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M.M.Warburg & CO

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  M.M.Warburg & CO (AG & Co.) Kommanditgesellschaft auf Aktien
MMW Bank Logo rgb.svg
Staat Deutschland
Sitz Hamburg
Rechtsform AG & Co. KGaA
Bankleitzahl 201 201 00[1]
BIC WBWC DEHH XXX[1]
Gründung 1798
Website www.mmwarburg.com
Geschäftsdaten 2021[2]
Bilanzsumme 6,4 Mrd. € (Warburg-Gruppe)

4,3 Mrd. € (M.M.Warburg & CO)

Mitarbeiter 985 (Warburg-Gruppe)
Leitung
Vorstand Markus Bolder[3]
Stephan Schrameier (Vorstand)[4]
Aufsichtsrat Reiner Brüggestrat (Vorsitzender)[5]

Die M.M.Warburg & CO (AG & Co.) Kommanditgesellschaft auf Aktien ist eine 1798 in Hamburg von den Brüdern Moses Marcus Warburg und Gerson Warburg aus der Bankiersdynastie Warburg gegründete unabhängige Privatbank. M.M.Warburg & CO ist heute die größte inhabergeführte Privatbank Deutschlands. Mehr als 80 % der Gesellschafteranteile gehören den Familien von Max M. Warburg Jr. und Christian Olearius.

Geschäftstätigkeit

M.M.Warburg & CO versteht sich als mittelständische Universalbank mit den Kerngeschäftsfeldern Private Banking, Corporate Banking, Capital Markets und Asset Management. Entsprechend deckt das Dienstleistungsspektrum den Zahlungsverkehr ebenso ab wie Aktienresearch und die Begleitung von Kapitalmarkttransaktionen. Daneben sind in jüngerer Zeit digitale Angebote wie die digitale Vermögensverwaltungsplattform Warburg Navigator und die digitale Family-Office-Anwendung Ownly getreten. Kernzielgruppen sind vermögende Privatkunden, Stiftungen, mittelständische Unternehmen und institutionelle Investoren.[6]

Um die Privatbank M.M.Warburg & CO ist seit der Jahrtausendwende die Warburg-Gruppe mit der Finanzholding-Gesellschaft M.M.Warburg & CO Gruppe GmbH entstanden. Die Warburg Gruppe ist in 10 deutschen Städten vertreten. Zum Konzern gehören Bankhäuser, Kapitalanlagegesellschaften und Schifffahrtsgesellschaften. Mit einer Bilanzsumme von 7,2 Milliarden Euro, Assets under Management and Administration von 76,2 Milliarden Euro und einem verwahrten Vermögen in Höhe von 33,9 Milliarden Euro ist die Warburg Gruppe einer der größten privaten Finanzdienstleister Deutschlands (Stand 2020).[7][8][9]

M.M.Warburg & CO unterhält Geschäftsstellen in Frankfurt, Köln, München, Berlin, Bremen, Braunschweig, Osnabrück, Hannover und Stuttgart.[10]

Geschichte

Von der Gründung bis zur Weimarer Republik

Hauptsitz der M.M.Warburg & CO in der Ferdinandstraße 75 in Hamburg
Jacob Schiff (1847–1920)
Otto H. Kahn (1867–1934)

Das Bankhaus wurde 1798 von den Brüdern Moses Marcus Warburg und Gerson Warburg gegründet.[11][12] 1810 wurde erstmals ein Gesellschaftervertrag für die M.M.Warburg & CO aufgesetzt. 1831 starb Bankgründer Moses Marcus Warburg. Abraham Samuel Warburg übernahm das Bankhaus und wählte als neuen Partner seinen Vetter Elias Warburg, der bereits 1837 aus unbekannten Gründen wieder aus der Bank ausschied. 1856 verstarb Abraham Samuel Warburg. Als langjährige Matriarchin der Warburg-Familie regierte nach dem Tod ihres Mannes nun Sara Warburg von 1856 bis 1864 als Alleininhaberin die Geschäfte der M.M.Warburg & CO. Saras Tochter Rosa (1833–1908) war verheiratet mit Paul Schiff, dem geschäftsführenden Bankdirektor der von Salomon Meyer Freiherr von Rothschild gegründeten Wiener Credit-Anstalt.

