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Massaker von Srebrenica

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Auflistung der Namen von Opfern in der Gedenkstätte Potočari
Begräbnis von 465 identifizierten Massakeropfern (2007)
Neue Gräber für die Beerdigung von Opfern des Völkermords (Juli 2010)

Das Massaker von Srebrenica (bosnisch Genocid u Srebrenici) war ein Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs, das durch UN-Gerichte gemäß der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als Genozid klassifiziert wurde.[1]

In der Gegend von Srebrenica wurden im Juli 1995 mehr als 8000 Bosniaken[2] – fast ausschließlich Männer und Jungen zwischen 13 und 78 Jahren – ermordet.[3] Das Massaker wurde unter der Führung von Ratko Mladić von der Armee der Republika Srpska (Vojska Republike Srpske, VRS), der Polizei und serbischen Paramilitärs bei Anwesenheit von Blauhelmsoldaten verübt. Es zog sich über mehrere Tage hin und verteilte sich auf eine Vielzahl von Tatorten in der Nähe von Srebrenica. Die Täter vergruben tausende Leichen in Massengräbern. Mehrfache Umbettungen in den darauf folgenden Wochen sollten die Taten verschleiern. Die Rolle der niederländischen Blauhelm-Soldaten und die ihres Kommandanten Thomas Karremans, die nicht entschieden einschritten, um die Morde zu verhindern, ist bis heute umstritten.

Das Massaker gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[4] Bereits abgeschlossene Prozesse vor internationalen Gerichten zeigten, dass die Verbrechen nicht spontan erfolgten, sondern systematisch geplant und durchgeführt wurden. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (UN-Kriegsverbrechertribunal, kurz: ICTY) in Den Haag bezeichnete das Massaker in den Urteilen gegen Ratko Mladić, Radislav Krstić,[5] Vidoje Blagojević, Dragan Jokić,[6] Ljubiša Beara und Vujadin Popović als Völkermord. Ende Februar 2007 bewertete der Internationale Gerichtshof das Massaker ebenfalls als Völkermord.[7] Aufgrund eines russischen Vetos scheiterte im Juli 2015 eine Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die die Geschehnisse als Völkermord bezeichnete.[8]

Vorgeschichte

Militärische Auseinandersetzungen bis April 1993

Srebrenica (Bosnien und Herzegowina)
Srebrenica
Srebrenica
Lage von Srebrenica in Bosnien und Herzegowina

Im Bosnienkrieg fanden in der Region Ostbosnien, zu der auch die Stadt Srebrenica gehört, militärische Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Einheiten der bosnischen Serben und der Bosniaken statt. Zusammen mit Paramilitärs gelang es dem bosnisch-serbischen Militär im Frühjahr 1992 erstmals, die Gemeinde Srebrenica zu besetzen, deren Bevölkerung sich zu fast drei Vierteln aus Bosniaken zusammensetzte, in der Stadt selbst lag der bosniakische Bevölkerungsanteil bei knapp zwei Dritteln.[9] Die Herrschaft der bosnischen Serben dauerte nur einige Wochen. Bosniakische Militäreinheiten unter der Führung von Naser Orić eroberten die Stadt Anfang Mai 1992 zurück.

Die umliegenden Regionen blieben in der Hand der bosnischen Serben, die Srebrenica erneut belagerten. Die bosniakischen Einheiten starteten aus der Stadt heraus Gegenoffensiven und Überfälle auf umliegende serbische Dörfer, die als Stützpunkte der Belagerer dienten. Es gelang den Bosniaken hierbei bis Januar 1993, das bosniakisch kontrollierte Gebiet um Srebrenica herum auf ein Maximum von ca. 900 Quadratkilometern auszudehnen. Die Belagerung konnten sie dadurch jedoch nicht durchbrechen.

Insbesondere Truppen unter Naser Orić werden mit Bezug auf die Überfälle und Gegenoffensiven für Kriegsgräuel gegen bosnische Serben verantwortlich gemacht. Die Angaben über die Opferzahlen von 1992 bis 1995 schwanken dabei. In den serbischen Medien wurde von 1000 bis 3000 Opfern gesprochen. Die Dokumentation des Niederländischen Instituts für Kriegsdokumentation (NIOD) geht von mindestens 1000 serbischen Zivilisten aus. Das Research and Documentation Center in Sarajevo nennt eine Zahl von 424 bzw. 446 serbischen Soldaten und 119 serbischen Zivilisten.[10]

Im Frühjahr 1993 reorganisierte sich das bosnisch-serbische Militär unter Ratko Mladić. Seine erfolgreichen Offensiven reduzierten den Einflussbereich der Bosniaken bis März 1993 wieder auf ca. 150 Quadratkilometer. Bosniaken aus der Region um Srebrenica flüchteten im Zuge dieser Kampfhandlungen in die Stadt, deren Einwohnerzahl dadurch auf 50.000 bis 60.000 anstieg – 1991 hatte diese Zahl bei zirka 6000 gelegen.

General Philippe Morillon, Kommandant der UNPROFOR in Bosnien, besuchte die von Flüchtlingen überfüllte Stadt vom 11. bis 13. März 1993. Die Lebensbedingungen in Srebrenica waren zu diesem Zeitpunkt kritisch: Die Trinkwasser- und Stromversorgung war weitgehend zusammengebrochen, Vorräte an Nahrung und Medikamenten waren sehr knapp, genauso wie Wohnraum. Vor seiner Abreise versprach Morillon den Einwohnern öffentlich, Srebrenica werde unter den Schutz der Vereinten Nationen gestellt; die UNO werde Srebrenica und seine Einwohner nicht im Stich lassen.

Im März und April 1993 wurden unter der Aufsicht des UNHCR tausende Bosniaken aus Srebrenica evakuiert. Die bosnische Regierung in Sarajevo protestierte gegen diese Evakuierungen, weil diese Maßnahmen aus ihrer Sicht die Politik der ethnischen Säuberungen in Ostbosnien begünstigte.

Am 13. April 1993 teilten die bosnisch-serbischen Militärs Vertretern des UNHCR mit, sie würden Srebrenica angreifen, falls sich die Bosniaken nicht innerhalb von zwei Tagen ergeben würden.

Einrichtung der Schutzzone

UN-Sicherheitsrat

Als Reaktion auf diese Bedrohungslage verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 16. April 1993 die Resolution 819. Sie forderte von allen Parteien, Srebrenica und die umliegende Region als safe area, als Schutzzone, zu betrachten. Jeder Angriff auf Srebrenica und jeder andere „unfreundliche Akt“ gegenüber dieser Schutzzone müsse unterbleiben. Am 18. April rückten die ersten 170 UNPROFOR-Soldaten, hauptsächlich Kanadier, in Srebrenica ein. Der Sicherheitsrat unterstrich den Status Srebrenicas als Sicherheitszone am 6. Mai 1993 durch Resolution 824 und am 4. Juni 1993 durch Resolution 836. Letztere gestattete dabei die Anwendung von Waffengewalt durch UNPROFOR-Soldaten für Zwecke der Selbstverteidigung. Das erste niederländische Bataillon, Dutchbat I, erreichte die Schutzzone Srebrenica im März 1994. Im Juli desselben Jahres wurde es von Dutchbat II abgelöst, dem im Januar 1995 Dutchbat III folgte.

Das Mandat und damit auch die Bewaffnung der Blauhelme blieben grundsätzlich umstritten. Staaten, die UNO-Truppen für Bosnien und für die Schutzzonen stellten, lehnten die Anwendung von militärischer Gewalt gegen die bosnischen Serben ab. Sie fürchteten um die Sicherheit ihrer Soldaten. Staaten, die keine Truppen vor Ort hatten, favorisierten zunehmend eine Erweiterung des Mandats; auch die Anwendung von militärischer Gewalt gegen die VRS sollte aus ihrer Sicht erwogen werden.[11] Das Mandat und die nur leichte Bewaffnung der UNPROFOR-Soldaten orientierten sich schließlich an klassischen friedenserhaltenden Missionen, nicht an Einsätzen, die den Frieden auch gegen eine Partei erzwingen.

Auf die Einrichtung der Schutzzone Srebrenica folgte eine Phase der relativen Stabilität. Anzahl und Schwere der Gefechte gingen zurück. Dennoch wurden die Befriedung der Schutzzone und ein Schutz ihrer Bewohner nicht vollständig erreicht. Nach Blauhelm-Angaben gelang die geforderte Demilitarisierung der bosniakischen Einheiten innerhalb der Enklave weitgehend. Die Bosniaken widersetzten sich aber einer vollständigen Entwaffnung. Während schweres Militärgerät bis auf einige Hubschrauber und wenige Minenwerfer abgeliefert wurde, weigerten sich viele Bosniaken, leichte Waffen herauszugeben. Die bosnisch-serbischen Einheiten verblieben ihrerseits in ihren Stellungen, von denen sie die Schutzzone fortgesetzt mit schweren Waffen bedrohten; sie verweigerten die Demilitarisierungsbestimmungen vollständig. Immer wieder beschwerten sich Bosniaken über Angriffe der bosnischen Serben. Die bosnisch-serbische Armee erschwerte und blockierte außerdem Hilfskonvois, die für Srebrenica vorgesehen waren. Die Lage der Bevölkerung in der Schutzzone blieb trotz der relativen Stabilität kritisch.

Am 14. Juni 1993 forderte UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali 34.000 UNO-Soldaten für die Sicherung der Schutzzonen. Der Sicherheitsrat bewilligte vier Tage später allerdings nur eine Erweiterung der Truppen um 7600 Mann. Diese Aufstockung der Truppen war erst im Sommer 1994 abgeschlossen.[12] Widerstand gegen die Bereitstellung weiterer Truppenkontingente resultierte aus spezifischen Sorgen um die Sicherheit der UNO-Blauhelme und aus allgemeinen Überlegungen zur Eindämmung von Kosten für solche Friedensmissionen.

