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Mali

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mali (Begriffsklärung) aufgeführt.
République du Mali

Republik Mali

Flagge Malis
Wappen Malis
Flagge Wappen
Wahlspruch: Un peuple, un but, une foi
(frz. für „Ein Volk, ein Ziel, ein Glaube“)
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Bamako
Staatsform Semipräsidiale Republik
Regierungsform Militärregierung
Staatsoberhaupt Präsident Dioncounda Traoré (kommissarisch)
Regierungschef Premierminister Cheick Modibo Diarra (kommissarisch)
Fläche 1.240.192 km²
Einwohnerzahl 14.517.176[1] (Zensus 2009)
Bevölkerungsdichte 10 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt ca. 9,42 Mrd. US$ (2009), für 2011 geschätzt 10,29 Mrd. US$ [2]
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ca. 691 US$ (2009)
Human Development Index 0,359 (175.)[3]
Währung 1 CFA-Franc BCEAO
Unabhängigkeit von Frankreich als Teil der Mali-Föderation am 20. Juni 1960, endgültig am 22. September 1960
Nationalhymne Pour l’Afrique et pour toi, Mali
Zeitzone UTC
Kfz-Kennzeichen RMM
Internet-TLD .ml
Telefonvorwahl +223
Mali on the globe (Africa centered).svg
Mali (Mali)
Gao
Gao
Mauretanien
Algerien
Niger
Burkina Faso
Guinea

Mali (deutsch [ˈmaːli], französisch [maˈli]) ist ein seit 1960 von Frankreich unabhängiger Staat in Westafrika. Der Landesname wurde in Anlehnung an das gleichnamige mittelalterliche Reich Mali gewählt. Nach einem Militärputsch in der Hauptstadt und der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Nordens steht das Land 2013 vor einer möglichen Spaltung.[4]

Geographie

Lage

Mali ist ein Binnenstaat im Inneren Westafrikas mit 1.240.192 Quadratkilometer Fläche, von denen 20.002 auf die Gewässer entfallen. Es liegt in der Großlandschaft Sudan sowie im Sahel und teilt sich seine 7243 Kilometer lange Landgrenze mit sieben Nachbarstaaten; im Nordosten und Norden mit Algerien (1376 Kilometer Länge), im Nordwesten mit Mauretanien (2237 Kilometer), im Osten mit Niger (821 km) sowie im Südosten mit Burkina Faso (1000 Kilometer). An Mali grenzen außerdem Senegal (419 Kilometer) im Westen, Guinea (858 Kilometer) im Südwesten und die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire, 532 Kilometer) im Süden.[5] Oberhalb des Nigerbogens liegt die Wüste Sahara, die zwei Drittel der Landesfläche bedeckt.

Relief

Die nördliche Landeshälfte wird von einem Ausläufer des algerischen Ahaggar-Massivs überragt. Den südlichen und zentralen Teil durchzieht der Niger in breiten Tiefländern. Zwischen Ségou und Timbuktu bildet der Niger ein großes Binnendelta – die Massina. Die Klimazonen reichen vom tropisch-feuchten Sudanklima bis zum Wüstenklima der Sahara. Entsprechend nehmen die Jahresniederschläge von über 1000 Millimeter im Süden auf weniger als 100 Millimeter im Norden ab – dort bleiben die Regenfälle mitunter jahrelang aus. Der vorherrschende Vegetationstyp im Süden ist die Feuchtsavanne (mit Galeriewäldern an den Flussläufen), die nach Norden in eine Dornbuschsavanne übergeht; es folgen schließlich Halbwüste und der saharische Wüstengürtel.

Klima

Mali ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Erde, es liegt auch teilweise in klimatisch ungünstigen Gebieten. Das trifft vor allem auf den Norden zu, der sich stark von der südlichen Hälfte unterscheidet. Der Norden ist im Winter kälter und im Sommer wärmer als der Süden. Im Norden fällt auch weniger Regen, was die Dürrewahrscheinlichkeit deutlich größer werden lässt. Im Süden Malis wird, auch aufgrund der klimatisch günstigeren Verhältnisse, mehr Landwirtschaft betrieben.