Sara Warburg übertrug ihren Söhnen Siegmund Warburg und Moritz M. Warburg Geschäftsanteile und Führungsaufgaben an der familieneigenen Bank. 1863 gab die Firma ihren ursprünglichen Titel Geldwechsler auf und legte sich fortan die Bezeichnung Bankier- und Geldwechselgeschäft zu. Die M.M.Warburg & CO war zu einer Privatbank mit guten internationalen Verbindungen gereift. Obwohl die Bank nur zehn Angestellte hatte, führte sie weltweit Devisen- und Wechselgeschäfte mit großen Handelshäusern und Banken. Zudem wuchs das lukrative Emissionsgeschäft stetig. 1864 schied Sara Warburg aus der Bank aus und übertrug die Geschäfte des Finanzinstituts endgültig auf die beiden ungleichen Söhne. Der etwas ältere Siegmund (Teilhaber von 1859 bis 1889) besaß die unbestrittene Vormachtstellung in der Bank, der Einfluss von Moritz (Teilhaber von 1862 bis 1910) war überschaubar. 1870 wirkte M.M.Warburg & CO bei der Gründung der Hamburger Commerz- und Disconto-Bank mit. 1893 wurde Max M. Warburg Teilhaber der M.M.Warburg & Co. 1933 war die M.M.Warburg & CO mit einem Kapital von 18 Millionen Reichsmark noch vor Mendelssohn & Co. die bedeutendste und größte Privatbank Deutschlands.[13]

Max M. Warburg (1867–1946)
Carl Melchior in der deutschen Verhandlungsdelegation des Versailler Vertrags, Erster von rechts (1919)

Die Zeit des Nationalsozialismus

Mit Beginn der NS-Machtergreifung und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 entwickelte die M.M.Warburg & CO gemeinsam mit dem Berliner Bankhaus A.E. Wassermann und der von Theodor Herzl gegründeten Anglo-Palestine Bank die Palästina Treuhandstelle zur Beratung Deutscher Juden GmbH (Paltreu). Über die 1934 als Teil des Ha’avara-Abkommens erschaffene Treuhandgesellschaft wurden drei Viertel aller Finanztransfers abgewickelt, die für die Emigration deutscher Juden und den Export deutscher Waren nach Palästina im Rahmen des Ha’avara-Abkommens nötig waren. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flossen 140 Millionen Reichsmark durch die Bank und sorgten dafür, dass M.M.Warburg & CO in dieser schweren Zeit genug Aufträge erhielt. Weitere Aufgabe der Gesellschaft war es, jene deutschen Juden zu beraten, die nach Palästina auswandern und einen Teil ihres Vermögens mitbringen wollten. Die Paltreu stand unter der Aufsicht des Auswärtigen Amts, des Reichswirtschaftsministeriums und der Reichsbank.[14][15][16]

Bei Hitlers Machtergreifung besaßen die M.M.Warburg & CO-Teilhaber 108 Aufsichtsratsmandate. Der Beginn der NS-Zeit brachte für M.M.Warburg & CO trotz ihres industriellen Einflusses schwerwiegende Veränderungen. Der Poststrom versiegte zusehends, immer weniger Kunden fanden den Weg in die Bank. Innerhalb des Jahres 1933 nahm die Zahl der Kunden von 5241 auf 1875 ab und das Bankhaus wurde aus zahlreichen Wertpapierzusammenschlüssen ausgestoßen. Zum vorläufigen Niedergang des Bankhauses trugen aber nicht ausschließlich die Nationalsozialisten bei. Durch den Zahlungsaufschub für die Deutschland gewährten Kredite wurden internationale Zahlungsströme eingefroren. Außerdem litt die Bank immer noch unter dem Debakel von 1931. An ein und demselben Tage starben am 30. Dezember 1933 die beiden M.M.Warburg & CO-Teilhaber Carl Melchior und Aby S. Warburg. Im Januar 1934 emigrierte M.M.Warburg & CO-Teilhaber Siegmund G. Warburg nach London und eröffnete dort das Bankhaus S. G. Warburg & Co. Im Sommer 1938 emigrierte Erich M. Warburg nach New York und gründete in den Büros von Kuhn, Loeb & Co. die Investmentbank E.M. Warburg & Co.

