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Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen

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Élisabeth Vigée-Lebrun: Marie-Antoinette im Musselinkleid, 1783.

Marie-Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris) wurde als Erzherzogin Maria Antonia von Österreich geboren. Durch Heirat mit dem Thronfolger Ludwig August wurde sie am 16. Mai 1770 Dauphine von Frankreich. Nach der Thronbesteigung ihres Gatten als Ludwig XVI. war sie vom 10. Mai 1774 an Königin von Frankreich und Navarra, nach der Französischen Revolution vom 4. September 1791 bis zum 10. August 1792 Königin der Franzosen. Anfänglich beliebt, wurde sie schon unter dem Ancien Régime Zielscheibe gehässiger Propaganda, die sich nicht nur gegen den Aufwand des Hofes, sondern auch gegen das Bündnis Frankreichs mit Österreich und gegen Reformversuche im Geist des aufgeklärten Absolutismus richtete. Neun Monate nach ihrem Gatten starb sie auf dem Schafott.

Leben

Jugend

Jean-Étienne Liotard: Erzherzogin Maria Antonia, 1762.

Maria Antonia Josepha Johanna, wie ihr voller Taufnahme lautete, erblickte am 2. November 1755 als fünfzehntes Kind und letzte Tochter von Kaiser Franz I. von Lothringen (1708–1765) und von Maria Theresia von Österreich (1717–1780) in Wien das Licht der Welt. Die schwere Geburt und das Erdbeben von Lissabon, welches am Tag zuvor stattgefunden hatte, wurden als schlechte Vorzeichen für den weiteren Lebensweg der Erzherzogin gedeutet, zumal deren Taufpaten der König und die Königin von Portugal waren, vertreten durch Maria Antonias Geschwister Joseph (II.) und Maria Anna.

Wie die anderen weiblichen Familienmitglieder musste die Erzherzogin schon mit drei Jahren Korsetts tragen, die ihr Atemprobleme bereiteten. Bereits früh zeigte sie einen Hang zur Unruhe. Sie mied oft die Unterrichtsstunden, um sich zu zerstreuen, und zeigte keinerlei Neigung, sich zu konzentrieren oder Aufgaben zu machen. Sie lernte aber Cembalo und Harfe spielen. Ihr Gesangslehrer war Christoph Willibald Gluck.

Heirat mit dem Dauphin

Joseph Ducreux: Erzherzogin Maria Antonia, 1769.

Um seine Besitzungen gegen die aggressive Politik Friedrich II. von Preußen zu sichern, verband sich das Haus Österreich-Lothringen mit den Bourbonen: Von den Kindern des Kaiserpaars wurde 1760 Joseph (II.) mit Isabella von Parma verheiratet, 1765 Leopold (II.) mit Maria Luisa von Spanien, 1768 Maria Carolina mit König Ferdinand IV./III. von Neapel-Sizilien und 1769 Maria Amalia mit Herzog Ferdinand I. von Parma. Im Zuge dieser Heiratspolitik wurde frühzeitig auch eine Vermählung Maria Antonias mit dem Dauphin Ludwig August ins Auge gefasst, die das 1756 geschlossene, aber nach dem verlorenen Siebenjährigen Krieg unbeliebt gewordene Bündnis zwischen Österreich und Frankreich sichern sollte.

1769 ersuchte König Ludwig XV. für seinen Enkel und Erben um die Hand der Erzherzogin. Nachdem der Heiratsvertrag abgeschlossen war, analysierte Maria Theresia die Ausbildung ihrer Tochter und bemerkte gravierende Mängel. Also wurde das Mädchen einer erzieherischen Schnellbleiche unterzogen. Auch bestand die sittenstrenge Kaiserinwitwe darauf, dass es bis zur Abreise nach Paris das Schlafgemach mit ihr teilte. Maria Antonias Französischlehrer lobte ihre Freundlichkeit, ihre Intelligenz und ihre Musikalität, jedoch sei sie weitgehend ungebildet. Die Faulheit und insbesondere die Leichtfertigkeit der Prinzessin mache es ihm schwer, sie zu unterrichten.[1]

Am 19. April 1770 fand in der Wiener Augustinerkirche die Trauung per procurationem statt. Zwei Tage später verabschiedete sich die Vierzehnjährige von Mutter und Geschwistern und trat mit großem Gefolge die Reise nach Frankreich an. Am 7. Mai erfolgte auf neutralem Gebiet, einer Rheininsel vor Straßburg, die „Übergabe“. Dort wurde das Mädchen von seiner Begleitung getrennt und neu eingekleidet. Aus Maria Antonia wurde Marie-Antoinette. In Straßburg und Zabern war sie Gast von Kardinal Rohan, der sie später in die Halsbandaffäre verwickeln sollte.

