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Maltesische Sprache

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Malti ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zur Psychotherapeutin und Entwicklungspsychologin siehe Tina Malti.
Maltesisch (Malti)

Gesprochen in

MaltaMalta Malta
Sprecher mehr als 400.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von MaltaMalta Malta
Europaische UnionEuropäische Union Europäische Union
Sprachcodes
ISO 639-1:

mt

ISO 639-2:

mlt

ISO 639-3:

mlt

Maltesisch (Eigenbezeichnung: Malti) ist die Sprache Maltas. Sie ist aus einem arabischen Dialekt (Maghrebinisch) entstanden und gehört somit zu den semitischen Sprachen.

Das Maltesische ist einerseits die einzige autochthone semitische Sprache in Europa sowie andererseits auch die einzige semitische Sprache, die lateinische Buchstaben verwendet.

Maltesisch ist eine der Amtssprachen der Europäischen Union.

Geschichte

Maltesisch ist aus dem maghrebinischen Arabisch entstanden und hat sich zu einer eigenständigen Sprache mit Besonderheiten in Syntax und Phonologie entwickelt, die es vom Arabischen abheben. Dennoch ist die Grundstruktur des Maltesischen, insbesondere die Formenbildung, semitisch. Der Wortschatz wurde vom Mittelalter bis weit ins 20. Jahrhundert hinein vom Italienischen (zunächst besonders vom Sizilianischen) und seit der Besetzung Maltas durch die Briten in napoleonischer Zeit auch zunehmend vom Englischen beeinflusst. Oft wird behauptet, dass sich auch aramäische, phönizisch-punische und weitere vorarabische Wortstämme im Maltesischen finden; als Beispiele hierfür werden u. a. die Namen der beiden Hauptinseln „Malta“ und „Gozo“ angeführt, deren Ursprung jedoch nicht eindeutig geklärt ist – Malta von griech. melita/Biene oder pun. malat/Zuflucht? Tatsächlich sind fast alle semitischen Wurzeln, die zuweilen als vorarabisch angenommen werden, gemeinsemitisches Sprachgut, das sowohl im Punisch-Kanaanäischen und Aramäischen als auch im Arabischen vorkommt und dessen Präsenz im Maltesischen durchaus mit einer Herkunft direkt aus dem Arabischen begründet werden kann. Schriftliche Belege für eine ältere Herkunft gibt es nicht, so wie auch die sprachlichen Verhältnisse sowohl in der Antike als auch zur Zeit der arabischen Eroberung im Mittelalter in Ermangelung entsprechender Dokumente ungeklärt sind: Sprach man in der Antike neben Punisch auch Griechisch auf Malta? Wurde Malta durch die Araber neu besiedelt, sodass anzunehmen wäre, dass Maltesisch allein arabische und bis auf ältere topographische Namen keine vorarabischen Ursprünge aufweist? Oder gab es bei der Ankunft der Araber noch Reste einer punischsprachigen Bevölkerung, die das Punische allmählich zugunsten des Arabischen aufgaben und das maltesische Arabisch mit punischen Wörtern bereicherten? Die linguistisch nicht belegbare Punierthese wird gern ins Feld geführt, wenn Malta – ideologisch – gegenüber der muslimischen Welt als Außenposten des Okzidents abgegrenzt werden soll. Púnico ist in älteren Beschreibungen manchmal auch eine Bezeichnung für die maltesische Sprache.