Norden

Das Gebiet ist im Mittel deutlich wärmer als europäische Länder der mediterranen Zone, die Temperaturen können aber im Januar auch im Tiefland bis zum Gefrierpunkt fallen und liegen bei etwa 10 bis 20 °C, Richtung Süden auch über 25 °C Tagesmaximum. In den heißesten Monaten Juni und Juli herrschen mittlere Temperaturen von bis zu 35 °C, die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen liegen dann über 40, in Tessalit am Adrar des Ifoghas bei etwa 42 °C.[6]

Es fällt jedoch nur wenig Regen. Der Jahresniederschlag liegt in der Nordspitze bei unter 20 Millimeter und zur Mitte hin bei immerhin nur 20 bis 250 Millimeter, was zur Folge hat, dass hier ein vollarides Klima herrscht (Niederschlag ist für 10 bis 12 Monate im Jahr geringer als das Verdunstungspotential). Entsprechend ist die Dürrewahrscheinlichkeit sehr hoch. Die extreme Trockenheit und Hitze sind erschwerte Bedingungen für die Landwirtschaft. Insbesondere im an die Sahara-Wüste angrenzenden Norden des Landes ist zunehmende Wüstenbildung eine Gefahr.

Süden

Das Klima im Süden unterscheidet sich hiervon deutlich. Dort ist es im Januar eher wärmer. So steigt die Temperatur auf 20 bis 25 °C, nur selten über 25 °C. Im Sommer ist es allerdings nur geringfügig wärmer. So herrschen im Juli größtenteils 25 bis 30 °C, zur Mitte hin auch bis zu 35 °C und nach Süden teilweise nur 20 °C bis 25 °C. Auch die Niederschläge sind deutlich größer als in der Nordhälfte. Sie liegen bei über 250 mm in der Mitte und bis zu 2000 Millimeter Jahresniederschlag im Süden Malis. Entsprechend ist auch die Zahl der ariden Monate mit zehn bis unter sechs Monaten kleiner als im Norden. Damit herrscht hier auch eine geringere Dürrewahrscheinlichkeit. Die Südhälfte Malis teilt sich in drei Regionen: zum einen die Mitte, mit einer Dornsavanne, weiter südlich dann die Trockensavanne und schließlich im Süden Malis eine Feuchtsavanne.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Malis setzt sich aus rund 30 verschiedenen Ethnien zusammen, die sich durch verschiedene Sprachen und Kulturen auszeichnen und weitgehend friedlich zusammenleben.

Die Hauptbevölkerung bilden die Bambara, die fast ein Drittel (32 %) der Einwohner stellen. Politisch führend sind allerdings die Malinké, obwohl sie nur 6 Prozent der Bevölkerung bilden. Ebenfalls sesshafte Ackerbauern sind die Senufo mit 12 Prozent, die Sarakolé (Maraka) mit 9 Prozent, die Songhai mit 7 Prozent und die Dogon. Als Nomaden oder Halbnomaden leben in der Mitte des Landes vor allem die Fulani (Fulbe, Peulh), welche 14 Prozent der Landesbevölkerung stellen, ferner die Tuareg und Mauren (speziell die Kunta). Weitere Gruppen sind die Minianka, die Bozo, die Khassonké, die Bobo und die Dioula.[7]

Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt rund 813,50 Euro.[8] Mali weist ein selbst für afrikanische Verhältnisse hohes jährliches Bevölkerungswachstum von 2,8 Prozent auf.


