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Makroökonomie

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Der einfache Wirtschaftskreislauf zwischen Haushalt und Unternehmen

Die Makroökonomie (von griechisch μακρός makros „groß“; οἶκος, oíkos „Haus“ und νόμος, nomos „Gesetz“), auch Makroökonomik, makroökonomische Theorie oder Makrotheorie, ist ein Teil der Volkswirtschaftslehre. Die Makroökonomie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Verhalten der Sektoren, mit der Analyse der gesamtwirtschaftlichen Märkte und deren Zusammenhängen, befasst.[1][2]

Der Begriff Makroökonomik wird in der Literatur überwiegend synonym verwendet. Manche Autoren unterscheiden jedoch zwischen der Makroökonomik als der Wissenschaft und der Makroökonomie als deren Untersuchungsgegenstand.

Begriff

Überblick

Die Makroökonomie ist die Wissenschaft der gesamtwirtschaftlichen Vorgänge. Das Tableau économique von François Quesnay ist das erste moderne makroökonomische Totalmodell.[3] Quesnay modellierte einen einfachen Wirtschaftskreislauf. Die Wirtschaftsbeziehungen dreier Klassen bestehend aus den Bauern, den Kaufleuten und Handwerkern und den Grundeigentümern wurden erklärt.

Hintergründe

Die Makroökonomie versucht, die wesentlichen Bestimmungsgründe, die internationalen Unterschiede und die zeitliche Entwicklung makroökonomischer (gesamtwirtschaftlicher) Schlüsselvariablen, wie zum Beispiel gesamtwirtschaftliche Produktion von Gütern und Dienstleistungen, Gesamteinkommen, Arbeitslosigkeit, Inflation und Zahlungsbilanz, zu erklären. Als Begründer der Makroökonomie gilt John Maynard Keynes, der 1936 die erste simultane Analyse der makroökonomischen Schlüsselvariablen vorlegte.[4]

Wichtige Teilgebiete der makroökonomischen Theorie sind die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, die Einkommens- und Beschäftigungstheorie, die Wachstumstheorie und die Konjunkturtheorie. Die Trennung zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie ist bisweilen problematisch. Viele Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre, insbesondere die monetäre Theorie (Geldtheorie und Theorie der Geldpolitik), die Finanzwissenschaft, die Außenwirtschaftstheorie und die Verteilungstheorie, weisen Elemente der Mikroökonomie und der Makroökonomie auf.

Mittelpunkt makroökonomischer Theorien ist schließlich die Frage nach der Rolle des Staates im gesamtwirtschaftlichen Kontext; aus den Theorien werden Empfehlungen an die Wirtschaftspolitik abgeleitet. Regierungen versuchen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen. So werden durch Änderungen bei Steuern, Zinsen oder Staatsausgaben politisch definierte Ziele wie Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und/oder Wirtschaftswachstum angestrebt (siehe auch Magisches Viereck). Makroökonomische Kenngrößen spielen im politischen Legitimationsprozess eine wichtige Rolle, da sie von den Wählern als Hinweis auf die Qualität der Arbeit einer Regierung gedeutet werden.

Moderne makroökonomische Theorien (DSGE-Modelle) leiten Entscheidungen meist aus individuellen Optimierungen her (sogenannte Mikrofundierung). Weil bloße Rationalitätsannahmen dem Sonnenschein-Mantel-Debreu-Theorem[5] zufolge kaum Implikationen haben, ist die Makroökonomik stärker empirisch orientiert. Sie wählt die Annahmen so, dass die Modellergebnisse mit stilisierten Fakten in Einklang stehen. Hierzu gehören etwa die langfristige Konstanz des Kapitalkoeffizienten oder die Tatsache, dass Investitionen im Konjunkturverlauf stärker schwanken als der Konsum.

Die makroökonomische Analyse versucht die komplexe wirtschaftliche Wirklichkeit auf eine überschaubare Anzahl wesentlicher Zusammenhänge zu vereinfachen. In der Regel wird dabei die Anzahl der betrachteten Märkte auf vier reduziert:

Auf dem Gütermarkt wird das homogene Inlandsprodukt gehandelt, das fiktiv in den privaten Konsum, den Staatskonsum, die Investitionen sowie die Importe und Exporte aufgespalten wird.

