie Patron der Internationalen katholischen Esperanto-Vereinigung. Zahlreiche Schulen und Kirchen tragen seinen Namen.

Der liturgische Gedenktag Maximilian Kolbes in der katholischen und der anglikanischen Kirche sowie der in der evangelisch-lutherischen Kirche in Amerika ist der 14. August.

Rolf Hochhuth widmete sein Drama „Der Stellvertreter“ Maximilian Kolbe, dem Auschwitz-Häftling Nr. 16670. Die an Maximilian Kolbe und den Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg angelehnte Figur Riccardo Fontana trägt im Stück die gleiche Häftlingsnummer. Im dritten Aufzug des fünften Akts berichtet „Jacobson“ vom Tod Kolbes im Bunker.

Maximilian-Kolbe-Werk

Das Maximilian-Kolbe-Werk ist ein eingetragener Verein, der aus der Begegnung einer Gruppe von Christen der deutschen Sektion von Pax Christi mit ehemaligen Häftlingen 1964 in Auschwitz hervorging. Offizielle Gesten der Wiedergutmachung, partielle Entschädigung oder andere Leistungen von Seiten der Bundesregierung waren damals nicht in Sicht. Hauptgedanke dieser Gruppe war der Ausdruck von Sympathie und Solidarität mit den Opfern der deutschen Konzentrationslager. Trotz der schlechten politischen Beziehungen zwischen Westdeutschland und der Volksrepublik Polen, vor allem zu den Themen Vertreibung, Heimatvertriebene und Kommunismus[6], entstand daraus 1973 das Maximilian-Kolbe-Werk durch einen gemeinsamen Beschluss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und 13 weiterer katholischer Verbände.

Pater Maximilian Kolbe war in Polen schon damals sehr bekannt und verehrt. Auf deutscher Seite war Alfons Erb, der damalige Vizepräsident von Pax Christi, besonders aktiv. Die Verständigung mit und Unterstützung von ehemaligen KZ- und Ghetto-Häftlingen aus der damaligen Volksrepublik Polen und anderen Ländern erfolgt unabhängig von ihrer Religion, Konfession oder politischer Weltanschauung. Das Werk wollte auch zur Versöhnung der Völker beitragen. Das weitgehend von privaten Spenden getragene Werk konnte seit seiner Gründung bis 2006 über 58 Millionen Euro in verschiedenen Bereichen einsetzen.

Maximilian-Kolbe-Stiftung

Die Maximilian-Kolbe-Stiftung wurde 2007 mit Zustimmung der Deutschen und der Polnischen Bischofskonferenz von der Mitgliederversammlung des Maximilian-Kolbe-Werks gegründet. Die international zusammengesetzte Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, konkrete Beiträge zur Weiterentwicklung und Förderung der Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat dafür die nicht verwendeten Mittel aus der Entschädigung der Zwangsarbeiter in kirchlichen Einrichtungen im Zweiten Weltkrieg zur Verfügung gestellt. Die Polnische Bischofskonferenz hat sich die gemeinsame Herausforderung unterstreichend ebenfalls mit einem namhaften finanziellen Beitrag an der Stiftungsgründung beteiligt.

Literatur

  • Kinga Strzelecka: Maksymilian M. Kolbe. Für andere leben und sterben. Mit einem Vorwort von Bischof Georg Moser. Freiburg–Basel–Wien 1981.
  • Maria Winowska: Hl. Pater Maximilian Kolbe – Ritter der Immaculata 1894–1941. Lins, Feldkirch (Nachdruck der Ausgabe von 1952).
  • Jan Dobraczyński: Maximilian Kolbe. Mit einer Ansprache von Julius Kardinal Döpfner. Freiburg–Basel–Wien 1979.
  • Franz Xaver Lesch, Meinrad Sehi: Pater Maximilian Kolbe – Leben, Wirken, Selig- und Heiligsprechung. Würzburg 1982, ISBN 3-429-00792-5.
  • Walter Nigg: Maximilian Kolbe – Der Märtyrer von Auschwitz. Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-18966-6.
  • Gianfranco Grieco: Maximilian Kolbe – Sein Leben. Würzburg 2002, ISBN 3-429-02472-2.
  • P. Karl Stehlin: Die Immaculata – unser Ideal. Der Geist der Militia Immaculatae nach P. Maximilian Kolbe. Stuttgart 2004, ISBN 3-932691-45-8.
  • Walter Heinrich: Die Stunde des Pelikans. Die Lebensgeschichte des Maximilian Kolbe. Zürich 2009, ISBN 978-3-257-06714-9.
  • Andreas Murk; Konrad Schlattmann: Maximilian Kolbe. Märtyrer der Nächstenliebe. Würzburg 2011, ISBN 978-3429034214.
  • Christof Dahm: Kolbe, Maximilian Maria (Ordensname), Rajmund (Taufname). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 327–331.

Weblinks

 Commons: Maximilian Kolbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. G. Fussenegger: Kolbe, Maximilian. In: Josef Höfer, Karl Rahner (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 2. Auflage. Band 6, Herder, Freiburg im Breisgau 1961, Sp. 370.
  2. Christof Dahm: Kolbe, Maximilian Maria (Ordensname), Rajmund (Taufname). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 327–331.
  3. Strzelecka: Maksymilian M. Kolbe. Für andere leben und sterben, S. 6
  4. Strzelecka: Maksymilian M. Kolbe. Für andere leben und sterben, S. 7
  5. Strzelecka: Maksymilian M. Kolbe. Für andere leben und sterben, S. 7f
  6. Strzelecka: Maksymilian M. Kolbe. Für andere leben und sterben.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Maximilian Kolbe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.