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Marburgfieber

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Klassifikation nach ICD-10
A98.3 Marburg-Viruskrankheit
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Das Marburgfieber ist eine meldepflichtige virale Infektionskrankheit.

Erreger

Marburg-Virus

Ausgelöst wird es durch das Marburg-Virus, ein zur Familie der Filoviridae und der Ordnung Mononegavirales gehörendes behülltes Einzel(-)-Strang-RNA-Virus (ss(-)RNA), (Einzelstrang-RNA komplementär zur mRNA). Das Marburg-Virus ist damit eng verwandt mit den Ebola-Viren und den Cuevaviren, zu denen das erstmals 2011 in Nordspanien nachgewiesene Lloviu-Virus zählt.[1][2]

Das Reservoir, aus dem das Virus stammt, ist bis heute nicht zweifelsfrei bestimmt. Vermutlich ist der Überträger der Nilflughund, eine Fledermausart, die in Europa und Afrika vorkommt.[3] Die Theorie, dass Fledertiere das natürliche Reservoir von Filoviren darstellen, wird unter anderem durch das gehäufte Auftreten von Marburgfieber in Folge eines Höhlenbesuches gestützt. So waren in Durba (Kongo, 1998–2000) 53 % (75/142) aller infizierten Minenarbeiter in häufigem Kontakt zu Fledertieren.[4]

Herkunft und Verbreitung

Das Virus stammt vermutlich aus Zentralafrika. Sehr wahrscheinlich wurde es 1967 mit Versuchsaffen (Meerkatzen) aus Uganda in die Laboratorien des Pharmakonzerns Behringwerke im hessischen Marburg eingeschleppt. Die Folgeerkrankung, das Marburgfieber, trat zuerst bei den dort beschäftigten Laboranten auf, und das Virus wurde anschließend in der Tropenklinik von Marburg zum ersten Mal identifiziert. Daher hat es den Namen Marburg-Virus erhalten. Das Fieber trat später auch in Frankfurt am Main und in Belgrad auf. Von den damals 31 Erkrankten starben sieben.

Übertragung

Das Marburg-Virus wird hauptsächlich durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten (Blut, Stuhl, Urin, Speichel, Muttermilch usw.) übertragen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung über Aerosole scheint eine geringe Rolle bei der Verbreitung in natürlichen Ausbrüchen zu spielen. In Laborversuchen konnte hingegen gezeigt werden, dass Marburgviren in Aerosolen stabil und für Primaten hoch infektiös sind.[5][6] Zudem werden die Inhalation von Fledermaus-Exkreten sowie der Konsum von rohem Fledermausfleisch als primärer Weg der Übertragung von Tier zu Mensch angesehen.

Darüber hinaus bestehen Unterschiede zwischen der Mortalität in Abhängigkeit vom Infektionsweg. Parenterale Infektionen mit dem Marburg-Virus weisen nach aktuellem Kenntnisstand die größte Sterblichkeit auf.[7]

Krankheitssymptome und -verlauf

Marburgviren können, ähnlich wie das Ebola-Virus, viele verschiedene Zelltypen infizieren. Dazu zählen: Makrophagen, dendritische Zellen, Endothelzellen, Fibroblasten, Hepatocyten (Leberzellen), Epithel-Zellen sowie Adrenalin produzierende Zellen der Nebennierenrinde.[8][9] Experimentelle Studien haben die Präferenz von Antigen-präsentierenden Zellen, wie Makrophagen, dendritische Zellen und Monocyten, gezeigt.[8] Infizierte Antigen-präsentierende Zellen breiten sich von der primären Infektionsstelle über das Lymphsystem zu Leber und Milz aus. Weitere Antigen-präsentierende Zellen werden durch einen erhöhten Spiegel an Chemokinen, wie MCP-1 (Monocyten-Chemoattraktions-Protein 1) oder des MIP-1α (Makrophagen-Entzündungsprotein-1α) angelockt.[10]

Nach einer normalerweise drei bis neun, längstens aber 21 Tage dauernden Inkubationszeit treten die ersten unspezifischen Symptome auf, die den anfänglichen Krankheitsbildern von Malaria, Typhus oder Gelbfieber ähneln. Diese Symptome sind schwerer, wässriger Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, heftige Brust- und Lungenschmerzen, Halsschmerzen und Husten. Bei einem hohen Prozentsatz der Infizierten löst das Virus fünf bis sieben Tage nach Krankheitsbeginn hohes hämorrhagisches Fieber aus, das überwiegend den Magen-Darm-Trakt und die Lungen angreift. Diese Hämorrhagien werden durch lösliche Substanzen, wie Stickstoffmonoxid, und nicht durch die Lyse der Endothelzellen in den Blutgefäßen hervorgerufen. Darauf folgen in der Regel diverse Hämorrhagien. Die meisten Erkrankten sterben auch innerhalb der zuletzt genannten Zeitperiode, obwohl kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Hämorrhagien und einem tödlichen Ausgang der Krankheit nachgewiesen werden konnte;[10] zumal gezeigt werden konnte, dass der dadurch verursachte Blutverlust nicht letal ist.