Nach der Eroberung und wahrscheinlichen Neubesiedlung Maltas durch die Araber ab 870 entwickelte sich auf Malta aus dem Arabischen eine eigenständige lokale Umgangssprache. Handelte es sich zunächst noch um einen arabischen Dialekt, so löste sich das Maltesische durch die Christianisierung der Bevölkerung und ihre Anbindung an den katholisch-europäischen Kulturraum allmählich aus dem Einflussbereich der arabischen Hochsprache und Bildung. Diese wurden von europäischen Einflüssen abgelöst. Seit der politischen Anbindung an Sizilien (und später an das Königreich Aragón) ab dem 11. Jahrhundert mit der Zuwanderung sizilianischer Adelsfamilien, die das Land verwalteten, war das Italienische, zunächst in seiner sizilianischen Ausprägung, auf Malta präsent. Französisch gewann eine gewisse Bedeutung als Verbindungssprache der maltesischen Bevölkerung zum überwiegend französisch geprägten geistlichen Ritterorden der Johanniter, auch Malteserorden genannt, dem die Herrschaft über die Inseln 1530 übertragen wurde. 1814 wurde Malta britische Kronkolonie und damit Englisch neue Verwaltungssprache. Italienisch behielt daneben ebenfalls wichtige Funktionen, etwa als Gerichtssprache, und blieb die Bildungssprache der einheimischen Oberschicht. Trotzdem ist Maltesisch in der Regel die Muttersprache und Alltagssprache der maltesischen Bevölkerung. Die englischen Kolonialherren, deren Herrschaft nach einem kurzen Napoleonischen Intermezzo von 1800 bis 1964 dauerte, förderten die Standardisierung und Verschriftlichung der maltesischen Sprache, um den Einfluss des Italienischen, italienischer Zeitungen und Bücher und damit der faschistischen Regierung Italiens zu beschränken. 1924 wurden verbindliche Rechtschreibregeln erlassen. 1934 wurde Maltesisch Amtssprache neben dem Englischen, das heute vor allem in der höheren Schulbildung und der Hochschulbildung als Unterrichtssprache (neben dem Maltesischen) eine wichtige Rolle spielt, ebenso im Fernhandel, technischen Berufen und dem Tourismusgewerbe. Die italienische Sprache verlor ihren Status als offizielle Sprache Maltas 1934, wird aber noch von vielen Maltesern beherrscht und in den Schulen als Fremdsprache gelernt; etwa die Hälfte der maltesischen Kinder wählt es als Drittsprache nach Maltesisch und Englisch, während Französisch und Deutsch deutlich seltener belegt werden. Das italienische Fernsehen und der italienische Rundfunk spielen bei der Verbreitung italienischer Sprachkenntnisse auf Malta eine wichtige Rolle. Ohnehin erleichtern die zahlreichen italienischen Lehnwörter im Maltesischen das Verstehen der Sprache des Nachbarlandes. In Zusammenhang mit der Unabhängigkeit Maltas von Großbritannien (1964) und der Abschaffung der Monarchie (bis 1974 war die englische Königin in Malta wie in vielen weiteren Ländern des Commonwealth Staatsoberhaupt) verfolgte die Regierung eine Zeitlang die Annäherung an Libyen und führte Hocharabisch als Schulfach ein. Heute ist der Prozentsatz der Arabischschüler äußerst gering; entsprechend hat das moderne Standardarabisch keinen spürbaren Einfluss auf die weitere Entwicklung der maltesischen Sprache.

Seit dem 1. Mai 2004 ist Maltesisch eine der Amtssprachen in der EU. Vielen der rund 1,5 Millionen maltesischstämmigen Menschen außerhalb Maltas dient das Maltesische auch fern der Heimat ihrer Vorfahren als Identifikationssymbol. Maltesisch und Englisch sind nach der Verfassung des Staates Malta gleichberechtigte Verwaltungssprachen, Maltesisch hat zudem den Status der Nationalsprache. Dementsprechend finden die Debatten der Volksvertretung, des maltesischen Parlaments, auf Maltesisch statt.

Alphabet und Aussprache

Als einzige semitische Sprache wird Maltesisch mit lateinischen Buchstaben geschrieben, besitzt aber die Sonderzeichen Ċ/ċ, Ġ/ġ, Ħ und Ż/ż sowie den Digraphen Għ/għ, der ebenfalls als eigener Buchstabe behandelt wird. In manchen italienischen Lehnwörtern werden außerdem die mit einem Akzent besetzten Buchstaben à, è, ì, ò, ù im Auslaut verwendet.