Am 16. Mai fand in Versailles die eigentliche Trauung statt. Als Abschluss der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde am 30. Mai auf der Place Louis XV (heute Place de la Concorde) in Paris ein Fest für die Bevölkerung veranstaltet. Dabei lösten Feuerwerkskörper eine Panik aus, die zum Tod von 139 Menschen führte – kein gutes Omen für die neu geschlossene Ehe.[2]

Am französischen Hof

Joseph Kreutzinger: Die Dauphine im Jagdkostüm, 1771.

Am französischen Hof fiel die junge und unerfahrene Marie-Antoinette meist negativ auf. Als erste Hofdame wurde ihr die sittenstrenge Madame Noailles zugewiesen, doch Marie-Antoinette fühlte sich von der älteren Dame bevormundet und bezeichnete sie zumeist als Madame l’Étiquette. Der Prinzessin waren die französischen Sitten fremd und sie stützte sich fast ausschließlich auf den österreichischen Botschafter, den Grafen von Mercy-Argenteau. Dieser war ihr von Maria Theresia als Mentor beigegeben und sollte zugleich Maria Theresia auf dem Laufenden halten. So entstand die berühmte Korrespondenz Mercy-Argenteaus, eine wertvolle Chronik von Marie-Antoinettes Leben, ihrer Heirat 1770, bis zum Tode Maria Theresias im Jahr 1780.

In ihren ersten drei Ehejahren stand sie nicht nur unter dem Einfluss von Mercy, sondern auch unter dem von drei unverheirateten Töchtern des Königs – Adélaïde, Madame Victoire und Madame Sophie. Diese benutzten die naive und gutmütige Dauphine für ihre diversen Ränkespiele, die vornehmlich gegen die Mätresse des Königs gerichtet waren, die für die drei Damen eine Persona non grata war.[2] Beeinflusst durch die sogenannten Tanten hegte Marie-Antoinette eine große Abneigung gegen die Mätresse Ludwigs XV., Madame Dubarry. Obwohl diese viele Verbindungen am Hofe hatte, weigerte sich die Dauphine, mit ihr zu sprechen, und der Dubarry war es nicht gestattet, das Wort an die künftige Königin zu richten. Erst nachdem die Kronprinzessin dem schriftlichen Rat ihrer Mutter folgte, sich bei Hofe anzupassen (den Wunsch des Königs ignorierte sie, was der Hof als Skandal empfand), sprach sie nach zwei Jahren der Dubarry gegenüber die berühmten Worte „Il y a bien du monde aujourd’hui à Versailles“ (Es sind heute viele Leute in Versailles). Das waren die ersten und die letzten Worte, die die Dauphine an Gräfin Dubarry richtete.

Nachdem Marie-Antoinette die Prinzessin Lamballe kennengelernt und einen Zirkel eigener Freunde um sich geschart hatte, wandte sie sich langsam vom Einfluss der „Tanten“ ab, was diese ihr mit zunehmender Missgunst dankten. Die Dauphine begann die Möglichkeiten ihrer Stellung auszunutzen und besuchte Bälle oder die Pariser Oper, auch protegierte sie den Komponisten Christoph Willibald Gluck, ihren ehemaligen Gesangslehrer. Eine ihrer Leidenschaften war das Pharo-Spiel, bei dem sie immer wieder große Summen verspielte. Sie gab monatlich etwa 15.000 Livres aus. Ein Großteil der Franzosen hungerte und diese Verschwendung trug nicht zur Beliebtheit Marie-Antoinettes bei.

Königin von Frankreich

Jean-Baptiste-André Gautier-Dagoty: Marie-Antoinette in ihrem Salon, 1777.
Élisabeth Vigée-Lebrun: Marie-Antoinette im Hofkleid, 1778.
Louis-Simon Boizot: Marie-Antoinette. 1781.