Zwischen 1936 und 1938 verloren die verbliebenen Teilhaber der M.M.Warburg & CO 80 von 98 Aufsichtsratsmandaten. Makabre Haupttätigkeit im Jahre 1937 war die Übernahme der Kunden von bereits arisierten jüdischen Banken wie dem Bankhaus S. Bleichröder, J. Dreyfus & Co. und 200 weiteren Privatbanken. M.M.Warburg & CO war eine der letzten Vertrauensbanken für die jüdische Geschäftswelt. Im September 1937 teilte Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht Max M. Warburg bei einem Gespräch in Berlin mit, die Bank nicht länger im Reichsanleihen-Konsortium halten zu können. Daraufhin entschloss sich Max M. Warburg, die Bank mit Hilfe von Freunden wie Franz Schütte und Konsul Dubbers in Bremen und Mitgliedern der Familie Nottebohm und Laeisz in Hamburg in eine Kommanditgesellschaft (KG) umzuwandeln. Rudolf Brinckmann, langjähriger loyaler Generalbevollmächtigter der M.M.Warburg & CO, und der Hamburger Geschäftsfreund Johann Jacob Paul Wirtz übernahmen 1938 die Bank. Ende Mai 1938 verabschiedete sich Max M. Warburg mit einer bewegenden Rede von seinen Mitarbeitern und emigrierte im August 1938 in die USA. Die stille Beteiligung, die die Familie Warburg weiterhin an der Bank hielt, wurde bei Kriegsausbruch 1939 beschlagnahmt. Das Bankhaus musste am 27. Oktober 1941 auf Anweisung der Regierung des Deutschen Reiches in Brinckmann, Wirtz & Co. umfirmieren. Die Einlagen der stillen Teilhaber aus der Familie Warburg wurden beschlagnahmt. Rudolf Brinckmann und Johann Paul Wirtz steuerten die Bank nicht ohne Gefahr für sich selbst durch die dunklen Jahre des Krieges.[17]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Wenige Tage nach der deutschen Kapitulation 1945 kehrte Erich M. Warburg am 11. Mai 1945 als Lt. Col. Eric M. Warburg, Oberster Offizier des Nachrichtendienstes der United States Army Air Forces und mittlerweile amerikanischer Staatsbürger, in das von den Briten besetzte Hamburg zurück.[18][19] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielten die Teilhaber der M.M.Warburg & CO ihre eingefrorenen Vermögen zurück.[20] Der 1938 ins amerikanische Exil emigrierte Firmenpatriarch Max. M. Warburg starb am 26. Dezember 1946 in New York.

1949 wurde durch Abschluss eines Rückerstattungsvergleichs die von Eric M. Warburg vertretene Familie Warburg wieder Gesellschafter der Bank. Ab 1956 trat er als Komplementär bei Brinckmann, Wirtz & Co. ein. Anfang 1957 trat Friedrich Priess neben Eric M. Warburg und Rudolf Brinckmann als dritter persönlich haftender Komplementär in die Bank ein. 1969 wurde die inzwischen stark gewachsene Bank zu M.M.Warburg-Brinckmann, Wirtz & Co. umfirmiert und trug damit erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder den Namen der Warburgs. Max M. Warburg Jr. trat 1978 zunächst als Direktor Sales & Trading und schließlich 1982 als Partner und damit in der 6. Generation der Warburg-Familie bei der M.M.Warburg & CO ein.[21] Die Familien der Hauptgesellschafter Max M. Warburg Jr. und Christian Olearius halten mehr als 80 % der Anteile an M.M.Warburg & CO (Stand März 2018).[7][22]

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands nahm die Bank 1991 wieder ihren ursprünglichen Namen M.M.Warburg & CO an, jedoch seit dem Einstieg von Olearius als Gesellschafter in die Bank wird das „O“ in M. M. Warburg & CO groß geschrieben und steht für Christian Olearius.[23] Um die Jahrtausendwende wuchs unter der Unternehmensführung von Olearius die M.M.Warburg & CO durch die Übernahme zahlreicher deutscher Privatbanken stark an. 1997 wurden zunächst das größte niedersächsische Privatbankhaus Hallbaum aus Hannover und 1998 die traditionsreiche Hamburger Privatbank Marcard, Stein & Co akquiriert. Es folgten 1999 die Übernahme der ältesten Bremer Privatbank Carl F. Plump & CO und 2003 schließlich der Kauf der Berliner Privatbank Löbbecke. Hinzu kamen die Gründungen der ausländischen Tochtergesellschaften M.M.Warburg Bank  AG (Schweiz) und M.M.Warburg & CO Luxembourg S.A., sowie mehrere Kapitalanlagegesellschaften.[24] Ab 2009 gehörte die Schwäbische Bank mit Sitz in Stuttgart zur Warburg-Bankengruppe.[25] Die zunächst übernommenen Tochterunternehmen Bankhaus Hallbaum, Bankhaus Löbbecke, Bankhaus Carl F. Plump & CO und die Schwäbische Bank wurden 2016 mit der Muttergesellschaft M.M.Warburg & CO verschmolzen und firmieren seitdem als Zweigniederlassungen von M.M.Warburg & CO.[26] Im Frühjahr 2018 erwarb die Warburg Bank 75,1 % der Anteile an der NORD/LB Asset Management aus Hannover von der NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale. Beide Banken bündelten ihre Asset-Management-Aktivitäten fortan in der Warburg Invest Holding. Im Juni 2019 übernahm Warburg die restlichen Anteile an der Holding und ist seitdem alleinige Eigentümerin der ehemaligen NORD/LB Asset Management. Diese firmiert mittlerweile als Warburg Invest. Mit einem betreuten Vermögen (Assets under Management and Administration) von mehr als 36 Milliarden Euro und rund 130 Mitarbeitern ist die Holding ein bedeutender Asset-Manager in Norddeutschland.[27]

