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Martin Selmayr

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Martin Selmayr (2014)

Martin Selmayr (* 5. Dezember 1970 in Bonn) ist ein deutscher Jurist und EU-Beamter. Von November 2014 bis Ende Februar 2018 war er Kabinettchef des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker[1][2] und fungierte als Sherpa des Kommissionspräsidenten.[3] Seit 1. März 2018 ist er Generalsekretär der Europäischen Kommission. Er steht der CDU[4] und der Europäischen Volkspartei (EVP) nahe.[5]

Zudem ist Selmayr Honorarprofessor für Europäisches Wirtschafts- und Finanzrecht an der Universität des Saarlandes, Lehrbeauftragter für das Recht der Wirtschafts- und Währungsunion an der Europa-Universität Krems[6] und ehrenamtlicher Direktor des an der Universität Passau ansässigen Centrums für Europarecht.[7]

Familie und Ausbildung

Selmayr wuchs in Bonn, Berlin, München und Karlsruhe auf. Sein Vater Gerhard Selmayr war 1968–1969 persönlicher Referent von Karl Carstens, damals Chef des Bundeskanzleramts, später Kanzler der Universität der Bundeswehr München (1973–1978) und der Technischen Universität Karlsruhe (1978–2000).[8] Er ist Enkel der Generäle Josef Selmayr (erster Amtschef des Militärischen Abschirmdienstes, MAD) und Heinz Gaedcke.

Nach dem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe studierte Selmayr ab 1990 Rechtswissenschaften und wurde in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. 1991/92 studierte er an der Universität Genf und sowie dessen Institut universitaire d'etudes européennes, wo er beim Schweizer Staatssekretär Franz Blankart eine Diplomarbeit zu den Verhandlungen über den Europäischen Wirtschaftsraum verfasste. Im Anschluss daran studierte er an der Universität Passau, verbunden mit einem Erasmus-Aufenthalt am King’s College London (1994/95). Anfang 1997 schloss er in Passau seine Studien mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen ab. Im Juni 2000 legte er in München das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Von 1997 bis 2000 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht und Europarecht an der Universität Passau bei Michael Schweitzer. Dort wurde er 2001 mit dem Thema Die Vergemeinschaftung der Währung promoviert. 2003 absolvierte Martin Selmayr Sommerkurse zum US-Recht an der University of California in Berkeley und Davis.

Beruflicher Werdegang

Von 1998 bis 2000 arbeitete Selmayr auch für die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main. Von 2001 bis 2004 war er Leiter der EU-Vertretung der Bertelsmann AG in Brüssel und Vizepräsident für Rechts- und Regierungsfragen.[7] Seit 2001 ist er Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes sowie Co-Direktor des Centrums für Europarecht an der Universität Passau.[7]

Seit 2004 ist er Beamter der Europäischen Kommission. Er war zunächst Kommissionssprecher für Informationsgesellschaft und Medien, dem Ressort von Kommissarin Viviane Reding. Von Februar 2010 bis Juni 2014 wurde Selmayr Kabinettchef Redings, sowohl in ihrer Position als EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, als auch als Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.[7]

Im April und Mai 2014 leitete er den Wahlkampf von Juncker als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei bei der Europawahl 2014.[9] Im Juli 2014 wurde er zum Kabinettchef Junckers ernannt. Als Leiter seines Stabes wirkte er seit 2015 u.a. an den Verhandlungen über das dritte Griechenland-Paket mit, das ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro („Grexit“) verhinderte, an der Eindämmung der Flüchtlingskrise 2015/2016[10] sowie an den seit März 2017 stattfindenden „Brexit“-Verhandlungen.

Im Oktober 2017 wurde Selmayr in der britischen Presse vorgeworfen, Details der Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien an Medienvertreter weitergeben zu haben.[11][12] Selmayr bestritt diese Vorwürfe.[13]

Zum 1. März 2018 wurde Selmayr als Nachfolger von Alexander Italianer Generalsekretär der Europäischen Kommission.[14] Die Ernennung Selmayrs erfolgte kurzfristig auf einer Sitzung der EU-Kommission am 21. Februar 2018. Selmayr wurde zunächst zum stellvertretenden Generalsekretär der Kommission ernannt und danach noch am selben Tag zum Generalsekretär.[15] Dieses Verfahren stieß auf Kritik bei Parlamentariern der anderen Parlamentsfraktionen im EU-Parlament, bei Teilen der EU-Kommission sowie bei Journalisten.[16][17][18] Die Fraktion der Grünen/EFA verlangte eine parlamentarische Untersuchung im Haushaltskontrollausschuss des Europäischen Parlaments.[19]