Die Thronbesteigung des jungen Königspaars nach dem Tod Ludwigs XV. im Mai 1774 wurde enthusiastisch begrüßt. Ihre ersten Schritte brachten Marie-Antoinette aber bereits in offene Konflikte mit der anti-österreichischen Partei. So drängte sie hartnäckig auf die Entlassung des Herzogs von Aiguillon und tat alles, was in ihrer Macht stand, um den früheren Außenminister Choiseul zu berufen, der aufgrund einer Intrige der Madame Dubarry sein Amt hatte aufgeben müssen. Daher hatte sie alle Feinde Choiseuls und der österreichischen Allianz gegen sich. Die Tanten Ludwigs XVI. nannten Marie-Antoinette verächtlich l’Autrichienne, „die Österreicherin“. Dabei handelte es sich um ein Wortspiel, da es im Französischen beinahe wie l’autre chienne („die andere Hündin“) ausgesprochen wird. Ihr legerer Umgang mit der ihr verhassten Hofetikette schockierte viele Höflinge, und ihr Hang zu Vergnügungen ließ sie die Gesellschaft des Bruders des Königs, des späteren Königs Karl X. (1757–1836), und seines jungen und ausschweifenden Zirkels suchen.

Marie-Antoinette gehörte schon in Wien zu den Schülerinnen des von ihr an der Pariser Oper protégierten Christoph Willibald Gluck.[3] In Versailles nahm sie weiter Harfenunterricht bei Philipp Joseph Hinner, ihrem ursprünglich aus Wetzlar stammenden Harfenlehrer („maître de harpe de la reine“)[4]. Nach 1760 nahm die Harfenliteratur in Paris deutlich zu.[5] Dies könnte speziell durch ihr Beispiel, unter anderem durch ihre Harfenkonzerte in ihrem Salon, begünstigt worden sein (siehe Bild).[6]

Ihre dynastische Hauptaufgabe – Mutter eines Thronfolgers zu werden – erfüllte Marie-Antoinette dagegen lange nicht. Für das jahrelange Ausbleiben eines männlichen Erben machten die Öffentlichkeit und der Hof die Königin selbst verantwortlich, der in Schmähschriften statt Interesse an ihrem Mann eine immer größere Anzahl an Affären nachgesagt wurde. Ab dem Herbst 1774 wurden ihr in Pamphleten auch lesbische Neigungen vorgeworfen. Ob die Königin tatsächlich jemals außereheliche Beziehungen pflegte, ist ungewiss. In verschiedenen Biographien wird der schwedische Graf Hans Axel von Fersen zu ihrem Liebhaber stilisiert; doch es ist unbekannt, wie tief das Verhältnis wirklich ging.

Ihr verschwenderischer Lebensstil – ihr Interesse galt Modefragen und extravaganten Frisuren – brachte sie ebenso in Misskredit wie ihre freundschaftlich-geschäftliche Beziehung zur Modistin Rose Bertin. Über die Ausgaben für ihr kleines Schloss Le Petit Trianon, das sie von Ludwig 1774 als Ort der Erholung abseits der Versailler Etikette zum Geschenk erhielt, wurden überzogene Berichte verbreitet. Indem sie den Zugang zum Petit Trianon auf ihre Freunde und Gönner reduzierte, beleidigte sie die ausgeschlossenen Mitglieder des Hofes.

Marie-Antoinettes Freundschaft zur Prinzessin Lamballe verlor an Intensität und deren Stellung wurde zunehmend von der Gräfin Polignac eingenommen. Der Gräfin gelang es, mehr und mehr Mitglieder ihrer eigenen Familie an den Hof zu holen und durch Marie-Antoinettes Einflussnahme mit Ämtern und Titeln zu versehen, was der Versailler Hof schlichtweg als skandalös empfand. Die Zahl ihrer Feinde und Neider wuchs. Unter ihnen waren die Tanten des Königs, der Graf von Provence, der Herzog von Orléans und seine Anhänger im Palais Royal.

In dieser kritischen Zeit besuchte ihr Bruder, Kaiser Joseph II., Frankreich. Er hinterließ der Königin ein Memorandum, das ihr in unmissverständlichen Worten die Gefahren ihres Verhaltens aufzeigte. Joseph drängte das Königspaar zudem, sich endlich der Frage der Nachkommenschaft anzunehmen. Im Dezember 1778 wurde darauf – nach acht Jahren Ehe und vier Jahren auf dem französischen Thron – die Tochter Marie-Thérèse-Charlotte, Madame Royale, geboren, die spätere Herzogin von Angoulême. Nach der Geburt des Kindes, das nicht der erhoffte männliche Erbe war, lebte die Königin zurückgezogener.