Sprachen

Noch vor der Amtssprache Französisch, die nur als Zweitsprache von rund 10 % der Bevölkerung gesprochen wird, ist Bambara (40 Prozent Sprecheranteil) die verbreitetste Sprache. Obwohl inklusive Zweitsprecher etwa 80 Prozent der Einwohner Bambara beherrschen, ist Französisch die alleinige Amts- und Unterrichtssprache. Auf Bambara bedeutet der Landesname Mali „Flusspferd“. Weitere Sprachen sind die Dogon-Sprachen, Fulfulde, Songhai-Sprachen, Soninke, Senufo-Sprachen und Tamascheq. Arabisch genießt vor allem im religiösen Kontext eine hohe Bedeutung. Von vielen Maliern werden mehrere dieser Sprachen verstanden.[9]

Religionen

Die Einwohner der Sudanzone nahmen durch den Kontakt mit den nordafrikanischen Muslimen schon frühzeitig größtenteils den Islam als Religion an. Gleichzeitig bestanden daneben die einheimischen Glaubensformen weiter. Umgekehrt hat der malische Islam auch Elemente traditioneller afrikanischer Religionen angenommen, besonders bei den Malinke und den Songhai.

Inzwischen wird der Norden aber offen von radikalen Islamisten terrorisiert, welche die Scharia anwenden und Auspeitschungen, Steinigungen und Zerstörungen von Kulturdenkmälern durchführen. Die aufständischen Tuareg lassen die Islamisten gewähren, während die Zentralregierung die Autorität im Norden verloren und die UNO um Hilfe gebeten hat.

Der sunnitische Islam malikitischer Rechtsschule ist mit 80 Prozent die am meisten verbreitete Religion der Bevölkerung in Mali. Muslime leben vor allem im Norden; sufitische Bruderschaften üben einen starken Einfluss aus.

Im Süden dagegen praktizieren etwa ein Prozent der Bevölkerung animistische Religionen. Zu diesen Religionen bekennen sich die meisten Bobo, Senufo und Dogon. Katholiken und Protestanten haben nur noch einen Anteil von zwei Prozent.[7]

Bildung

47 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter (7 bis 15 Jahre) besuchten im Jahre 2003 tatsächlich die Schule. 74 Prozent aller mindestens 15 Jahre alten Personen sind Analphabeten.[10]

Gesundheit

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 48,1 Jahren.[11] Es gibt Mangelernährung sowie gravierende Probleme bei der Hygiene.[11] Infektionskrankheiten wie Cholera und Tuberkulose können regelmäßig auftreten.[11]

Politik

Parlamentspräsident und designierter Übergangspräsident Dioncounda Traoré

Mali galt bis zu einem Militärputsch im März 2012 als mehr oder weniger gelungenes Beispiel einer Demokratisierung in Afrika, ist aber eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Die Staatsform des Landes ist eine semipräsidiale Republik, es hat ein semipräsidentielles Regierungssystem als Regierungsform. Die alle fünf Jahre gewählte Nationalversammlung umfasst 147 Abgeordnete und befindet sich in der Hauptstadt Bamako. Parlamentspräsident ist seit 2007 Dioncounda Traoré. Von mehr als 100 Oppositionsparteien sind 14 im Parlament vertreten.[12].

Nach dem Militärputsch 2012

Am 21. März 2012 fand in Mali ein Militärputsch statt. Der Sprecher der Putschisten Amadou Konaré begründete den Staatsstreich mit der Unfähigkeit des Präsidenten, den seit Mitte Januar 2012 andauernden Aufstand der Tuareg-Rebellen der Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA) in der Region Azawad im Norden des Landes unter Kontrolle zu bekommen. Als Anführer der Putschisten gilt der Hauptmann der Streitkräfte Malis Amadou Sanogo. Nach der Einnahme des Präsidentenpalastes in Bamako erklärten die Putschisten die Regierung für gestürzt. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt, die für April angesetzte Präsidentschaftswahl abgesetzt und alle bisherigen staatlichen Institutionen für aufgelöst erklärt. Mehrere Minister wurden festgenommen. Präsident Amadou Toumani Touré wurde für abgesetzt erklärt, es gelang ihm zusammen mit loyalen Soldaten die Flucht.[13][14]