In der Makroökonomie existieren verschiedene Erklärungsansätze. Es lässt sich indessen rechtfertigen, letztlich nur von zwei Erklärungsmustern (Paradigmen) zu sprechen.[6] Auf der einen Seite steht die klassische Makroökonomik, die durch den Monetarismus und die Neue Klassische Makroökonomik neu begründet und verfeinert wurde. Auf der anderen Seite steht der Keynesianismus.

Abgrenzung

Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet sich in zwei große Hauptteile, die Mikroökonomie und die Makroökonomie. Diese lassen sich nicht exakt voneinander trennen, sondern ergänzen sich gegenseitig.

Mikroökonomie und Makroökonomie analysieren beide die Verhaltensweisen von Wirtschaftssubjekten. Im Mittelpunkt der Mikroökonomie steht dabei das einzelne Wirtschaftssubjekt, bei der Makroökonomie hingegen das Durchschnittsverhalten der Wirtschaftssubjekte. Das heißt, dass in der Mikroökonomie zum Beispiel die Nachfrage eines einzelnen Haushaltes untersucht wird, während die Makroökonomie die aggregierte Nachfrage, also die gesamte Nachfrage aller Haushalte analysiert. Hinzu kommt, dass in der Makroökonomie auch Bereiche in die Untersuchung mit einbezogen werden, die in der Mikroökonomie nicht berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Bedeutung des Staates oder des Auslandes.

Zusammenfassend ist festzustellen: Die Mikroökonomie befasst sich hauptsächlich mit einzelnen Märkten, also mit Märkten von bestimmten Gütern und deren Analyse. Die Makroökonomie hingegen betrachtet die aggregierten Einzelmärkte wie den Gütermarkt oder den Geldmarkt und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Gesamtzusammenhänge. Dabei greift die Makroökonomie auf die in der Mikroökonomie untersuchten Einzelentscheidungen der Wirtschaftssubjekte zurück.[7]

Geschichte der Makroökonomie

Die Vorläufer

Platon (links) und Aristoteles

Erste Fragen zu ökonomischen Sachverhalten finden sich bereits in der Antike. So werden schon in „Politeia“ von Platon Aussagen zu den Vorteilen der Arbeitsteilung oder in den Erörterungen des Wertes von Aristoteles werden Aussagen zum Geld und zum Zins getroffen. Dies sind Gedanken, welche sicherlich bereits zu früherer Zeit aufkamen.

Das Besondere an den Griechen und Römern, den Scholastikern und Naturrechtsphilosophen ist allerdings, dass sie nicht die Volkswirtschaftslehre als solche in den Vordergrund stellten, sondern sie die ökonomischen Probleme immer im Zusammenhang mit einer anderen Wissenschaft betrachteten, beispielsweise der Ethik, der Rechtswissenschaft oder der politischen Philosophie. Eine eigentliche Wirtschaftswissenschaft liegt hier allerdings nicht vor. Jedoch sollte man die Mitarbeit dieser Autoren nicht unterschätzen, da ihr Beitrag einer der beiden Urquellen ökonomischer Forschung gleichwertig ist.

Eine andere Quelle ist das Werk diverser Autoren, welche sich mit praktischen und politischen Fragen der Wirtschaftsführung und auch der Verwaltung befassten. Zu diesen Autoren zählen unter anderem Lehrer der damaligen Verwaltungshochschulen, Bürokraten, Politiker und Geschäftsleute. Da sie Praxiserfahrung mitbrachten, war ihnen die analytische Darstellung ihrer Ideen weniger wichtig als das eingebrachte Tatsachenwissen. Im 16. und 17. Jahrhundert stieg die Zahl der Veröffentlichungen derart an, dass die Hauptaussagen der formulierten Gedanken den Namen Merkantilismus prägten. Hauptaufgabe des Merkantilismus war es, die nationale Handelskraft zu unterstützen und die Beschaffung von Einnahmen für die Schatzkammer der Fürsten (auch camera genannt). Daraus leitet sich die Bezeichnung Kameralismus ab, welche den deutschen Merkantilismus bezeichnet. Sie stellt einen Vorläufer der deutschen Finanzwissenschaft dar.