Bei der Aussprache ist zu beachten (IPA-Lautschrift):
': ​[⁠ħ⁠]​, tritt nur am Ende des Wortes auf und steht dort anstelle von
c: ​[⁠dz⁠]​, fast wie z, jedoch stimmhaft wie in ital. zucchero, tritt in italienischen Lehnwörtern auf
ċ: ​[⁠⁠]​, wie tsch in deutsch, tritt in italienischen Lehnwörtern auf
e: ​[⁠ɛ⁠]​, wie ä in Äpfel
ġ: ​[⁠⁠]​, wie dsch in Dschungel
għ: bezeichnete ursprünglich einen Kehllaut (aus arabisch ʿain (ع) und Ghain (غ) hervorgegangen); heute wird es von den meisten Sprechern als Vokal ausgesprochen, d. h., es äußert sich in einer Längung des vorangehenden oder folgenden Vokals oder bildet mit ihm einen Diphthong, z. B. għi ​[⁠ɛi⁠]​, għu []; am Ende des Wortes ähnelt die Aussprache ħ
h: stumm
ħ: ​[⁠ħ⁠]​, stark gehauchtes h, zwischen deutschem h und ch in Bach (wie arabisch Ḥa (ح))
j: ​[⁠j⁠]​, wie deutsches j
o: ​[⁠ɔ⁠⁠]​, wie o in Ort
q: ​[⁠ʔ⁠]​, sehr deutlicher Glottisschlag (wie im deutschen ver(')eisen im Gegensatz zu verreisen), geht auf das in vielen arabischen Varietäten abgeschwächte oder verstummte Qaf (ق) zurück
r: ​[⁠r⁠]​, gerolltes r, bei vielen Sprechern retroflex und dem englischen r nahestehend, aber nicht mit diesem identisch; geht auf die dialektale Aussprache des r im nordafrikanischen Arabisch zurück
s: ​[⁠s⁠]​, immer stimmlos wie in Gras
v: ​[⁠v⁠]​, wie w in Wasser
w: ​[⁠w⁠]​, wie engl. w, z. B. in water
x: ​[⁠ʃ⁠]​, wie sch in schön
y: ​[⁠ʒ⁠]​, wie g in Etage
z: ​[⁠ts⁠]​, wie z in Zunge
ż: ​[⁠z⁠]​, wie stimmhaftes s in Rose

Diphthonge:
aw: [], wie au in Haus
ew: [ɛʊ], ein getrennt gesprochenes e-u, nicht wie deutsches eu; entspricht kurzem e wie in „hell“, auf das kurzes u wie in „Kuss“ folgt
ie: [iɛ, iː], getrennt zu sprechen als i-e; gelegentlich auch nur ein langes i mit leichter Tendenz zu e

Stimmhafte Laute werden stimmlos, wenn sie im Auslaut stehen, etwa d > t und b > p.

Wortschatz

Beispiele für Wörter arabischen Ursprungs:

Der Lautstand, insbesondere der Vokalismus, entspricht oft nicht dem Hocharabischen, sondern nordafrikanischen Varietäten des Arabischen. Die Konsonanten haben eine Reihe von Lautverschiebungen erlebt: Die emphatischen Laute des Arabischen sind durchweg mit nicht emphatischen zusammengefallen (ṣ/s > s, ṭ/t > t, jedoch q/k > ʾ/k; Einzelheiten siehe oben), sodass die meisten typisch semitischen Laute verloren gingen. Die arabischen Kehllaute und ħ sind zu maltesisch ħ zusammengefallen, das heute wiederum, deutlich abgeschwächt, annähernd wie deutsches h klingt, während ursprüngliches h ganz verstummt ist. Die somit verstummten h und q werden dennoch in der modernen Orthographie geschrieben. Dasselbe gilt für das heute nur noch vokalisch realisierte , das ebenfalls auf zwei verschiedene Kehllaute des Arabischen zurückgeht (siehe oben).

