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Martin Hartmann

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Martin Hartmann (Begriffsklärung) aufgeführt.

Martin Hartmann (* 9. Dezember 1851 in Breslau; † 5. Dezember 1918 in Berlin) war ein deutscher Arabist und Islamwissenschaftler.

Martin Hartmann

Leben

Hartmann wuchs als Sohn eines Mennoniten-Predigers in Breslau auf. Nach dem Abitur in Breslau studierte er zunächst Theologie und dann ab 1871 in Leipzig orientalische Sprachen. Es gibt Hinweise, dass Hartmann durch Gedichte von Lord Byron auf das Thema Orient gestoßen ist. Sein wichtigster Lehrer war Heinrich Leberecht Fleischer.

Nach der Promotion 1875 trat Hartmann in den diplomatischen Dienst ein und wurde nach kurzem Aufenthalt in Adrianopel und einem Jahr als Dragomanatseleve in Konstantinopel Dragoman und Kanzler des deutschen Generalkonsuls in Beirut, wo er von 1876 bis 1887 blieb.

Von 1887 bis zu seinem Tod 1918 unterrichtete Hartmann dann Arabisch am Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin.

Im Jahr 1909 besuchte er, kurz nach der jungtürkischen Revolution, noch einmal sein altes Tätigkeitsfeld Konstantinopel. Er traf dort unter anderem mit dem bekannten Journalisten Dr Friedrich Schrader (Gründer und stellv. Chefredakteur des Osmanischen Lloyd und Korrespondent zahlreicher liberaler deutscher Tageszeitungen sowie des sozialdemokratischen Vorwärts) zusammen. Über seine Eindrücke aus der Türkei, die sich damals nach der jungtürkischen Revolution von 1908 in revolutionärer Aufbruchstimmung befand, berichtete er in seinen Unpolitischen Briefen aus der Türkei (Haupt, Leipzig, 1910, s. u.). Karl Radek schrieb 1909 im SPD-Theorieorgan Die Neue Zeit über das Buch:

„„Die wenig tröstliche Darstellung der Wandlungen auf politischem und ökonomischem Gebiet, die Hartmann gibt, ist [...] umweht von einem humanitär-demokratischen Geiste, den man in den üblichen deutschen Reisewerken nicht oft trifft. Für uns Sozialdemokraten haben ein spezielles Interesse die [...] Nachrichten über die junge sozialistische Bewegung in der Türkei, die Hartmann gleicherweise als Beobachter wie als Menschen ehren.““

[1]

Leistungen

Hartmann war einer der wichtigsten Begründer der modernen gegenwartsbezogenen Islamwissenschaft vor dem Ersten Weltkrieg.

Carl Heinrich Becker schreibt in seinen Islamstudien (Band 2, S. 484) in einer Würdigung Hartmanns:

„Martin Hartmann war in Deutschland der erste und lange Zeit der einzige, der die staatliche Gestaltung, die politischen Kämpfe, die kulturellen Verhältnisse des modernen Orients in den Bereich seiner Studien zog und ihre Betrachtung aus der Domäme des reinen Journalismus in die Höhenlage wissenschaftlicher zeitgeschichtlicher Forschung zu heben versuchte.“

1912 gründete Hartmann die Deutsche Gesellschaft für Islamkunde, die bis 1955 bestand und die Zeitschrift Die Welt des Islams herausgab, die auch nach dem Ende der DGI bis in die Gegenwart weiterpubliziert wird (ISSN 0043-2539). Bedeutende Mitglieder der DGI waren u. a. Eugen Mittwoch, Carl Heinrich Becker, Georg Kampffmeyer, Feldmarschall von der Goltz Pascha, und der sozialdemokratische Publizist und Nahostexperte Dr. Friedrich Schrader.

Schriften

  • Arabischer Sprachführer für Reisende. Leipzig 1881
  • Hebräische Verskunst nach dem metek sefatajim des 'Immanu'el Fransis und anderen Werken jüdischer Metriker. Berlin 1894.
  • Metrum und Rhythmus: die Entstehung der arabischen Versmaße, Gießen 1896.
  • Das Muwassah: das arabische Strophengedicht; eine Studie der Geschichte und der Dichter einer der Hauptformen der arabischen Verskunst; mit Formenlisten, Versmassen und Namenregister, Weimar 1897 & Gießen 1896. Neudruck Amsterdam, 1981.
  • Bohtan, eine topographisch-historische Studie. Berlin 1897.
  • Lieder der libyschen Wüste: die Quellen und die Texte; nebst einem Exkurse über die bedeutenderen Beduinenstämme des westlichen Unterägypten, Leipzig 1899.
  • Chinesisch-Tukestan. Geschichte, Verwaltung, Geistesleben und Wirtschaft. Halle 1908.
  • Unpolitische Briefe aus der Türkei. Rudolf Haupt, Leipzig 1910.
  • Islam, Mission, Politik. Leipzig 1912.
  • Reisebriefe aus Syrien. Berlin 1913.
  • Schaich Salih Aschscharif Attunisi (Salih ash-Sharif at-Tunisi): Haqiqat Aldschihad. Die Wahrheit über den Glaubenskrieg. Aus dem Arabischen von Karl Emil Schabinger von Schowingen, Geleitwort Martin Hartmann, Hg. Deutsche Gesellschaft für Islamkunde. Berlin 1915.
  • Dichter der neuen Türkei. Verlag „Der Deutsche Orient“ GmbH, Berlin 1919.
  • Martin Hartmann: Die Bagdadbahn und Konkurrenzlinien, Deutsche Levante-Zeitung, 1. August 1918.

Literatur

  • Peter Heine: Berliner Islamwissenschaft - ein wissenschaftsgeschichtlicher Überblick. In: Gerhard Höpp, Norbert Mattes: Berlin für Orientalisten - ein Stadtführer. 2002, ISBN 3-87997-500-0, S. 45–60.
  • Ludmilla Hanisch: Machen Sie doch unseren Islam nicht gar zu schlecht - der Briefwechsel der Islamwissenschaftler Ignaz Goldziher und Martin Hartmann. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04289-3.
  • Martin Kramer: Arabistik and Arabism - The Passions of Martin Hartmann. In: Middle Eastern Studies, Vol. 25, Issue 3, 1989, ISSN 0026-3206, S. 283–300.
  • Johann W. Fück: Hartmann, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 745 f. (Onlinefassung).
  • Wolfgang Reuschel: Zu Werk und Persönlichkeit des deutschen Arabisten Martin Hartmann. In: Arbeiterklasse und nationaler Befreiungskampf. 1963 (Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe, Sonderband 2), S. 159–166.
  • Saïd Chaaya: Lettres de Girgi Dimitri Sursock à Martin Hartmann. La diplomatie allemande dans la Beyrouth ottomane. Geuthner, Paris, 2018, ISBN 978-2-7053-4019-3.

Weblinks

 Wikisource: Martin Hartmann – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Martin Hartmann: Unpolitische Briefe aus der Türkei. Der islamische Orient, 3. Band. Leipzig, Verlag von Rudolf Kraft. 262 Seiten. Preis 8 Mark: [Rezension] / Karl Radek. - Electronic ed.. In: Die neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. 28.1909-1910, 2. Bd.(1910), H. 37, S. 353.
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