Eine erste wichtige Persönlichkeit in der Entstehung der ökonomischen Analyse ist Sir William Petty. Petty stellte die These des volkswirtschaftlichen „Überschusses“ und damit die ausschlaggebende Eigenschaft einer Klassischen Ökonomik. Mitte des 18. Jahrhunderts schloss sich in Frankreich eine Gruppe von Autoren zusammen und gründeten eine Schule. Sie nannten sich „les économistes“, heute würde man sie als Physiokraten bezeichnen. Der Arzt Francois Quesnay war Gründer und Oberhaupt dieser Einrichtung. Er war der erste, der eine gesamte Analyse des Wirtschaftsprozesses aufstellte, die auch die Kreislauftheorie mit einbeschloss. Diese Leistung ist beachtenswert. Beeinflussung erhielten die Physiokraten von Richard Cantillon, der erstmals näher auf das Problem der Allokation einging und der zeigte, welchen Einfluss die Nachfrage über eine Änderung der relativen Preise auf die Zusammensetzung der volkswirtschaftlichen Produktion hat. Anne Robert Jacques Turgot, der eine enge Verbindung zu den Physiokraten besaß, erarbeitete zu dieser Zeit ebenfalls eine weitestgehend umfassende Wirtschaftstheorie und entwickelte außerdem Beiträge, aufgrund deren man ihn heute zu den herausragenden klassischen Ökonomen zählt.[8]

Die Klassik

Adam Smith (1787)
Thomas Malthus

Der Beginn der Klassik liegt im Jahr 1770, gehört also zu dem Jahrzehnt, in dem Turgots Hauptwerk und das wohl populärste ökonomische Buch, nämlich „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ von Adam Smith, entstanden. Smith war Professor für Moralphilosophie an der Universität Glasgow und die Bedeutung seines Werkes kam einerseits von seinem eigenen analytischen Einsatz, zum größten Teil aber vom Festhalten der bereits vorhandenen Erkenntnisse. Durch sein Werk wurde die Volkswirtschaft als selbständiges Wissensgebiet anerkannt. Orientiert man sich an Schumpeters Aussage, dass die Erkenntnis einer Wissenschaft die Erkenntnis ihrer selbst sei, so war dies der Schritt, mit dem die Ökonomie eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin wurde.

Die Klassik macht nur Sinn, wenn man sie im Kontext der ihr vorangegangenen Epochen betrachtet. Mit dem Werk von Smith und den Beiträgen der Vorläufer als Grundlage beschäftigten sich die Ökonomen der Klassik mit allen essentiellen Fragen, die den Inhalt der heutigen Volkswirtschaftslehre ausmachen.

Einen Kernpunkt der Klassischen Ökonomie stellt das Harmonieprinzip dar. Damit gemeint ist die Gewissheit der Funktionstüchtigkeit einer Marktwirtschaft, wie Smith sie mit seiner „invisible hand“ bildlich darstellt. Die „unsichtbare Hand“ in Form des Preismechanismus rief aufgrund der rationalen und individuellen Handlungsweise des Einzelnen eine Ordnung der Wirtschaftspläne hervor. Hintergrund des Ganzen ist eine natürliche Ordnung, die sich der gegebenen Ordnung möglichst anpassen sollte, um eine größtmögliche gesellschaftliche Wohlfahrt herzustellen. Sehr wichtig ist dabei, dass sich der Staat weitestgehend aus dem Wirtschaftsleben heraushält. Der Staat sollte lieber seinen zwei wichtigen Funktionen nachkommen, nämlich der inneren und äußeren Sicherheit sowie der Verwirklichung eines geeigneten Rechtssystems mit Handlungsfreiheit sowie Schutz des Privateigentums.

Das Hauptinteresse des Klassikers galt vielmehr den Aussagen, die bereits zum Überschuss getroffen wurden. Für sie waren die größten Probleme die Entstehung des Überschusses, wie er auf die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten verteilt werden sollte und seine eventuelle Verwendung für „Luxuskonsum“ oder „Ersparnis“. Auf die Verwendung des Überschusses legten die Ökonomen besonderes Augenmerk. Sie entscheiden sich klar für die zweite Verwendungsmöglichkeit, da eine Erhöhung der Ersparnisse langfristig dem "Wohlstand der Nationen" dient und diesen erhöht.

