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Max Stern (Kunsthändler)

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Max Stern, ca. 1925

Max Stern CM (geb. 18. April 1904 in Mönchengladbach; gest. 30. Mai 1987 in Paris) war ein deutsch-kanadischer Kunsthändler und Mäzen, der in Montreal die Dominion Gallery/Galerie Dominion betrieb.

Leben

Max Stern stammte aus einer Kunsthändlerfamilie. Sein Vater Julius Stern eröffnete 1913 eine Kunsthandlung in der Düsseldorfer Königsallee 23–25. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte, das er mit der Promotion zum Dr. phil. an der Universität Bonn abschloss, übernahm er 1934 die väterliche Kunsthandlung.

1935 wurde er von der Reichskammer der bildenden Künste aufgefordert, binnen vier Wochen das Geschäft zu verkaufen. Die Frist wurde wiederholt verlängert. Vor seiner Emigration lieferte Stern einen Großteil des Bestandes bei Lempertz in Köln ein, wo 228 Gemälde am 13. November 1937 in der Auktion 392 zur Versteigerung aufboten wurden.[1] Die dort nicht verkauften Werke gingen an Stern nach Düsseldorf zurück, der auch die Erlöse der Auktion bei Lempertz erhielt und damit die Reichsfluchtsteuer bedienen musste.[2] Seine Privatsammlung gab Stern bei der Spedition Josef Roggendorf in Köln in Verwahrung. Von dort wurde sie vor Kriegsausbruch von der Gestapo konfisziert und dem Auktionshaus Hugo Hufschmidt in Köln zur Versteigerung übergeben. Der Erlös dieser Auktion bei Hufschmidt wurde an die Regierungshauptkasse in Düsseldorf überwiesen.

Stern flüchtete aus Deutschland und lebte für jeweils kurze Zeit in Paris und London. Er eröffnete eine Kunsthandlung in London, wurde aber 1940 als feindlicher Ausländer (enemy alien) auf der Isle of Man interniert. 1943 wurde er wie viele jüdische Flüchtlinge nach Kanada geschickt und dort zunächst weiter interniert.[3] Er wurde dann Partner von Rose Millman in der von ihr gegründeten Dominion Gallery of Fine Arts. Ab 1944 kooperierte er mit seinem Schwager Siegfried Thalheimer in New York. Nachdem es 1947 gelungen war, einen Teil des deutschen Bestandes zurückzuerlangen, kauften Max und Iris Stern 1947 die Galerie und machten sie zu einem Brennpunkt moderner Kunst. Er war der erste Händler, der Werke von Kandinsky an das Museum of Modern Art in New York City verkaufte, und hatte Exklusiv-Vertretungsrechte für Werke von Auguste Rodin in Kanada. Er förderte eine große Anzahl junger kanadischer Künstler, die er von 1950 bis zu seinem Tod vertrat. 1958 strengte Stern verschiedene Prozesse in Deutschland zur Wiedererlangung der 1937 versteigerten Gemälde und anderer Objekte an.[4] Für den 1937 erlittenen „Verschleuderungsschaden“ seiner ehemaligen Galerie erhielt er 1964 eine Entschädigung durch das Land Nordrhein-Westfalen.[5]

Aus ihrer privaten Kunstsammlung stifteten Max und Iris Stern zahlreiche Werke kanadischer und europäischer Künstler an über zwanzig öffentliche Einrichtungen in Nordamerika und Israel.

Max Stern hinterließ sein Erbe vor allem drei Institutionen: der McGill University und Concordia University in Montreal sowie der Hebrew University in Jerusalem. Einen Teilnachlass erhielt die National Gallery of Canada, und das McCord Museum of Canadian History konnte mit Hilfe des Erbes 1991 das Max Stern Fellowship errichten.

Restitutionsprojekt

Die Haupterben (McGill, Concordia und Hebrew University) entschlossen sich, das Max Stern Art Restitution Project zur Restitution des 1937 unter Zwang veräußerten Galeriebestandes einzurichten. Unter Mithilfe des Holocaust Claims Processing Office in New York versucht es, die Werke, die Max Stern ab 1937 verloren gingen, zu lokalisieren und zurückzufordern. Ihre Anzahl wird auf etwa 400 Werke geschätzt, wovon etwa 10 Prozent bis 2006 lokalisiert werden konnten.[6] Ludovico Carraccis Gemälde Der heilige Hieronymus mit dem Löwen und zwei Engeln wurde 2009 im Leo Baeck Institut in New York vom Kunsthändler Richard L. Feigen zurückgegeben. Feigen hatte das Bild im Jahr 2000 bei Lempertz, bei dem es aus einer Privatsammlung stammend eingeliefert worden war, ersteigert. Feigen warf in der Folge Lempertz ein Recycling von Raubkunst vor und forderte Schadensersatz.[7]

Restituierte Werke

Von Stern vertretene Künstler

Auszeichnungen

Schriften

  • Johann Peter Langer. Sein Leben und sein Werk (= Forschungen zur Kunstgeschichte Westeuropas Bd. 9). K. Schroeder, Bonn 1930.

Literatur

  • Catherine MacKenzie: Auktion 392. Reclaiming the Galerie Stern, Düsseldorf. FoFa Gallery, Concordia University, Montreal 2006, ISBN 0-9781694-0-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Digitalisat des Auktionskatalogs.
  2. Ira Mazzoni: Auktion geplatzt, Süddeutsche Zeitung, 26. Oktober 2013, S. 19.
  3. Zu dieser Maßnahme allgemein siehe Annette Puckhaber: Ein Privileg für wenige. Die deutschsprachige Migration nach Kanada im Schatten des Nationalsozialismus. Reihe: Studien zu Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas - Studies in North American History, Politics and Society. Lit, Münster 2002. Zugl. Diss. phil. Universität Trier, 2000. In Google books einsehbar.
  4. Michael Anton: Internationales Kulturgüterprivat- und Zivilverfahrensrecht. Band 3 der Reihe Rechtshandbuch Kulturgüterschutz und Kunstrestitutionsrecht. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2010, ISBN 978-3-89949-726-7, S. 67 (Google Books)
  5. Annika Zeitler: NS-Raubkunst: Rückgabe an Max Stern-Erben. Artikel vom 12. Mai 2014 im Portal dw.com (Deutsche Welle), abgerufen am 18. November 2017
  6. Arne Lieb: Düsseldorfer Geschichten: Die verschollene Sammlung des Max Stern. Artikel vom 26. Oktober 2013 im Portal rp-online.de, abgerufen am 26. Oktober 2013.
  7. Andreas Rossmann: Ist das Recycling von Raubkunst?, FAZ, 14.Dezember 2013, S. 41.
  8. Düsseldorf remembers art dealer Max Stern. Artikel vom 18. April 2014 im Portal cjnews.com, abgerufen am 18. April 2014.
  9. Rückgabebereit in FAZ vom 2. November 2013, S. 36.
  10. 2016: Düsseldorfer Auktionshaus gibt Gemälde von Wilhelm Krafft an die Erben nach Max Stern zurück. Das Krafft-Gemälde ist das dreizehnte, das zur Stern-Stiftung zurückkehrt. auf Lost-Art-Database
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Max Stern (Kunsthändler) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.