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Makonde

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt das Volk der Makonde; zu weiteren Bedeutungen gleichnamiger Begriffe siehe Makonde (Begriffsklärung).

Die Makonde sind ein Bantuvolk im Südosten Tansanias. Ein weiterer beachtlicher Teil des Makonde-Volkes siedelt seit langer Zeit jenseits des Rovuma-Grenzflusses in Mosambik. Ihre Sprache ist das ChiMakonde.

Geschichte

Die Deutsche Briefmarke von 1994 zum Jubiläum „125 Jahre Museum für Völkerkunde zu Leipzig“ zeigt eine Maske der Makonde

Die Makonde sind eine der fünf Hauptethnien in Tansania. Sie leben relativ isoliert auf dem auch heute noch schwer zugänglichen Makonde-Plateau. Dadurch wurden sie weniger durch koloniale Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen. Die genaue Rolle der tansanischen Makonde während des sog. Maji-Maji-Aufstandes 1905–1907 ist heute nur noch schwer zu recherchieren, zumal es sich nicht um eine hierarchisch geführte Ethnie, sondern um zum Teil weit verstreut lebende Gemeinschaften handelt. Untersuchungen, insbesondere Literaturauswertungen, der Hamburg Mawingu Collection (Peter-Andreas Kamphausen) haben ergeben, dass sich wohl nur vereinzelt lokale Makonde-Gruppen auf die Seite der Aufständischen geschlagen haben dürften. Dies hing wahrscheinlich damit zusammen, dass die Makonde unter anderen Ethnien, die am Aufstand maßgeblich beteiligt waren (z. B. Ngoni), selbst immer wieder als Folge von Übergriffen zu leiden hatten.

Des Weiteren war den Makonde offenbar aus sog. „Strafexpeditionen“ der deutschen Kolonialtruppen in früheren Jahren deren militärische Stärke noch in Erinnerung. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der angesehene deutsche Ethnologe Karl Weule 1906 seine berühmte Expedition nur deshalb in den bereits ab Herbst 1905 wieder „ruhigen“ äußersten Südosten des damaligen Deutsch-Ostafrika (heutiges Tansania) u. a. zu den Makonde geführt hat und dort auch weitgehend unbehelligt durchführen konnte, weil ihm von der deutschen Militärführung wegen der unsicheren Lage davon abgeraten worden war, entsprechend seiner ursprünglichen Planung in nördlichere Regionen zu reisen.

Die Makonde sind bekannt für ihren kulturellen Konservatismus und ihre Bereitschaft, ihr Land und ihre Lebensart zu verteidigen. So haben z. B. viele Makonde während des Unabhängigkeitskrieges in Mosambik für die Frelimo gekämpft.

In Tansania und Mosambik sind die Makonde gesellschaftlich und politisch integriert, so gehört der vierte Präsident von Mosamnik, Filipe Nyusi, der Volksgruppe an. Auch Benjamin William Mkapa, Präsident Tansanias von 1995 bis 2005, ist ein Makonde. Anders ist die Situation in Kenia, wohin besonders in den 1930ern Familien auswanderten, um für die britischen Kolonialherren zu arbeiten. Die in Kenia lebenden Makonde hatten nach der Unabhängigkeit des Staates keine Staatsbürgerschaft erhalten und galten jahrzehntelang als staatenlos. Im Oktober 2016 marschierten hunderte Makonde von Kwale nach Nairobi und verlangten ein Gespräch mit Präsident Uhuru Kenyatta. Daraufhin wurden die Makonde als 43. Volk Kenias anerkannt, bis November 2017 wurden 1.200 Ausweise an Makonde ausgestellt.[1]

Schnitzkunst

Makonde-Schnitzer auf dem Mwenge-Markt in Dar-es-Salaam bei der Arbeit

Isoliert von und resistent gegen Einflüsse von außen entwickelten die Makonde, die außergewöhnliche Kunsthandwerker (Holzschnitzer) sind, einen hohen Grad ethnischen Selbstbewusstseins. Die bekanntesten Makonde-Künstler sind ab den 1950er-Jahren nach Dar es Salaam gezogen, von wo aus ihre Schnitzkunst in den folgenden Jahrzehnten internationale Anerkennung erfahren hat und seitdem in bedeutenden Sammlungen vertreten ist: in Deutschland z. B. in der Sammlung Aurnhammer und der Hamburg Mawingu Collection. Zu den international wichtigsten zeitgenössischen Makonde-Künstlern zählt George Lilanga, der einen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt hat. Viele bedeutende Makonde-Schnitzer der „ersten Stunde“, die das Bild der sog. „Modern Makonde Art“ geprägt haben (z. B. Samaki, Dastani, Chanuo, Karinto u. a.), leben nicht mehr. George Lilanga ist am 27. Juni 2005 im Alter von 70 Jahren in Dar es Salaam gestorben. Die HMC: George Lilanga Collection hat dem Künstler ein systematisches Werkverzeichnis gewidmet.

Die Schnitzkunst der Makonde hatte ihre Höhepunkte beginnend in den 1960er-Jahren bis in die frühen 1990er-Jahre. Danach waren eine Reihe der prägenden Schnitzer gestorben und es gab (und gibt) nur wenige Nachfolger, die die Schnitzkunst noch in vergleichbarer Qualität und Ausdruckskraft beherrschen. Alle Meisterschnitzer hatten jedoch Schüler, die z. T. bis heute noch qualitativ überdurchschnittlich gute Werke herstellen können. Dazu zählt z. B. Mbangwende Moris (Chanuo-Schüler). Auch Malangange versucht sich im Chanuo-Stil. Augostino Mwanga war Schüler und langjähriger Mitarbeiter von Dastani. Lugwani hat eine eigene Richtung im Rahmen des Mawingu-Stils entwickelt.