Außergewöhnliche Volkswirte dieser Epoche sind neben Adam Smith vor allem Thomas Malthus, Jean Baptiste Say, David Ricardo und John Stuart Mill.

Die Idee einer „Klassischen“ Periode hat ihren Ursprung bei Karl Marx, der ebenso bedeutsam ist wie die Klassiker und John Stuart Mill als deren letzten Vertreter ansah. Das Ende der klassischen Epoche befindet sich, wenn man der Marxschen Einteilung folgt, im Jahr 1870 und ist gleichzeitig der Beginn der Neoklassik.[9]

Die Neoklassik

Vilfredo Pareto
Irving Fisher, 1927

Der Marginalismus als Überschrift für Grenzbetrachtungen, zu denen unter anderem die Grenzkosten und der Grenznutzen zählen, gehört ohne jeden Zweifel zu den wichtigsten Innovationen der Neoklassik. Er ermöglichte es, das wirtschaftliche Verhalten auf einzelne Individuen zurückzuführen. Während der klassischen Epoche stand noch die makroökonomische Betrachtungsweise im Vordergrund, während in der Neoklassik ein universelles Individuum im Mittelpunkt der Analyse steht. Diese Sicht kann man als mikroökonomisch bezeichnen.

In der Werttheorie kam der neoklassische Marginalismus zum ersten Mal zum Ausdruck und zog außerdem noch eine weitere einschneidende Veränderung nach sich. War für die Klassiker noch der Wert eines Gutes gleich den Kosten der Produktion, so sind die frühen Neoklassiker der Meinung, dass derjenige Preis, den die Nachfrager zu zahlen bereit sind, also der Marktpreis, sich durch den Grenznutzen bestimmt. Die Wertlehre, welche hier Anwendung findet ist im Unterschied zur Klassik subjektiv geprägt.

Auch ist der Schwerpunkt, welcher im Mittelpunkt der Überlegungen steht, ein anderer als der in der klassischen Epoche. Die Neoklassik befasst sich hauptsächlich damit, wie knappe vorhandene Ressourcen verteilt werden. Diese Überlegungen führten zum Ergebnis, dass sich die Angebotsstruktur durch den relativen Preismechanismus der Nachfragestruktur angleicht und somit eine optimale Allokation entsteht.

Als Autoren, die fast zeitgleich und unabhängig voneinander die „marginalistische Revolution“ einleiteten, sind William Stanley Jevons, Carl Menger und Léon Walras zu nennen. Das Hauptthema ihrer Ausführungen zu diesem Thema ist der Grenznutzen. Durch das Anwenden der Grenznutzentheorie erreichten Jevons und Walras, dass heute gebräuchliche mathematische Anwendungen als Standard eingeführt wurden.

Alfred Marshall, Professor an der Universität in Cambridge, war einer der außergewöhnlichsten Autoren der Neoklassik. Durch seine Aussagen zum objektiven und subjektiven Wert wurde die geometrische Darstellung von Angebots- und Nachfragefunktionen entwickelt. Die Angebotskurve stellt hierbei den objektiven, die Nachfragekurve den subjektiven Teil dar. Durch die Zusammenführung beider Funktionen kann man den Marktpreis und den natürlichen Preis ermitteln. Weitere wichtige Autoren der Neoklassik sind Irving Fisher, Vilfredo Pareto, Knut Wicksell sowie Arthur Cecil Pigou.

Geschichtlich betrachtet liegt das Ende der Neoklassik zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Analytisch betrachtet findet sich dafür kein Zeitpunkt, ein Ende ist nicht genau datiert. Die Neoklassische Art der Analyse wird auch heute noch sehr oft verwendet.[10]

Von Keynes bis zur Gegenwart

In der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts trat der Ökonom John Maynard Keynes, dessen Höhepunkt sein 1936 erschienenes Werk „General Theory of Employment, Interest and Money“ ist, in den Vordergrund. Keynes ist es zu verdanken, dass die Makroökonomie heute eine so große Bedeutung hat.