Monographien

Herausgeberschaften

  • Zeitschrift für Datenschutz, erscheint seit September 2011 monatlich im Beck-Verlag, Mit-Herausgeber: Jochen Schneider, Thomas Hoeren, Axel Spiess und Tim Wybitul.
  • European Competition Law. Europäisches Wettbewerbsrecht. Texte und Materialien. Deutsch-Englisch., München (2010), in Zusammenarbeit mit Hans-Georg Kamann (700 Seiten).
  • Beck’scher Kurz-Kommentar zur Datenschutz-Grundverordnung, München (2017), gemeinsam mit Dr. Eugen Ehmann.[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hendrik Kafsack: Der starke Mann hinter Juncker. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2014.
  2. President Juncker's team - European Commission. 23. Oktober 2014, abgerufen am 29. Dezember 2017 (english).
  3. Ian Traynor, Nicholas Watt: Meet the sherpas: the key people quietly negotiating UK-EU reforms. In: The Guardian. 2016-02-17 ISSN 0261-3077 (http://www.theguardian.com/politics/2016/feb/17/meet-the-sherpas-the-key-people-quietly-negotiating-uk-eu-reforms).
  4. Bettina Klein: Neuer EU-Generalsekretär – Eine umstrittene Wahl. In: Deutschlandfunk, Sendung Europa heute, 28. Februar 2018.
  5. Michael Stabenow: Martin Selmayrs Beförderung – Maßgeschneiderter Aufstieg. In: Frankfurter Allgemeine (online), 9. März 2018.
  6. Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung.: Martin Selmayr - Faculty - Department für Wirtschaftsrecht und Europäische Integration - Donau-Universität Krems. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Prof. Dr. Martin Selmayr - Lebenslauf In: Centrum für Europarecht, Universität Passau.
  8. Universitätskanzler Dr. Gerhard Selmayr erhält Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
  9. Christoph Schult: Junckers neuer Strippenzieher In: Spiegel Online, 25. März 2014.
  10. Robin Alexander: Die Getriebenen. München 2017, ISBN 978-3-8275-0093-9, S. 90-93, 95, 100, 206, 269 (dort zur Rolle Selmayr bei den Vorschlägen zur solidarischen Verteilung von Flüchtlingen und beim EU-Türkei-Abkommen).
  11. Porträt von Alexander Mühlauer: Der Bad Boy aus Brüssel. In: sueddeutsche.de. 2017 ISSN 0174-4917 (http://www.sueddeutsche.de/politik/martin-selmayr-der-bad-boy-aus-bruessel-1.3486741).
  12. Thomas Gutschker: Brexit-Verhandlungen: Ohne Qualen geht es nicht. In: FAZ.NET. 2017-10-22 ISSN 0174-4909 (http://www.faz.net/1.5257859).
  13. Politico: Morgen Europa, Florian Eder im Gespräch mit Martin Selmayr (Video). Abgerufen am 29. Dezember 2017.
  14. Martin Selmayr wird Generalsekretär der EU-Kommission. Zeit Online, 21. Februar 2018
  15. Peter Müller: Umstrittene EU-Personalie: Blitzbeförderung von Junckers "Monster" sorgt für Empörung. In: Spiegel Online. 2018-02-27 (http://www.spiegel.de/politik/ausland/martin-selmayr-blitzbefoerderung-von-junckers-monster-sorgt-fuer-empoerung-a-1195546.html).
  16. Jean Quatremer: Martin Selmayr braque la Commission européenne In: Libération, 3. März 2018
  17. Eine seltsame Affäre: Selmayrgate bringt Brüssel in Wallung, In: zeit.de, 12. März 2018
  18. Bernd Riegert: Kritik an EU-Blitz-Beförderung: Martin wer? In: dw.com, 12. März 2018
  19. Selmayr-Aufstieg: Nacht-und-Nebel-Aktion muss parlamentarisch untersucht werden - Sven Giegold - Mitglied der Grünen Fraktion im Europaparlament. In: Sven Giegold - Mitglied der Grünen Fraktion im Europaparlament. 2018-02-26 (http://www.sven-giegold.de/2018/selmayr-aufstieg-nacht-und-nebel-aktion-muss-parlamentarisch-untersucht-werden/).
  20. Ehmann / Selmayr | Datenschutz-Grundverordnung: DS-GVO | 2017. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Martin Selmayr aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.