Der UN-Sicherheitsrat, die Afrikanische Union und die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilten den Staatsstreich und belegten die Militärjunta mit Sanktionen; die EU-Kommission kündigte an, ihre Entwicklungshilfe für Mali vorübergehend einzustellen.[15] Am 1. April 2012 kündigte Sanogo an, die Verfassung wieder in Kraft zu setzen und „freie, offene und demokratische Wahlen“ zu ermöglichen.[16] Am 6. April 2012 stimmte Sanogo einem Rahmenabkommen mit der Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) zur Machtübergabe an eine zivile Regierung zu. Der malische Parlamentspräsident Dioncounda Traoré sollte eine Übergangspräsidentschaft übernehmen und innerhalb von 40 Tagen Neuwahlen organisieren, die ECOWAS beendet im Gegenzug ihre Sanktionen.[17] Um diesen Schritt zu ermöglichen, gab am 8. April auch der vormalige Präsident Touré offiziell seinen Rücktritt bekannt.[18]

Unterdessen nahmen die Tuareg-Rebellen der MNLA im Norden des Landes alle Städte der Region Azawad ein und erklärten am 6. April 2012 die einseitige Unabhängigkeit des Azawad.[19]

Obwohl die Putschisten die Regierungsgeschäfte übergeben haben, ist ihre weitere Rolle unklar. Am 16. April nahmen Soldaten den früheren Ministerpräsidenten Modibo Sidibé fest, am 17. April den Vorsitzenden und aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten der Union pour la république et la démocratie (URD) Soumaila Cissé[20].

Am 17. April teilte das staatliche Fernsehen mit, Cheick Modibo Diarra werde die Übergangsregierung als Ministerpräsident leiten.[21] Diarra war bis Ende 2011 bei Microsoft als Vorsitzender für den Geschäftsbereich Afrika tätig.[22] Er hatte vor, bei der ursprünglich für den 29. April 2012 geplanten Präsidentschaftswahl zu kandidieren.[23]

Zwischen Januar und Juli 2012 flüchteten über 250.000 Malier infolge der politischen Instabilität, der unsicheren Lage und des mangelhaften Zugangs zu Nahrungsmitteln und Wasser in die Nachbarländer Burkina Faso, Mauretanien und Niger. Außerdem gab es im selben Zeitraum rund 105.000 Binnenflüchtlinge im Norden und rund 69.000 Binnenflüchtlinge im Süden Malis.[24]

Anfang Oktober 2012 ernannte die UNO den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi zum Beauftragten für den Sahel.[25] Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete am 12. Oktober 2012 eine Resolution, in der der Erhalt der staatlichen Einheit Malis gefordert wird.[26] Ein militärischer Einsatz der ECOWAS deutet sich an.[27] Die ECOWAS will 3.300 Mann Eingreiftruppen schicken, die Europäische Union plant den Einsatz von 200 Ausbildern.[28] Der UN-Sicherheitsrat unterstützte in seiner Resolution vom 20. Dezember 2012 einen Militäreinsatz der Nachbarstaaten.[29] Dieser kann möglicherweise nicht vor September 2013 beginnen.[30] Inzwischen rücken die Truppen des Nordens Richtung Süden vor.[31]

Nach einer Festnahme durch Militärs am 10. Dezember 2012 erklärte Modibo Diarra am Morgen des 11. Dezember in einer Erklärung im staatlichen Fernsehen seinen Rücktritt und den Rücktritt seines gesamten Kabinetts.[32][33]

Streitkräfte

Verwaltungsgliederung

Vorlage:Imagemap Mali1

Der Staat gliedert sich in acht Regionen und den Hauptstadtdistrikt. Diese teilen sich in 49 Kreise und 703 Gemeinden. Die Regionen sind jeweils nach ihren Hauptstädten benannt.

Region Hauptstadt Fläche Einwohner (2009)
Bamako (Hauptstadtdistrikt) 245 km² 1.809.106
Gao Gao 170.572 km² 544.120
Kayes Kayes 197.760 km² 1.996.812
Kidal Kidal 151.450 km² 67.638
Koulikoro Koulikoro 89.833 km² 2.418.305
Mopti Mopti 88.752 km² 2.037.330
Ségou Ségou 64.947 km² 2.336.255
Sikasso Sikasso 70.280 km² 2.625.919
Timbuktu Timbuktu 408.977 km² 681.691