  • belt („Ort, Stadt“) < بلد balad
  • ħobż („Brot“) < خبز ḫubz
  • id („Hand“) < يد yad
  • kelma („Vokabel, Wort“) < كلمة kalima
  • kbir („groß“) < كبير kabīr
  • marid („krank“) < مريض marīḍ
  • marsa („Hafen“) < مرسى marsan („Ankerplatz“)
  • qamar („Mond“) < قمر qamar
  • raġel („Mann“) < رجل raǧul
  • saba' („Finger“) < إصبع ʾiṣbaʿ
  • sema („Himmel“) < سماء samāʾ
  • tajjeb („gut“) < طيب ṭayyib
  • tifla („Mädchen“) < طفلة ṭifla („kleines Mädchen“)
  • tqil („schwer“) < ثقيل ṯaqīl
  • wieħed („eins“) < واحد wāḥid
  • xahar („Monat“) < شهر šahr

Beispiele für Wörter italienischen Ursprungs:

Der Vokalismus der meisten italienischen Lehnwörter geht auf das sizilianische Italienisch zurück. Charakteristisch hierfür ist die Verschiebung von hochitalienischem o zu u und auslautendem hochitalienischem e zu i.

  • avukat (Rechtsanwalt) < avvocato, Sizil. abbucatu
  • frotta („Frucht“) < frutto
  • gravi („wichtig, bedeutend“) < grave, Sizil. gravi
  • griż („grau“) < grigio
  • gvern („Regierung“) < governo
  • kriżi („Krise“) < crisi
  • lvant („Osten“) < levante
  • natura („Natur“) < natura
  • parti („Anteil, Teil“) < parte, Sizil. parti
  • skola („Schule“) < scuola, Sizil. scola

Siehe auch:

Grammatik

Die markanteste Besonderheit des Maltesischen im Unterschied zu den indoeuropäischen Sprachen ist das Prinzip des Trilitteru und Kwadrilitteru, das besagt, dass Wörter aus dem gleichen Bedeutungsfeld identische Wortwurzeln (maltes. mamma) enthalten, die jeweils aus drei oder vier Konsonanten bestehen. Wortstämme in europäischen Sprachen bestehen in der Regel aus Konsonanten und Vokalen, die in abgeleiteten Formen und Wörtern meist konstant bleiben; Ableitungen werden hier durch das Hinzufügen von Vor- und Nachsilben oder durch das Zusammensetzen mehrerer Wörter gebildet (z. B. back- in backen, aufbacken, vorbacken, anbacken, Backbuch, Gebäck, Bäcker, Bäckerei usf.). Die Unterscheidung der Wörter eines Wortfeldes im Maltesischen geschieht hingegen insbesondere durch die zwischen die Wurzelkonsonanten gestellten, je nach Bedeutung differierenden Vokale; hinzu kommen ggf. Morpheme, die der Wurzel voran- oder nachgestellt werden (Prä- und Afformative, d. h. Vor- und Nachsilben). Dieses Prinzip ist typisch für die semitische Sprachfamilie. Beispiel: aus der Wurzel ktb (Grundbedeutung: schreiben) abgeleitete Wörter: ktibt „ich schrieb“, kiteb „er schrieb“, kitbet „sie schrieb“, miktub „geschrieben“ (Partizip Passiv), kittieb „Schreiber“, kitba „Dokument“, ktieb „Buch“, kotba „Bücher“, ktejjeb „Heft“.

Die semitische Wortbildung und Flexion wird auch weitgehend auf die zahlreichen romanischen und englischen Lehnwörter angewandt. Vgl. etwa nitkellem / titkellem / jitkellem / titkellem / nitkellmu / titkellmu / jitkellmu (ich spreche / du sprichst / er spricht / sie spricht / wir sprechen / ihr sprecht / sie sprechen) von der semitischen Wurzel klm (Grundbedeutung: sprechen, Wort) mit dem aus dem Englischen entlehnten to book: Ich reserviere / du reservierst / er reserviert / ... heißt nibbukkja / tibbukkja / jibbukkja / tibbukkja / nibbukkjaw / tibbukkjaw / jibbukkjaw. Die in den beiden Wortreihen erkennbaren Vorsilben n(i)- / t(i)- / j(i)- / t(i)- sind die in den meisten semitischen Sprachen auftretenden Morpheme, die das Verb im Imperfekt (= nicht abgeschlossene Handlung, Präsens/Futur) der 1., 2., 3. Person zuordnen. Im Plural gibt es außerdem eine Endung (-u oder -w), um ihn vom Singular zu unterscheiden. In allen semitischen Sprachen werden nicht nur originär semitische, sondern auch Lehnwörter, insbesondere Verben, nach diesem Prinzip behandelt. Das Maltesische bewahrt jedoch dabei in der Regel den fremden Vokalismus des fremden Wortstamms, während in den Schwestersprachen die zur jeweiligen Konjugation gehörenden und bei allen Verben dieser Konjugation auftretenden Vokale im Wortstamm, der Wurzel, stehen müssen, also vom europäischen Wortstamm tatsächlich nur die Konsonanten erhalten bleiben; z. B. hebr. jetalfen, tetalfen, tilfen, tilfanti (er wird telefonieren, sie wird telefonieren, er telefonierte, ich telefonierte) usf.