Im November 2019 gaben der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Olearius sowie sein Stellvertreter Max Warburg, beide Hauptgesellschafter der Bank, ihren Rücktritt zum Ende des Jahres bekannt. Grund hierfür soll Druck seitens der Bafin gewesen sein im Zusammenhang der Teilnahme der Bank an sogenannten Cum-Ex-Geschäften.[28] Im September 2021 verließ Joachim Olearus als letztes verbliebenes Familienmitglied in der Unternehmensführung den Vorstand. Damit fand eine formale Trennung zwischen den Hauptgesellschaftern und der operativen Leitung statt.[29]

Fälle vor Gericht

Schiffsfonds

Die M.M.Warburg & CO hat bis zum Jahr 2010 Schiffsfonds angeboten, die über komplex konstruierte Vertriebs- und Beteiligungsgesellschaften wie Vigor und Atalanta abgewickelt wurden. Für die stark risikobehafteten Vertragsabschlüsse mit Anlegern kassierte die Bank hohe, teils zweistellige Provisionen. 2015 bestätigte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe ein Urteil gegen M.M.Warburg & CO, wonach einem geschädigten Kunden die von ihm in den Schiffsfonds MT „MARGARA“ investierten 50.000 Euro plus Zinsen zurückzuzahlen waren. Das Gericht verurteilte die Bank „wegen fehlerhafter Beratung zur Leistung von Schadensersatz“, da M.M.Warburg & CO eine „ganz erhebliche Provision, und damit einen echten, aufklärungspflichtigen Kick-back bezogen“ habe.[30][31]

Cum-Ex-Geschäfte

Nach 2016 stand die Bank aufgrund der Teilnahme an Cum-Ex-Geschäften in der Kritik. Dabei erhielten Warburg und andere Banken auf Kosten der Finanzverwaltung unberechtigterweise Millionen an Steuerrückzahlungen, obwohl überhaupt keine Steuern gezahlt wurden.[32]

Bereits im Januar 2016 wurden im Zuge von Steuerfahndung die Räume der Bank durchsucht. Bei den Ermittlungen zu den Cum-Ex-Geschäften wurde die Warburg-Bank im Oktober 2016 von den Hamburger Steuerbehörden informiert, dass die Bescheide für die Jahre 2009 bis 2011 zum Nachteil der Bank korrigiert werden müssen.[33] Das zuständige Finanzamt verzichtete aber zunächst auf eine Rückforderung. Am 8. November 2017 erließ der kommissarische Bundesfinanzminister Peter Altmaier eine Weisung an die Hamburger Finanzbehörde, wegen der drohenden Verjährung nicht auf die Rückzahlung zu verzichten. Da sich die Hamburger Behörde widersetzte, bekräftigte der Bundesminister am 1. Dezember seine Weisung. Erst Anfang 2018 forderte sie die bereits im Steuerbescheid festgestellte Summe von 43 Millionen Euro zuzüglich 13 Millionen Euro Zinsen zurück.[34] Gegen den Bescheid ging Warburg CO auf dem Rechtsweg vor.[35] Im März 2018 durchsuchten Steuerfahnder erneut die Bank sowie private Immobilien der Hauptgesellschafter Christian Olearius und Max Warburg, die auch privat Cum-Ex-Geschäfte tätigten.[36] Im Januar 2019 wurde bekannt, dass die Bank im Dezember 2018 beim Landgericht Frankfurt am Main Klage gegen die Deutsche Bank eingereicht hat. Diese habe es bei großen Aktiengeschäften („Cum Ex“) jahrelang „pflichtwidrig“ unterlassen, fällige Steuern einzubehalten und an die Finanzämter abzuführen, so die Klageschrift. Die Deutsche Bank wies alle Vorwürfe zurück.[37]

