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Marie Dubas

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Marie Dubas (3. September 1894 in Paris21. Februar 1972 ebendort) war eine französische Chansonnette, die in den 1920er und 1930er Jahren – und dann wieder in der Nachkriegszeit – Erfolge auf den großen Pariser Musikbühnen feierte, nachdem sie ihre Karriere in Paris während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg unterbrechen musste.

Leben und Werk

Der vollständige Name der Künstlerin lautete Anna Marie Dubas. Sie begann ihre Karriere mit 14 Jahren als Bühnenschauspielerin in komischen Rollen am Théâtre de Grenelle in Paris, erlangte aber als Sängerin Bekanntheit. Nach einer Karriere im Operettenfach, die sie wegen einer Stimmbandverletzung aufgeben musste, wandte sie sich dem Chanson zu.[1] Sie orientierte sich am Vorbild Yvette Guilbert, trat in verschiedenen Café-concerts von Montmartre auf, verband Gesangsnummern mit komödiantischen Elementen und erlangte so rasch die Beliebtheit des überwiegend aus Arbeitern zusammengesetzten Publikums. Sie etablierte sich als eine der führenden Vertreterinnen des „chanson réaliste“,[2] stark beeinflusst vom Naturalismus, welches vor allem die Lebenswelt der gesellschaftlich Randständigen – der Schläger, Prostituierten, Zuhälter, Waisen und Kellnerinnen – thematisierte.

Karriere in den 1920er und 1930er Jahren

Der Erfolg in der Vorstadt ebnete ihr den Weg auf die Bühnen des Casino de Paris, des Bobino und den großen Music Halls vom Montparnasse, wo sie in den 1920er und 1930er Jahren in Operetten, Musicals und in Revuen, unter anderem mit Maurice Chevalier und der Mistinguett, auftrat. Der Textdichter Raymond Asso und die Komponistin Marguerite Monnot kreierten im Januar 1936 das Chanson Mon légionnaire, das Marie Dubas gewidmet und von ihr am 20. Mai 1936 für die Schallplattenfirma Columbia aufgenommen wurde.[3] Bei dieser Aufnahme wurde die Chansonnette von einem traditionellen Orchester mit Bläsern und Streichern unter der Leitung von Marcel Carivene begleitet.[3] Dubas sang das Chanson und auch Le Fanion de la Légion auf ihrer Amerika-Tournee im Jahr 1939.[4][3]

Flucht in die Schweiz und Comeback in der Nachkriegszeit

Im August 1939 befand sie sich auf einer Tournee in Südamerika, anschließend in Portugal. In Lissabon heiratete sie einen französischen Piloten, mit dem sie einen Sohn bekam. Die Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg beendete ihre Karriere in Paris schlagartig. Als Jüdin war sie, obwohl mit einem katholischen Nicht-Juden verheiratet, massiven Repressionen – von Auftrittsverbot, Hausdurchsuchung bis Hausarrest – durch das Vichy-Regime und die Gestapo ausgesetzt. Sie hielt sich mit ihrer Familie zunächst in der nicht besetzten Zone (Zone libre) auf, wo sie im Théâtre des Célestins in Lyon und im Casino von Nizza noch auftreten konnte. Als 1942 die Deportationen von französischen Juden in Konzentrationslager begannen, sah sie sich gezwungen ihr Heimatland zu verlassen und in die Schweiz zu fliehen. Es gelang ihr ein Visum von einem jungen Beamten des Commissariat Général aux Questions Juives zu bekommen.[5] Im Oktober 1942 nahm sie einen Zug nach Genf. Sie lebte in Lausanne, sang auf Bühnen sowie im Radio, darunter 1944 im Radio Genf das melancholische, autobiografische Chanson Ce soir je pense a mon pays. Die Befreiung von Paris feierte sie mit dem Lied Les cloches de la Libération.[6][7]

Als sie am 9. Juli 1945 nach Paris zurückkehrte[6], musste sie erfahren, dass ihre Schwester hingerichtet und ihr Neffe in ein Konzentrationslager deportiert worden war, aus dem er nicht mehr zurückkehrte.

