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Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune

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Opfer des Massenmordes

Die Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune der Hansestadt Gardelegen in Sachsen-Anhalt erinnert an die Ermordung von mehr als 1.000 KZ-Häftlingen bei einem Todesmarsch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Die Tat

Am 13. April 1945 wurden in der rund einen Kilometer nordöstlich der Stadt gelegenen Isenschnibber Feldscheune 1.016 KZ-Häftlinge ermordet. Mehrere sogenannte Todesmärsche von KZ-Häftlingen (unter anderem aus dem Außenlager Rottleberode und dem Außenlager Stempeda) und andere Transporte waren an den Tagen zuvor in Gardelegen zusammengetroffen und konnten wegen der nahenden Front nicht fortgesetzt werden.

Daraufhin wurde durch die Verantwortlichen unter dem NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele die Ermordung vorbereitet und durchgeführt. Die Gefangenen wurden in eine steinerne und mit Ziegeldach „hartgedeckte“ Feldscheune eingesperrt. Drei der vier großen Schiebetüren wurden verriegelt.

Über den weiteren Tatablauf gibt es im Detail abweichende Darstellungen.

Gardelegen, 16. April 1945

Mehreren Darstellungen zufolge war der Boden der Scheune mit Stroh bedeckt, das von den Tätern mit Benzin getränkt worden war.[1][2] Sie entzündeten das Stroh. Die Gefangenen konnten zweimal den Ausbruch des Feuers verhindern, indem sie das Feuer mit Kleidungsstücken, Säcken oder Decken erstickten.[3]

Die Schilderungen stimmen überein, dass die Wachmannschaft in die Scheune schoss, um die Häftlinge zu töten. Als Mordwerkzeuge werden Maschinengewehre, Handgranaten, Panzerfäuste, Signalmunition und Phosphorgranaten genannt. Mit Sicherheit wurde noch in der Nacht Benzin aus Gardelegen herbeigeschafft, um das Innere der Scheune in Brand zu setzen und die Leichen zu verbrennen. Das Verscharren der teils verkohlten Leichen gelang nur unvollkommen, obwohl Männer aus Gardelegen dabei halfen. 24 Stunden nach dem Massenmord erreichte die US-Armee den Ort des Geschehens. 25 Häftlinge hatten überlebt.

Täter

Beteiligt an der Ermordung waren Funktionäre der NSDAP, SA-Männer, Mitglieder der SS und Waffen-SS, Soldaten der Luftwaffe und der örtlichen Kavallerieschule, Angehörige einer Fallschirmjägereinheit, Polizeikräfte, Angehörige der Hitlerjugend, Volkssturmmänner, Angehörige des Reichsarbeitsdienstes, Angehörige des Technischen Notdienstes und der Feuerwehr sowie 25 Kapos, die man kurz zuvor freigelassen und in Wächteruniformen gesteckt hatte.[4]

Nach Augenzeugenberichten wurden 20 SS-Männer als Beteiligte am Massenmord von den Amerikanern an Ort und Stelle erschossen.[5] Der Hauptverantwortliche für den Massenmord von Gardelegen, der NSDAP-Kreisleiter und SS-Obersturmbannführer Gerhard Thiele, konnte mit falschen Papieren untertauchen; er wurde nie gefasst, verstarb 1994 und wurde erst danach enttarnt.[6] SS-Hauptscharführer Erhard Brauny, einer der Transportführer, wurde 1947 in Dachau zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt und verstarb 1950.

Gedenkstätte

Die Amerikaner zwangen die Einwohner Gardelegens unverzüglich, die Opfer zu exhumieren und würdig zu bestatten. Jeder männliche Einwohner über 16 Jahren wurde mit Laken und Spaten zur Scheune beordert, um dabei zu helfen.[7] Dies wurde auch gefilmt. Im Film sind Bergungen ganzer Leichen zu sehen, aber auch Szenen, bei denen sich Körperteile ablösen. Diese Szenen sind Bestandteil des Dokumentarfilms Todesmühlen.

Eine namentliche Zuordnung gelang nur bei einem Drittel der Opfer. Der Friedhof erhielt den Status eines Militärfriedhofs. Eine Gedenktafel der Amerikaner, auf der für eine Friedhofsschändung Strafen angedroht wurden, wurde unter sowjetischer Besatzung entfernt und zweckentfremdet. Zwischen 1952 und 1971 wurde die Gedenkstätte ausgebaut. Während des Bestehens der DDR fanden auf dem Friedhofsareal Vereidigungen von Soldaten statt. Eine Kopie der Gedenktafel der US-Amerikaner wurde der Gedenkstätte nach 1989 wieder beigefügt. Einige namentlich bekannte Opfer aus Belgien und Frankreich wurden exhumiert und in ihre Heimat überführt.

Das Konzept der Gedenkstätte und die Neubeschriftung von Schautafeln waren lange umstritten.[8] Im Dezember 2008[9] wurde zwischen der Stadt Gardelegen und der Landesgedenkstättenstiftung vereinbart, die Gedenkstätte neu zu gestalten. Am 13. April 2011 wurde auf dem Gelände der Gedenkstätte ein neues Besucherleitsystem eingeweiht.

Das Gelände besteht aus zahlreichen Stätten, etwa einer Mauer der Feldscheune und dem Friedhof, dessen Gräber mit weißen Kreuzen oder Sternen geschmückt sind.

Literatur

  • Diana Gring: Die Todesmärsche und das Massaker von Gardelegen – NS-Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges (Hrsg.: Stadtmuseum Gardelegen, Abt. Mahn- u. Gedenkstätte), Gardelegen 1993
  • Diana Gring: Das Massaker von Gardelegen. Ansätze zur Spezifizierung von Todesmärschen am Beispiel Gardelegen. In: Detlef Garbe, Carmen Lange: Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Bremen 2005, ISBN 3-86108-799-5, S. 155–168
  • Daniel Blatmann: Die Todesmärsche 1944/45. Reinbek 2011, ISBN 978-3-498-02127-6, (Kapitel 9 und 10; S. 520–607)

Weblinks

 Commons: Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. so jüngst umfassend bei Daniel Blatmann: Die Todesmärsche 1944/45. Reinbek 2011, ISBN 978-3-498-02127-6, Kapitel 9 und 10, hier S. 553.
  2. Ein Zeuge führte den wahrgenommenen Benzingeruch darauf zurück, dass die Scheune früher als Treibstofflager gedient habe. Siehe Diana Gring: Die Todesmärsche und das Massaker von Gardelegen – NS-Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Gardelegen 1993. S. 20 Anm. 42 bzw. Anm. 40.
  3. Gardelegen Isenschnibbe-Feldscheune (Abruf am 7. April 2012) / Daniel Blatmann: Die Todesmärsche 1944/45. S. 554
  4. Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45..., S. 541ff, S. 594.
  5. Diana Gring: Die Todesmärsche ..., S. 33.
  6. Steffen Könau: „Die Torgauer Häftlingsurnen.“ In: Mitteldeutsche Zeitung, 12. April 2005; Abruf 16. August 2007.
  7. Diana Gring: Die Todesmärsche... – Fotoserie: Marschkolonne mit Spaten, Laken und Holzkreuzen.
  8. Artikel bei zeit.de
  9. http://www.gardelegen.info/cms/index.php?article_id=284
52.53777777777811.421944444444
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.