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Maxim Maximowitsch Litwinow

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Maxim Litwinow um 1920

Maxim Maximowitsch Litwinow (russisch Максим Максимович Литвинов, wiss. Transliteration Maksim Maksimovič Litvinov, eigentlich Max (Meir) Wallach; geb. 5. Julijul./ 17. Juli 1876greg. in Białystok; gest. 31. Dezember 1951 in Moskau) war ein sowjetischer Revolutionär, Außenpolitiker und Diplomat. Er war von 1930 bis 1939 Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten und während des Zweiten Weltkriegs Botschafter in den USA.

Vor 1918

Litwinow wurde 1876 in Białystok, das damals zum russischen Teil Polens gehörte, als Meir Henoch Mojszewicz Wallach-Finkelstein, Sohn einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie, geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Białystok diente er von 1893 bis 1898 in der russischen Armee, er war in Baku stationiert. Möglicherweise lernte er schon im Kaukasus Josef Stalin kennen. Litwinow schloss sich 1898 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands an und wurde 1900 Mitglied eines Parteiausschusses in Kiew, doch 1901 wurde der ganze Ausschuss verhaftet. Nach 18-monatiger Gefangenschaft führte Litwinow einen Ausbruch von 11 Insassen aus einem Kiewer Gefängnis und lebte im Exil in der Schweiz, wo er Redakteur für die Zeitung Iskra war. 1903 schloss er sich dem bolschewistischen Flügel der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands an und kehrte nach Russland zurück, wo er während der Russischen Revolution 1905 in Sankt Petersburg für die Zeitung Nowaja Schisn tätig war.

1906 musste er zum zweiten Mal ausreisen und war danach bis 1918 in Westeuropa tätig, um Waffen und Geld für die bolschewistische Bewegung zu beschaffen. Dabei arbeitete er mit Leonid Krassin und Stalin zusammen, mit dem er 1907 ein Zimmer in Whitechapel in London teilte.

In London war er für das Internationale Sozialistische Büro tätig und hatte Kontakt zu Georgi Tschitscherin, Iwan Maiski, Fjodor Rotstein und Alexandra Kollontai, die später alle eine wichtige Rolle in der sowjetischen Außenpolitik spielten. Außerdem lernte er hier seine spätere Ehefrau Ivy Lowe kennen, die er 1916 heiratete und die als Ivy Litwinow als Schriftstellerin bekannt wurde. Sie stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die nach dem erfolglosen Aufstand in Ungarn 1848 nach England geflohen war. Mit Rothstein blieb er bis an sein Lebensende befreundet. 1907 wurde er zum Sekretär der sozialdemokratischen Delegation am Internationalen Sozialistenkongress in Stuttgart ernannt. 1908 wurde er wegen seiner illegalen Geldbeschaffungen in Paris, später auch in London verhaftet. Er hatte versucht, das Geld aus dem Raubüberfall auf die Reichsbank in Tiflis einzutauschen. Im Jahre 1918 wurde er von der britischen Regierung gegen den in Moskau inhaftierten englischen Konsul Robert Hamilton Bruce Lockhart ausgetauscht und in das bolschewistische Russland ausgewiesen.

1918 bis 1930

In Sowjetrussland trat Litwinow in den diplomatischen Dienst ein. Er wurde sehr schnell enger Mitarbeiter und die rechte Hand des Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten (Außenminister) Tschitscherin und kümmerte sich vor allem um das Verhältnis zu den Westmächten. 1920/1921 leitete er die sowjetische Delegation in den Verhandlungen mit Großbritannien, die im März 1921 in einem Handelsvertrag und einer De-facto-Anerkennung der Sowjetunion durch London mündeten. Am 20. August 1921 unterzeichnete er in Riga einen Vertrag mit der American Relief Administration, der die Hilfslieferungen wegen der im gleichen Jahr akut gewordenen Hungersnot in Gang setzte.

1923 wurde Litwinow stellvertretender Volkskommissar der Sowjetunion. In dieser Funktion übernahm er wegen der Krankheit Tschitscherins immer mehr die Führung der laufenden Geschäfte. Litwinows Außenpolitik zielte in dieser Zeit vor allem auf die Etablierung eines osteuropäischen Bündnissystems. Diese Politik gipfelte in der Unterzeichnung des Litwinow-Protokolls, das den Briand-Kellogg-Pakt zwischen der Sowjetunion, Rumänien, Polen, Lettland und Estland (9. Februar 1929) vorfristig in Kraft setzte.

1930 bis 1939

Am 21. Juli 1930 wurde Litwinow als Nachfolger von Tschitscherin Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten. Litwinow setzte in dieser Funktion seine Politik der Annäherung an die Westmächte und die Kleine Entente fort. Die Ära Litwinow bildet insofern einen eigenen Abschnitt in der sowjetischen Außenpolitik zwischen dem Vertrag von Rapallo (1922) und dem Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (1939), die beide an einer Zusammenarbeit mit Deutschland orientiert waren.