Während das Präsens/Futur mit Präformativen gebildet wird (Präformativkonjugation), wird die Vergangenheit als Afformativkonjugation beschrieben. An alle Verben, ob regelmäßig oder unregelmäßig, treten dieselben Endungen, mit denen die Person, der Numerus und zum Teil auch das Genus des Handelnden angezeigt wird. Nur die 3. Pers. masc. Sing. hat keine Endung; sie ist somit die einzige Form des Verbs ohne temporales Prä- oder Afformativ und lässt den Wortstamm am deutlichsten erkennen. Z. B. (jien, jiena) ktibt / (int) ktibt / (hu) kiteb / (hi) kitbet / (ahna) ktibna / (intu) ktibtu / (huma) kitbu = (ich) schrieb / (du) schriebst / (er) schrieb/ (sie) schrieb / (wir) schrieben / (ihr) schriebt / (sie) schrieben; ebenso: tkellimt / tkellimt / tkellem / tkellmet / tkellimna / tkellimtu / tkellmu = sprach / sprachst / sprach / .... Die bei allen Verben wiederkehrenden Endungen sind demnach -t / -t / - / -(e)t / -na / -tu / -u. (Letzteres kann -w lauten, wenn ein Vokal vorausgeht.)

Im zweiten Beispiel, das von der Wurzel klm abgeleitet ist, wird außerdem sichtbar, dass es Konjugationen gibt, in denen die Verben in allen Formen zusätzlich zur tempustypischen Vor- und/oder Nachsilbe ein konjugationstypisches Präformativ tragen. Im Fall von klm mit der Bedeutung sprechen ist dies t-, das unmittelbar vor die Wurzel tritt. (Er) sprach lautet somit tkellem (Konjugationspräformativ + Wurzel), während im Präsens/Futur außerdem die temporale Vorsilbe (n- / t- / j- / t-), die neben dem Tempus auch die Person und in der 3. Pers. Sing. das Genus anzeigt, vorangestellt wird: nitkellem / titkellem / ... (Tempuspräformativ + Konjugationspräformativ + Wurzel). Diese Art der Konjugationsbildung ist ein Charakteristikum der semitischen Sprachen; vgl. beispielsw. hebr. jitraggesch (er wird sich aufregen), das das Tempuspräformativ j-, das Präformativ der Konjugation Hitpael (hi)t- und die Wurzel r(a)g(e)sch (fühlen) enthält. Das Maltesische kennt insgesamt zehn Konjugationen (sog. Form I–X), von denen mehrere mit einem Konjugationspräformativ gebildet werden. Andere zeichnen sich durch die Längung des Vokals zwischen erstem und zweitem Wurzelkonsonanten oder die Verdopplung des mittleren Wurzelkonsonanten aus. Letzteres ist auch in tkellem erkennbar – zusätzlich zum Präformativ t-. Manche Konjugationen (Formen) weisen sowohl ein Konjugationspräformativ als auch die Längung des Vokals zwischen erstem und zweitem Wurzelkonsonanten oder die Verdopplung des mittleren Wurzelkonsonanten auf; s. folgende Übersicht.