Das Marktgeschehen um die Makonde-Schnitzkunst hat sich schon immer zwischen beeindruckenden Meisterwerken (die dann häufig als Sammlerstücke in internationale Kollektionen gewandert sind) und massenhaft produzierter sog. „Airport-Art“ bewegt. Heute überwiegt ganz eindeutig minderwertige, auf Hochglanz polierte oder mit Schuhcreme geschwärzte „Touristen-Kunst“ in kleineren Formaten, die auf verschiedenen Plätzen in Ostafrika (z. B. Mwenge in Dar es Salaam/Tansania oder in Nairobi/Kenia) angeboten wird.

Literatur

  • Helke Kammerer-Grothaus: Skulpturen aus Ebenholz – Kunst der Makonde. Museum im Kornhaus Kloster Heiligkreuztal. Sammlung Marion und Hans Eberhard Aurnhammer. Heiligkreuztal, 1991, ISBN 3-921312-45-0.
  • J. Anthony Stout: Modern Makonde Sculpture. Nairobi 1966. (englisch)
  • John Stoner: Makonde. The Heritage Library of African Peoples. The Rosen Publishing Group, New York 1998, ISBN 0-8239-2016-X. (englisch)
  • P. Arnold Walloschek: Ebenholz und Elfenbein – Reichtum der Makondeschnitzerei. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, St. Ottilien 1982, ISBN 3-88096-187-5.
  • Art makondé – tradition et modernité. Association francaise d´action artistique, 1989. (französisch, portugiesisch)
  • Hermann Pollig: Makonde – Eine ostafrikanische Dokumentation. Ausstellungskatalog mit Fotos von Jesper Kirknes. Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 1971.
  • Max Mohl: Meisterwerke der Makonde – eine ostafrikanische Dokumentation. Band I. Eigenverlag, 1977, ISBN 3-925761-50-0.
  • Max Mohl: Masterpieces of the Makonde II – Ebony Sculptures from East Africa, a comprehensive Foto-Documentation. Meisterwerke der Makonde II – Ebenholzskulpturen aus Ost-Afrika, eine Bilddokumentation (Ergänzung zu Band I) Eigenverlag, 1990/95, ISBN 3-925761-56-X. (deutsch, englisch)
  • Max Mohl: Masterpieces of the Makonde III – Ebony Sculptures from East Africa, a comprehensive Foto-Documentation. Meisterwerke der Makonde III – Ebenholzskulpturen aus Ost-Afrika, eine Bilddokumentation; Eigenverlag, 1997, ISBN 3-925761-57-8. (deutsch, englisch)
  • J. Gus Liebenow: Colonial rule and political development in Tanzania – The case of the Makonde. East African Publishing House, Nairobi 1971. (englisch)
  • Jesper Kirknaes, Jörn Korn: Makonde. Rhodos International Science and Art Publishers, Copenhagen 1999, ISBN 87-7245-731-7. (englisch)
  • Vital Dibr, Tatiana Dibr: Cosmic Art Makonde. Cosmic Art Museum, New York, Liberty Publishing House New York. (englisch)
  • Elisabeth Grohs, Uta Reuster-Jahn: Mawingu – Skulpturen der Makonde. Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Philosophicum Mai/Juni 1990 sowie Ausstellung im Landesmuseum Mainz, Juli/August 1990.
  • Aidron Duckworth: Modern Makonde Sculpture. Ausstellungskatalog der Syracuse University.
  • Roger Fouquer: Die Makonde und ihre Kunst. Übersetzung von P. Einhard Bundschuh. (Originaltitel der englischen Ausgabe: The Makonde and their Sculpture). 2. Auflage. Vier-Türme-Verlag, Abtei Münsterschwarzach, 1993, ISBN 3-87868-470-3.
  • Jörn Korn, Jasper Kirknaes: Modern Makonde Art. The Hamlyn Publishing Group United, London/New York/Sydney/Toronto 1974, ISBN 0-600-36171-3. (englisch)
  • Kurt Krieger: Ostafrikanische Plastik. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1990, ISBN 3-88609-251-8.
  • Zachary Kingdon: A Host of Devils – The History and context of the making of Makonde spirit sculpture. Routledge Harwood Anthropology, Taylor & Francis Group, London 2002, ISBN 0-415-27727-2. (englisch)
  • Madan Sapra: Contemporary Makonde Sculpture – The Madan Sapra Collection Nairobi, Kenya, East Africa. David Love, California, 1977. (englisch)
  • Harold Haydon: Modern Makonde Sculpture. Ausstellungskatalog der Ausstellung der Renaissance Society Gallery, University of Chicago, Oktober bis November 1967.
  • Gordon L. Olson: Spirits in Ebony – Woodcarvings of the African Makonde. Grand Rapids Public Museum Publication, Michigan. (englisch)
  • Harry G. West: Ethnographic Sorcery. [Über die Makonde im Norden von Mosambik]. University of Chicago Press, 2007. ISBN 978-0-226-89398-3

Weblinks

 Commons: Makonde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Radha Govil: ‘I feel like I am born again’: citizenship brings hope to stateless minority in Kenya. 6. November 2017, abgerufen am 7. November 2017 (englisch).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Makonde aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.