Mit dem Tod ihrer Mutter Maria Theresia am 29. November 1780 verlor Marie-Antoinette eine strenge, aber umsichtige Beraterin. Die Stellung der Königin wurde durch die langerwartete Geburt des Dauphins Louis-Joseph-Xavier-François am 22. Oktober 1781 gestärkt. Auch hätte sie nach dem Tode des Ersten Ministers, des Grafen von Maurepas, erheblichen Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten ausüben können.

Der Einfluss der Familie Polignac erreichte nun einen weiteren Höhepunkt. Madame de Polignac gelang die Ernennung Calonnes zum Generalkontrolleur der Finanzen, und sie folgte Madame de Guise nach dem Konkurs des Prinzen Guise als Gouvernante der Kinder. Sie unterstützte auf Anraten Mercys die Bestellung von Loménie de Brienne zum Generalkontrolleur; eine Ernennung, die zwar allgemein gutgeheißen wurde, aber nach dessen Scheitern der Königin zur Last gelegt wurde.

Von ihr war die Anekdote im Umlauf, sie habe auf die Vorhaltung, die Armen könnten sich kein Brot kaufen, geantwortet: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Brioche [Gebäck] essen.“ Dieser Ausspruch wurde allerdings bereits Jahre vor Marie-Antoinettes Thronbesteigung 1774 von Jean-Jacques Rousseau um 1766 zitiert. Im sechsten Buch seiner 1770 vollendeten und 1782 veröffentlichten Autobiografie Die Bekenntnisse findet sich die Stelle: « Je me rappelai le pis-aller d’une grande princesse à qui l’on disait que les paysans n’avaient pas de pain, et qui répondit: Qu’ils mangent de la brioche! » (deutsch: „Endlich erinnerte ich mich des Notbehelfs einer großen Prinzessin, der man sagte, die Bauern hätten kein Brot, und die antwortete: ‚Dann sollen sie Brioche essen!‘[7]“) Es könnte sich um eine Wanderanekdote handeln, die auch schon der ersten Frau von Ludwig XIV. zugeschrieben wurde.

Wie unpopulär Marie-Antoinette nun war, zeigte sich 1785 in einem Betrugsskandal, der sogenannten Halsbandaffäre. An dieser Affäre war Marie-Antoinette zwar nicht aktiv beteiligt, doch ihr Lebenswandel machte es dem Volk nahezu unmöglich, an ihre Unschuld zu glauben.

Mit ihrem Dörfchen beim Petit Trianon, in dem sie spielerisch das Leben einer einfachen Bauersfrau nachahmte, brüskierte sie den Hochadel ebenso wie das Landvolk. Marie-Antoinette war aber oft auch ein Opfer der Umstände, die ihr häufig keine Wahl zu umsichtigem Handeln ließen. Als sie sich, mit den ewigen Verschwendungsvorwürfen konfrontiert, im Jahr 1783 in einem schlichten Leinenkleid porträtieren ließ, gingen die Seidenweber auf die Straßen und beklagten, „eine Königin, die sich so schlecht kleide, sei schuld, wenn die Seidenweber verhungerten“.

Am Tag nach Allerheiligen 1783 erlitt Marie-Antoinette erneut eine Fehlgeburt (ein „falsches Gewächs“) im dritten Monat ihrer Schwangerschaft, wie die Augspurgische Ordinari Postzeitung berichtete.[8] Marie-Antoinette gebar in den folgenden Jahren zwei weitere Kinder, am 27. März 1785 Louis-Charles, Herzog der Normandie, später Dauphin und von den Royalisten als Ludwig XVII. bezeichnet, sowie am 9. Juli 1786 Sophie-Hélène-Béatrice, die elf Monate später starb.