Im Frühjahr 1995 verschlechterte sich die prekäre Lage für die Flüchtlinge und die Blauhelmsoldaten erneut deutlich. Immer mehr Hilfskonvois für Srebrenica wurden durch bosnisch-serbische Verbände blockiert. Davon waren sowohl die eingeschlossenen Flüchtlinge als auch die UN-Soldaten betroffen, deren Vorräte sich ebenfalls stark reduzierten. Wenn Angehörige der UNPROFOR die Schutzzone Srebrenica verließen, um Material- und Lebensmittelnachschub für ihre Truppe zu organisieren, wurde ihnen anschließend systematisch die Rückkehr in die Schutzzone durch bosnisch-serbische Einheiten verweigert. Auf diese Weise sank die Zahl der niederländischen Blauhelme in der Schutzzone von anfänglich 600 auf noch gut 400 Soldaten.

Die Bereitschaft der Entsendestaaten, weitere Truppen für den Einsatz in Bosnien und den Schutzzonen zu stellen, war in Anbetracht dieser Situation gering. Auch Luftangriffe auf Stellungen der VRS erschienen der UNO und den Truppen stellenden Staaten nicht opportun. Die UNO-Führung ging davon aus, dass die bosnisch-serbischen Einheiten NATO-Luftangriffe als Kriegshandlung der UNO gegen die VRS deuten würden. Man fürchtete eine Eskalation, aus der es für die Weltorganisation keinen einfachen Ausweg gäbe. Für jede Friedensmission sei solch eine Situation fatal. Auch humanitäre Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung seien dann kaum mehr durchführbar. Die UNO-Spitze befürchtete überdies weitere Angriffe auf die UNPROFOR-Einheiten, deren Sicherheit für die UNO und die Truppen stellenden Staaten von entscheidender Bedeutung war.[13]

Radovan Karadžić am 3. März 1994

Radovan Karadžić erließ Anfang März 1995 an die bosnisch-serbische Armee die „Direktive 7“. In ihr forderte der Präsident der Republika Srpska, durch gut geplante und durchdachte Militäroperationen eine unerträgliche Lage völliger Unsicherheit in der Schutzzone Srebrenica herbeizuführen. Den Eingeschlossenen sollte keine Hoffnung auf Überleben oder Leben in der Schutzzone gelassen werden. Mehrere drängende Appelle der Eingeschlossenen, einen Korridor für Hilfslieferungen zu öffnen, blieben erfolglos. Anfang Juli starben Einwohner Srebrenicas an Hunger und Entkräftung. Bereits seit März 1995 registrierten Blauhelme Vorbereitungen der bosnisch-serbischen Armee für Angriffe auf UN-Beobachtungsposten am Rand der Schutzzone.

Einmarsch der bosnisch-serbischen Einheiten in die Schutzzone

Die bosnisch-serbische Armee und die Paramilitärs marschierten im Juli 1995 aus südlicher Richtung in die Schutzzone ein. Am 9. Juli waren sie nur noch einen Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Widerstand von bosniakischen Truppen oder UNPROFOR-Einheiten blieb fast völlig aus. Das ermunterte Karadžić, den bosnisch-serbischen Verbänden die Erlaubnis zur Einnahme der Stadt zu erteilen.

In Anbetracht dieser Eskalation forderte der Kommandant der Blauhelme, Thomas Karremans, mehrfach NATO-Luftunterstützung an. Umfassende Luftunterstützung blieb jedoch aus. Zwei niederländische Flugzeuge der NATO bombardierten einen Panzer der bosnischen Serben und setzten diesen außer Gefecht. Sofort darauf drohten die bosnischen Serben, bei Fortsetzung von NATO-Luftangriffen würden sie die UNPROFOR-Soldaten, die sie bereits als Geiseln interniert hatten, ermorden. Ferner würden sie die zusammengedrängten Flüchtlingsmassen gezielt unter Beschuss nehmen. Daraufhin wurden alle Bemühungen eingestellt, die eindringenden bosnisch-serbischen Truppen durch Luftangriffe zu stoppen.

Das Massaker

Flucht der Bosniaken nach Potočari

Karte der militärischen Aktivitäten während des Massakers von Srebrenica

Nachdem die bosnisch-serbischen Einheiten die Kontrolle in Srebrenica übernommen hatten, flohen Tausende der bosniakischen Einwohner nach Potočari, einen nördlichen Nachbarort noch innerhalb der Schutzzone, um dort auf dem Gelände der Blauhelme Schutz zu suchen. Am Abend des 11. Juli 1995 befanden sich in Potočari ca. 20.000 bis 25.000 bosniakische Flüchtlinge. Mehrere Tausend drängten sich auf dem Blauhelm-Gelände, während der Rest sich auf benachbarte Fabriken und umliegende Felder verteilte. Obwohl die überwältigende Mehrheit Frauen, Kinder, Behinderte oder ältere Personen waren, schätzten Augenzeugen im Prozess gegen den ehemaligen serbischen General Radislav Krstić, dass auch ca. 300 Männer auf dem UN-Gelände und ca. 600 bis 900 weitere Männer in seiner unmittelbaren Nachbarschaft Schutz gesucht hatten.[14]

Die humanitäre Krise in Potočari

Die Bedingungen in Potočari waren chaotisch. Am 12. Juli herrschte eine stickige Juli-Hitze. Nahrung und Wasser waren kaum vorhanden. Bosnisch-serbische Einheiten schossen auf Häuser in Sicht- und Hörweite der Flüchtlinge, sie feuerten ebenfalls gezielt auf die Menschenmenge in Potočari. Unter den Flüchtlingen breitete sich Angst, Entsetzen und Panik aus. In der Dämmerung spitzte sich diese Lage zu, weil bosnisch-serbische Soldaten Häuser und Felder in Brand setzten.

Bereits am Nachmittag hatten sich einzelne bosnisch-serbische Soldaten unter die Flüchtlinge gemischt, um diese mit massiven Drohungen und Gewalt unter Druck zu setzen. Zeugen im Verfahren gegen Krstić berichteten von vereinzelten Morden, die bereits am 12. Juli verübt wurden.

In den Abendstunden und in der Nacht intensivierte sich der Terror. Schüsse, Schreie und unheimliche Geräusche machten Schlaf unmöglich. Eine Reihe von Frauen und Mädchen wurde vergewaltigt. Bosnische Serben griffen einzelne Flüchtlinge aus der Menge heraus und führten sie ab. Manche tauchten danach nie wieder auf. Einige Flüchtlinge begingen angesichts dieser Situation Suizid. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli sowie am nächsten Morgen breiteten sich die Schreckensnachrichten über Vergewaltigungen und Morde in der Menge der Flüchtlinge aus.

Abtransport der Frauen, Kinder und Alten

Am 12. und 13. Juli wurden die Frauen, Kinder und Alten in zum Teil völlig überfüllten und überhitzten Bussen, die von bosnisch-serbischen Soldaten kontrolliert wurden, von Potočari auf bosniakisch kontrolliertes Gebiet in der Nähe von Kladanj verbracht. Obwohl viele nicht wussten, wohin die Busse fuhren, waren sie froh, den Zuständen in Potočari entkommen zu können. Nach dem Ende der Busfahrt mussten die Flüchtlinge zu Fuß noch einige Kilometer durch das Niemandsland zwischen den Linien gehen, bis sie Kladanj schließlich erreichten.

Die niederländischen Blauhelm-Soldaten versuchten, die Busse zu eskortieren, was ihnen nur beim ersten Konvoi gelang. Bosnisch-serbische Einheiten hinderten sie bei den nachfolgenden Konvois daran. Die Fahrzeuge wurden den UN-Soldaten mit Waffengewalt abgenommen.

Am Abend des 13. Juli befand sich kein Bosniake mehr in Potočari. Am 14. Juli entdeckten die UN-Soldaten auf ihren Erkundungsgängen in der Stadt Srebrenica nicht einen lebenden Bosniaken.

Aussonderung der männlichen Bosniaken

Seit den Morgenstunden des 12. Juli begannen die bosnisch-serbischen Kräfte damit, Männer aus der Masse der Flüchtlinge auszusondern und an separaten Plätzen – einer Zink-Fabrik und einem Gebäude mit dem Namen „Weißes Haus“ – festzuhalten. Später wurden diese Männer mit Lastwagen und gesonderten Bussen von dort abtransportiert. Bosnisch-serbische Soldaten verwehrten männlichen Flüchtlingen im wehrfähigen Alter, gelegentlich auch Jüngeren und Älteren, das Besteigen der Busse. Die Art und Weise, wie die Selektionen durchgeführt wurden, war für die betroffenen Familien traumatisch, wie Zeugen im Krstić-Prozess in Den Haag berichteten. Die Busse, die die Frauen, Kinder und Älteren nach Kladanj transportierten, wurden auf dem Weg dorthin von bosnisch-serbischem Militär gestoppt und nach Männern durchsucht. Wurden dabei welche entdeckt, wurden diese abgeführt.

Durch die Selektion, die Internierung und den späteren Abtransport wurden die Ausgesonderten jedem Schutz durch UNPROFOR entzogen. Auf Fragen von Blauhelm-Soldaten nach dem Grund für die Selektionen antworteten bosnisch-serbische Soldaten mit dem Vorwand, man suche nach Personen, die Kriegsverbrechen begangen haben.[15]

Am 12. und 13. Juli wurden UN-Soldaten in Potočari Zeugen von Morden an Bosniaken. Diese Morde verübten bosnische Serben in und hinter dem „Weißen Haus“.

