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Markscheider

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Markscheider beim Ziehen unter Tage

Der Markscheider ist ein im Bergwerk tätiger Vermessungsingenieur, der eine Konzession und eine zusätzliche staatliche Ausbildung erhalten hat.[1] Seit dem Mittelalter war der Markscheider ein Beamter, der die Markscheide eines Bergwerks zu bestimmen hatte und seine Erkenntnisse, insbesondere in Bezug auf die Lagerstätte mit allen Klüften und Gängen sowie die Grubenbaue im Risswerk niederlegte.[2] Im bayerisch-österreichischen Raum wird der Markscheider auch Schiner oder Schinmeister genannt.[3]

Namensentstehung

Der Name Markscheider wird von den zwei Begriffen Mark und Scheiden abgeleitet. Mark wird hier im Sinne von Grenze gebraucht. Das Vermessen (Scheiden im Sinne von trennen) der Grundstücksgrenzen bezeichnet man als Markscheiden.

Auch die in der Mark vergebenen Tagebaue wurden vermessen. Mit Aufkommen der ersten Erzgruben mussten nicht nur die Längenfelder, sondern auch die Untertagebaue vermessen werden. Damit es nicht zum Überfahren der Markscheide und somit zur Verletzung von Nachbarschaftsrechten kam, legte der Markscheider die unter- und übertägigen Besitzgrenzen fest, er schied die Marken. Nach dem Freiberger Bergrecht waren dazu nur die Markscheider befugt. Da sie amtlich bestellte Sachverständige waren, hatten ihre Messergebnisse und Aufzeichnungen Urkundscharakter.[4]

Rechtliche Stellung

Bereits im ausgehenden Mittelalter wurde die Stellung des Markscheiders durch Gesetze festgelegt. In der aus dem Jahr 1517 stammenden Bergordnung Maximilian I. war bereits geregelt, dass der Markscheider für seine Tätigkeit unter Eid genommen wurde. In Sachsen wurde der Markscheider unter staatliche Aufsicht gestellt. Im 18. und 19. Jahrhundert besetzten Markscheider einen bedeutenden Rang in der Hierarchie des Montanwesens. So wurden Markscheider oder Landesmarkscheider bei den österreichischen Berggerichten bestellt und hatten die Aufgabe, bei Grenzstreitigkeiten zu entscheiden.[5]

Aufgaben

Markscheider bei der Vermessung eines Schachtes

Im frühen Bergbau übernahm die ersten markscheiderischen Verrichtungen, das Vermessen der Fundgruben und Längenfelder, der Bergmeister.[6] Die ersten Bergordnungen regelten die markscheiderischen Aufgaben, hauptsächlich die sogenannte Bergvermessung und die Risswerksführung neu. Diese Aufgaben wurden nun nicht mehr vom Bergmeister, sondern von einem ihm unterstellten Beamten, dem Markscheider, übernommen.[7]

Im Verlauf der Industrialisierung kam zu diesen klassischen Aufgaben vor allem die Lagerstättenbearbeitung, die damit verbundene Bergschadenkunde sowie die Betreuung der bergbaulichen Genehmigungsverfahren hinzu. Seine vielfältigen unter- und übertägigen Aufgaben löst der Markscheider u. a. mit Hilfe von Geoinformationssystemen (GIS).

In Deutschland muss nach dem Bundesberggesetz ein Risswerk, bestehend aus maßstäblichen Karten, Plänen und sonstigen Unterlagen (u. a. Handbüchern), geführt werden. Darüber hinaus werden – ebenfalls unter der Verantwortung des Markscheiders – zusätzliche betriebliche Unterlagen für das Bergwerk erstellt, zum Beispiel Zuschnittsplanungen und Betriebspunktrisse.[8]

In den letzten Jahren hat die Beurteilung der Einwirkungen des Bergbaus auf die Tagesoberfläche immer größere Bedeutung gewonnen. Mit Hilfe von Simulationsprogrammen werden durch den Markscheider Prognosen über die zu erwartenden Auswirkungen des Abbaus erstellt.

Der Markscheider ist zu Fragen des Abbaus Ansprechpartner für Bürger und öffentliche Stellen.

Werkzeuge und Instrumente des Markscheiders

Höhlenforscher bei der Vermessung mit Freiberger Hängezeug.