Bei einem Theaterbesuch kurz nach der Halsbandaffäre wurde sie vom Publikum ausgebuht – nun erst wurde ihr klar, was sich über Monate und Jahre an Hass und Feindschaft gegenüber dem Herrscherhaus beim Volke aufgestaut hatte. Sie war nun bereit, ihren Lebensstil zu ändern, und verzichtete auf kostspielige Annehmlichkeiten. Es gab keine Hasardspiele mehr in ihren Salons, Günstlinge in Trianon verloren ihre Positionen. Sie mied das Theater, Bälle und Empfänge. Sie zog sich in den Kreis ihrer Familie zurück, wo sie sich mit den Kindern beschäftigte, und versuchte ein neues, stilleres Leben zu führen. Diese Einsicht kam jedoch zu spät.[2]

Französische Revolution

Das Jahr 1789 stellte einen Wendepunkt im Leben Marie-Antoinettes dar. Am 4. Juni 1789 starb ihr ältester Sohn. Die schlechte Finanz- und Wirtschaftslage Frankreichs sollte durch die Generalstände beraten werden. Mit der Erklärung des dritten Standes, sich als Nationalversammlung zu betrachten, begann die Französische Revolution. Am 5. und 6. Oktober 1789 zwangen die Revolutionäre die königliche Familie, von Versailles nach Paris in den Tuilerienpalast umzuziehen. Da Marie-Antoinette sich in Paris hilflos und isoliert vorkam, stützte sie sich auf ihre Freunde außerhalb Frankreichs – auf Mercy, Fersen und Louis-Auguste Le Tonnelier de Breteuil.

Am 20. Juni 1791 versuchte die königliche Familie, ins Ausland zu fliehen. Marie-Antoinettes langjähriger Freund Graf Hans Axel von Fersen spielte bei der Flucht nach Varennes eine führende Rolle. In Varennes wurde der König erkannt und verhaftet. Die königliche Familie wurde daraufhin unter Bewachung nach Paris zurückgebracht. Am 25. Juli 1792 veröffentlichte der Oberbefehlshaber der gegen Frankreich alliierten Truppen, Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, auf Bitten Marie-Antoinettes das sogenannte Manifest des Herzogs von Braunschweig.[9] In diesem wurde Gewalt samt der Zerstörung von Paris für den Fall angedroht, dass der königlichen Familie etwas zustoße. Daraufhin stürmte das Volk am 10. August die Tuilerien und brachte die königliche Familie in den Temple, eine ehemalige Festung des Templerordens. Dort wurde die Königsfamilie zwar streng bewacht, aber es gab immer noch Möglichkeiten, mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Die Teilnahmslosigkeit des Königs führte dazu, dass die Königin in den Verhandlungen mitwirkte. Wegen ihrer Unerfahrenheit und Unkenntnis sowie unsicherer Informationen aus dem Ausland, war es schwierig für sie, eine klare Politik zu verfolgen. Ihre Haltung bei der Rückkehr aus Varennes hatte Antoine Barnave beeindruckt, der im Namen der Feuillants und der konstitutionellen Partei Kontakt mit ihr aufnahm.

Ungefähr ein Jahr verhandelte sie mit Mercy und Kaiser Leopold II., ihrem Bruder. In geheimen Botschaften versuchte sie die Herrscher Europas zu einer bewaffneten Intervention zur Niederschlagung der Revolution zu bewegen. Da sie merkte, dass Barnaves Partei bald machtlos gegen die radikalen Republikaner sein würde, wurden ihre Appelle immer dringlicher. Aber die Verhandlungen dauerten an. Am 1. März 1792 starb Leopold II., ihm folgte Franz II. Marie-Antoinette fürchtete nicht zu Unrecht, dass der neue Kaiser keine Intervention zu ihren Gunsten wagen würde. Während der Gefangenschaft erkrankte Marie-Antoinettes Sohn.

Am 21. Jänner 1793 wurde Ludwig XVI. nach einem Schauprozess hingerichtet. Durch Marie-Antoinettes Freunde, unter anderem Jarjayes, Toulan, Lepitre und den Baron Baz, wurden mehrere Versuche unternommen, sie und ihre Kinder zu retten. Auch mit Danton wurden Verhandlungen über ihre Freilassung oder einen Austausch geführt. Man hatte ihr bereits ihren Sohn weggenommen und trennte sie jetzt auch von ihrer Tochter und von Madame Élisabeth, der Schwester des Königs. Am 1. August 1793 überstellte man sie in das Conciergerie-Gefängnis.

Prozess und Hinrichtung

Jacques-Louis David: Marie-Antoinette auf dem Weg zur Guillotine.
Hinrichtung Marie-Antoinettes.