Nach einem SZ-Bericht hat die Wirtschaftsprüfgesellschaft Deloitte im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin einen Untersuchungsbericht vorgelegt, der verheerend für Warburg und Olearius ausfalle: Demnach soll sich Olearius zusammen mit zwei Beschäftigten bei Cum-Ex-Aktiendeals der „besonders schweren Steuerhinterziehung“ strafbar gemacht haben, wie es in einer Zusammenfassung des Prüfreports vom 19. Februar 2019 heiße, die SZ, NDR und WDR vorliegt. Deloitte käme zu dem Ergebnis, dass Olearius auch gegen gesetzliche Vorschriften für die Führung von Banken verstoßen habe; dafür lägen „ausreichende Anhaltspunkte“ vor. Die Bafin könne deshalb wohl verlangen, ihn als Aufsichtsrat bei Warburg abzuberufen.[38]

Im März 2020 wurde die Bank vom Landgericht Bonn dazu verurteilt, 176 Millionen Euro an Kapitalertragsteuer zurückzuzahlen.[39] Die Bank hatte diese Gelder im Rahmen der Cum-Ex-Geschäfte zu Unrecht erhalten. M.M.Warburg & CO legte dagegen Revision ein.[40] Einen Monat später forderte schließlich auch die Stadt Hamburg Gelder in Höhe von 160 Millionen Euro zurück.[41] Am 14. Januar 2021 gab Warburg bekannt, alle wegen der Cum-Ex-Aktiengeschäfte für 2007 bis 2011 festgesetzten Steuern an das Finanzamt für Großunternehmen überwiesen zu haben, womit die gerichtlich angeordnete Einziehung der Steuern erledigt sei.[42]

Am 6. November 2020 nahm der Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft seine Arbeit zur Klärung der Frage auf, warum der Hamburger Senat und die Hamburger Steuerverwaltung bereit waren, Steuern in Millionenhöhe mit Blick auf Cum-Ex-Geschäfte verjähren zu lassen und inwieweit es dabei zur Einflussnahme zugunsten der Warburg-Bank und zum Nachteil der Hamburgerinnen und Hamburger kam (PUA „Cum-Ex-Steuergeldaffäre“).[43][44][45]

Laut einem manager-magazin-Bericht vom März 2021 zahlte Warburg für Beratungen zu Cum-Ex-Geschäften 17,5 Millionen Euro an Hanno Berger und einen damaligen Kanzleipartner. Die Bank überwies das Geld an die Sarasin-Bank, die es an eine Offshore-Firma von Berger und einem damaligen Kanzleipartner auf den Britischen Jungferninseln weiterleitete.[36]

Im Juni 2021 wurde der ehemalige Generalbevollmächtigte von Warburg vom Landgericht Bonn im Fall von schwerer Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt zuzüglich 100.000 Euro Strafe, laut dem Handelsblatt ein Urteil mit „Signalwirkung für die gesamte Finanzbranche“.[46] Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von zehn Jahren, die Verteidiger Freispruch gefordert.[47][48] In Summe der als strafbar bewerteten Handlungen war das Landgericht sogar auf eine tat- und schuldangemessene Gesamtfreiheitsstrafe von 20 Jahren gekommen, da es dem Angeklagten besonders schwere Steuerhinterziehung von 2007–2011 vorwarf und gemäß der hinterzogenen Summen für jeden einzelnen Fall bereits über vier Jahre (bis auf 2011) veranschlagt hatte; allerdings nahm die 12. Große Strafkammer des Landgerichts zu Gunsten des Angeklagten an, dass er in Mittäterschaft gehandelt habe und reduzierte die Gesamtstrafe auch aufgrund des Alters auf fünf Jahre und sechs Monate.[49] Gegen dieses erste Urteil im Rahmen der Cum-Ex-Aufarbeitung hatte der Angeklagte Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt, die im April 2022 verworfen wurde.[50] Auch eine ebenfalls beim BGH eingelegte Verfahrensrüge wurde vom Senat im Juli 2022 ablehnend beschieden.[51] Eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht, die sich gegen einen Vorsitzenden Richter im Verfahren wandte, der bereits vorher Cum-Ex-Prozesse geleitet und deswegen diesen Prozess nicht unvoreingenommen geführt habe, hatte keinen Erfolg.[52]

