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Maren R. Niehoff

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Maren Ruth Niehoff, auch Maren Ruth Niehoff-Rosenthal (hebräisch מארן ר. ניהוף) (geb. 16. April 1963 in Mülheim[1]) ist eine deutsch-israelische Historikerin, Judaistin, Religionswissenschaftlerin und Literaturwissenschaftlerin. Sie ist Hochschullehrerin an der Hebrew University of Jerusalem (HUJI),[2] wo sie u. a. Jüdische Philosophie der Antike lehrt.

Leben und Wirken

Sie ist die Tochter von Ulla und Gerd Niehoff.[3] In Mülheim besuchte sie das Otto-Pankok-Gymnasium.[4] Niehoff beschloss ihre schulische Ausbildung sodann, von 1980 bis 1982, am United World College of the Atlantic in St Donat’s Castle (Wales), wo sie durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes ihr International Baccalaureate erwarb. Es folgten Auslandstudienaufenthalte, so von 1982 bis 1983 an der „Rothberg School“ (HUJI) in Israel. Dann absolvierte sie 1983/1984 ihre Zwischenprüfung an der Freien Universität Berlin, um von 1984 bis 1985 am „Department of Jewish Thought“ (HUJI) ihre Kenntnisse zu vertiefen. Von 1985 bis 1987 absolvierte sie ein Magisterstudium an der University of Oxford und schloss 1989 ein Promotionsstudium unter Anleitung von Géza Vermes ab.

Anschließend folgte bis 1991 ein Postdoc-Studium, Society of Fellows an der Harvard University. Im Jahre 1993 verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft nach Israel. Dort setzte sie ihre akademische Tätigkeit in Forschung und Lehre an der Hebrew University in Jerusalem fort, zunächst als Externe und von 2003 bis 2011 als Senior Lecturer, bis 2014 als Associate Professor und schließlich ab 2014 als ordentliche Professorin („Max Cooper Professorin“) im „Department of Jewish Thought“. Sie leitet eine Forschungsgruppe am „Israel Institute for Advanced Studies“, die sich mit „Constructions of the Self in Ancient Mediterranean Cultures“ beschäftigt.

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt gilt der Person und den Leistungen des antiken Philosophen Philo von Alexandria sowie der Dynamik im Verhältnis zwischen den Anhängern des Judentums, des Christentums und des Polytheismus in der Spätantike. Ebenso sind Fragen zum Hellenismus und zum frühen Christentum für ihre wissenschaftliche Arbeit bedeutsam. Sie ist zweifache Trägerin des „First Polonsky Prize for Creativity and Originality in the Humanistic Disciplines“ (2011 und 2019) sowie weiterer Auszeichnungen, etwa des „Jordan Schnitzer Prize (2nd Prize) of the Association for Jewish Studies 2019“. Sie hielt und hält zahlreiche Gastvorlesungen u. a. in den Vereinigten Staaten von Amerika, England, Italien und Deutschland.

Maren Niehoff ist mit Udi Rosenthal verheiratet. Gemeinsam haben sie drei Töchter.[3]

Philon von Alexandria als zentraler Forschungsgegenstand

Philon war geprägt vom hellenistisch durchdrungenen Diasporajudentum des 1. Jahrhunderts. Er hatte vermutlich eine wichtige Position innerhalb der jüdischen Gemeinde von Alexandria inne und war Teilnehmer an einer Gesandtschaft in die römische Hauptstadt um das Jahr 38 bis 41 n. Chr. Wahrscheinlich war Philon, in mitleitender Funktion, Teil dieser jüdischen Gesandtschaft zu Gaius Caligula, die von Apion und Chairemon von Alexandria geführt wurde. Nach Niehoff waren die römischen Jahre aber auch Teil seines eigenen biographischen und geistigen Wendepunktes. War Philon in Alexandria intellektuell eng an die jüdische Gemeinde gebunden gewesen, der an den exegetische Deutungen des Tanach teilnahm, indem er Methoden der Homerexegese anwandte und textliche Probleme durch platonische Allegorien aufzulösen suchte, trat er während seines Aufenthaltes in Rom in Beziehung zur der Welt der antiken römischen Philosophien, etwa der Stoa, die sich hier entfaltete und eine eigenständige Form angenommen hatte. Diese stoische Ethik und die textlich-stilistischen Produktionen der römischen Historiographie gaben Philon Impulse, die erzählerische jüdische Tradition völlig neu zu interpretieren.[5] Dabei wendet Niehoff Überlegungenen an, die, die zum Teil historischen Sachverhalte, hypothetisch mit den Mitteln des fiktionalen Erzählens der „tatsächliche Geschehnisse" ergänzen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Philo of Alexandria. An Intellectual Biography. 2018. (deutsche Ausgabe Philon von Alexandria. Eine intellektuelle Biographie. Mohr Siebeck, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-156298-3)
  • Jewish Exegesis and Homeric Scholarship in Alexandria. Cambridge University Press, Cambridge 2011.
  • Philo on Jewish Identity and Culture. (= Texts and Studies in Ancient Judaism. Bd. 86). Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 3-16-147611-5.
  • The Figure of Joseph in Post-Biblical Jewish Literature. Brill, Leiden 1992.
  • Homer and the Bible in the Eyes of Ancient Interpreters. Brill, Leiden 2012
  • Biblical Women in Origen's Newly Discovered Homilies on Psalms Gendered Markers of Christian Identity in Late Antique Caesarea. Ephemerides Theologicae Lovanienses, 2020
  • Zunz's Concept of Aggada יחסו של צונץ אל האגדה. Tarbiz, 1995
  • Biographical Sketches in Genesis Rabbah. In: Raʿanan Boustan et al.: (Hrsg.): Envisioning Judaism. Studies in Honor of Peter Schäfer on the Occasion of His Seventieth Birthday. Mohr Siebeck, Tübingen 2013, Vol. 1, S. 265–286

Herausgeberschaft

  • zusammen mit Reinhard Feldmeier (Hrsg.): Abrahams Aufbruch. Philon von Alexandria, De migratione Abrahami. (= Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam Religionemque pertinentia 30). Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-153819-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vortrag von Maren Niehoff aus Jerusalem am 13. Januar 2020 im Petrikirchenhaus. Förderverein Mülheimer Städtepartnerschaften e.V.
  2. Curriculum Vitae: Maren Niehoff, auf marenniehoff.huji.ac.i)
  3. 3,0 3,1 Maren R. Niehoff: Philon von Alexandria. Eine intellektuelle Biographie. Mohr Siebeck, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-156298-3, S. V (Widmung)
  4. Thomas Emons: Förderverein Mülheimer Städtpartnerschaft lädt ein. Eine Mülheimerin aus Jerusalem stellt ihr neues Buch vor. Mülheimer Woche, 2. Januar 2020
  5. Maren R. Niehoff: Philon von Alexandria. Eine intellektuelle Biographie. Mohr Siebeck, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-156298-3, S. 15 f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Maren R. Niehoff aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.