Geschichte

Mali war vom 11. Jahrhundert bis etwa 1600 ein islamisches Großreich, das später von den Mossi und den Fulbe erobert und aufgeteilt wurde. 1893 wurde es mit der Eroberung von Timbuktu unter dem Namen Französisch-Sudan zur Kolonie Frankreichs. Am 4. April 1959 schlossen sich Französisch-Sudan und Senegal innerhalb der Communauté française zur Mali-Föderation zusammen, die am 20. Juni 1960 ihre Unabhängigkeit von Frankreich erlangte. Aufgrund von Differenzen zwischen den führenden Politikern der beiden Landesteile Modibo Keïta und Léopold Sédar Senghor zerbrach die Föderation bereits am 20. August desselben Jahres, und am 22. September 1960 erklärte die frühere Kolonie Französisch-Sudan unter dem Namen Republik Mali formell seine Selbständigkeit. Dieser Tag gilt in Mali seither als Nationalfeiertag.

Nach der Unabhängigkeit war Mali ein Einparteienstaat, 1968 putschte sich General Moussa Traoré an die Macht, 1991 kam es dann nach Unruhen zu demokratischen Reformen und zur Verabschiedung einer Verfassung. 1992 wurde Alpha Oumar Konaré zum Präsidenten gewählt.

Das Land hat seit 1992 eine demokratische Verfassung. Staatsoberhaupt war seit dem 8. Juni 2002 Staatspräsident Amadou Toumani Touré, allerdings war die Wahlbeteiligung mit rund 30 Prozent sehr gering. Der Staatspräsident wurde laut Verfassung zunächst für fünf Jahre direkt vom Volk gewählt und am 29. April 2007 wiedergewählt.[12] Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Modibo Sidibé am 30. März 2011 wurde mit der parteilosen Cissé Mariam Kaïdama Sidibé erstmals eine Frau Regierungschefin in Mali

Im Norden Malis kam es in der Vergangenheit häufiger zu Konflikten mit den dort heimischen Nomaden, den Tuareg. Nach dem Putsch in Mali im März 2012 nahmen bewaffnete Tuareg-Gruppen bis Anfang April alle Städte in der Region Azawad ein und riefen einseitig einen eigenständigen Staat aus.[19]

Wirtschaft

Noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar Einkommen pro Tag auf 73 Prozent.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft stellt den Hauptwirtschaftszweig des Landes dar

Weniger als zwei Prozent der Landesfläche können als Ackerland verwendet werden, gleichzeitig beschäftigt die Landwirtschaft jedoch rund 80 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. In den Gebieten der Flüsse Niger und Senegal sowie südlich der 600 Millimeter Isolinie ist Ackerbau als Überflutungs- bzw. Bewässerungs- oder als Regenfeldbau möglich. Zu den Hauptanbauprodukten gehören Erdnuss, Mais, Sorghum sowie Baumwolle. Im Dogonland ist zudem die Produktion von Zwiebelmasse bedeutsam und in der Region um Bamako, Bananenanbau.[34]

Bei nur 600 Millimeter Niederschlag im Jahr (nach Norden weiter abnehmend) besteht ein beträchtliches Ernterisiko. Die Anbauzonen werden jedoch durch die Bevölkerungsexplosion weit über die Trockengrenze ausgedehnt. Nördlich der 600 Millimeter Isolinie, im Bereich des 200-Millimeter-Jahresniederschlages werden Weizen sowie Grünfutter angebaut. Südlich der 600 Millimeter Isolinie befindet sich eine Zone mit 700 bis 1900 Millimeter Niederschlag pro Jahr und somit größerer Erntesicherheit.

Die traditionelle Wirtschaftsform ist der Wanderhackbau. Angebaut wird meist bis zur Bodenerschöpfung, die nach drei bis fünf Jahren eintritt. Früher lag dieses Land dann 10 bis 20 Jahre brach, bevor es erneut bewirtschaftet wurde. Diese Zeit hat sich bis heute immer weiter verkürzt. Gründe hierfür sind das Bevölkerungswachstum und die Besitzstruktur: Bei den meisten Stämmen hat jeder Stammesangehörige Anspruch auf ein Stück Land. Regenfeldbauern im Gebiet Malis legen außerdem mehr Felder an, als in Gunstjahren zur Eigenversorgung notwendig wären. Es werden sowohl Gunststandorte als auch weniger fruchtbare Felder bestellt.