Litwinows Politik der Annäherung an die Westmächte war durchaus erfolgreich. 1932 gelang es der Sowjetunion, mit Frankreich einen Nichtangriffsvertrag abzuschließen. 1935 folgte sogar ein Beistandsvertrag zwischen den beiden Ländern. Ein weiterer Erfolg Litwinows war die Aufnahme der Sowjetunion in den Völkerbund (1934). Die Sowjetunion erhielt sogar einen Sitz im Ständigen Rat des Völkerbundes.

Datei:1933 Soviet Envoy Talks With Roosevelt.ogv Außerdem war die sowjetische Außenpolitik in der Ära Litwinow von dem Versuch geprägt, die Isolation der Sowjetunion zu überwinden und die Anerkennung der Sowjetunion als Staat durch die Vereinigten Staaten zu erringen. Nachdem die Vorgänger Franklin D. Roosevelts als Präsidenten die Anerkennung immer abgelehnt hatten, gelang Litwinow die Anerkennung der Sowjetunion als Staat in der ersten Amtszeit Roosevelts, der in der Sowjetunion ein Gegengewicht zu Deutschland und Japan sah. Nach einem Treffen Litwinows mit Bernard Baruch, einem Vertrauten Roosevelts, im Juli 1933 in Vichy wurde von William C. Bullitt, Cordell Hull und Henry Morgenthau ein Memorandum zur Anerkennungsfrage erstellt, worauf im Oktober 1933 der Briefwechsel zwischen Roosevelt und Kalinin erfolgte. Noch im Oktober begann Litwinow seine Reise in die Vereinigten Staaten. Am 16. November wurde der Abschluss der Verhandlungen von Roosevelt und Litwinow in Washington bekanntgegeben. Die beiden Staaten verpflichteten sich, sich gegenseitig nicht in die Innenpolitik des anderen einzumischen. Die Schuldenrückzahlung, die ein wichtiger Grund für die Nichtanerkennung der Sowjetunion gewesen war, wurde jedoch nicht geregelt.

Litwinow war von 1934 bis 1941 Mitglied des ZK der KPdSU, er gehörte jedoch nicht dem Politbüro an, das nach außen das Machtzentrum der Sowjetunion darstellte. Seine völlige Loyalität zu Stalin, dessen Kontaktmann zu Roosevelt und Winston Churchill er war, bewahrten ihn vor allen Säuberungen.

Am 3. Mai 1939 wurde Litwinow überraschend abgesetzt und Wjatscheslaw Molotow, bereits ab 1930 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Regierungschef), zum Außenminister der UdSSR ernannt. Molotow hatte damit zwei Ämter zu bekleiden, bis Stalin 1941 von ihm die Regierungsführung übernahm. Historiker bewerten dies vor allem als Stalins Versuch, sich zusätzlich zu den laufenden sowjetischen Verhandlungen über einen Pakt mit den Westmächten eine Hintertür für Verhandlungen mit Deutschland offenzuhalten. Diese von Molotow verfolgte Linie führte schließlich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakts. Nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens wurde Litwinow nach Angaben von Willy Cohn, die er in seinem Tagebuch macht, am 7. Dezember 1939 Vorsitzender der russischen Austauschkommission in Krakau.

Nach 1939

Im November 1941 wurde er zum neuen Botschafter in Washington ernannt, wo er am 7. Dezember, dem Tag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, eintraf. Er unterzeichnete am 1. Januar 1942 für die Sowjetunion die Deklaration der Vereinten Nationen, die die Grundlage der Anti-Hitler-Koalition bildete, und im Juni 1942 ein gegenseitiges Hilfsabkommen mit den USA. Von 1942 bis 1943 übte er gleichzeitig das Amt des Gesandten in Kuba aus. Im August 1943 wurde er, wie auch gleichzeitig Iwan Maiski aus London, aus Washington abberufen, um den Posten als stellvertretender Außenkommissar zu übernehmen.

Er war an der Vorbereitung der Moskauer Außenministerkonferenz im Oktober 1943 beteiligt, bei der erstmals die Frage der territorialen Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg besprochen wurde. Zusätzlich wurde er zum Leiter der Sonderkommission des Ministeriums über die Nachkriegsordnung und die Vorbereitung der Friedensverträge ernannt.

Nach seinem 70. Geburtstag 1946 ging er in Pension; nach einem dritten Herzinfarkt starb Maxim Maximowitsch Litwinow 1951 im Kremlkrankenhaus.

Literatur über Litwinow

  • John Carswell The Exile: A Life of Ivy Litwinow; London: Faber and Faber, 1993

Weblinks

 Commons: Maxim Litwinow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Grigori Tschitscherin Sowjetischer Außenminister
1930–1939
Wjatscheslaw Molotow
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Maxim Maximowitsch Litwinow aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.