Die Sterblichkeit dieser Erkrankung schwankt in Abhängigkeit von der medizinischen Versorgung und vom Virenstamm stark zwischen 22,6 % (Ausbruch 1967) und 88,0 % in Uige (Angola, 2004–2005).[11] So wies der in Angola nachgewiesene Stamm beispielsweise eine höhere Virulenz als der 1967 in Deutschland nachgewiesene Stamm auf.[8] Auch wenn die hohe Sterblichkeit eher nachteilig für die Verbreitung des Virus ist, ist das Virus trotzdem gut an seinen Endwirt, den Menschen angepasst, da aufgrund einer die hohe Sterblichkeit bedingenden Viruslast eine hohe Kontagiosität erreicht wird.

Therapie und Diagnostik

Momentan sind keine spezifischen antiviralen Medikamente oder Impfungen gegen das Marburg-Virus zugelassen,[12][11] sodass nur eine unterstützende Behandlung mit Antipyretika, Antibiotika, Herzglycosiden, Elektrolyten, Infusionen und in anderen Fällen spezifischen Medikationen sowie intensivmedizinischen Behandlungen wie beispielsweise Dialyse möglich ist.

Das Marburg-Virus kann durch eine Reverse-Transkriptions-PCR (rtPCR) in einem BSL4-Labor nachgewiesen werden. Bei diesem Verfahren wird die virale RNA mittels einer reversen Transkriptase in cDNA transkribiert und anschließend mithilfe von spezifischen und komplementären Primern und einer DNA-abhängigen DNA-Polymerase amplifiziert. Darüber hinaus ist ein Nachweis über einen direkten oder indirekten ELISA (Enzyme-linked-Immunsorbent-Assay) möglich. In Deutschland übernimmt die Marburg-Viren-, wie auch die Ebola-Viren-Diagnostik, das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg als nationales Referenzlabor sowie die Virologie der Philipps-Universität Marburg als Konsiliarlabor.

Vorbeugung

Anfang 2005 gelang Wissenschaftlern um Steven Jones und Heinz Feldmann (University of Manitoba, Winnipeg, Kanada) eine erfolgreiche Impfung (aktive Immunisierung) bei Javaneraffen (Macaca fascicularis) mit einem abgeschwächten, lebenden, rekombinanten Vesicular stomatitis virus (VSV), das auf seiner Oberfläche ein so genanntes Glycoprotein des Marburg-Virus-Stammes Musoke produziert.

Im April 2006 wurden Forschungsergebnisse von Forschern aus den USA und Kanada veröffentlicht, denen es gelungen ist, einen Impfstoff gegen das Marburg-Virus zu entwickeln. Im Tierversuch erwies sich der Impfstoff auch in der Postexpositionsprophylaxe als wirksam.

Geschichte

Ausbrüche der Krankheit waren der oben genannte in Europa aus dem Jahre 1967 und der von 1998 bis 2000 andauernde Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo mit insgesamt 149 Erkrankten, von denen 123 starben.

Seit Oktober 2004 tritt die Krankheit im nördlichen Teil von Angola auf. Nach Angaben des angolanischen Gesundheitsministeriums vom April 2005 starben von 231 bislang registrierten Erkrankten bereits 210 Menschen, darunter vor allem Kinder unter fünf Jahren. Besonders problematisch ist die Weigerung der Bevölkerung, die Infizierten zu isolieren. Da bei den Familien zur Bestattung der persönliche Abschied mit Umarmung etc. gehört, ist es extrem schwierig, die eigentlich sofort notwendige Beerdigung zu gewährleisten, was die Infektionsgefahr erheblich steigert.

