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Martin Frobisher

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Martin Frobisher

Sir Martin Frobisher (* um 1535 in Normanton, Yorkshire; † 22. November 1594 in Plymouth) war ein englischer Seefahrer. Er unternahm zwischen 1576 und 1578 drei Reisen in die arktischen Gebiete, unter anderem, um die Nordwestpassage, den nördlichen Seeweg von Europa nach Asien, ausfindig zu machen.

Kurzbiografie

Frobisher entstammte als sechzehntes Kind seiner Eltern einer alten Yorkshire-Familie, die in der Gemeinde Normanton im Bezirk West Riding seit Mitte des 14. Jahrhunderts ansässig war. Nach dem frühen Tod seines Vaters Bernhard Frobisher schickte ihn seine Mutter nach London zu ihrem Bruder Sir John York, damit dieser sich um seine Erziehung kümmere. 1550, als Martin 15 Jahre alt war, begann er auf Geheiß seines Onkels Sir John eine Ausbildung zum Seefahrer, welche er 1565 als Kapitän abschloss. 1559 heiratete er.

Frobisher nahm während seiner Ausbildung an mehreren Handelsfahrten nach Guinea teil, auf welchen er zeitweise in portugiesische Gefangenschaft geriet (neun Monate auf der Burg Elmina). Nach seiner Rückkehr nach England gab er sich aufgrund seiner üblen Erfahrungen einem gesetzlosen Leben als Freibeuter hin. Innerhalb weniger Jahre galt er als einer der verwegensten und skrupellosesten Piraten des Ärmelkanals und gehörte zu den meistgesuchten Männern seiner Zeit. Nach einer wechselhaften Laufbahn als Freibeuter gelangte Frobisher um 1571 in den Dienst der englischen Königin und patrouillierte von da an legal vor allem in der irischen See, um französische und portugiesische Schiffe aufzubringen.

Um 1575 begann Frobisher sich in London um die Finanzierung einer bereits seit 1560 geplanten Expedition zu bemühen, die die Erforschung der Nordwestpassage zum Ziel hatte. Er stützte sich dabei vor allem auf Forschungsergebnisse Sir Humphrey Gilberts (eines Halbbruders Sir Walter Raleighs), der in seiner Schrift Discourse die Existenz einer solchen Passage propagiert hatte. Frobisher trieb genügend Geld für die Expedition auf und stach im Sommer 1576 mit drei Schiffen in See. Auf dieser ersten Reise entdeckte er die nach ihm benannte Frobisher-Bucht. Nach seiner Rückkehr im Herbst 1576 mehrten sich aufgrund von Untersuchungen an einigen von Frobisher mitgebrachten schwarzen Steinen die Gerüchte, dort, wo Frobisher gewesen sei, gäbe es Golderz, und so wurde innerhalb kürzester Zeit eine zweite Expedition ausgerüstet, zwar einerseits, um wieder nach der Nordwestpassage, vor allem aber, um nach Gold zu suchen. Es wurde eine Aktiengesellschaft (Company of Cathai) gegründet und Frobisher von den Aktionären zum „Großadmiral aller Meere und Gewässer“ von Kathai und anderer neu zu entdeckender Gewässer ernannt. Im Frühjahr 1577 stach Frobisher erneut mit drei Schiffen in Richtung Nordwesten in See. Als er im Herbst 1577 mit 200 Tonnen „Golderz“ und drei Eskimos von seiner Expedition zurückkehrte, war man allseits begeistert und gewährte ihm großzügige Mittel für eine dritte Reise. Im Frühsommer 1578 machte sich Frobisher mit einer Flotte von 15 Schiffen nochmals auf den Weg. Diesmal nicht mehr mit dem Ziel, die Nordwestpassage zu suchen, sondern ausschließlich um „Golderz“ abzubauen und vor Ort eine dauerhafte Kolonie einzurichten. Nach einer größtenteils von Misserfolg geprägten Reise kehrte Frobisher im Herbst 1578 nach England heim, wo sich inzwischen herausgestellt hatte, dass das von ihm während seiner zweiten Reise geborgene „Golderz“ in Wahrheit Pyrit war und keinerlei Wert besaß.[1]

Finanziell ruiniert und in zahlreiche Streitereien mit früheren Geschäftspartnern und Geldgebern verstrickt, nahm Frobisher 1580 eine Stelle als Kapitän auf einem königlichen Schiff an und bekämpfte die Spanier, welche zu dieser Zeit die irischen Aufständischen unterstützten. 1581 versuchte Frobisher nochmals eine vierte Expedition auf die Beine zu stellen, die um das Kap der guten Hoffnung nach Asien führen und von dort aus nach Hinweisen für einen nördlichen Weg nach Europa suchen sollte, doch diese Anstrengungen scheiterten.

