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Markus Gabriel

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Markus Gabriel bei einer TEDx-Konferenz, München 2013

Markus Gabriel (* 6. April 1980 in Remagen) ist ein deutscher Philosoph und Autor populärwissenschaftlicher Bücher. Er lehrt seit 2009 als Professor an der Universität Bonn.

Leben und Wirken

Gabriel studierte Philosophie, Klassische Philologie, Neuere Deutsche Literatur und Germanistik in Hagen, Bonn und Heidelberg. Dort promovierte er 2005 bei Jens Halfwassen über die Spätphilosophie Schellings. 2005 war er Gastforscher an der Universität Lissabon, 2006–2008 Akademischer Rat auf Zeit in Heidelberg. 2008 folgte in Heidelberg seine Habilitation über Skeptizismus und Idealismus in der Antike. 2008–2009 war er Assistenzprofessor am Department of Philosophy der New School for Social Research in New York City. Seit Juli 2009 lehrt Gabriel Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn. Er ist regelmäßiger Gastprofessor an der Sorbonne in Paris.

Gabriel konstruiert den Begriff der Sinnfelder, von denen es unbegrenzt viele gebe, und provoziert mit der These, die Welt gebe es nicht. Während Immanuel Kants Überlegungen auf eine prinzipielle Unerkennbarkeit der Welt für den Menschen schließen (das Ding an sich), meint Gabriel, die Welt existiere gar nicht, weil sie nicht in der Welt oder Wirklichkeit vorkomme und es keine Regeln (beispielsweise eine Weltformel) gebe, mit der alle Zusammenhänge beschreibbar seien.

Eine Gesamtdarstellung seiner Position zur Ontologie veröffentlichte er 2013 in Warum es die Welt nicht gibt, dem ersten populärwissenschaftlichen Band einer lockeren Trilogie. Im zweiten Teil Ich ist nicht Gehirn: Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert von 2015 wies er die Ansprüche einiger Hirnforscher zurück, eine biologisch-organische Erklärung des Denkens zu finden. Der Sinn des Denkens (2018) greift die Erwartung an, dass künstliche Intelligenz jemals denken können würde. Mit diesen Positionen steht Gabriels Neuer Realismus dem Spekulativen Realismus nahe.

Gabriel ist verheiratet und hat zwei Töchter.[1]

Öffentliche Wahrnehmung

Datei:Ethik2go - Begehren.webm Gabriel wurde einer breiteren Öffentlichkeit besonders durch seine Zusammenarbeit mit dem Philosophen Slavoj Žižek bekannt, mit dem er 2009 ein Buch über Mythologie, Wahnsinn und Gelächter im Deutschen Idealismus veröffentlichte. Während die einen in seiner Trilogie den nicht neuen, aber gelungenen Versuch sahen, fundamentale philosophische Fragestellungen anschaulich und massentauglich „auf hohem Niveau“ aufzubereiten,[2] kritisierten andere das Werk als „Mogelpackung[3], die „heftig zwischen einer lustvollen Denkübung und einem billigen Stück Lebenshilfe“ changiere[4] und in der „Gabriel als Intellektueller eine dürftige Figur“ abgebe.[3]

Die Philosophen Catharine Diehl und Tobias Rosefeldt kommen 2015 bei der Untersuchung von Gabriels neuem oder neutralem Realismus zu dem Schluss, „dass die meisten von Gabriels Thesen verschiedene Lesarten zulassen, von denen die einen akzeptabel aber philosophisch wenig originell, die anderen dagegen unplausibel und schlecht begründet sind“.[5]

Gabriel trat im Zuge seiner Buchveröffentlichungen vermehrt in Radio- und TV-Sendungen auf.[6]

Der Philosoph Michael Pauen von der Humboldt-Universität zu Berlin bezeichnete Gabriel 2016 in einer kritischen Rezension zu dessen Buch Ich ist nicht Gehirn als „Hochgeschwindigkeitsphilosoph“, der sich nicht eingehend mit der relevanten Literatur, sondern lediglich „mit den Ladenhütern von vorgestern oder gar mit irgendwelchen Vogelscheuchen, die an die Stelle ernst zu nehmender Theorien treten“ beschäftigt habe.[7]

Der amerikanische Philosoph John Searle meinte 2016, Markus Gabriel sei „momentan der beste Philosoph in Deutschland“.[8] Searle vertritt eine Gabriels Neuem Realismus nahestehende Position.