Die Marschkolonne

Bereits angesichts der Flüchtlingskrise in Potočari vom Abend des 11. Juli kamen unter den Bosniaken Überlegungen auf, einen gemeinsamen Fluchtversuch zu unternehmen. Dazu sollten sich die körperlich geeigneten Männer sammeln und zusammen mit noch in Srebrenica befindlichen Mitgliedern der 28. Division der Armee der Republik Bosnien-Herzegowina (ARBiH) eine Kolonne formen. Diese sollte versuchen, nordwestlich durch die Wälder in Richtung Tuzla bzw. bosniakisch kontrolliertes Gebiet durchzubrechen. Insbesondere die jüngeren Männer fürchteten ihre Ermordung, würden sie den bosnisch-serbischen Kräften in Potočari in die Hände fallen.

Der Zug formierte sich in der Nähe der Ortschaften Jaglici und Šušnjari. Zeugen schätzten seine Größe auf 10.000 bis 15.000 Mann. Rund ein Drittel bestand aus Mitgliedern der 28. Division. Nicht alle dieser Mitglieder waren bewaffnet. Waffen, militärische Disziplin und militärisches Training dieser Division waren ungenügend.[16] Einheiten der 28. Division bildeten die Spitze der Kolonne. Daran schlossen sich Zivilisten an, durchmischt mit Soldaten. Den Schluss bildete das Unabhängige Bataillon der 28. Division.

Wenige Frauen, Kinder und Alte gehörten ebenfalls zum Treck. Wenn sie später von bosnisch-serbischen Kräften gefangen wurden, wurden sie ebenfalls den Bussen zugeführt, die von Potočari in Richtung Kladanj unterwegs waren.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Juli, gegen Mitternacht, setzte sich die Kolonne in Marsch. Am 12. Juli starteten bosnisch-serbische Militäreinheiten einen schweren Artillerie-Angriff auf die Flüchtenden, als diese versuchten, die Magistralstraße 19 in der Nähe von Nova Kasaba (Gemeinde Milići) zu überqueren. Die Kolonne wurde dadurch gespalten. Nur ca. einem Drittel gelang die Überquerung. Während des ganzen Tages und in der Nacht nahmen bosnisch-serbische Einheiten den blockierten Teil des Zuges unter Feuer. Überlebende aus diesem hinteren Teil bezeichneten diese Attacken als „Menschenjagd“.

Am Nachmittag und Frühabend des 12. Juli machten die bosnisch-serbischen Einheiten eine große Anzahl von Gefangenen unter denjenigen, die zum hinteren Teil des Flüchtlingszuges gehörten. Dazu nutzten sie unterschiedliche Taktiken. Zum Teil errichteten sie Hinterhalte. Oft feuerten die bosnisch-serbischen Einheiten mit Flugabwehr-Waffen und anderem schweren Gerät in die Wälder. In anderen Fällen riefen sie in den Wald und drängten die Bosniaken zur Kapitulation; als Gefangene würden diese gemäß den Genfer Konventionen behandelt werden. Auch wurden gestohlene UNPROFOR-Materialien und -Gerätschaften (Fahrzeuge, Helme, Westen etc.) verwendet, um den Bosniaken zu suggerieren, UN-Soldaten oder das Rote Kreuz seien vor Ort, um die adäquate Behandlung von Gefangenen zu überwachen. Tatsächlich stahlen die bosnischen Serben die persönlichen Habseligkeiten ihrer bosniakischen Gefangenen, in einigen Fällen wurden Gefangene an Ort und Stelle ermordet.

Die meisten Gefangenen machten die bosnisch-serbischen Einheiten am 13. Juli. Mehrere Tausend wurden auf einem Feld in der Nähe von Sandici sowie auf dem Fußballplatz von Nova Kasaba festgehalten.

Die Spitze der Marschkolonne, die die Straße überqueren konnte, wartete zunächst, was mit dem Rest des Trecks passieren würde. Der schwere Beschuss der blockierten zweiten Gruppe dauerte am 12. Juli bis in die Nacht, so dass in der Kolonnenspitze die Hoffnung sank, der Rest könne aufschließen. Am 13. Juli setzte die Spitze des Flüchtlingstrecks ihren Marsch in nordwestlicher Richtung fort. Auch sie geriet dabei in Hinterhalte und erlitt schwere Verluste. Am 15. Juli scheiterte der erste Versuch, auf bosniakisch kontrolliertes Gebiet durchzubrechen. Dies gelang erst am darauf folgenden Tag und mit Unterstützung von Einheiten der ARBIH, die aus Richtung Tuzla herangeführt wurden, um einen Korridor für die auftauchenden Flüchtlinge freizukämpfen.

Exekutionen

Überreste eines Opfers des Massakers von Srebrenica

Die bosniakischen Männer, die in Potočari von den Frauen, Kindern und Älteren getrennt worden waren, wurden nach Bratunac transportiert. Später kamen zu dieser Gruppe auch Männer, die mit der Kolonne den kollektiven Fluchtversuch durch die Wälder unternommen hatten, von den bosnischen Serben jedoch gefangen genommen worden waren. Bei der Internierung in Bratunac gab es keine Versuche, diese beiden Personengruppen voneinander getrennt zu halten.

Die bosnisch-serbischen Sicherheitskräfte nutzten für die Internierung verschiedene Gebäude, zum Beispiel ein verlassenes Warenhaus und eine alte Schule, aber auch die Busse und Lastwagen, mit denen sie die Gefangenen nach Bratunac beförderten. In der Nacht wurden einzelne Gefangene herausgerufen. Zeugen hörten Schmerzensschreie und Gewehrfeuer. Nach einem Zwischenaufenthalt in Bratunac von ein bis drei Tagen wurden die Bosniaken an andere Orte gebracht, als die Busse zur Verfügung standen, mit denen zuvor die Frauen, Kinder und Alten in Richtung des bosniakisch kontrollierten Gebiets gefahren worden waren.

Fast alle bosniakischen Gefangenen wurden getötet. Manche wurden einzeln ermordet, andere in kleinen Gruppen bei ihrer Gefangennahme, wieder andere wurden an den Orten ihrer Internierung umgebracht. Die meisten wurden in sorgfältig geplanten und durchgeführten Massenexekutionen getötet, die am 13. Juli in der Region nördlich von Srebrenica begannen. Gefangene, die am 13. Juli nicht getötet wurden, wurden an Exekutionsstätten nördlich von Bratunac transportiert. Die umfangreichen Massenexekutionen im Norden fanden zwischen dem 14. und 17. Juli statt.

Die meisten Massenexekutionen folgten einem einheitlichen Muster. Zunächst wurden die Opfer in leerstehenden Schulgebäuden oder Lagerhäusern interniert. Dort wurden ihnen Nahrung und Getränke verweigert. Nach einigen Stunden fuhren Busse oder Lastwagen vor und beförderten die Gefangenen an einen zur Exekution bestimmten, üblicherweise abgelegenen Platz. In einigen Fällen wurden zusätzlich Maßnahmen ergriffen, um mögliche Widerstände zu minimieren. Dazu gehörten das Verbinden der Augen und das Fesseln der Handgelenke hinter dem Rücken. Als die Busse oder Lastwagen an den Exekutionsstätten ankamen, mussten die Gefangenen sich aufreihen und wurden erschossen. Diejenigen, die die Salven überlebten, wurden mit weiteren Schüssen getötet. Schweres Erdräumgerät zum Vergraben der Leichen fuhr sofort im Anschluss an die Exekutionen auf, manchmal sogar schon während der Erschießungen. Die Massengräber wurden entweder direkt dort ausgehoben, wo die Erschossenen lagen, oder in unmittelbarer Nähe.

Primäre und sekundäre Massengräber

Exhumierungen in Srebrenica (1996)

Bis 2001 identifizierten forensische Experten insgesamt 21 Massengräber, in denen sich nachweislich Opfer des Massakers von Srebrenica befanden. 14 von diesen Massengräbern sind sogenannte primäre Massengräber, in denen die Getöteten direkt nach der Exekution vergraben wurden. Von diesen 14 wurden acht später zerstört. Die Leichen wurden dabei entfernt und an anderer Stelle erneut vergraben. Oft lagen diese sogenannten sekundären Massengräber – bis 2001 wurden sieben entdeckt – in weiter entfernten Gegenden. Die Umbettungen erfolgten, weil die bosnisch-serbischen Täter die Massenmorde vertuschen wollten. Im Urteil gegen Krstić werden 18 weitere Massengräber erwähnt, die mit dem Massaker in Verbindung stehen, bis zum Ende des Prozesses gegen Krstić jedoch noch nicht untersucht werden konnten.

Die Überreste von zirka 8000 Opfern wurden seit Ende des Bosnienkrieges exhumiert. Etwa 6838 Leichen konnten bislang namentlich zugeordnet werden.[17]

Folgen

Politische Reaktionen

Kofi Annan (2003)

Unmittelbar nach dem Fall der Schutzzone Srebrenica kritisierte die Türkei mit scharfen Worten die UNO und ihren Sicherheitsrat. Der Einmarsch sei ein Schlag ins Gesicht des Sicherheitsrats, die UNO habe durch dieses Ereignis ihr Prestige verloren.[18] In den Wochen nach dem Einmarsch der bosnisch-serbischen Truppen gab es auch in der türkischen Öffentlichkeit Proteste: Demonstrationen, Geldsammlungen für Flüchtlinge und kritische Zeitungsberichte gehörten zu dieser Reaktion.