Eine erste Gruppe dieser Felder, die nicht auf Gunststandorten gelegen ist, wird nach den ersten Niederschlägen mit verschiedenen Feldfrüchten unterschiedlicher Vegetationsperioden bestellt. Dadurch sind in günstigen Jahren mit genügend Niederschlag die Ernteerträge hoch; in Dürrejahren ist trotzdem noch mit kleinen Erträgen zu rechnen. Das Verfahren verbraucht aber viel Kulturland, was die Gefahr der Desertifikation vergrößert.

Da es traditionell üblich ist, die Ertragsüberschüsse mehrere Jahre zu speichern, würde die Alternative, nämlich nur Gunststandorte intensiv zu bewirtschaften, zwar in Ungunstjahren ähnliche Erträge erzielen, Gunstjahre würden jedoch um einiges bescheidener ausfallen, was das Risiko für die Bauern vergrößerte.

Diese traditionelle Art der Landnutzung ist tief in der Bevölkerung verwurzelt.


Handwerk und Industrie

Mali verfügt nur in geringem Maße über Industrie. Während unmittelbar nach der Unabhängigkeit einige größere staatliche Unternehmen zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte aufgebaut wurden (Textilien, Zigaretten, Gemüsekonserven), gibt es heute nur noch kleine und einige mittelgroße Verarbeitungsbetriebe.[35]

Bergbau

Seit Ende der 1990er Jahre gewinnt Mali zunehmende Bedeutung als Goldproduzent. Nach Südafrika und Ghana hat Mali die drittgrößte afrikanische Goldindustrie. Die Lagerstätten befinden sich im Süden des Landes, in Kalana und Kadiolo. Seit 1995 werden auch in Sadiola im Kreis Kayes Lagerstätten erschlossen. Die Produktion stieg seit 1992 von 3 auf 51,3 Tonnen Jahresmenge Gold an. Umfangreiche Prospektions- und Förderungslizenzen an ausländische Investoren, wie Randgold Resources, waren für die große Steigerung der Fördermengen verantwortlich.[36]

Mit 30 Mrd. Malien Francs Diviseneinnahmen (Stand: 2006) wurde Baumwolle als wichtigstes Umsatzgut abgelöst.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,8 Milliarden US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,4 Prozent des BIP.[37]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) folgender Bereiche:

Verkehr

Kultur

Eine Frau der Peul in traditioneller Tracht

Die Große Moschee von Djenné ist eines der größten Lehmgebäude der Welt und zählt zu den berühmtesten Bauwerken Afrikas. Im Jahr 1998 wurde sie gemeinsam mit der Altstadt Djennés von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der Zutritt ist Nicht-Muslimen untersagt. Ende Juni 2012 haben Mitglieder der islamistischen Gruppe Ansar Dine unter anderem das Mausoleum des sufistischen Heiligen Sidi Mahmud verwüstet, welches zum UNESCO-Welterbe gehört. Aufgrund bewaffneter Konflikte hatte das Unesco-Welterbekomitee die Wüstenstadt Timbuktu mit seinen Lehmmoscheen sowie das Grabmal von Askia zuvor auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.[39]

Sport

Das Nationale Olympische Komitee Comité National Olympique et Sportif du Mali (CNOSM), das 1963 vom IOC anerkannt wurde, entsandte 17 Sportler zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking; zwei Leichtathleten, zwei Schwimmer, einen Taekwondokämpfer sowie die Basketballnationalmannschaft der Damen.