Am 14. Oktober 1793 begann der Prozess gegen die „Witwe Capet“ (bezugnehmend auf Hugo Capet, den Ahnherrn des französischen Herrschergeschlechts). Ihre Verteidigung hatten Claude Chauveau-Lagarde und Guillaume Tronson du Coudray übernommen. Man beschuldigte sie des Hochverrats und der Unzucht. Ihre Haltung angesichts der Anschuldigungen Fouquier-Tinvilles nötigte selbst manchen ihrer Feinde Respekt ab, und ihre Antworten während der langen Verhöre waren klar und durchdacht. Die Geschworenen entschieden einstimmig auf schuldig und verurteilten sie zum Tode.

Die Hinrichtung fand am 16. Oktober statt. Um 12 Uhr wurde Marie-Antoinette auf dem Revolutionsplatz, dem heutigen Place de la Concorde, enthauptet. Eine Zeichnung des Malers Jacques-Louis David zeigt die Verurteilte auf dem Henkerskarren bei ihrer Fahrt zur Guillotine. Er stand am Fenster, als sie unten auf der Straße vorbeigefahren wurde.

Marie-Antoinette wurde in einem Massengrab in der Nähe der heutigen Kirche La Madeleine verscharrt. An diese erste Grablege erinnert heute die Chapelle expiatoire. Mehr als 20 Jahre nach ihrem Tod wurde ihr Leichnam exhumiert – wobei ein Strumpfband bei ihrer Identifizierung half – und Marie-Antoinette wurde nun in der Basilika Saint-Denis in Saint-Denis (10,3 km nördlich von Paris), der traditionellen Grablege der französischen Könige, an der Seite ihres Gatten beigesetzt.

Nachkommen

Élisabeth Vigée-Lebrun: Marie-Antoinette und ihre Kinder, 1787

1787 stellte Marie-Antoinettes Lieblingsmalerin Élisabeth Vigée-Lebrun die Königin als Mutter dar (Abbildung), an ihrer rechten Schulter Marie-Thérèse-Charlotte, in ihren Armen Louis-Charles und am Kinderbett stehend der Dauphin Louis-Joseph-Xavier-François. Die leere Wiege symbolisiert die verstorbene Sophie-Hélène-Béatrice.

Historische Bewertung

Grab Ludwigs XVI. und Marie-Antoinettes (Basilika von Saint-Denis).

Marie-Antoinette wird von den Biografen unterschiedlich beurteilt. Einige machen der Königin den Vorwurf, der schon zu ihren Lebzeiten erhoben wurde: Sie habe Ludwig XVI., der oft als schwach dargestellt wird, negativ beeinflusst und hinter den Kulissen versucht, jeglichen Kompromiss mit dem Dritten Stand zu verhindern.[10] Der britische Historiker Eric Hobsbawm beschreibt Marie-Antoinette als „hirnlose und unverantwortliche Frau“.[11] Albert Soboul, Direktor des Instituts für die Geschichte der Französischen Revolution an der Sorbonne, apostrophierte sie als „hübsch, frivol und unklug“[12] und warf ihr vor, gemeinsam mit ihrem Gatten 1791/92 ausländische Mächte zum Krieg gegen das revolutionäre Frankreich angestachelt zu haben, in der Hoffnung, dessen Niederlage würde ihre eigene Macht wiederherstellen.[13]

Stefan Zweig beschrieb sie 1932 in Marie Antoinette – Bildnis eines mittleren Charakters als durchschnittliche Person ohne hervorragende Eigenschaften. Seiner Ansicht nach war sie leichtfertig, eher passiv und sich ihrer Verantwortung kaum bewusst, da sie kaum jemals einen Schritt aus ihrer sehr begrenzten, luxuriösen Welt getan habe. Zweig betont aber auch, dass Marie-Antoinettes Sturz, ihre Leiden und Demütigungen sie zu einer verantwortungsbewusst und mutig handelnden Frau hätten reifen lassen.