Wenige Tage nachdem die bosnisch-serbischen Einheiten Srebrenica eingenommen hatten, forderte Jacques Chirac die Wiedereroberung der Schutzzone. International wurde diese Forderung jedoch nur als eine symbolische Geste nachträglicher Entschlossenheit eingestuft, Verbündete für diese Idee fand der neu gewählte französische Präsident nicht.

Am 24. Juli 1995 schloss der UN-Sonderberichterstatter Tadeusz Mazowiecki eine einwöchige Untersuchung zum Fall Srebrenica ab. Er erklärte, von 40.000 Einwohnern der Enklave seien 7.000 offenbar „verschwunden“. Nachdem auch die Schutzzone Žepa gefallen war, trat er am 27. Juli von seinem Amt zurück.

In der zweiten Juli-Hälfte kamen erste Gerüchte über das Massaker auf. Diese Nachrichten verdichteten sich, als die wenigen Überlebenden des Massakers erste Zeugenaussagen machten, nachdem sie bosniakisch kontrolliertes Territorium erreicht hatten. Aussagen niederländischer Blauhelm-Soldaten wirkten in die gleiche Richtung.

Am 10. August legte die amerikanische UN-Botschafterin Madeleine Albright dem UNO-Sicherheitsrat Satellitenaufnahmen vor, die auf Gräueltaten bosnischer Serben in der Umgegend von Srebrenica schließen ließen. Zirka drei Monate später, am 18. November 1995, wurde am UN-Kriegsverbrechertribunal Anklage gegen Mladić und Karadžić wegen der Verbrechen von Srebrenica erhoben. Diese Klage war die zweite gegen die beiden, am 25. Juli 1995 waren sie bereits wegen Verbrechen angeklagt worden, die zeitlich vor dem Massaker von Srebrenica stattgefunden hatten.

Im Dezember 1995 verurteilte die Außenministerkonferenz der islamischen Staaten die Handlungen der bosnischen Serben und sprach von Völkermord.[19]

Im April 1996 untersuchte eine größere Ermittlungskommission des Haager Gerichts erstmals vor Ort Exekutionsorte und Massengräber. Die erste Öffnung eines Massengrabs erfolgte im Juli 1996. Die forensischen Untersuchungen ziehen sich aufgrund der Vielzahl der Ermordeten, der Tatorte und der Massengräber bis heute hin. Überdies erschweren die 1995 durchgeführten, groß angelegten Vertuschungsversuche die Arbeit der Kriminalisten und Gerichtsmediziner.[20]

Am 15. November 1999 legte Kofi Annan als amtierender UNO-Generalsekretär einen Bericht zum Fall der Schutzzone Srebrenica vor. Dieser Bericht kritisierte unter anderem die Fehlleistungen der UN-Institutionen deutlich. Zusammen mit den selbstkritischen Bewertungen zum Agieren der UNO im Angesicht des Völkermords in Ruanda (April bis Juli 1994) sollte dieser Bericht mit zu einer Neuausrichtung von UN-Friedensmissionen beitragen.

Im Juni 2004 räumten Vertreter der Republika Srpska erstmals offiziell die Verantwortung bosnisch-serbischer Sicherheitskräfte für das Massaker von Srebrenica ein.[21] Dabei offenbarten sie weitere, bis dahin unbekannte Massengräber, die in Zusammenhang mit dem Massaker stehen.[22] Im November 2004 folgte erstmals eine offizielle Entschuldigung durch die Regierung der Republika Srpska bei den Hinterbliebenen der Opfer.[23] Ende März 2005 übergab eine bosnisch-serbische Untersuchungskommission der Staatsanwaltschaft eine Liste mit 892 Namen von mutmaßlichen Tätern.[24]

Am 2. Juni 2005 zeigte der Anklagevertreter im Prozess gegen den früheren jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milošević ein Videoband, das die Erschießung von vier männlichen Jugendlichen und zwei jungen Männern in Trnovo am 17. Juli 1995 zeigt.[25] Sie sollen aus Srebrenica stammen, die Täter sind offenbar Angehörige der damals von Slobodan Medić angeführten serbischen Sondereinheit „Skorpione“.[26] Kurz darauf strahlten verschiedene serbische Fernsehsender diese Aufnahmen aus. Sie führten in der serbischen Öffentlichkeit zu einer intensiven Diskussion über das Verbrechen, das zuvor kaum thematisiert wurde. Der serbische Premierminister Vojislav Koštunica sprach von einem „brutalen, gnadenlosen und beschämenden Verbrechen“ an Zivilisten.[27] Rasch nach der Ausstrahlung verhaftete die Polizei einige der mutmaßlichen Täter.[28] Auch in westlichen Medien wurde über dieses Video und die Reaktionen in Serbien berichtet.[29] Am 10. April 2007 verhängte ein serbisches Gericht gegen vier Tatbeteiligte langjährige Haftstrafen, ein fünfter Angeklagter wurde freigesprochen.[30] In gegenteiligen Darstellungen werden die Erschießung und der Zusammenhang der Filmszenen mit dem Massaker bestritten.

Anfang Oktober 2005 legte eine Sonderarbeitsgruppe der bosnisch-serbischen Regierung dem UN-Kriegsverbrechertribunal eine Liste von etwa 19.500 Personen vor, die sich an dem Massaker auf die eine oder andere Art direkt beteiligt haben sollen.[31]

Ende März 2010 entschuldigte sich das Parlament Serbiens für das Massaker von Srebrenica, den Begriff „Völkermord“ vermied es in seiner Resolution jedoch.[32] Im April 2013 entschuldigte sich Serbiens Präsident Tomislav Nikolić für das Massaker. Gleichzeitig wollte er die Tat aber nicht als Völkermord bezeichnen.[33] Beim Besuch der Gedenkfeier in Srebrenica im Juli 2015 bezeichnete der Präsident Serbiens, Aleksandar Vučić, das Massaker als „monströses Verbrechen“, vermied aber den Begriff Völkermord.[34][35]

Debatte zur Rolle der Blauhelm-Soldaten

Gelände des früheren niederländischen Bataillons (Dutchbat) in Potočari. Hier sammelten sich am 11./12. Juli 1995 tausende bosniakische Flüchtlinge

Das Agieren der Blauhelme ist international eingehend erörtert worden. Beispielsweise findet sich im UN-Bericht zu den Ereignissen von Srebrenica ein Abschnitt zu diesem Thema.[36] Darin wird festgehalten, dass sämtliche Beobachtungsposten (Observation Post) und Sperren (Blocking Position) von Dutchbat widerstandslos an die Armee der bosnischen Serben fielen. Dutchbat-Mitglieder setzten gegen die anrückenden Einheiten weder Schusswaffen noch gepanzerte Fahrzeuge oder Panzerabwehrwaffen ein.[37] Auch das französische Parlament richtete fünfeinhalb Jahre nach dem Fall der Enklave einen Untersuchungsausschuss ein, der im November 2001 seinen Abschlussbericht zu diesen Vorgängen vorlegte.[38]

Vor allem in den Niederlanden wird bis heute eine Diskussion darüber geführt, ob die UN-Soldaten vor Ort Handlungsalternativen gehabt hätten. Diese Debatte stützt sich inzwischen auf die Erkenntnisse einer Reihe größerer Untersuchungen, die zum Fall der Schutzzone und zum Verhalten von Dutchbat entstanden sind.

Die Einschätzungen sind sehr unterschiedlich. Kritiker werfen den niederländischen Blauhelmen vor, sie hätten Teile des Massakers mitbekommen und durch Nicht-Einschreiten geduldet. In diesem Zusammenhang wird auch von Beihilfe zu einem Kriegsverbrechen gesprochen. Diese Kritiker konstatieren ein Versagen des niederländischen Bataillons, dem sich gezielte Vertuschungsversuche niederländischer Militärs und Politiker anschlossen.[39]

Andere Stellungnahmen betonen dagegen, dass die Soldaten vor Ort kaum Kenntnis von den Gräueln gehabt haben, weil sie an entsprechenden Beobachtungen von den Einheiten der bosnischen Serben systematisch gehindert wurden. Außerdem seien sie im Stich gelassen worden, obwohl sie mehrfach eindringlich Luftunterstützung zum Schutz der Enklave und zu ihrer eigenen Sicherheit angefordert hatten. Dutchbat sei ferner durch die niederländische und internationale Politik mit dem Schutz der Bosniaken betraut worden, ohne dass ihnen dazu jemals adäquate Mittel zur Verfügung gestanden hätten. Die Aufgabe sei eine „mission impossible“ gewesen.[40]

Die Lage für die UNO-Soldaten vor Ort wurde auch dadurch verschärft, dass der kommandierende französische General Bernard Janvier jegliche Luftunterstützung verweigerte. In einem Brief des damaligen UN-Sonderbeauftragten für Bosnien, Yasushi Akashi, an das UN-Hauptquartier in New York schrieb Akashi, dass ihm der serbische Präsident Milošević bereits am 17. Juni 1995 in einem Gespräch mitgeteilt habe, dass der französische Staatspräsident Jacques Chirac Milošević zugesagt habe, es werde ohne Zustimmung aus Paris keine NATO-Luftangriffe geben.[41] Die Franzosen fürchteten die Ermordung von UNPROFOR-Geiseln, zu denen viele Franzosen zählten.