Die aufgrund von Keynes mehr in den Mittelpunkt gerückte Makroökonomie anstelle der Mikroökonomie ist mit der Änderung des Erklärungszieles verbunden. In der Keynschen Theorie wird hauptsächlich das Beschäftigungsproblem betrachtet. Keynes hat sich in seinen Ausführungen hauptsächlich mit der Beobachtung des Auslastungsgrades nicht vollbeschäftigter Produktionsfaktoren beschäftigt. Diese Änderung der Betrachtungsweise hängt mit zwei Faktoren zusammen. Zum einen mit der zur damaligen Zeit stattfindenden Weltwirtschaftskrise. Und zum zweiten mit der Umstellung von der langfristigen auf die kurzfristige Analyse.

Eine weitere wesentliche Veränderung, welche durch Keynes ins Rollen kam, war die Spaltung der Wirtschaftstheorie. Neben der neoklassischen Analysetechnik rief Keynes eine zweite Art der Analyse ins Leben. Diese war allerdings so anders konzipiert, dass ein Vergleich undenkbar ist.[11]

Makroökonomie in geschlossener Volkswirtschaft

Unter einer geschlossenen Volkswirtschaft ist eine Volkswirtschaft ohne Handelsbeziehungen zum Ausland zu verstehen. Demnach sind Exporte und Importe gleich Null. Diese Annahme steht im Widerspruch zur Realität, denn alle modernen Volkswirtschaften haben zahlreiche und komplexe Handelsbeziehungen mit dem Rest der Welt.[12]

Gütermarkt

Der Gütermarkt umfasst in der Makroökonomie alle Märkte, auf denen Waren und Dienstleistungen gehandelt werden. Auf ihm kommen das aggregierte Angebot und die aggregierte Nachfrage einer Volkswirtschaft zusammen. Der Gütermarkt beinhaltet somit sowohl den Konsum als auch die Investitionen.

Bei der grafischen Betrachtung des Gütermarktgleichgewichts trifft man auf die IS-Funktion. Diese stellt die Fülle aller Zusammenstellungen von Zinssatz und Volkseinkommen dar, bei denen ein Gleichgewicht besteht.

Geldmarkt

Unter einem Geldmarkt ist ein Ort zu verstehen, auf welchem alle geldlichen Transaktionen stattfinden. Dabei werden Einnahmen und Ausgaben saldiert und in einer bestimmten Geldhaltung niedergeschlagen. Um die gewünschte Nachfrage zu ermitteln muss man zwei Sichtweisen aufgreifen. Zum einen ergibt sich diese aus dem Bedürfnis nach sofortiger Abwicklung laufender Transaktionen. Diese sogenannte Transaktionskasse verhält sich proportional zum Einkommen. Je höher das Einkommen ist umso mehr Transaktionen können getätigt werden. Zweitens ist trotz positiver, aber niedriger Zinsen eine Geldhaltung aus dem Vermögensmotiv sinnvoll, wenn steigende Zinsen zu erwarten sind. Mit der zu erwartenden Zinssteigerung ist nämlich auch mit Kursverlusten bei Wertpapieren zu rechnen. Die daraus abgeleitete Spekulationskasse steigt also mit sinkendem Zins. Schlussfolgernd wird das Geldangebot durch die Kreditvergabe bzw. die Wertpapierkäufe der Notenbank bestimmt. Dies ist mittels der LM-Funktion grafisch abbildbar. Bei gegebener Geldmenge verläuft die Geldmarktgleichgewichtskurve LM mit positiver Steigung im Zins-Einkommens-Koordinatensystem. [13]

Güter-Geldmarktmodell

Bei diesem Modell werden nun die beiden Teilmärkte Gütermarkt und Geldmarkt verbunden. Aus der Ableitung des Schnittpunkts der beiden Kurven ergibt sich das IS-LM-Modell.[13] Dieses Modell basiert auf dem makroökonomischen Fixpreismodell von John R. Hicks. Durch die Zusammensetzung von Geld- und Gütermarkt legt das IS-LM-Modell die Gleichgewichtswerte des Zinssatzes und des Volkseinkommens fest. Es eignet sich zur kurzfristigen Untersuchung der Globalsteuerung.[14]