Die sog. Formen I–X (Konjugationen) des maltesischen Verbs entsprechen weitgehend denen des Arabischen; in ihnen wird die meist aus drei Konsonanten (Radikalen) bestehende Wurzel flektiert:
I – zwischen den Radikalen steht je ein kurzer Vokal; meist transitive Bedeutung, z. B. kiteb (schrieb), xorob (trank), għamel (tat)
II – mit Verdopplung des zweiten Radikals, meist transitiv, z. B. kisser (zerbrach), dawwar (drehte)
III – mit langem Vokal (i. d. R. -ie-) zwischen erstem und zweitem Radikal, meist transitiv, z. B. siefer (reiste ab)
IV – tritt nur im Verb wera (zeigte) auf
V – wie II, mit Präformativ t-, meist reflexiv oder Passiv
VI – wie III, mit Präformativ t-, meist reflexiv oder Passiv
VII – wie I, mit Präformativ n-, meist Passiv oder reflexiv
VIII – wie I, mit Infix -t- hinter dem ersten Radikal
IX – tritt nur in Verben auf, die eine Eigenschaft ausdrücken
X – mit Präformativ st-, reflexiv.

Viele Wurzeln treten in mehreren der zehn möglichen Formen auf. Auf diese Weise werden Aktiv und Passiv/reflexiv unterschieden oder verschiedene Bedeutungen eines Wortfelds zum Ausdruck gebracht. Z. B. bierek (III, segnete) / tbierek (VI, wurde gesegnet), fehem (I, verstand) / fiehem (III, erklärte), għallem (II, unterrichtete) / tgħallem (V, lernte), għaraf (I, verstand) / għarraf (II, informierte).

Erhalten hat sich im Maltesischen auch die für die semitischen Sprachen typische Anhängung von Pronominalsuffixen; echte Personalpronomen gibt es nur im Nominativ (jiena / int / huwa usf. für ich / du / er usf.). Die Suffixe können an Präpositionen, aber auch an Verbformen treten, z. B.: tqarribna = sie bringt uns näher (-na ist Pronominalsuffix); f’ (in) > fiha = in ihr (-ha ist Pronominalsuffix). Kaum erhalten ist hingegen die klassische Possessivbildung, z. B. arab. daar(u)hum = ihr (Pl.) Haus. Stattdessen wird dem Substantiv der Artikel vorangestellt, um es zu determinieren, und hinter das Substantiv tritt dann als selbstständiges Wort die Präposition ta’ (von) mit dem Suffix, also id-dar tagħhom = das Haus von ihnen (arab. -hum bzw. malt. -hom ist Pronominalsuffix).

An anderer Stelle wurde das Suffixsystem ausgebaut. Entgegen dem klassischen arabischen Sprachgebrauch, in dem i. d. R. nur Personalpronomen im Akkusativ an Verben angehängt werden, haben sich im Maltesischen zusätzlich Dativsuffixe gebildet. Sie gehen auf die klassisch-arabische Präposition ila (für, zu), zu l- gekürzt, zurück, an die das eigentliche Pronominalsuffix angehängt wird, z. B.: nipprezentalek = ich stelle dir vor (-lek ist Pronominalsuffix im Dativ, bestehend aus der früheren Präposition -l- und dem Suffix -ek).

Wie im Arabischen gibt es keinen unbestimmten Artikel. Die Grundform des bestimmten Artikels lautet il- (z. B. il-jum = der Tag). Wie im Arabischen wird das -l- des Artikels an Dentalkonsonanten assimiliert, d. h. an d, t, n, x, z, s, r, wenn diese dem Artikel unmittelbar folgen wie in id-dinja (die Welt), is-sena (das Jahr), ix-xems (die Sonne) u.ä.. Vor den übrigen Konsonanten bleibt -l- immer erhalten (il-karozza = das Auto, il-bint = die Tochter, il-ħbieb = die geliebten Menschen u. ä.). Wenn das vorherige Wort mit einem Vokal endet, entfällt das i- im Anlaut des Artikels. Es entfällt ebenfalls, wenn das folgende Wort mit einem Vokal anlautet. In beiden Fällen lautet der Artikel nur l- (l-istudenti u l-professuri = die Studenten und die Professoren u. ä.) bzw. d-, t-, n-, x-, z-, s- oder r-, wenn wie oben erläutert assimiliert werden muss.