Handlungen, Unterlassungen und Schlussfolgerungen sind in symbolträchtigen Bildern verdichtet. Dazu gehört das bekannte Foto, das Ratko Mladić und Thomas Karremans am Abend des 12. Juli 1995 bei einem gemeinsamen Trinkspruch festhält. Dazu zählen die Videoaufnahmen von feiernden und tanzenden Dutchbat-Soldaten in Zagreb, unmittelbar nach ihrem Abzug aus Srebrenica. Auch der Rücktritt der niederländischen Regierung unter Wim Kok am 16. April 2002, wenige Tage nach Veröffentlichung der umfangreichen Srebrenica-Studie des Niederländischen Instituts für Kriegsdokumentation, wurde als Symbol interpretiert, sieben Jahre nach den Ereignissen politische Verantwortung zu übernehmen.

Begleitet von Protesten von Srebrenica-Überlebenden ehrte am 4. Dezember 2006 die niederländische Regierung demonstrativ ungefähr 500 Soldaten. Sie hätten seinerzeit einen „außerordentlich schwierigen Auftrag“ gehabt, so der niederländische Verteidigungsminister Henk Kamp. Nach 1995 seien sie jahrelang falschen Anschuldigungen ausgesetzt gewesen, jedoch mittlerweile durch offizielle Untersuchungen entlastet. Bosnien und Herzegowina protestierte auf diplomatischer Ebene gegen diese Ehrung. Angehörige von Massaker-Opfern und Überlebende aus Srebrenica sprachen bei Protestkundgebungen von einem „Genozid-Orden“. An der Demonstration in Sarajevo gegen die Auszeichnung der Soldaten beteiligte sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und forderte in einem offenen Brief an Kamp und Ministerpräsident Jan Peter Balkenende eine Entschuldigung bei den Überlebenden von Srebrenica.[42][43]

Strafverfahren

Sitz des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien („UN-Kriegsverbrechertribunal“) in Den Haag

Verfahren vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal

Eine Reihe von Personen ist vor dem kurz UN-Kriegsverbrechertribunal genannten internationalen Strafgerichtshof wegen des Massakers von Srebrenica angeklagt worden. Die Verfahren gegen Dražen Erdemović, Radislav Krstić, Dragan Obrenović, Vidoje Blagojević und Dragan Jokić sind abgeschlossen. Die Angeklagten wurden verurteilt. In vielen Urteilen, unter anderem in denen gegen Krstić sowie gegen Blagojević und Jokić, wird das Geschehen als Völkermord klassifiziert. Am 10. Juni 2010 wurden Vujadin Popović und Ljubiša Beara ebenfalls wegen Völkermordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Drago Nikolić erhielt wegen Beihilfe eine Freiheitsstrafe von 35 Jahren. Vier weitere Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen fünf und 19 Jahren.[44] Das Urteil gegen Popović und Beara wurde am 30. Januar 2015 vom Kriegsverbrechertribunal im Revisionsverfahren bestätigt.[45]

Karadžić wurde nach jahrelanger Flucht am 18. Juli 2008 gefasst[46] und anschließend nach Den Haag überstellt, wo er am 24. März 2016 vom UN-Kriegsverbrechertribunal erstinstanzlich zu einer Haftstrafe von 40 Jahren verurteilt wurde.[47] Am 20. März 2019 wurde Karadžić schließlich in einem Berufungsverfahren in Den Haag von den Richtern des UN-Tribunals unanfechtbar zu lebenslanger Haft verurteilt.[48]

Der als Hauptverantwortlicher für das Massaker geltende Ratko Mladić wurde am 26. Mai 2011 verhaftet. Er wurde am 22. November 2017 zu lebenslanger Haft verurteilt.[49] Im Prozess gegen Zdravko Tolimir, einen von sieben Stellvertretern Mladićs, wurde dieser am 12. Dezember 2012 der Anklage des Völkermordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt.[50]

Verfahren gegen Serbien vor dem Internationalen Gerichtshof

Bereits im Jahr 1993 reichte Bosnien und Herzegowina beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eine Klage gegen die Bundesrepublik Jugoslawien ein. Die Organe der Republik Serbien seien für Völkermord in Bosnien-Herzegowina verantwortlich und müssten deshalb Entschädigungszahlungen leisten. Der IGH erklärte 1996 die Klage für zulässig. Das Urteil des IGH vom 26. Februar 2007 bezog sich auf Serbien als Rechtsnachfolger Jugoslawiens: dabei kam der Gerichtshof zu dem Ergebnis, dass Serbien keine direkte Verantwortung trage für die Verbrechen, die im Bosnienkrieg begangen wurden. Aus diesem Grund könne es nicht zu Entschädigungszahlungen herangezogen werden.

In seinem Urteil bewertete der Gerichtshof das Massaker von Srebrenica jedoch als Völkermord und bestätigte in dieser Hinsicht die Urteile des Kriegsverbrechertribunals. Serbien müsse sich nach dem Urteil des Gerichtshofs zudem eine indirekte Mitverantwortung für die Geschehnisse zurechnen lassen, denn es habe nicht alle seine Möglichkeiten genutzt, um Kriegsverbrechen und Völkermord zu unterbinden. Auf dem Balkan fiel die Reaktion auf das Urteil unterschiedlich aus, insbesondere auf die Entscheidung, mit Ausnahme des Massakers von Srebrenica liege kein Fall von Völkermord vor.[51]

Klagen von Hinterbliebenen

Beinahe 8000 Hinterbliebene der Opfer des Massakers haben sich zu einer Opferrechtsorgansiation zusammengeschlossen, die unter dem Namen Mütter von Srebrenica bekannt ist. Dieser Opferverband reichte am 4. Juni 2007 beim Landgericht in Den Haag eine Klage[52] gegen den niederländischen Staat und die Vereinten Nationen ein.[53] Nach Auffassung der Hinterbliebenen hatten die Vereinten Nationen keine ausreichende Maßnahmen für den Schutz der Menschen in der UN-Schutzzone ergriffen.[54][55] In seinem Urteil am 10. Juli 2008 billigte das Gericht den Vereinten Nationen jedoch Immunität zu. Dieser Schutz vor jeder gerichtlichen Verfolgung ergebe sich aus völkerrechtlichen Bestimmungen. Staatliche Gerichte könnten sich daher nicht mit Klagen gegen die UN befassen.[56] Im September 2008 lehnte das Gericht eine weitere Klage von Hinterbliebenen gegen den niederländischen Staat ab. Dieser könne nicht für Taten verklagt werden, die niederländische Soldaten begangen oder unterlassen hätten, als diese unter UN-Befehlen standen. Die Hinterbliebenen kündigten auch gegen dieses Urteil Revision an.[57] Die Klage der Mütter von Srebrenica beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen die Niederlande, dass es gegen Art. 6 und 13 der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoße, wenn die niederländischen Gerichte den Vereinten Nationen Immunität zubilligten und der oberste Gerichtshof eine Vorlage an den Europäischen Gerichtshof ablehnte, wurde am 11. Juni 2013 zurückgewiesen.[58]

Am 16. Juli 2014 urteilte das Bezirksgericht in Den Haag, dass dem niederländischen Staat zivilrechtlich eine Mitschuld an dem Massaker anzurechnen sei.[59] Zwar sei das Fehlen von Luftunterstützung und der Fall der Schutzzone den Niederländern nicht anzulasten, aber für die spätere Ermordung der 300 Schutzsuchenden, deren Abtransport aus dem UN-Komplex die Niederländer nicht verhindert hatten, machte das Gericht die Niederlande mitverantwortlich.[60][61] Das Berufungsgericht in Den Haag bestätigte am 27. Juni 2017 erneut die Teilschuld der niederländischen Regierung am Völkermord im Jahr 1995. Das Gericht urteilte, dass der niederländische Staat eine 30-prozentige Mitschuld habe, da er den Schutzsuchenden eine etwa 30-prozentige Überlebenschance verweigert habe.[62] Sowohl die Mütter von Srebrenica als auch der niederländische Staat gingen gegen das Urteil in Revision. Am 19. Juli 2019 bestätigte der Hoher Rat der Niederlande, das oberste Gericht, dass der niederländische Staat eine Teilschuld habe und für entsprechende Entschädigungen zahlen müsse, reduzierte aber den Schuldanteil drastisch auf 10 Prozent.[63]

DIm Juli 2010 haben der überlebende Dolmetscher Hasan Nuhanović und Verwandte des ermordeten Elektrikers Rizo Mustafić erneut Anzeige wegen „Völkermordes und Kriegsverbrechen“ gegen Thomas Karremans, seinen Stellvertreter Major Rob Franken und Offizier Berend Oosterveen erstattet. Angehörige – darunter auch der Vater Nuhanovićs sowie der Bruder Mustafićs – waren während des Bosnienkrieges bei Dutchbat angestellt, und die niederländischen Befehlshaber seien für die Auslieferung der einheimischen muslimischen Angestellten an die Serben verantwortlich gewesen.[64] Am 5. Juli 2011 urteilte ein Berufungsgericht in Den Haag, dass die Niederlande für den Tod der drei Männer verantwortlich sind. Nach Ansicht der Richter müssen die Kommandeure von der Gefahr gewusst haben, der die vier Männer durch die Ausweisung aus dem Lager ausgesetzt wurden.[65][66] Die Niederlande gingen daraufhin erneut vor dem Hohen Rat in Den Haag in Berufung, dem höchsten niederländischen Zivil- und Strafgericht. Als Begründung wurde angeführt, dass für den Einsatz in Bosnien nur die Vereinten Nationen verantwortlich gewesen wären. Der Hohe Rat bestätigte am 6. September 2013 das Urteil der früheren Instanz und machte damit den niederländischen Staat für den Tod der drei Männer haftbar. Die Richter beriefen sich dabei auf internationales Recht, wonach auch der entsendende Staat mitverantwortlich für seine Friedenstruppe sei, auch wenn diese unter UN-Mandat operiere.[67]

