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Mardin

Aus Jewiki
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mardin (Begriffsklärung) aufgeführt.
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis
Mardin
Wappen von Mardin
Mardin (Türkei)
Paris plan pointer b jms.svg
Basisdaten
Provinz (il): Mardin
Koordinaten: 37° 19′ N, 40° 45′ O37.31666666666740.751083Koordinaten: 37° 19′ 0″ N, 40° 45′ 0″ O
Höhe: 1.083 m
Fläche: 885 km²
Einwohner: 182.400[1] (2020)
Bevölkerungsdichte: 206 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+90) 482
Postleitzahl: 47000-47901
Kfz-Kennzeichen: 47
Struktur und Verwaltung
Gliederung: 92 Mahalle
Bürgermeister: Ahmet Türk
Februniye Akyol (Fabronia Benno) (Unabhängig)
Landkreis Mardin
Einwohner: 182.400[1] (2020)
Fläche: 885 km²
Bevölkerungsdichte: 206 Einwohner je km²

Mardin (arabisch ماردين, DMG Mārdīn, aramäisch  ܡܪܕܝܢ  Merdô, kurmandschi Mêrdîn) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin im türkischen Teil Mesopotamiens. Die uralte Stadt liegt in der türkischen Region Südostanatolien, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak. Seit einer Gebietsreform ab 2013 ist die Stadt flächenmäßig deckungsgleich mit dem Landkreis und zugleich ein Stadtbezirk der 2012 gebildeten Büyükşehir belediyesi Mardin (Großstadtgemeinde/Metropolprovinz).

Geografie

Die Altstadt von Mardin schmiegt sich an den alten Burghügel und schaut über die Tiefebene von Mesopotamien, an deren Rand sie liegt. Im Norden und Westen erhebt sich der Tur Abdin.


Klimatabelle

Mardin
Klimadiagramm
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15
8
 
 
99
 
8
3
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981–2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Mardin
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 6,4 7,5 12,1 18,0 24,5 31,2 35,5 35,1 30,5 23,3 14,5 8,4 Ø 20,6
Min. Temperatur (°C) 0,8 1,2 4,7 10,0 15,2 20,3 24,7 24,7 20,8 14,7 7,7 2,9 Ø 12,3
Temperatur (°C) 3,4 4,1 8,2 13,9 19,8 26,0 30,2 29,7 25,3 18,6 10,7 5,5 Ø 16,3
Niederschlag (mm) 97,9 110,5 91,1 73,3 36,3 7,1 1,7 0,4 2,5 34,2 67,2 98,7 Σ 620,9
Sonnenstunden (h/d) 4,6 5,0 6,1 7,5 10,0 12,5 12,7 11,8 10,4 7,6 5,8 4,5 Ø 8,2
Regentage (d) 10,3 10,2 10,8 9,7 6,3 1,8 0,6 0,2 0,8 5,1 7,3 9,9 Σ 73
T
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6,4
0,8
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12,1
4,7
18,0
10,0
24,5
15,2
31,2
20,3
35,5
24,7
35,1
24,7
30,5
20,8
23,3
14,7
14,5
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8,4
2,9
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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34,2
67,2
98,7
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Geschichte

Die Stadt wurde nacheinander von den Aramäern, Hurritern, Hethitern, Assyrern, Babyloniern, Amoritern, Persern, Parthern, Römern, Arabern, Kurden, Seldschuken und Osmanen beherrscht. In assyrischer Zeit war sie Teil von Izalla, was sich noch in der frühbyzantinischen Bezeichnung Izala niederschlug. Die erste Erwähnung unter seinem heutigen Namen stammt aus dem vierten Jahrhundert bei Ammianus Marcellinus, der die zwei Festungen Maride und Lorne auf dem Weg von Amid (Diyarbakır) nach Nisibis erwähnt.

1915/16 wurden unterschiedslos die meisten arabischen, aramäischen und armenischen Christen der Stadt im Zuge des Völkermords an den Armeniern und an den Aramäern umgebracht.[2][3][4] Erstmals fand am 15. August 1915 ein öffentlicher Handel mit armenischen Frauen statt.[5]

Auf Aramäisch heißt die Stadt Marde bzw. Merde; im Oströmischen Reich hieß sie auf Griechisch Mardia oder Margdis, unter den Arabern dann Mardin. Unter der türkischen Herrschaft wurde dieser Name beibehalten.