Arbeitsmarkt

Auf dem Arbeitsmarkt treffen Angebot und Nachfrage nach Arbeitskraft zusammen. Dabei fungieren Arbeitnehmer als Anbieter von Arbeit. Die Unternehmen fragen diese dann nach. Für Sie stellt die Arbeit somit einen Produktionsfaktor dar. Demnach ist die Arbeitsnachfrage auch im Zusammenhang mit der Produktionsbedingung zu sehen, welche durch die volkswirtschaftliche Produktionsfunktion beschrieben werden. [15] In den vergangenen Jahren hatte der Arbeitsmarkt immer häufiger mit Wachstumsschwächen zu kämpfen. Sichtbar wurde dies vor allem durch den hohen Grad der Arbeitslosigkeit.

Güter-Geldmarktmodell ergänzt um Arbeitsmarktmodell

Wie schon aufgeführt, stellt das Güter-Geldmarktmodell den Zusammenschluss der beiden Teilmärkte dar. Die grafische Darstellung erfolgt durch das IS-LM-Modell. Wenn nun das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt hinzugezogen wird, gelangen wir zum AS-AD-Modell. Dieses geht von der Annahme aus, dass eine natürliche Arbeitslosenquote besteht, welche sich mittelfristig einstellt. Nur wenn tatsächliche und natürliche Arbeitslosigkeit übereinstimmen kommt es zum Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt. Mit der AS-Kurve wird jetzt weiterführend das gesamtwirtschaftliche Angebot betrachtet. Es wird demzufolge nicht mehr – wie noch im IS-LM-Modell – von einem völlig preiselastischen Angebot (und damit konstanten Preisen) ausgegangen. Vielmehr berücksichtigt man nun mögliche Preisreaktionen und deren Folgen für das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht.[16]

Makroökonomie in offener Volkswirtschaft

Bei der offenen Volkswirtschaft wird das Ausland mit einbezogen, d. h. Importe und Exporte spielen im Gegensatz zur geschlossenen Volkswirtschaft eine entscheidende Rolle. Besondere Bedeutung haben hierbei die Außenbeziehungen einer Volkswirtschaft. Diese werden in der Außenwirtschaftsrechnung erfasst, welche eine Nebenrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) ist. Die wichtigsten Teile der Außenwirtschaftsrechnung sind die Zahlungsbilanz und die Erfassung der Wechselkurse. [17]

Hauptartikel: Zahlungsbilanz
Hauptartikel: Wechselkurs

Makroökonomische Totalanalyse

Die makroökonomische Totalanalyse betrachtet alle Märkte (Güter-, Geld-, Wertpapier- und Arbeitsmarkt) im Zusammenhang. Sie umfasst alle Interaktionen zwischen Konsumenten und Produzenten auf den Märkten, also die Handlungen aller Wirtschaftssubjekte. Zur Vereinfachung werden dabei bestimmte fixe Daten und Verhaltensweisen verwendet und die Analyse wird auf die Preistheorie und das Streben in Richtung der Gleichgewichtszustände reduziert.[18] Obwohl diese Analyseart theoretisch umfassender ist, werden aus Kostengründen oder aufgrund der aufwändigen Datenbeschaffung meist Partialmodelle eingesetzt.[19]

Makroökonomisches Gleichgewicht

Die Grundlage des makroökonomischen Gleichgewichts basiert auf der Annahme einer unsichtbaren Hand von Adam Smith. Demnach stellt sich langfristig gesehen in einem Marktsystem eine Gleichgewichtssituation ein.