Ermittlungen zur Beteiligung griechischer Söldner und Freiwilliger

Die aus etwa 100 griechischen Söldnern und Freiwilligen bestehende sogenannte Griechische Freiwilligen-Garde wurde im Frühjahr 1995 in das 5. Drina-Korps der Armee der Republika Srpske integriert und war mit dem Korps vor und während des Massakers vor Ort. Auf Veranlassung von Ratko Mladić hissten Angehörige eine griechische Flagge über der Stadt.[68][69][70] Ausgelöst durch das Medieninteresse am zehnten Jahrestag des Massakers 2005 prangerten 163 Akademiker und Journalisten die in der griechischen Meinung ausgedrückte Solidarität mit dem Milošević-Regime an und forderten eine Entschuldigung des griechischen Staates bei den Opfern des Massakers und ihren Angehörigen. Die daraufhin von der griechischen Regierung in Aussicht gestellte Untersuchung der Beteiligung der Griechischen Freiwilligen-Garde an dem Massaker und die signalisierte Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien blieb ohne Folge. Bis heute hat keine griechische Regierung die Geschehnisse in Srebrenica verurteilt oder strafrechtliche Ermittlungen gegen die Beteiligten eingeleitet.[71][72]

Leugnung und Relativierung des Massakers

Lange Zeit wurde in vielen serbischen Medien das Massaker von Srebrenica geleugnet. Auch in westlichen Print- oder Onlinepublikationen wurde gelegentlich die Behauptung aufgestellt, die Ereignisse hätten gar nicht stattgefunden oder seien in den Medien falsch oder verzerrt dargestellt worden.

Im deutschsprachigen Raum relativierte vor allem Jürgen Elsässer in der Tageszeitung Junge Welt das Massaker, unter anderem durch Berufung auf serbische Kriegsopfer.[73] Die Klassifizierung des Geschehens als Völkermord nennt Elsässer eine „Lüge“[74] und einen „Mythos“.[75] Er behauptet, eine Reihe von muslimischen Toten seien im Sommer 1995 Opfer von Liquidationen geworden, die andere Muslime um Naser Orić verübt hätten.[76] Dem Haager Kriegsverbrechertribunal wirft Elsässer unter Bezugnahme auf dessen Urteil gegen Orić vor, es urteile einseitig zuungunsten serbischer Angeklagter.[77] Elsässer streitet vereinzelte Massaker nicht ab, betont jedoch, dass diese nicht gezielt und systematisch vorgenommen worden seien. Die Taten seien allein „von marodierenden serbischen Einheiten zu verantworten. Viele der Soldaten kamen aus der Region um Srebrenica und wollten den Tod von Angehörigen rächen, die zuvor bei moslemischen Überfällen getötet worden waren.“[78] Die Beweise für die systematische Planung und Durchführung der Verbrechen sind jedoch in den Prozessen vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal aktenkundig.

Ähnlich relativierende, serbische Kriegsverbrechen und den Genozid in Srebrenica als „Rachemassaker“ für vorausgegangene bosnische Kriegsverbrechen deutende Positionen finden sich auch in den Reiseberichten, Texten und Interviews des österreichischen Schriftstellers Peter Handke; begleitet von vehementer Kritik an der vermeintlich „einseitigen“ journalistischen Berichterstattung. Die Opferrechtsorganisation Mütter von Srebrenica forderte die Schwedische Akademie auf, die Vergabe des Literatur-Nobelpreises 2019 an Peter Handke zu revidieren. Die Organisationsleiterin Munira Subašić wird in diesem Zusammenhang mit den Worten zitiert: „Es ist traurig, dass ein so wichtiger Preis dem Leugner des Genozids in Srebrenica verliehen wurde, wenn alle wissen, was in Srebrenica passiert ist. (...). Mit dieser Entscheidung wurden die Mütter von Srebrenica, die ihre Söhne, Männer und Brüder verloren haben, noch einmal verletzt und ins Herz getroffen.“[79]

George Pumphrey leugnet in der Zeitschrift konkret das Geschehen.[80] In der Wochenzeitung Junge Freiheit zweifelt der serbische Schriftsteller und Journalist Nikola Živković die Zahl der Todesopfer an.[81] In der Schweiz erstatteten TRIAL und die Schweizer Sektion der Gesellschaft für bedrohte Völker Strafanzeige wegen Verletzung der Rassismus-Strafnorm gegen zwei Autoren der La Nation, einem Organ der Ligue vaudoise, da diese das Massaker geleugnet hatten. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt.[82] Auch im englischsprachigen Raum werden die Geschehnisse gelegentlich sowohl von einigen Publizisten der Linken[83] als auch von Autoren aus dem konservativen Lager relativiert.[84]

Zu jenen, die den Begriff „Völkermord“ ablehnen, gehört der ehemalige serbische Präsident Tomislav Nikolić.[85] Milorad Dodik bestritt Anfang Juli 2015, dass ein Völkermord stattgefunden habe, nachdem er diesen und die Zahl von 8000 Opfern bereits im April 2010, vor seiner Wahl zum Präsidenten der Republika Srpska, in Zweifel gezogen hatte.[86][87] 2015, zum 20. Jahrestag des Massakers forderte er, Srebrenica müsse auch zu einem Gedenkort für den „Völkermord an den Serben“ erklärt werden.[88] Der Begriff wird in einigen Fällen auch abgelehnt, weil nur männliche Personen dem Massaker zum Opfer gefallen seien, keinesfalls alle bosniakischen Flüchtlinge. Im Gerichtsurteil gegen Radislav Krstić wird allerdings betont, dass die systematischen Morde an der männlichen Bevölkerung einen katastrophalen Einfluss auf die stark patriarchalisch strukturierten Familien der Bosniaken Srebrenicas hatten und damit diese ethnische Gruppe zerstörten, was den Tätern bewusst gewesen sei.[89] Die Journalistin Diana Johnston leugnete den genozidalen Charakter des Massakers in ihrer ersten Publikation 2002 sowie 2015; die Begründung des ICTY sei weit hergeholt, behauptete sie.[90]

Der Völkerrechtler William Schabas bewertete 2009 die Verbrechen in Srebrenica und während des gesamten Krieges in Bosnien eher als ethnische Säuberung, nicht als Genozid.[91]

Häufig wird die Gesamtzahl der ermordeten Bosniaken relativiert. Die Zweifler betonen, die hohen offiziellen Opferzahlen hätten den Zweck, die serbische Seite zu dämonisieren und von Verbrechen gegen Serben abzulenken, in der Region Srebrenica selbst oder zu anderen Gelegenheiten, wie etwa während der „Operation Sturm“. Statt von 7000 bis 8000 Opfern des Massakers von Srebrenica sei von einer deutlich niedrigeren Zahl auszugehen. Gestützt wird dies unter anderem mit der Behauptung, 1996 seien in Wählerverzeichnissen zu Wahlen in Bosnien-Herzegowina 3000 Vermisste und angeblich Tote wieder aufgetaucht.[92] Im Gerichtsverfahren gegen Radislav Krstić wies der norwegische Bevölkerungswissenschaftler Helge Brunborg nach, dass diese Behauptung, die im Jahr 1997 bereits von Radovan Karadžić gebraucht wurde,[93] nicht den Tatsachen entspricht.[94] In einer Studie zur Zahl der Vermissten und Toten zeigte ein Team um Brunborg ferner, dass nicht 3000, sondern bestenfalls neun Überlebende in diesen Listen eingetragen waren. Es habe keine großangelegte Kampagne gegeben, Lebende als vermisst zu registrieren oder Identitäten von Toten und Vermissten bei Wahlen zu missbrauchen.[95]

Zweifel an der etablierten Darstellung der Ereignisse werden auch vorgebracht, weil seit Juli 1995 Tausende von Leichen nicht gefunden bzw. exhumiert wurden. Von den Exhumierten wiederum sind bislang viele nicht identifiziert. Solchen Zweifeln wird die bewusste Vertuschung der Tat durch mehrfache Umbettungen von Leichen entgegengehalten. Die forensischen Untersuchungen sind dadurch komplex und zeitraubend.[96]

In vielen Fällen gehen Zweifel, Relativierung und Bestreiten des Massakers von Srebrenica mit Annahmen über eine groß angelegte politische und mediale Kampagne gegen Serben einher.

Literatur

  • Julija Bogoeva, Caroline Fetscher: Srebrenica. Dokumente aus dem Verfahren gegen General Radislav Krstić vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7718-1075-2.
  • Matthias Fink: Srebrenica. Chronologie eines Völkermords oder Was geschah mit Mirnes Osmanović. Hamburger Edition, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86854-291-2.
  • Jan Willem Honig, Norbert Both: Srebrenica, der größte Massenmord in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Lichtenberg, München 1997, ISBN 3-7852-8409-8.
  • Sylvie Matton: Srebrenica: un génocide annoncé. Flammarion, Paris 2005 ISBN 2-08-068790-5 (französisch).
  • Hasan Nuhanovic: Under The UN Flag. The International Community and the Srebrenica Genocide. DES, Sarajevo 2007, ISBN 978-9958-728-87-7 (englisch).
  • David Rohde: Die letzten Tage von Srebrenica. Was geschah und wie es möglich wurde. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-22122-5.
  • Eric Stover, Gilles Peress: Die Gräber – Srebrenica und Vukovar. Scalo, Zürich 1998, ISBN 3-931141-75-6.
  • Emir Suljagic: Srebrenica, Notizen aus der Hölle (Originaltitel: Razglednice iz groba (wörtlich: „Ansichtskarten aus dem Grab“), übersetzt von Katharina Wolf-Grießhaber, Nachwort von Michael Martens), Zsolnay, Wien 2009, ISBN 978-3-552-05447-9.