Im Zuge einer Verwaltungsreform ab dem Jahr 2013 wurden alle Landkreise direkt dem Oberbürgermeister von Mardin unterstellt. Die Dörfer und alle Gemeinden, die keine Kreisstadt waren, wurden in Mahalle (Stadtviertel/Ortsteile) überführt. Die Landkreise funktionieren gleichermaßen auch als Stadtbezirke. Um Verwechslungen mit der „übergeordneten“ Büyükşehir belediyesi Mardin zu vermeiden, wurden 2013 die Stadt Mardin und der zentrale Landkreis (Ilçe Merkez) in Artuklu umbenannt.[6]

Bevölkerung, Sprachen und Religionen

Die Bevölkerung Mardins besteht heute aus Türken, Kurden und Arabern sowie der größten assyrischen/aramäischen Minderheit des Landes.[7][8] Neben Muslimen und assyrischen Christen lebten bis vor einigen Jahrzehnten einige tausend jesidische Kurden in der Provinz Mardin. Diese sind mittlerweile überwiegend nach Westeuropa ausgewandert; es gibt aber noch immer eine kleine christliche Gemeinde in Mardin, das auch Bischofssitz ist. Der Bischof von Mardin ist zugleich der Abt des Klosters Deyrülzafarân. Der syrisch-orthodoxe Patriarch hatte ab 1293 seinen Sitz bei Mardin. 1924 floh er in das französische Mandatsgebiet. Von 1850 bis zum Völkermord an den Assyrern war Mardin auch Sitz des Oberhaupts der syrisch-katholischen Kirche.[9] Das Gebäude der Patriarchatskirche wurde nach dem Völkermord vom Militär genutzt, bis 1988 das Kulturministerium das Gebäude von der syrisch-katholischen Kirche abkaufte und dort 1995 das Mardin Museum errichtet hat.[9][10]

Einwohnerentwicklung

Im Jahr 1915 gab es etwa 50.000 Einwohner, davon waren:

  • 27.000 Muslime
  • 20.000 Syrisch-Orthodoxe Aramäer (arabischsprachig)
  • 00.500 Syrisch-Katholische
  • 00.300 Protestanten
  • 00.100 Mitglieder der Chaldäisch-katholischen Kirche

Detaillierte Ergebnisse

Die Werte der linken Tabelle entstammen E-Books (der Originaldokumente[11]), die Werte der rechten Tabelle basieren aus der Datenabfrage des türkischen Statistikinstituts TÜIK[12]

Ergebnisse der Volkszählungen:
 
Jahr Stadt zentr. Kreis Provinz
1927 22.249 47.164 183.317
1935 22.517 52.749 229.921
1940 23.270 41.131 252.505
1945 18.522 38.591 234.457
1950 19.354 42.595 269.490
1955 24.329 45.411 305.520
1960 28.382 56.816 353.411
1965 30.974 61.519 397.880
1970 33.740 66.975 453.092
1975 36.629 73.704 519.687
1980 39.137 78.020 564.967
1985 44.085 91.139 652.069
1990 53.005 83.863 557.727
2000 65.072 108.340 705.098
Einwohnerzahlen am Jahresende (Fortschreibung)
Jahr Stadt zentr. Kreis Provinz
2007 82.134 130.916 745.778
2012 86.948 139.254 773.026
2013 148.066 * 779.738
2017 168.600 * 809.719
2020 182.400 * 854.716

* Stadt und Landkreis sind seit 2013 vereint

Wirtschaft und Verkehr

Die Wirtschaft beruht auf Landwirtschaft und Handel, in letzter Zeit vermehrt auf kleinen handwerklichen Werkstätten und Handarbeiten.

Verkehr

Mardin hat einen Flughafen (Flughafen Mardin) und wird direkt aus Ankara angeflogen. Mittlerweile kann man Mardin auch von Istanbul und Izmir aus anfliegen.

Mardin ist per Straße über die E-90 mit Adana verbunden und ist die Verbindung zwischen der Türkei und dem Nahen Osten. Straßen führen nach Syrien und in den Irak. Mardin liegt auch an der Bahnlinie nach Syrien.

Sehenswürdigkeiten

Zitadelle

Die Festung von Mardin wird Adlernest genannt und spielte eine entscheidende Rolle für die Stadt. Sie erhebt sich rund 500 Meter über die Ebene.

Medresen

  • Die Kasımiye-Medrese wurde 1469 auf Anordnung von Kasım Pascha gebaut. Die Medrese enthält auch eine Moschee und eine Unterkunft.
  • Die Zinciriye-Medrese wurde 1385 von Melik Necmettin Isa erbaut. Mit ihren gestreiften Kuppeln und monumentalen Haupteingang ist es eines der beeindruckendsten Gebäude Mardins.
  • Die Sıtti-Radaviye-Medrese wurde 1177 in Auftrag gegeben. In der Moschee, die zur Medrese gehört, gibt es einen Fußabdruck des Propheten Mohammed.

Moscheen

  • Die Große Moschee (Ulu Cami) ist die älteste Moschee in Mardin. Das Minarett ist inschriftlich 1176 datiert, die Moschee dürfte daher in den 1160er/1170er Jahren vom Ortoqiden Kudbeddin Ilgazi erbaut worden sein. Laut einer anonymen syrischen Chronik von 1234 steht diese Moschee möglicherweise an der Stelle der 1170 von Muslimen eingenommenen Kirche der Vierzig Märtyrer.[13]
  • Die Abdullatif-Moschee wurde während der Herrschaft der Ortoqiden 1314 durch Abdullatif Bin Abdullah erbaut. Sie enthält schöne Beispiele für damalige Holzarbeiten.
  • Die Reyhaniye-Moschee wurde 1756 von Ahmet Paschas Tochter Adile Hanım wieder aufgebaut. Die Minaretts sind achteckig.