Die Totalanalyse untersucht hierbei vor allem folgende Fragen:

  • Existiert ein solches Gleichgewicht unter den gegebenen Voraussetzungen?
  • Ist das Gleichgewicht eindeutig?
  • Streben Wirtschaftssubjekte bei Abweichungen vom Gleichgewicht wieder zu einer Gleichgewichtsposition zurück?[18]

Finanz-, Lohn- und Fiskalpolitik

Finanzpolitik

Die Finanzpolitik beinhaltet alle Entscheidungen bezüglich der Budgets oder Haushaltspläne im Staat, vor allem die Festlegung der Höhe und Art der Einnahmen und Ausgaben.[20]

Lohnpolitik

Lohnpolitik umfasst alle Maßnahmen zur Gestaltung von Höhe, Struktur und Ausrichtung der Löhne.[21]

Der vollkommene makroökonomische Arbeitsmarkt (neoklassischer Ansatz) ist teilweise unvereinbar mit der modernen volkswirtschaftlichen Realität. Freie Lohnbildung aus Nachfrage und Angebot ist in Teilen des Arbeitsmarktes möglich, aber meist werden die Lohnsätze zwischen den Gewerkschaften und den Unternehmerverbänden ausgehandelt und in Tarifverträgen festgehalten.[22]

Fiskalpolitik

Die Festlegung von Steuern T und Staatsausgaben G (Erhöhung bzw. Senkung) durch die Regierung nennt man Fiskalpolitik.[23] Hierzu zählen alle Entscheidungen zu Staatskäufen, Transferzahlungen und Steuerstruktur.[24] Fiskalpolitik ist ein Teil der Finanzpolitik.[25]

Soll ein staatliches Budgetdefizit abgebaut werden, in dem der Staat die Steuern erhöht bzw. die Staatsausgaben senkt, so wird dies kontraktive Fiskalpolitik genannt. Wird dagegen das Staatsdefizit ausgeweitet durch eine Steuersenkung bzw. Erhöhung der Staatsausgaben, so wird dies als expansive Fiskalpolitik bezeichnet.[26]

Makroökonomische Instabilität

Es werden folgende makroökonomische Krisen unterschieden:

Inflation

Inflation ist ein Anstieg des allgemeinen Preisniveaus über längere Zeit.[27]

Deflation

Deflation ist eine negative Inflation, das heißt, das allgemeine Preisniveau fällt.[28]

Depression

Depression ist eine lang anhaltende Rezession.[28]

Hyperinflation

Hyperinflation bezeichnet eine sehr hohe Inflation.[29]

Rezession

Als Rezession wird ein negatives BIP-Wachstum in zwei oder mehr aufeinander folgenden Quartalen bezeichnet (negative Wachstumsraten).[30]

Stagnation

Als Stagnation wird eine konjunkturelle Phase ohne wirtschaftliches Wachstum bezeichnet.[18]

Stagflation

Stagflation bezeichnet eine Kombination von Stagnation und Inflation.[31]

Literatur

  • Alisch: Gablers Wirtschaftslexikon Teil: K-R. 16. Auflage. Gabler-Verlag, Wiesbaden 2004.
  • Berlemann: Makroökonomik. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23714-3.
  • Blanchard: Macroeconomics. 4th edition. Pearson Prentice Hall, Upper Saddle River 2006, ISBN 0-13-186026-7. (Deutsche Übersetzung: Olivier Blanchard und Gerhard Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8273-7209-7).
  • Blanchard, Illing: Makroökonomie. 5. Auflage. Pearson Studium, München 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2.
  • Burda, Wyplosz: Macroeconomics. A European text. 4th edition. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-926496-1. (Deutsche Übersetzung: Michael C. Burda und Charles Wyplosz: Makroökonomie: Eine europäische Perspektive. 2. Auflage. Vahlen, München 2003, ISBN 3-8006-2856-2).
  • Clement, Terlau, Kiy: Grundlagen der Angewandten Makroökonomie. 4. Auflage. Verlag Vahlen, München 2006, ISBN 3-8006-3337-X.
  • Dieckheuer: Makroökonomik – Theorie und Politik. 4. Auflage. Springer, Berlin 2001, ISBN 3-540-41449-5.
  • Dornbusch, Fischer, Startz: Makroökonomik. 8. Auflage. Oldenbourg, München, Wien 2003, ISBN 3-486-25713-7.
  • Feess, Tibitanzl: Makroökonomie. Band 2. Franz Vahlen, München 1994, ISBN 3-8006-1772-2.
  • Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. 9. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-25020-4.
  • Göcke, Köhler: Außenwirtschaft – Ein Lern- und Übungsbuch. Physika-Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-7908-1505-5.
  • Mankiw: Makroökonomik. 5. Auflage. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2003, ISBN 3-7910-2026-9.
  • Mussel: Einführung in die Makroökonomie. 8. Auflage. Verlag Vahlen, München 2004, ISBN 3-8006-3031-1.
  • Ritterbruch: Makroökonomie. 11. Auflage. Oldenbourg, München/Wien 2000, ISBN 3-486-25486-3.
  • Spahn: Makroökonomie – Theoretische Grundlagen und stabilitätspolitische Strategien. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1999, ISBN 3-540-65223-X.
  • Uwe Westphal: Makroökonomik. Theorie, Empirie und Politikanalyse. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer, Berlin u.a. 1994, ISBN 3-540-57934-6.