In Auflösung befindet sich die doppelte Determination des Arabischen, mit dem bestimmten Artikel vor dem Substantiv sowie vor dem anschließenden Adjektiv. Erhalten ist sie noch in feststehenden Wendungen und Begriffen wie l-assedju l-kbir (die Große Belagerung von 1565), il-Milied it-tajjeb (frohe Weihnachten), l-ikla t-tajba (guten Appetit), is-saba' l-kbir (der große Finger, der Daumen). Normalerweise steht der bestimmte Artikel nur noch vor dem Substantiv, nicht aber vor dem folgenden Adjektiv, also stets zu Beginn der Substantiv-Adjektiv-Phrase, z. B. id-dar ħamra qadima statt älterem id-dar il-ħamra l-qadima (das alte rote Haus). Steht aus idiomatischen Gründen das Adjektiv ausnahmsweise vor dem Substantiv, so erscheint der Artikel auch in diesen Fällen am Anfang der Phrase, d. h. vor dem Adjektiv und nicht vor dem Substantiv, z. B. it-tieni gwerra dinjija (der Zweite Weltkrieg), l-ewwel edizzjoni (die erste Edition, die erste Auflage).

Die semitische Genitivverbindung (Status constructus) ist fast völlig verschwunden und wird unter Verwendung der Präposition ta’ (von), mit Artikel tal- oder je nach Assimilation tad-, tat-, tan- u. ä. umschrieben, z. B. il-ktieb tal-bint (das Buch von der Tochter) statt klassisch-arabisch kitaab al-bint (Buch der Tochter, der Tochter Buch). Im Status constructus steht der Artikel nur vor seinem letzten Glied; bei der Umschreibung mit ta’ steht er sowohl vor dem ersten als auch vor dem zweiten Glied der Phrase. Genitivverbindungen der klassischen Art sind selten, meist handelt es sich dabei um feststehende Begriffe, z. B. lejlet il-milied neben il-lejla tal-milied (die Heilige Nacht) und qasbet ir-riġel neben il-qasba tar-riġel (Schienbein). Die Femininendung -a im ersten Wort einer Genitivverbindung wird zu -et, entsprechend dem arabischen Ta marbuta.

Literatur

  • Arne A. Ambros: Bonġornu, kif int? Einführung in die maltesische Sprache. Wiesbaden: Reichert 1998, ISBN 978-3-89500-085-0
  • Arne A. Ambros: Bonġornu, kif int? Einführung in die maltesische Sprache. Schlüssel und Wörterverzeichnis. Wiesbaden: Reichert 2006, ISBN 978-3-89500-534-3
  • Manfred Moser: Dizzjunarju Wörterbuch = Malti-Ġermaniż/Maltesisch-Deutsch; Deutsch-Maltesisch/Ġermaniż-Malti. Megħjun minn Christopher Meilak. – San Ġwann, Malta: Publisher Enterprises Group (PEG) Ltd 1999; ISBN 99909-0-176-7
  • Manfred Moser: Malti-Ġermaniż – Dizzjunarju kbir / Deutsch-Maltesisch – Großes Wörterbuch. Unter Mitw. von Sharon Meyer und Joe Felice-Pace. – Wiesbaden: Reichert 2005, ISBN 978-3-89500-468-1
  • Manfred Moser: Malti-Ġermaniż – Dizzjunarju kbir / Deutsch-Maltesisch – Großes Wörterbuch. Interaktives E-Book. – Wiesbaden: Reichert 2015, ISBN 978-3-95490-102-9
  • Manfred Moser. Malti-Ġermaniż – Dizzjunarju kbir / Deutsch-Maltesisch – Großes Wörterbuch. Interaktives digitales Wörterbuch / Dizzjunarju digitali interattivu. – Selbstverlag 2017, gratis mit MaDeTabl.htm als Download. (Beschreibung, Infoblatt mit Anleitungen)
  • Brigitte Ohk: Sprechen Sie Maltesisch? – Qormi: Kimmik, 1995.
  • Kim Ohk: Maltesisch. Wort für Wort. 3., neu bearb. Auflage. Reise-Know-How-Verlag Rump, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89416-568-0.

Weblinks

 Wikipedia auf Maltesisch
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