Kloster und Kirchen

Innerhalb der Stadt gibt es einige Kirchen, die in den letzten Jahren restauriert worden sind. Dazu gehört das Mort Şmuni.

Etwa drei Kilometer außerhalb der Stadt liegt das Kloster Zafaran. Es wurde 493 n. Chr. gegründet und ist eines der religiösen Zentren des Tur Abdin, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche war, die hier im Kloster begraben sind. Das Patriarchat wurde 1933 aufgrund der Christenverfolgungen in der Türkei ins syrische Homs (und 1959 von dort nach Damaskus) verlegt.

Mardin ist Titularerzbistum der Armenisch-Katholischen Kirche (Mardin degli Armeni), der Chaldäisch-Katholischen Kirche und der Syrisch-katholischen Kirche (Mardin dei Siri).

Das Mardin-Museum in der früheren Kirche des früheren syrisch-katholischen Patriarchats.[10]

Bildung

Seit Mai 2007 hat die Provinz Mardin mit der Mardin Artuklu Üniversitesi eine eigene Universität. Benannt ist die Universität nach der türkischen Dynastie der Ortoqiden (türk.: Artuklu). Erstmals in der Geschichte der Türkei wurden dabei am Institut für lebende Sprachen Lehrstühle für die kurdische, syrisch-aramäische und arabische Sprache, Literatur und Geschichte eingerichtet. Außerdem soll in Zukunft auch noch Persisch dazukommen.

Politik

Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde Ahmet Türk von der BDP zum Bürgermeister gewählt. Darauf bevollmächtigte Türk Februniye Akyol als seine Stellvertreterin, weil die BDP das Amt des Bürgermeisters jeweils von einem Mann und einer Frau zusammen ausführen lässt.[14] Ahmet Türk wurde am 17. November 2016 abgesetzt und es wurde der Gouverneur von Mardin Mustafa Yaman als Treuhänder eingesetzt. Am 24. November 2016 wurde Ahmet Türk wegen angeblicher Terrorvergehen festgenommen[15] und kam im Februar 2017 wieder frei. Februniye Akyol war die erste christliche Bürgermeisterin der Türkei.[16][17]

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaft

Literatur

Weblinks

 Commons: Mardin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Artuklu Nüfusu, Mardin, abgerufen am 27. Mai 2021
  2. Jacques Rhétoré: Les chrétiens aux bêtes. Souvenirs de la guerre sainte proclamée par les Turcs contre les chrétiens en 1915, Les éditions du cerf, Paris 2005, ISBN 2-204-07243-5, Seite 13 ff.
  3. Yves Ternon: Mardin 1915. Mardin dans le génocide arménien. in: Revue d'Histoire Arménienne Contemporaine, Tome IV - 2002
  4. Hyacinth Simon: Tod im Namen Allahs. Die Ausrottung der christlichen Armenier. Augenzeugenberichte, MM Verlag, Aachen 2005, ISBN 3-928272-70-5
  5. Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006, ISBN 2-7381-1830-5, Seite 459
  6. Gesetz Nr. 6360, veröffentlicht am 6. Dezember 2012 im Amtsblatt Nr. 28489
  7. Ayşe Güç Işik, 2013, S. 52
  8. Monika Maier-Albang: Im Südosten der Türkei - Gottes letzte Knechte. Abgerufen am 25. September 2020.
  9. 9,0 9,1 David Jacob: Minderheitenrecht in der Türkei. Mohr Siebeck, 2017, ISBN 978-3-16-154133-9, S. 100.
  10. 10,0 10,1 Mardin Museum. Abgerufen am 8. November 2018 (türkçe).
  11. Bücherei des türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
  12. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000) abrufbar nach Auswahl des Jahres und der Region
  13. Tom Sinclair: Early Artuqid Mosque Architecture. In: Julian Raby (Hrsg.): The Art of Syria and the Jazīra, 1100–1250. Oxford University Press, Oxford 1985, S. 59
  14. Deniz Yücel: Türkei: Einzige christliche Bürgermeisterin abgesetzt. In: DIE WELT. 2016-11-20 (https://www.welt.de/politik/ausland/article159628932/Kein-Platz-fuer-Menschen-die-anders-sind.html).
  15. Court arrests former Mardin mayor Ahmet Türk. Abgerufen am 11. Juli 2018 (english).
  16. Monika Maier-Albang: Nach oben gekämpft, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 166, 22. Juli 2015, S. 7.
  17. Monika Maier-Albang: Nach oben gekämpft. In: sueddeutsche.de. 2015-07-21 ISSN 0174-4917 (https://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-nach-oben-gekaempft-1.2575737).

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