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Alisch: Gablers Wirtschaftslexikon Teil: K-R. 16. Auflage. Gabler-Verlag, Wiesbaden 2004
  2. Mankiw: Makroökonomik. 5. Auflage. Schäffer Poeschel, Stuttgart 2003, S. 3
  3. Die Zick-Zack-Darstellung des Tableau Économique (PDF-Datei; 58 kB)
  4. John Maynard Keynes: The general theory of employment, interest and money. Macmillan, London 1936. (Deutsche Übersetzung: Jürgen Kromphardt und Stephanie Schneider (Hrsg.): Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. 10. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 2006, ISBN 978-3-428-12096-3.)
  5. Sonnenschein, H.: Do Walras' identity and continuity characterize the class of community excess demand functions?. In: Journal of Economic Theory. 6, 1973, S. 345-354.
  6. Ulrich Basseler, Jürgen Heinrich, Burkhard Utecht: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft. 18. Auflage. Schäffer Poeschel, Stuttgart 2006, S. 298
  7. Vgl. Gerhard Mussel: Einführung in die Makroökonomie. 8. Auflage. Verlag Vahlen, München 2004, S.2
  8. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. Springer Verlag, Berlin 2003, S.21–23
  9. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. Springer Verlag, Berlin 2003, S.23–25
  10. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. Springer Verlag, Berlin 2003, S.25–27
  11. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. Springer Verlag, Berlin 2003, S.27–29
  12. Blanchard/Illing: Makroökonomie. 5. Auflage. Pearson Studium, München 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 89
  13. 13,0 13,1 Spahn: Makroökonomie – Theoretische Grundlagen und stabilitätspolitische Strategien. 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 1999, ISBN 3-540-65223-X, S. 73
  14. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/is-lm-modell.html?referenceKeywordName=G%C3%BCter-Geldmarkt-Modell
  15. Ritterbruch: Makroökonomie. 11. Auflage. Oldenbourg, München/Wien 2000, ISBN 3-486-25486-3, S. 275
  16. Göcke/Köhler: Außenwirtschaft – Ein Lern- und Übungsbuch. Physika-Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-7908-1505-5, S. 133
  17. Berlemann: Makroökonomik. 1. Auflage. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2005, S. 27
  18. 18,0 18,1 18,2 Alisch: Wirtschaftslexikon. 16. Auflage. Gabler Verlag, Wiesbaden 2004
  19. Feess/Tibitanzl: Makroökonomie. Band 2. Franz Vahlen, München 1994, S. 7
  20. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. 8. Auflage. Berlin u.a. 2003, S. 158
  21. Clement, Terlau: Grundlagen der Angewandten Makroökonomik. 4. Auflage. München 2002, S. 353
  22. Dieckheuer: Makroökonomik. 4. Auflage. Berlin u.a. 2001, S. 168
  23. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage, München 2006, S. 832
  24. R. Dornbusch, S. Fischer, R. Startz: Makroökonomik. 8. Auflage. München u.a. 2003, S. 263
  25. Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. 8. Auflage. Berlin u.a. 2003, S. 160
  26. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage, München 2006, S. 150
  27. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. München 2006, S. 834
  28. 28,0 28,1 Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. München 2006, S. 830
  29. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. München 2006, S. 833
  30. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. München 2006, S. 841
  31. Blanchard, Illing: Makroökonomie. 4. Auflage. München 2006, S. 843
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