Im Juli 2008 erkrankte eine Frau aus den Niederlanden und verstarb kurz nach dem Nachweis der Infektion. Sie steckte sich vermutlich bei einer Reise nach Uganda an, wo sie unter anderem eine Höhle besichtigte, in der sich viele Fledertiere aufhielten. Schon im Jahr davor war der Marburgerreger in Uganda bei in Höhlen lebenden Flughunden gefunden worden.[13][14][15]

Im September 2014 ist das Marburg-Virus nach den beiden Ebolaausbrüchen in Westafrika und im Kongo (Zentralafrika) in Uganda ausgebrochen. Dabei starb nach bisherigen Erkenntnissen ein 30 Jahre alter Mann. 79 Menschen wurden unter Beobachtung gestellt und einer isoliert,[16] die im Kontakt mit dem Toten standen.[17][18]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. Negredo, G. Palacios, S. Vázquez-Morón u. a.: Discovery of an Ebolavirus-Like Filovirus in Europe. In: PLoS Pathog. Nr. 7, 2011, S. e1002304.
  2. K. Olival, D. Hayman: Filoviruses in Bats: Current Knowledge and Future Directions. In: Viruses. Nr. 6, 2014, S. 1759–1788.
  3. Jonathan S. Towner, Xavier Pourrut, César G. Albariño u. a.: Marburg Virus Infection Detected in a Common African Bat. In: PLoS ONE. 22. August 2007, Band 2, Nr. 8, S. e764, doi:10.1371/journal.pone.0000764
  4. D. G. Bausch, S. T. Nichol, J. J. Muyembe-Tamfumet al.: Marburg Hemorrhagic Fever Associated with Multiple Genetic Lineages of Virus. In: N Engl J Med. Nr. 355, S. 909–919.
  5. M. I. Lub, A. N. Sergeev, O. V. P'iankov u. a.: Nekotorye patogeneticheskie kharakteristiki zabolevaniia obez'ian, aérogenno infitsirovannykh virusom Marburg. In: Vopr. Virusol. Nr. 40, 1995, S. 158–161.
  6. D. A. Alves, A. R. Glynn, K. E. Steele u. a.: Aerosol exposure to the angola strain of marburg virus causes lethal viral hemorrhagic Fever in cynomolgus macaques. In: Vet. Pathol. Nr. 47, 2010, S. 831–851.
  7. A. Sanchez, T. Geisbert, H. Feldmann: Filoviridae: Marburg and Ebola viruses. In: B. N. Fields, D. M. Knipe: Fields' virology. 2006, S. 1409–1448.
  8. 8,0 8,1 8,2 T. W. Geisbert, K. M. Daddario-DiCaprio, J. B. Geisbert u. a.: Marburg virus Angola infection of rhesus macaques: pathogenesis and treatment with recombinant nematode anticoagulant protein c2. In: J. Infect. Dis. Nr. 196, Supplement 2, 2007, S. 372–381.
  9. M. Mehedi, A. Groseth, H. Feldmann, H. Ebihara: Clinical aspects of Marburg hemorrhagic fever. In: Future Virology. Nr. 6, 2011, S. 1091–1106.
  10. 10,0 10,1 A. K. McElroy, B. R. Erickson, T. D. Flietstraet u. a.: Ebola Hemorrhagic Fever: Novel Biomarker Correlates of Clinical Outcome. In: Journal of Infectious Diseases. (J Infect Dis) 15. August 2014, Band 210, Nr. 4, S. 558–566, doi:10.1093/infdis/jiu088
  11. 11,0 11,1 D. V. Clark, P. B. Jahrling, J. V. Lawler: Clinical Management of Filovirus-Infected Patients. In: Viruses. Nr. 4, 2012, S. 1668–1686.
  12. M. Mehedi, A. Groseth, H. Feldmann, H. Ebihara: Clinical aspects of Marburg hemorrhagic fever. In: Future Virology. 2011, Nr. 6, S. 1091–1106.
  13. Focus Online: Erster bekannter Fall – Gefährliches Marburg-Virus nach Europa eingeschleppt. Auf: faz.net
  14. Spiegel Online: Erster bekannter Fall: Tödliches Marburg-Virus nach Europa eingeschleppt. Auf: spiegel.de vom 10. Juli 2008, zuletzt abgerufen am 14. August 2014.
  15. NZZ: Holländerin stirbt an Marburg-Virus. Auf: nzz.ch vom 1. Juli 2008, zuletzt abgerufen am 14. August 2014.
  16. Erst Ebola, dann Marburg. Auf: taz.de vom 6. Oktober 2014.
  17. Outbreak of Ebola-like Marburg fever kills man in Uganda. Auf: reuters.com vom 5. Oktober 2014.
  18. Ebola-ähnlicher Virus in Uganda aufgetaucht. Auf: pharmazeutische-zeitung.de vom 6. Oktober 2014.
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