Nationalsport von Mali ist Fußball, der nationale Verband ist die Fédération Malienne de Football (FMF), die mit der Unabhängigkeit 1960 gegründet und 1962 Mitglied des Weltverbandes FIFA wurde. Größte Erfolge der Nationalmannschaft waren der zweite Platz bei der Afrikameisterschaft 1972, der dritte Platz bei der Afrikameisterschaft 2012 sowie die drei Halbfinalteilnahmen 1994, 2002 und 2004. Um die Malische Meisterschaft kämpfen jedes Jahr 14 Vereine, von denen der größte Teil aus Bamako stammt. Erfolgreichster Spieler der Vergangenheit ist Salif Keïta, der in Frankreich bei AS Saint-Étienne und Olympique Marseille spielte. Der in Mali geborene Jean Tigana wurde mit der französischen Nationalmannschaft 1984 Europameister. Bekannte Auslandsprofis sind Frédéric Kanouté (Beijing Guoan), Mahamadou Diarra (FC Fulham), Seydou Keita (FC Barcelona) und Mohamed Sissoko (Paris SG). Die U-20-Nationalmannschaft erreichte bei der U-20-WM 1999 den dritten Platz.

Medien

Malis Zeitungen und Zeitschriften stecken unter anderem wegen des Analphabetismus in einer Krise. Selbst in Bamako mit rund zwei Millionen Einwohnern erreichen die größten Zeitungen nur eine Auflage von 3500 Exemplaren. Daher ist das Radio die wichtigste Informationsquelle für die Bevölkerung.

1992 wurde mit Radio Bamakan ein Zusammenschluss mehrerer lokaler privater Hörfunksender, zu denen unter anderem Radio Jamana gehört, gegründet. Als einzige Journalisten außerhalb der staatlichen elektronischen Medien erhalten die Mitarbeiter von Radio Kledu einen festen Lohn und sind sozialversichert. Die meisten Journalisten Malis erhalten stattdessen nur eine Art Trinkgeld ihres Arbeitgebers. Der größte Teil der Geldzuwendungen steckt als „Grundausstattung“ in Pressemappen, genannt „Phaltis“. Es ist auch bei bezahlten Journalisten schwer, sie für soziale Themen zu gewinnen, so für die Krise des Schulwesens und steigende Preise alltäglicher Güter.

Dennoch gilt die Medienlandschaft in Mali als ziemlich frei. Freedom House führt Mali in der Liste der Staaten mit freier Presse[40] und damit unter anderem vor Italien, wo die Medien nur als „teilweise frei“ gewertet werden. Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen listet in der Rangliste Pressefreiheit 2008 Mali noch vor der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich.


Literatur

  • Éric Milet, Jean-Luc Manaud: Mali. Olizane, Genf 2007, ISBN 978-2-88086-351-7.
  • Rolf Hofmeier, Andreas Mehler: Afrika-Jahrbuch 2003. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara. Vs-Verlag, 2004.
  • Wolfgang Lauber: Architektur der Dogon. Traditioneller Lehmbau und Kunst in Mali. Prestel, 1998.
  • Sebastian Schutyser, Ingeborg Flagge, Jean Dethier: Lehmmoscheen in Mali. Junius Verlag, 2003.
  • Rolf Vollertsen: Wohin die Tropfen fallen oder „Bissimila, ce koroba!“ – Notizen aus und über Mali. Nürnberg, 1993.
  • Rainer Waterkamp: Mali. Im Banne des Sahel. 1991.
  • Harald Haarmann: Sprachen-Almanach – Zahlen und Fakten zu allen Sprachen der Welt. Campus-Verl., Frankfurt 2002, ISBN 3-593-36572-3, S. 160.
  • Thomas Krings: Sahelländer. WBG-Länderkunden, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2006, ISBN 3-534-11860-X