Nach dem Krieg war ihre Beliebtheit beim Publikum ungebrochen. Sie trat ab 1946 wieder auf Pariser Bühnen auf und war 1954 der Star der Eröffnungsshow im Olympia. 1958 zog sich Marie Dubas krankheitsbedingt zurück. Geboren im 15. Arrondissement, verstarb sie 1972 im 16. Arrondissement in Paris.[8] Sie wurde auf dem Cimetière du Père-Lachaise bestattet.

Bedeutung

Heute ist sie weitgehend vergessen,[9] obwohl sie in der Tradition der großen Diseuses, wie beispielsweise Yvette Guilbert (1865–1944) und Esther Lekain (1870–1960), steht, die als Künstlerin auf der Bühne die Parodie, das Komödiantische als auch das Dramatische beherrschte, „die Leute zum Lachen und zum Weinen bringen konnte und deren chanson réaliste Gänsehaut unter den Zuhörern erzeugte“.[10]

Die Dubas war eine jener Sängerinnen, welche die junge Édith Piaf inspirierten. Marie Dubas war ihr künstlerisches Vorbild. Sie sei es gewesen, die ihr offenbart hatte, was es bedeutet eine Chansonnette zu sein.[11]

Ihre Lebensgeschichte Dubas de haut, en bas, erstmals präsentiert von der Opéra Éclaté, wird immer wieder auf französischen Bühnen aufgeführt.[12][13]

Aufnahmen

Dubas war Bühnenkünstlerin und stimmte nur bei wenigen ihrer Chansons einer Aufnahme zu. Im September 1996 gab Fremaux & Associes zwei CDs mit allen noch erhaltenen und von Columbia, Pathé und Odéon durchgeführten Aufnahmen (47 Chansons, restauriert) von Marie Dubas heraus: Marie Dubas, Integrale 1927-1945.[14]

Literatur

  • Robert de Laroche und François Bellair-Dubas: Marie Dubas: comédienne de la chanson, Christian Pirot (2003), ISBN 978-2-86808-200-8

Einzelnachweise

  1. Andrea Oberhuber: Chanson(s) de femme(s). Entwicklung und Typologie des weiblichen Chansons in Frankreich 1968-1993, Erich Schmidt, Berlin 1995, ISBN 3-503-03729-2, S. 35.
  2. Jean-Dominique Brierre: Jean Ferrat, une vie, S. 13, Archipoche 3. November 2010, ISBN 978-2-35287-203-0
  3. 3,0 3,1 3,2 Jean-Marie Jacono: Une chanson, plusieurs sens, 2010, S. 294–298.
  4. Graham Johnson: A French Song Companion, Richard Stokes 2000, 5.
  5. Nach dem Krieg schrieb sie ihm: „Je vous dois certainement la vie. Je suis heureuse qu’il me soit donné de vous le redire ici, encore une fois.“ Zitiert in: Dossier Chanton sous L'Occupation
  6. 6,0 6,1 Marie Dubas, une chanteuse juive sous l’Occupation, in: Dossier Chanton sous L'Occupation, 4.1. (2014), hrsg. Centre d'Histoire de la Résistance et de la Déportation, Lyon (pdf)
  7. Marie Dubas, in: Le Hall de la Chanson
  8. IMDb gibt als Sterbedatum den 12. März und als Sterbeort Nice an.
  9. Jean-Pierre Thiollet: Piano ma non solo, Anagramme Ed., 2012, 27.
  10. On connaît la chanson: Petites histoires de grands tubes, S. 17, Journal Sud Ouest 7. Juli 2014, ISBN 979-10-92341-12-6
  11. Hommage d'Edith Piaf à Marie Dubas (New York, 1955), in: Pierre Pernez: Edith Piaf, une vie vraie. City Edition, 2013, ISBN 978-2-8246-0349-0, S. 256 f. Marie par Edith Piaf 1955 hommage à Marie Dubas, Youtube Video
  12. Operá Theatre Saint Etienne: Dubas de haut, en bas; abgerufen am 6. Dezember 2015.
  13. MARIE DUBAS, DE HAUT EN BAS, la Renaissance Théatre Musique, Lyon 2010 Abgerufen am 29. Dezember 2015
  14. Fremeaux.com; Chansons, Autoren und Erscheinungsjahr; zusätzlich Kritiken und Hintergrundinformationen zu dieser Gesamtausgabe (franz.).

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Marie Dubas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.