Trotz seiner Misserfolge blieb Frobisher in Bezug auf die Arktis zeitlebens die größte Autorität seiner Zeit. Seine Reiseberichte wurden sogar ins Spanische übersetzt.

1585 nahm er am Westindischen Feldzug teil, wo er als Vize-Admiral unter Francis Drake diente und das Kommando über die Primrose führte. Während dieses Feldzuges eroberte er unter anderem das spanische Fort bei Cartagena. 1588 erhielt er in der Schlacht gegen die spanische Armada das Kommando über die Triumph, die größte englische Galeone, mit welcher er vier spanische Galeassen versenkte, woraufhin man ihn zum Ritter schlug.

1591 heiratete Frobisher seine zweite Frau, eine Tochter von Lord Wentworth, wodurch er zum Eigentümer einiger Ländereien in Yorkshire und Nottinghamshire wurde. Das Landleben konnte ihn jedoch nur kurze Zeit halten und schon im folgenden Jahr nahm er an einem Raubzug Sir Walter Raleighs an die spanische Küste teil, von wo er mit reicher Beute heimkehrte; auf dieser Expedition büßte er aufgrund eines Unfalls ein Auge ein.

Im November 1594 wurde Frobisher im Kampf gegen die Spanier an der Spitze einer stürmenden Truppe bei Fort Crozon in der Nähe von Brest verwundet. Man brachte ihn nach Plymouth, wo er am 22. November 1594 aufgrund eines ärztlichen Kunstfehlers verstarb. Seine sterblichen Überreste wurden nach London gebracht, wo man ihn in der Kirche St. Giles, Cripplegate, beisetzte. Die Überreste seiner dritten Expedition wurden vom amerikanischen Entdecker Charles Francis Hall während dessen Expedition 1860–1862 aufgefunden.

Erste Reise

7. Juni 1576 bis 9. Oktober 1576

Schiffe: Barkschiff Gabriel (25 Tonnen, 18 Mann, Schiffsführer Christopher Hall), Barkschiff Michael (25 Tonnen, 17 Mann, Kpt. Owen Gryffyn), 1 Pinasse (10 Tonnen, 4 Mann)

Besatzung: insgesamt 39 Mann

Missionsziel: Suche der Nordwestpassage

Verlauf: Von London aus segelte Frobisher (auf der Gabriel) über die Orkneyinseln in Richtung Westnordwest. Nach etwa 14-tägiger Reise kam ein achttägiger Sturm auf, in welchem die Pinasse mitsamt Besatzung für immer verschwand. Am 11. Juli 1576 Erreichen Grönlands. Kurz darauf verloren die Michael und die Gabriel den Kontakt, woraufhin die Michael die Heimreise antrat und Anfang September wieder in London eintraf. Die Gabriel setzte die Reise allein fort, erreichte am 20. Juli 1576 die Insel Resolution und segelte daraufhin etwa 150 Kilometer in die nach ihrem Entdecker benannte Frobisher Bay, welche von Frobisher irrtümlich als Eingang zu der gesuchten Nordwestpassage angesehen wurde. Man traf auf Eskimos und begann unter gegenseitigem Misstrauen mit ihnen Handel um Felle zu treiben. Bei den Landgängen wurden fünf Besatzungsmitglieder von den Eskimos entführt und blieben für immer verschwunden. Frobisher entführte seinerseits einen Eskimo als Anschauungsobjekt und trat mit den verbliebenen dreizehn Mann Besatzung die Heimreise an. Am 9. Oktober 1576 erreichte die Gabriel London.