Weblinks

Wiktionary: Mali – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Mali – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Mali – Reiseführer
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Mali – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. [ (Link nicht mehr abrufbar) Vorläufige Ergebnisse des Zensus 2009]
  2. [1]
  3. 2011 Human development Report. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. S. 17-20. Abgerufen am 27. Dezember 2012.
  4. Peter Stützle: Europa will Mali helfen - aber wie? Seite der Deutschen Welle vom 23. Oktober 2012, abgerufen am selben Tag
  5. Mali. In: Central Intelligence Agency (Hrsg.): The World Factbook 2009. Washington 2009, ISSN 1553-8133
  6. www.wetter.com, Reise, Länderinfos, Klimadatenbank, Temperaturen Tessalit
  7. 7,0 7,1
  8. [ (Link nicht mehr abrufbar)]
  9. Fischer Weltalmanach 2006, ISBN 3-596-72006-0, S. 307.
  10. Marie Boltz, Ronan Le Saout, Paul Piveteau, Gabriel Smagghue, Mathias Kuepie: Impact des capitaux économique et culturel des familles sur la scolarisation des enfants au Mali. CEPS/INSTEAD, Publications of ERDI, 2009, Afrilux n°6. [ (Link nicht mehr abrufbar)]
  11. 11,0 11,1 11,2 http://lcweb2.loc.gov/frd/cs/profiles/Mali.pdf
  12. 12,0 12,1 http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Mali_node.html
  13. DerStandard - Putschisten übernehmen Macht und verhängen Ausgangssperre. Abgerufen am 22. März 2012.
  14. FOCUS Online: Präsidentenpalast in Hand von Putschisten. Meuternde Soldaten in Mali stürzen Regierung. Abgerufen am 22. März 2012.
  15. ZEIT Online: Regierungssturz. UN-Sicherheitsrat verurteilt Militärputsch in Mali. Abgerufen am 23. März 2012.
  16. Putschistenführer Sanogo lenkt ein. In: Zeit Online. 1. April 2012, abgerufen am 7. April 2012.
  17. Mali coup leaders to stand down as part of Ecowas deal. In: BBC. 7. April 2012, abgerufen am 7. April 2012 (english).
  18. Malis Präsident tritt nach Putsch zurück. In: tagesschau.de. 9. April 2012, abgerufen am 9. April 2012.
  19. 19,0 19,1 Tuareg rufen eigenen Staat in Nord-Mali aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. April 2012, abgerufen am 6. April 2012.
  20. Übergangsregierung in Mali lässt mehrere Politiker festnehmen
  21. Nach Militärputsch - Mali ernennt neuen Ministerpräsidenten sueddeutsche.de
  22. Dr. Cheick Modibo Diarra
  23. Profile: Mali's Cheick Modibo Diarra
  24. OCHA (Hrsg.): La crise au Sahel. Bulletin Humanitaire Spécial. Nr. 3 / 13. August 2012 (Online-Version), S. 2.
  25. UNO-Pressemitteilung (engl.), abgerufen am 23. Oktober 2012
  26. Pressemitteilung auf der Seite der UN vom 12. Oktober 2012 (engl.), abgerufen am 23. Oktober 2012
  27. Niebel- „In Mali droht ein zweites Afghanistan.“ welt.de vom 22. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012
  28. ECOWAS-Staaten einigen sich auf 3300 Mann starke Eingreiftruppe. sueddeutsche.de vom 11. November 2012, abgerufen am 13. November 2012
  29. Text der Resolution (engl.) auf der Seite der deutschen UN-Vertretung, abgerufen am 22. Dezember 2012
  30. Katrin Gänsler: Keiner traut mehr der Armee. taz.de vom 11. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013
  31. Thomas Scheen: Unheilieg Allianz. faz.net vom 11. Januar 2013, abgerufen am 11. Januar 2013
  32. Malis Regierungschef tritt zurück in: Handelsblatt vom 11. Dezember 2012
  33. Unfreiwilliger Rücktritt in Mali Malis Ministerpräsident Diarra festgenommen in: Frankfurter Rundschau online vom 11. Dezember 2012
  34. Thomas Krings, S. 129
  35. Hans-Heinrich Bass: Mali's Agro-Industry: A SWOT-Analysis. In: Institute for Transport and Development, Annual Report 2011/2012, S. 36–47.
  36. Thomas Krings, S. 156
  37. 37,0 37,1 37,2 The World Factbook
  38. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  39. Islamisten zerstören Weltkulturerbe, Spiegel online vom 1. Juli 2012
  40. Weltkarte mit Einschätzung der Pressefreiheit von freedomhouse.org (Memento vom 29. Juni 2011 im Internet Archive)
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