Messinstrumente des Markscheiders im Mittelalter war in erster Linie das Hängezeug (Schinzeug), bestehend aus Lot, Gradbogen und Hängekompass- oder Setzkompass sowie der Lachterkette (Messkette, Vorläufer des Messbandes.[9]

Um einen Zug zu ziehen, wurde eine Schnur (meist an der Firste des Stollen straff von Punkt zu Punkt gespannt. Die Schnur wurde an speziellen Nägeln befestigt, die eine definierte Lage der Schnur sicherstellte (Firstnägel). An die Schnur wurden der Gradbogen und der Kompass gehängt. Mit dem Gradbogen wurde die Neigung gegen den Horizont ermittelt und mit dem Kompass die Richtung gegen magnetisch Nord bestimmt. Anschließend bestimmte man mit der Lachterkette die Entfernung der einzelnen Punkte voneinander. Um den Kompass nicht zu beeinflussen, waren alle Messinstrumente eisenfrei gearbeitet und auch der Markscheider selbst und seine Gehilfen durften nichts eisernes am Mann haben. Aus dieser Notwendigkeit heraus erklärt sich die Notwendigkeit spezieller Grubenlampen, der Markscheiderlampen.

In Einzelfällen wurden zeichnerische Aufnahmen mit Messtisch und Kippregel angefertigt.

Nivellements erfolgten mit einer Schlauchwaage, die auch heute noch im Bergbau Verwendung findet, da es teilweise zwischen zu nivellierenden Höhenpunkten keine Sichtverbindung - Voraussetzung für den Einsatz eines Nivelliers - gibt.

Im 19. Jahrhundert führte Julius Weisbach die sogenannte Visiermarkscheidekunst, die Winkelmessung mittels Theodolit, ein. Bei der Auffahrung des Rothschönberger Stollns wies er deren praktische Anwendbarkeit und höhere Genauigkeit gegenüber der Kompassmessung nach.

Im 20. Jahrhundert kam die Messkette nach und nach außer Gebrauch und wurde durch nun verfügbare Stahlmessbänder ersetzt.[10]

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die elektrooptische Streckenmessung, wie auch im sonstigen Vermessungswesen, eingeführt.

Während im übertägigen Bereich der Markscheider heute modernste Messtechnik, wie z.B. Totalstationen, GPS-Messungen und Photogrammetrie einsetzen kann, ist er im Untertagebereich teilweise noch auf optisch-mechanische Theodolite und Bandmaßmessungen angewiesen. Speziell in Schlagwettergruben (also in nahezu allen Steinkohlebergwerken) können aufgrund der Explosionsgefahr weder Laserscanner, Totalstationen mit elektrooptischer Distanzmessung noch Laserdistanzmesser eingesetzt werden. Auch in der Höhlenvermessung wird heute noch mit Hängezeug gearbeitet, weil die beengten Verhältnisse oft keine grossen empfindlichen Geräte zulassen.

Bildergalerie historischer Messinstrumente

Historische Markscheidermessinstrumente nach Agricola

Einzelnachweise

  1. Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  2. Christian Heinrich Gottlieb Hake: Commentar über das Bergrecht. Kommerzienrath J.E. v. Seidel Kunst und Buchhandlung, Sulzbach 1823
  3. Montangeschichte Vorderösterreichs und der Vorlande: Das Silberbergwerk in Schwaz (Tirol).
  4. Horst Hassel: Markscheiderzeichen und andere Markierungen in unseren heimischen Gruben
  5. Alfred Weiß: Grubenrisse – zu Unrecht wenig beachtete montanhistorische Quellen (PDF; 455 kB)
  6. Georg Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. Viertes Buch: Von den Grubenfeldern und von den Ämtern der Bergleute. In Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin
  7. Hermann Brassert: Berg-Ordnungen der Preussischen Lande. F.C. Eisen's Königliche Hof-Buch- und Kunsthandlung, Köln 1858
  8. Markscheider Bergverordnung
  9. Was war ein Markscheider früher
  10. E. Treptow, F. Wüst, W. Borchers: Bergbau und Hüttenwesen. Verlag und Druck Otto Spamer, Leipzig 1900

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Markscheider aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.