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Margrit Rustow

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Margrit Rustow geb. als Marguerite Wreschner (* 1925 in Frankfurt/Main) wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft in den Niederlanden verhaftet, in das KZ Ravensbrück verschleppt und verrichtete Zwangsarbeit im Siemenslager Ravensbrück.

Leben

Der Vater war Teilhaber einer Metall- und Erzfirma. Aufgrund der Judengesetze durfte Marguerite nicht mehr die Schule besuchen. 1935 wanderte die Familie nach Amsterdam aus. Der Vater verstarb und einige Familienmitglieder flüchteten weiter nach Übersee. Margrit blieb mit ihrer Mutter und Geschwister in den Niederlanden.

Lageplan vom KZ Ravensbrück um 1945
Lageplan des Siemenslagers Ravensbrück südlich des Stammlagers des KZ Ravensbrück

Verhaftung und Verschleppung in das KZ Ravensbrück

Nach der Besetzung der Niederlande durch die Nazis galten die Judengesetze auch hier. Alle deutschen Juden verloren ihre Staatsbürgerschaft, waren staatenlos und mussten einen Judenstern tragen. Marguerites Bruder wurde in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt. Marguerite, ihre Schwester Charlotte und die Mutter Friederike wurden ebenfalls verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Anfang 1944 wurde sie mit einem Zugtransport in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück transportiert. Die Frauen wurden geduscht, bekamen ihre Häftlingsnummer, blau-grau gestreifte Haftkleidung und einen Judenstern, der aus einem gelben und einem roten Dreieck zusammengesetzt war. Vier Wochen waren sie im Quarantäneblock in einer separaten Baracke.

Zwangsarbeit im Siemenslager Ravensbrück

Margrit meldete sich freiwillig für die Arbeit bei Siemens. Margrit arbeitete in Halle 12 unter der Leitung des Siemensangestellten Herrn Stöber. Ihre Arbeit bestand darin, Widerstände aus Kohlenstaub herzustellen, Draht auf Spulen zu wickeln und diese anschließend in Lack zu tauchen. In den Siemens-Werkstätten waren Siemensangestellte für die Qualität und das Pensum zuständig, die SS-Aufseherinnen führten Aufsicht.

Ihre Schwester Charlotte bestand den Eignungstest für die Arbeit im Siemenslager ebenfalls, die Mutter nicht. Charlotte arbeitete in der Tagschicht von 06:00 bis 18:00 Uhr, Margrit dagegen im wöchentlichen Wechsel nachts und am Tag. Marguerite wurde auch aufgrund ihrer Sprachkenntnisse Vorarbeiterin.

Siemenslager Ravensbrück erhält eigene Wohnbaracken

Da das Stammlager aufgrund der Räumung der Konzentrationslager im Osten immer voller wurde, die Baracken waren inzwischen statt mit 100 mit rund 500 KZ-Insassinnen belegt, wurden Ende 1944 Wohnbaracken neben dem Werkhallen errichtet. Die Lebenssituation im Siemenslager verbesserten sich deutlich im Vergleich zum Stammlager.

Ende 1944, Überfüllte Baracken aufgrund der Evakuierung der KZ im Osten

Für die Schwestern war es ein Vorteil, dass sie zusammen waren und sich gegenseitig unterstützen konnten. Pro Monat durften die Häftlinge einen Brief schreiben, durften aufgrund der Zensur Einzelheiten und die Wahrheit über ihr Befinden nicht schreiben. Sie durften Pakete empfangen, die jedoch von den SS-Aufseherinnen kontrolliert und oft geplündert wurden. Ein Essenspaket für ihre kranke extrem abgemagerte vor dem Hungertod stehende Mutter kam zu spät. Vor ihrem Tod durften Marguerite und Charlotte ihre Mutter, sie starb am 8.Januar 1945, noch einmal sehen.

Theresienstadt

Ende Januar 1945, die Kriegsniederlage war absehbar, wurde der Abmarsch zum KZ Theresienstadt angekündigt. Die dafür ausgesuchten Häftlinge wurden ärztlich untersucht und Marguerite, Charlotte und drei weitere Häftlinge wurden in normalen Zügen und Wehrmachtszügen über Berlin und Prag zum Lager nach Theresienstadt transportiert. Hier wurden sie vom SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann und vier seiner SS-Offiziere verhört.

Die Befreiung und die Rückkehr nach Hause

Am 9. Mai 1945 wurde das KZ Theresienstadt von sowjetischen Soldaten befreit und das Rote Kreuz übernahm das Lager. Marguerite und Charlotte machten sich in den folgenden Wochen auf den Weg zurück in die Niederlande. Hier erfuhren sie, dass ihr Bruder und seine Familie an Typhus im KZ Bergen-Belsen gestorben waren.

Sie mussten lernen, wieder ein normales Leben zu führen und ihr Haus wurde zu einem Anlauf- und Treffpunkt der zurückkehrenden Angehörige und Freunde, die aus den Konzentrationslagern zurückkehrten. Viele ihrer Schulfreunde haben nicht überlebt. Margrit erhielt in Genf ein Stipendium für ein einjähriges Studium und arbeitete mit jüdischen Kindern, die im Krieg ihre Eltern verloren hatten. 1947 besuchte sie ihre Geschwister in Amerika und daraufhin emigrierten Margrit und Charlotte in die USA. Hier setzte sie ihre Arbeit mit Kindern und auch ihr Studium fort. 1949 gingen beide nach Israel und ihre Schwester wurde später Vize-Bürgermeisterin von Jerusalem. 1956 ging Margrit wieder nach Amerika und nach einem Studium arbeitete sie als Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin, auch um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Hier heiratete Margrit einen gebürtigen Berliner und lebt und arbeitet als Margrit Wreschner-Rustow in den USA.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Margrit Rustow aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.