Weblinks

 Commons: Massaker von Srebrenica – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sofern nicht anders angegeben, stützen sich die Aussagen dieses Artikels auf das erstinstanzliche Gerichtsurteil des UN-Kriegsverbrechertribunals gegen Radislav Krstić, die auszugsweise in Deutsch vorliegenden Prozessprotokolle dazu (siehe Bogoeva und Fetscher), den UN-Bericht zu Srebrenica von 1999, das Buch von D. Rohde (der für seine Berichte zum Thema den Pulitzerpreis erhielt) und in Teilen auch auf die NIOD-Untersuchung.
  2. Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien: Kurze Darstellung des Balkan-Konflikts. (Abruf am 2. Januar 2015).
  3. Erstinstanzliches Urteil gegen Krstić (PDF; 702 kB), S. 27 (Papierzählung). Siehe ferner die Liste vermisster Personen (bosnisch) (Memento vom 18. Januar 2015 im Internet Archive).
  4. UN-Strafgerichtshof Den Haag. Lebenslange Haft für Massaker in Srebrenica (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive). In: tagesschau.de, 10. Juni 2010, abgerufen am 27. Dez. 2015; Gericht weist Klage gegen Niederlande ab, Süddeutsche Zeitung vom 10. September 2008 (Abruf am 27. Juli 2011); Karadzic in Den Haag eingetroffen, Deutsche Welle, 30. Juli 2008 (Abruf am 27. Juni 2011); Karadzic über Srebrenica: „Maßlos übertrieben“, Der Standard, 2. März 2010 (Abruf am 27. Juli 2011). Jan Willem Honig, Norbert Both: Der größte Massenmord in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Lichtenberg-Verlag, München 1997, ISBN 3-7852-8409-8, S. 21; Christina Möller: Völkerstrafrecht und Internationaler Strafgerichtshof. Kriminologische, straftheoretische und rechtspolitische Aspekte. (=Beiträge zur Strafrechtswissenschaft, Band 7), Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-6533-9, S. 179; David Rohde: Endgame: The Betrayal and Fall of Srebrenica, Europe's Worst Massacre Since World War II (1997; Farrar, Straus and Giroux; ISBN 0-374-25342-0 / 1998; Westview Press; ISBN 0-8133-3533-7).
  5. Bericht von TRIAL über das Verfahren gegen Krstić (Memento vom 12. November 2007 im Internet Archive); Erstinstanzliches Urteil gegen Krstić (PDF; 702 kB); Urteil im Berufungsverfahren gegen Krstić (PDF; 717 kB)
  6. Bericht von TRIAL über Blagojević (Memento vom 12. November 2007 im Internet Archive); Bericht von TRIAL über Jokić (Memento vom 12. November 2007 im Internet Archive); Erstinstanzliches Urteil gegen Blagojević und Jokić (PDF; 1,8 MB)
  7. Völkermord in Srebrenica. In: Zeit Online, 26. Februar 2007.
  8. Russland lässt UN-Resolution platzen, Meldung auf Tagesschau.de vom 8. Juli 2015 (Abruf am 19. November 2015).
  9. BH Census: Popis Stanovnistva, Domacinstava, Stanova I Poljoprivrednih Gazdinstava 1991. Sarajevo, Bosna i Hercegovina: Zavod za Statistiku Bosne i Hercegovine, 1993. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 12. Mai 2015.
  10. Research and Documentation Center Sarajevo zu den Opferzahlen unter den Serben in der Region Bratunac/Srebrenica zwischen April 1992 and Dezember 1995 (Memento vom 11. Mai 2008 im Internet Archive)
  11. Report of the Secretary-General pursuant to General Assembly resolution 53/35 : #the fall of Srebrenica (A/54/549), Abschnitt 43 (engl. pdf.) (Memento vom 22. September 2018 im Internet Archive)
  12. Report of the Secretary-General pursuant to Security Council resolution 959 (1994) (S/1994/1389), (engl. pdf.) (Memento vom 22. September 2018 im Internet Archive)
  13. Report of the Secretary-General pursuant to General Assembly resolution 53/35 : #the fall of Srebrenica (A/54/549), Abschnitt 482 f, (engl. pdf.) (Memento vom 22. September 2018 im Internet Archive)
  14. Zum Ablauf des Massakers siehe: Erstinstanzliches Urteil gegen Krstić, S. 12–27. (PDF; 702 kB)
  15. David Rohde: Die letzten Tage von Srebrenica. Was geschah und wie es möglich wurde. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997, S. 237.
  16. UNO-Bericht A/54/549 zum Fall der Schutzzone und zum Massaker von Srebrenica, Abschnitt 476. (PDF ; 11,5 MB) Abgerufen am 20. März 2019 (english).
  17. International Commission on Missing Persons: Over 7,000 Srebrenica Victims have now been recovered, Pressemitteilung vom 11. Juli 2012.
  18. Überblick über Meldungen in der türkischen Presse vom 14. Juli 1995
  19. Schlusskommunikee der 23. Außenministerkonferenz islamischer Staaten (9. bis 12. Dezember 1995) Abs. 40 f (Memento vom 12. Oktober 2007 im Internet Archive) (engl.)
  20. Siehe dazu „DIE ZEIT“, 52/2002
  21. Bosnische Serben anerkennen Srebrenica-Massaker (Memento vom 6. September 2012 im Webarchiv archive.is), netzeitung.de, 11. Juni 2004.
  22. Vorlage:Webarchiv/Wartung/Archive-isDer Parameter archive-today muss ein Datum der Form YYYYMMDDhhmmss sein. Die Kurz-URL-Fähigkeit von archive.is ist mangels Transparenz unerwünscht.
  23. Entschuldigung nach Jahren des Leugnens, Spiegel Online, 12. November 2004.
  24. Srebrenica timeline siege and massacre of Bosnian muslims (Memento vom 26. Mai 2010 im Internet Archive)
  25. Vorlage:Webarchiv/Wartung/ParameterBitte entweder wayback- oder webciteID oder archive-today-Parameter angeben
  26. spiegel.de
  27. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Juni 2005
  28. ZDF heute-Sendung vom 13. Juni 2005 (Memento vom 17. Oktober 2007 im Internet Archive)
  29. Susanne Glass, ARD-Hörfunkkorrespondentin: Hinrichtungs-Video von Srebrenica im TV, Video stößt Debatte über Kriegsverbrechen an (Memento vom 6. Februar 2010 im Internet Archive)
  30. 58 Jahre Haft für die „Skorpione“, Meldung auf tagesschau.de 10. April
  31. „Die Welt“, 6. Oktober 2005, 19.500 Beteiligte am Massaker von Srebrenica
  32. „Serbien entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker“, Spiegel Online, 31. März 2010 (Abruf am 31. März 2010). Den Text des Parlamentsbeschlusses, der nach 13-stündiger Debatte mit deutlicher Mehrheit (127 Ja, 21 Nein bei einer Enthaltung) beschlossen wurde, kann man in englischer Fassung hier (PDF; 9 kB) nachlesen. Die serbischsprachige Fassung (lateinische Schrift) findet sich hier (ZIP; 23 kB).
  33. Serbien: Präsident entschuldigt sich für Srebrenica-Massaker bei Spiegel Online, 25. April 2013 (abgerufen am 26. April 2013).
  34. Serbien: Vucic verurteilt "monströses Verbrechen" in Srebrenica. In: Die Zeit. Hamburg 2015-07-11, ISSN 0044-2070 (http://www.zeit.de/news/2015-07/11/serbien-vucic-verurteilt-monstroeses-verbrechen-in-srebrenica-11104411). Serbien: Vucic verurteilt "monströses Verbrechen" in Srebrenica (Memento vom 4. Januar 2017 im Internet Archive)
  35. Gedenkfeier in Srebrenica: „Ein Angriff auf Serbien“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2015-07-11 ISSN 0174-4909 (http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/serbe-vucic-bei-gedenkfeier-in-srebrenica-angegriffen-13697540.html).
  36. UNO-Bericht A/54/549 zum Fall der Schutzzone und zum Massaker von Srebrenica, Abschnitt 470–474 (engl. pdf. 11,5 MB)
  37. UNO-Bericht A/54/549 zum Fall der Schutzzone und zum Massaker von Srebrenica, Abschnitt 304 (engl. pdf. 11,5 MB)
  38. Srebrenica-Untersuchungsausschuss des französischen Parlaments, Abschlussbericht (französisch) (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 996 kB)
  39. Siehe dazu „DIE ZEIT“, 7. Juli 2005, „Abwiegeln in Den Haag“
  40. Dokumentation des „Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie“ (Niederländisches Institut für Kriegsdokumentation) (engl.)
  41. „Die Welt“, 31. Mai 1996, Bremste Chirac Nato-Luftangriffe?
  42. Ehrung fürs Wegschauen, n-tv, 5. Dezember 2006 (Memento vom 14. Oktober 2007 im Internet Archive);
  43. Caroline Fetscher: Ehre, wem keine gebührt? Den Haag will den Ruf der Soldaten von Srebrenica wiederherstellen – und löst Proteste in Bosnien aus In: Der Tagesspiegel, 6. Dezember 2006.
  44. Life for Bosnian Serbs over genocide at Srebrenica. In: BBC News, 10. Juni 2010, abgerufen am 10. Juni 2010 (englisch).
  45. UN-Tribunal bestätigt Haftstrafen: Lebenslänglich für Srebrenica-Massaker, Bericht auf tagesschau.de vom 30. Januar 2015, abgerufen am 30. Januar 2015