Antonia Fraser zeichnet in ihrer 2006 erschienenen Biografie Marie-Antoinettes das Bild einer Frau, die von der ihr zugedachten Rolle überfordert war und die Zeichen der Zeit übersah. An diesem Bild orientierte sich auch Sofia Coppola für ihren Spielfilm von 2006. Sie erklärte: „Ich kannte die üblichen Klischees über Marie-Antoinette und ihren Lebensstil. Aber mir war nie klar, wie jung sie und Ludwig XVI. wirklich waren (bei der Hochzeit 14- bzw. 15-jährig). Sie waren im Grunde genommen als Teenager dafür verantwortlich, Frankreich von einem unglaublich extravaganten königlichen Hof von Versailles aus durch eine sehr unbeständige Ära zu führen.“[14]

Vorfahren

Ahnentafel Marie-Antoinette
Ururgroßeltern

Nikolaus Franz von Vaudémont (1609–1670)
∞ 1634
Claudia von Lothringen (1612–1648)

Kaiser
Ferdinand III. (1608–1657)
∞ 1651
Eleonora von Mantua (1630–1686)

König
Ludwig XIII. (1601–1643)
∞ 1615
Anna von Österreich (1601–1666)

Kurfürst
Karl I. Ludwig (1617–1680)
∞ 1650
Charlotte von Hessen-Kassel (1627–1686)

Kaiser
Ferdinand III. (1608–1657)
∞ 1631
Maria Anna von Spanien (1606–1646)

Kurfürst
Philipp Wilhelm (1615–1690)
∞ 1653
Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635–1709)

Fürst
Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633–1714)
∞ 1656
Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg (1634–1704)

Albrecht Ernst I. zu Oettingen (1642–1683)
∞ 1665
Christine Friederike von Württemberg (1644–1674)

Urgroßeltern

Herzog Karl V. Leopold (1643–1690)
∞ 1678
Eleonore von Österreich (1653–1697)

Philipp I. von Bourbon (1640–1701)
∞ 1671
Elisabeth von der Pfalz (1652–1722)

Kaiser Leopold I. (1640–1705)
∞ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655–1720)

Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel (1671–1735)
∞ 1690
Christine Luise von Oettingen (1671–1747)

Großeltern

Herzog Leopold Joseph von Lothringen (1679–1729)
∞ 1698
Élisabeth Charlotte de Bourbon-Orléans (1676–1744)

Kaiser Karl VI. (1685–1740)
∞ 1708
Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691–1750)

Eltern

Kaiser Franz I. Stephan (1708–1765)
∞ 1736
Maria Theresia (1717–1780)

Marie-Antoinette

Literatur

Film und Fernsehen

Theater

Musik

Weblinks

 Commons: Marie-Antoinette – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nancy Plain: Louis XVI, Marie Antoinette, and the French Revolution. Marshall Cavendish, Singapur 2002, S. 11.
  2. 2,0 2,1 2,2 Friedrich Weissensteiner: Die Töchter Maria Theresias. Kremayr & Scheriau, Wien 1994
  3. Michael Stegemann: Komponist. Reformator der alten Oper. Vor 300 Jahren wurde Christoph Willibald Gluck geboren, in: Deutschlandradio Kultur, 2. Juli 2014 (online)
  4. Youri Carbonnier: Philippe Joseph Hinner, maître de harpe de Marie-Antoinette, 1755–1784. In: Recherches sur la musique française classique XXIX (1996–1998), S. 223–237.
  5. Riemann Musiklexikon 2012, Bd. 2, S. 329.
  6. S. Adolphe Jullien: La cour et l'opéra sous Louis XVI. Marie-Antoinette et Sacchini, Salieri, Favart et Gluck. Librairie académique Didier et Cie, Paris 1878, Nachdruck durch Minkoff Reprint, Genf 1976, ISBN 2-8266-0614-X, S. 325 ff.
  7. Confessions, livre VI
  8. In Bibliothek der Uni Augsburg, abgerufen am 5. Mai 2010
  9. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Ein Abriß ihrer Geschichte (1889-1799). 5 Auflage. athenäum, 1988, ISBN 3-610-08518-5, S. 220.
  10. Jonathan Sperber: Revolutionary Europe 1780–1850. Longman, Harlow 2006, S. 80
  11. Eric Hobsbawm: Europäische Revolutionen. 1789–1848. Parkland, London 2004, S. 121
  12. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Ein Abriß ihrer Geschichte (1889-1799). 5 Auflage. athenäum, 1988, ISBN 3-610-08518-5, S. 74.
  13. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Ein Abriß ihrer Geschichte (1889-1799). 5 Auflage. athenäum, 1988, ISBN 3-610-08518-5, S. 206f.
  14. Kritik zum Film Marie-Antoinette auf filmstarts.de mit Bemerkungen der Regisseurin
VorgängerinAmtNachfolgerin
Maria LeszczyńskaKönigin von Frankreich und Navarra
1774–1793
Maria Amalia von Neapel-Sizilien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.