Christian Weidemann von der Ruhr-Universität Bochum attestierte Gabriel 2020 in einer Rezension zu dessen Buch Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten viele sachliche Fehler und bezeichnete ihn als „nachlässige[n] Denker“.[9]

Veröffentlichungen

  • Der Mensch im Mythos: Untersuchungen über Ontotheologie, Anthropologie und Selbstbewusstseinsgeschichte in Schellings „Philosophie der Mythologie“. Walter de Gruyter, Berlin/New York City 2006, ISBN 3-11-019036-2.
  • An den Grenzen der Erkenntnistheorie. Die notwendige Endlichkeit des objektiven Wissens als Lektion des Skeptizismus. Karl Alber, Freiburg i. Br./München 2008, ISBN 978-3-495-48318-3; 2., verbesserte und um ein Nachwort erw. Auflage. Ebenda 2014, ISBN 978-3-495-48658-0, urn
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  • Sinn und Existenz. Eine realistische Ontologie (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. Band 2116). Deutsche Erstausgabe, 1. Auflage. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-29716-2, urn
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  • Eine Diskussion mit Markus Gabriel. Phänomenologische Positionen zum Neuen Realismus. Hrsg. von Peter Gaitsch, Sandra Lehmann, Philipp Schmidt. Turia + Kant, Wien/Berlin 2017, ISBN 978-3-85132-858-5.
  • Der Geist untersteht nicht den Naturgesetzen, sondern seinen eigenen Gesetzen. In: Matthias Eckoldt: Kann sich das Bewusstsein bewusst sein? Carl-Auer, Heidelberg 2017.
  • Der Sinn des Denkens. Ullstein, Berlin 2018, ISBN 978-3-550-08193-4, urn
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  • mit Csaba Olay, Sebastian Ostritsch (Hrsg.): Welt und Unendlichkeit. Ein deutsch-ungarischer Dialog in memoriam László Tengelyi. Karl Alber, Freiburg/München 2018, ISBN 978-3-495-48853-9.
  • mit Matthias Eckoldt: Die ewige Wahrheit und der Neue Realismus. Gespräche über (fast) alles, was der Fall ist. Carl-Auer, Heidelberg 2019, ISBN 978-3-8497-0312-7.
  • Fiktionen. Suhrkamp, Berlin 2020, ISBN 978-3-518-58748-5.
  • Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten: Universale Werte für das 21. Jahrhundert. Ullstein, Berlin 2020, ISBN 978-3-550-08194-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Markus Gabriel: Lehrstuhl für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart. Universität Bonn, 2020, abgerufen am 26. Juli 2020.
  2. Hannah Lühmann: Das Heidegger-Vehikel läuft noch recht gut. In: FAZ.net. 23. Juli 2013, abgerufen am 15. Februar 2019.
  3. 3,0 3,1 Bert Rebhandl: Mogelpackung eines Erkenntnisoptimisten. In: Der Standard. 2. September 2013, abgerufen am 15. Februar 2019.
  4. Radikale Mitte. In: Die Zeit. 24. August 2013.
  5. Catharine Diehl, Tobias Rosefeldt: Gibt es den neuen Realismus?, Philosophisches Jahrbuch 122/1, 2015, S. 126–145 (Preprint)
  6. Sendung 25.08.2015 | SWR | Existiert die Welt? Und wenn ja, wie? In: Planet Wissen. 20. Mai 2015, abgerufen am 1. April 2017.
  7. Michael Pauen: „Ich ist nicht Gehirn“: Schwindelerregend. In: Zeit Online. 28. Januar 2016, abgerufen am 11. Oktober 2020.
  8. Im Interview mit Christine Brinck. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Nr. 34, 28. August 2016, S. 44.
  9. Ethik-Bestseller Verriss. Abgerufen am 26. August 2020.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Markus Gabriel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.