  46. Kriegsverbrecher Karadzic gefasst (Memento vom 15. Juni 2010 im Internet Archive). In: tagesschau.de.
  47. Eilmeldung Karadzic wegen Völkermordes verurteilt. In: tagesschau.de, 24. März 2016, abgerufen am 24. März 2016.
  48. Kriegsverbrechen und Völkermord in Bosnien: Radovan Karadzic zu lebenslanger Haft verurteilt. In: Spiegel Online. 2019-03-20 (http://www.spiegel.de/politik/ausland/radovan-karadzic-ex-serbenfuehrer-zu-lebenslanger-haft-verurteilt-a-1258804.html).
  49. Massaker von Srebrenica: Ratko Mladic wegen Völkermords verurteilt. In: Spiegel Online. Abgerufen am 22. November 2017.
  50. Bosnian Serb Zdravko Tolimir convicted over Srebrenica, abgerufen am 12. Dezember 2012.
  51. Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes in Sachen Bosnien-Herzegowina ./. Serbien (Memento vom 17. Mai 2008 im Internet Archive); Entscheidung im Völkermord-Prozess gegen Serbien (PDF; 94 kB), Kurzbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung vom Februar 2007; Völkermord in Srebrenica., ZEIT online, 26. Februar 2007.
  52. Dokumente zum Verfahren (Memento vom 25. März 2014 im Internet Archive)
  53. Vgl. zu der Zuständigkeit von Gerechtshof (Obergericht) und Hohem Rat in den Niederlanden
  54. Es geht ums Tun und nicht ums Siegen – Die Niederlande und die UN sollen sich vor Gericht verantworten, weil sie in Srebrenica jeden Versuch der Hilfe unterließen. (PDF).
  55. Berlinale Berichterstattung versus Srebrenica
  56. Völkermord-Klage gegen UN abgewiesen In: Deutsche Welle, 10. Juli 2008.
  57. Karen Kleinwort: Überlebende von Srebrenica scheitern mit Klage, welt-online.de, 11. September 2008.
  58. Entscheidung 65542/12
  59. Mothers of Srebrenica et al. v. State of The Netherlands and the United Nations. internationalcrimesdatabase.org, abgerufen am 11. Juli 2020 (english).
  60. smb/dpa/AFP: Niederlande mitverantwortlich für 300 Tote in Srebrenica. In: Die Welt vom 16. Juli 2014, abgerufen am 16. Juli 2014.
  61. Urteil Rechtsbank Den Haag vom 16. Juli 2014 (englisch)
  62. Srebrenica massacre: Dutch peacekeepers partly responsible, court rules. Deutsche Welle, 27. Juni 2017, abgerufen am 11. Juli 2020 (english).
  63. Dutch State bears very limited liability in 'Mothers of Srebrenica' case. de Rechtspraak (Webseite des Hohen Rats der Niederlande), abgerufen am 11. Juli 2020 (english).
  64. Cees Banning: Aangifte genocide tegen Karremans – Anzeige gegen Karremans wegen Völkermord (Memento vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive) In: NRC Handelsblad, 6. Juli 2010 (niederl.)
  65. Neues Urteil: Niederlande für drei Srebrenica-Morde haftbar. In: DIE WELT. 5. Juli 2011, abgerufen am 18. November 2014.
  66. Bart Hinke: Nederland aansprakelijk voor dood drie Bosnische moslims – 'oordeel spectaculair’, NRC Handelsblad, 5. Juli 2011 (niederl.)
  67. Bosnienkrieg: Niederlande haften für den Tod von drei Srebrenica-Opfern, zeit.de, 6. September 2013 (abgerufen am 7. September 2013).
  68. NIOD: Srebrenica. Reconstruction, background, consequences and analyses of the fall of a ‘safe’ area. 2002, S. 2787 (Link nicht mehr abrufbar)
  69. Steve Iatrou "Greek volunteers fought alongside Bosnian Serbs", OMRI Daily Digest II, Nr. 136, 14. Juli 1995, HR-Net (Hellenic Resources Network). Zugriff am 31. Juli 2010
  70. Helena Smith: Greece faces shame of role in Serb massacre. The Observer, 5. Januar 2003
  71. Daniela Mehler: Srebrenica und das Problem der einen Wahrheit. In: Europäische Erinnerung als verflochtene Erinnerung : Vielstimmige und vielschichtige Vergangenheitsdeutungen jenseits der Nation. Bd. 55, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, ISBN 978-3-8470-0052-5, Griechenland – kein staatlicher Umgang mit Tätererinnerung, S. 214.
  72. Michael Martens: „Unerwünschtes Stochern in alten Geschichten“, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 4. Januar 2007
  73. Jürgen Elsässer: „3287 Tote klagen an“, in: „Junge Welt“, 11. Juli 2005, S. 3.
  74. Jürgen Elsässer: „Die Rampe von Srebrenica“, in: Derselbe: Kriegsverbrechen. Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt, Hamburg 2000, S. 14–36, hier S. 14.
  75. Jürgen Elsässer: „Neuer Streit um Srebrenica. Zwei Gerichtsurteile passen nicht ins Bild der westlichen Propaganda“, in: „Junge Welt“, 11. April 2007.
  76. Jürgen Elsässer: „Serbenmörder vor Gericht“, in: junge Welt, 16. und 17. April 2003. (Memento vom 30. Oktober 2007 im Webarchiv archive.is)
  77. Jürgen Elsässer: „Serbenmörder auf freiem Fuß“, in: junge Welt, 3. Juli 2006 (Memento vom 30. Oktober 2007 im Webarchiv archive.is)
  78. Jürgen Elsässer, Mladićs letzter Kampf. Falsche Vorwürfe wegen der Eroberung Srebrenicas 1995 (Memento vom 30. Oktober 2007 im Webarchiv archive.is), in „junge Welt“, 23. Februar 2006.
  79. Peter Handke und das Jugoslawien-Trauma, ORF, 11. Oktober 2019, abgerufen am 12. November 2019.
  80. George Pumphrey: Srebrenica, in: „konkret“, 08/1999.
  81. Nikola Živković: „Die ganze Wahrheit muß ans Licht“, in: „Junge Freiheit“, 31/32 (2005) (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  82. trial-ch.org (Memento vom 5. Mai 2012 im Internet Archive)
  83. Siehe hierzu Marko Attila Hoare: The Guardian, Noam Chomsky and the Milosevic Lobby
  84. Vorlage:Webarchiv/Wartung/ParameterBitte entweder wayback- oder webciteID oder archive-today-Parameter angeben
  85. Thomas Roser: Der Völkermord-Leugner, in Die Welt, 7. Juni 2012 (Abruf 7. Juni 2012).
  86. Bosnischer Serbenführer: Srebrenica war kein Völkermord; Meldung auf der Website des ORF, 4. Juli 2015.
  87. Neue Zürcher Zeitung - Milorad Dodik spricht von «nur» 3500 ermordeten bosnischen Muslimen. Abgerufen am 7. Juli 2015.
  88. Alan Posener: Das liegt in Europa? Noch nie gehört!. In: Die Welt, 10. August 2015, Abruf am 25. November 2017.
  89. Erstinstanzliches Urteil gegen Krstić, Seite 29–31. (PDF; 702 kB) „Darüber hinaus musste den Streitkräften der bosnischen Serben die katastrophale Wirkung bewusst sein, welche das Verschwinden von zwei oder drei männlichen Generationen auf das Überleben einer traditionalen patriarchalischen Gesellschaft,…, haben würde. Die bosnischserbischen Streitkräfte wussten zu der Zeit, als sie entschieden, alle wehrfähigen Männer zu töten, dass die Kombination jener Tötungen mit dem Zwangstransfer von Frauen, Kindern und Alten unvermeidlich das physische Verschwinden der bosnisch-muslimischen Bevölkerung von Srebrenica nach sich ziehen würde. “ Zitiert nach Otto Luchterhandt: Die „Srebrenica-Entscheidung“ des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien und der Völkermord an den Armeniern, in: Armenisch-Deutsche Korrespondenz, Jg. 2007, S. 27–30, hier S. 29.
  90. “Denying” the Srebrenica Genocide Because It’s Not True: an Interview with Diana Johnstone. In: www.counterpunch.org. 16. Juli 2015, abgerufen am 4. Januar 2017.
  91. William Schabas: Genocide in International Law: The Crime of Crimes, S. 175–200, 201, Cambridge University Press 18 September 2000, ISBN 0-521-78790-4 (Zugriff am 16 May 2009)
  92. Siehe zum Beispiel den zweifelnden Bericht der „Srebrenica Research Group“ (Memento vom 23. Juni 2006 im Internet Archive)
  93. Ich bin kein Monster. Ich bin Schriftsteller, Interview von Thomas Deichmann mit Radovan Karadžić In: Süddeutsche Zeitung, 8. August 1997.
  94. Aussage von Helge Brunborg über die Anzahl der nach dem Massaker von Srebrenica vermissten Personen und über Wählerlisten, Transkript der Aussage vom 1. Juni 2000, Seite 4082 (engl.) vor dem ICTY; insbesondere Seiten 4076–4083. Auf Seite 4082 stellt Brunborg fest, „[b]ut 7.475 should be considered a minimum number, a conservative number. The actual number is probably higher.“.
  95. Helge Brunborg, Torkild Hovde Lyngstad and Henrik Urdal: Accounting for Genocide. How Many Were Killed in Srebrenica?, in: European Journal of Population, 19 (2003), S. 229–248. hier S. 236.
  96. „Die Welt“, 11. Juli 2005 über die Schwierigkeiten forensischer Untersuchungen in Bosnien-Herzegowina
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