Zweite Reise

26. Mai 1577 bis 23. September 1577

Schiffe: Aid (200 Tonnen, Kpt. Christopher Hall), Gabriel (25 Tonnen, Kpt. Edward Fenton), Michael (25 Tonnen, Kpt. Gilbert Yorke)

Besatzung: insgesamt 120 Mann (ursprünglich 134, aber nur 120 wurden Frobisher als Sollstärke genehmigt)

Missionsziel: Suche und Sammlung von „Golderz“, Überwinterung, bei Ausbleiben von Goldfunden Rücksendung der Aid nach London und Suche der Nordwestpassage durch die Gabriel und die Michael

Verlauf: Von London aus segelte Frobisher erneut (diesmal auf der Aid) über die Orkney-Inseln in Richtung Westnordwest. Am 4. Juli 1577 erreichte er Grönland auf 60°30′ nördlicher Breite und am 10. Juli 1577 die Halbinsel Hall, den ursprünglichen Fundort des vermeintlichen „Golderzes“, wo unverzüglich mit dem Abbau begonnen wurde. Die Beziehungen zu den Eskimos waren auch diesmal blutig und von Misstrauen geprägt. Erneut entführte man einige Eskimos als Anschauungsobjekte (eine Eskimofrau mit ihrem Kind und einen Eskimomann). Am 23. August 1577 brach man mit 200 Tonnen „Golderzes“ in Richtung England auf. Während eines Sturms, bei dem der Schiffsführer der Aid über Bord gespült wurde, verlor die Michael die anderen beiden Schiffe aus den Augen und kehrte selbstständig über die Orkney-Inseln nach England zurück. Die Gabriel und die Aid trennten sich ebenfalls, weil die Aid schneller vor dem Wind lief. Am 23. September 1577 erreichte Frobisher mit der Aid Milford Haven. Die Gabriel und die Michael trafen kurz darauf in Bristol und Yarmouth ein.

Dritte Reise

Bericht über Frobishers dritte Reise 1578

30. Mai 1578 bis 1. Oktober 1578

Schiffe: Neben der Aid als Flaggschiff (200 Tonnen) 15 weitere Schiffe

Besatzung: Anzahl unbekannt

Missionsziel: Abbau von „Golderz“ auf den Inseln in und vor der Frobisher Bay, Errichtung einer dauerhaften Kolonie vor Ort

Verlauf: Von London aus über Plymouth und Dursey Head segelte die Expedition ab dem 5. Juni 1578 gegen Westnordwest. Am 20. Juni 1578 erreichte sie Grönland, wo sie vor Anker ging und vergeblich versuchte, Kontakt zu den Eskimos aufzunehmen. Bei dieser Gelegenheit nahm Frobisher Grönland für seine Königin Elisabeth I. in Besitz und gab ihm den Namen „West-England“. Auf der Weiterfahrt zur Frobisher Bay gerieten die Schiffe in schweren Nebel und kurz darauf in einen Sturm, bei welchem ein Barkschiff sank, die Besatzung allerdings gerettet werden konnte. Gerade der Verlust dieses Schiffes war besonders schmerzhaft, da es das Bauholz für das geplante Überwinterungsquartier enthielt. Wenig später verlor Frobisher während eines Blizzards den Kurs und geriet mitsamt seiner Flotte in die damals noch unbekannte Hudsonstraße, welche er als „Mistaken Street“ („Verwechselte Straße“) bezeichnete. Darin segelte die Flotte etwa 20 Tage, stets im Unklaren darüber, ob man sich in der Frobisher Bay oder in einer anderen Meerenge befand. Schließlich kehrte die Flotte um und erreichte am 24. Juli 1578 wieder die offene See. Einige Schiffe waren inzwischen schwer beschädigt, und unter Teilen der Besatzung begann sich eine Meuterei abzuzeichnen. Frobisher blieb jedoch bei seinem Ziel, das „Golderz“ zu bergen, und so erreichte die Flotte unter Nöten am 30. Juli 1578 den Countess of Warwick Sound in der Frobisher Bay. Hastig begann man mit dem Abbau des „Golderzes“, musste sich allerdings bereits nach einem Monat mit nur 1000 geförderten Tonnen wieder auf den Rückweg machen. Der Plan, eine Kolonie zu gründen, wurde aufgrund des Mangels an Material für den Bau der Unterkünfte und sich verstärkender Meinungsverschiedenheiten unter der Besatzung fallen gelassen. Zwischen dem 24. September 1578 und dem 1. Oktober 1578 erreichte die zerstreute Flotte England. 40 Mann waren auf der Reise umgekommen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. William James Mills: Exploring Polar Frontiers – A Historical Encyclopedia, S. 248 f

Weblinks

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