Am 12. Januar 2022 legte der ehemalige Geschäftsführer einer Warburg-Tochter in Luxemburg während eines Prozesses vor dem Landgericht Bonn ('dritten Cum-Ex-Strafprozess') überraschend ein Geständnis ab. Er gilt als der erste geständige Cum-Ex-Akteur der Warburg-Gruppe.[53] Am 9. Februar 2022 wurde er wegen der Cum-Ex Geschäfte zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.[54]

Am 4. April 2023 kündigte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu Vorgängen rund um die Cum-Ex-Geschäfte der Warburg-Bank einen Untersuchungsausschuss gemäß Art. 44 GG an. Die Linke zeigte sich ebenfalls offen für die Forderung.[55][56] Laut Antragsentwurf soll sich der Untersuchungsausschuss vor allem mit der Rolle des inzwischen zum deutschen Bundeskanzler aufgestiegenen SPD-Politikers Olaf Scholz als Hamburger Bürgermeister und Bundesfinanzminister bei der steuerlichen Behandlung der Cum-ex-Geschäfte der Hamburger Warburg-Bank beleuchten.[57]

Literatur

Weblinks

 Commons: M.M.Warburg & CO – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. [1] Pressemitteilung vom 26. Juli 2022
  3. https://www.faz.net/aktuell/finanzen/warburg-bank-mit-kleinem-gewinn-manuela-better-geht-18200731.html
  4. https://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/m-m-warburg-neuer-chefaufseher-und-neuer-vorstand-a-46c752e6-1f27-4eb8-863d-3d7c10e25d62
  5. https://www.welt.de/regionales/hamburg/article236604283/Nach-Cum-Ex-Skandal-Ex-Volksbankchef-ist-Aufsichtsratsvorsitzender-der-Warburg-Bank.html
  6. Geschäftsbericht 2020[2] M.M.Warburg & CO, Online-Geschäftsbericht 2020, abgerufen am 3. Oktober 2021
  7. 7,0 7,1 Heinz-Roger Dohms: Warburg-Bank: Aus der Reserve Die ZEIT, 6. September 2017.
  8. Pressemitteilung vom 16. Mai 2017.
  9. Pressemitteilung vom 10. Mai 2021.
  10. M.M.Warburg & CO: Dies ist die Warburg Gruppe. Abgerufen am 23. Mai 2022.
  11. Julius H. Scheps: Die Warburgs – Ron Chernows große Geschichte einer Hamburger Familie Die Zeit, 2. Dezember 1994.
  12. M.M.Warburg & Co – Historie (Memento vom 3. Mai 2013 im Internet Archive) Website M.M.Warburg & Co; abgerufen am 9. November 2012.
  13. Ron Chernow: Die Warburgs – Odyssee einer Familie. Siedler-Verlag, München, 1994, Seite 443 / 449
  14. Ron Chernow: Die Warburgs – Odyssee einer Familie. Siedler-Verlag, München, 1994, Seite 487
  15. David Jünger: Jahre der Ungewissheit: Emigrationspläne deutscher Juden 1933–1938. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2016 Seite 155
  16. Francis R. Nicosia: Zionismus und Antisemitismus im Dritten Reich. Wallstein Verlag, Göttingen, 2008, Seite 122
  17. ihr.org Rezension Powerful Jewish Dynasty Profiled
  18. Marion A. Kaplan, Beate Meyer: Jüdische Welten: Juden in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Wallstein Verlag, Göttingen, Seite 336
  19. Michael Naumann: Glück gehabt – Ein Leben. Hoffmann und Campe Verlag, 2017
  20. Der Spiegel: Arisierung: „Keiner hat hier was zu feiern.“ Der Spiegel, Ausgabe 52/1987 vom 21. Dezember 1987.
  21. Lebenslauf von Max Marcus Alfons Warburg (Memento vom 5. April 2018 im Internet Archive)
  22. Der Tradition verbunden – der Zukunft verpflichtet (Memento vom 5. Februar 2018 im Internet Archive) Firmengeschichte der M.M.Warburg & CO
  23. https://heft.manager-magazin.de/EpubDelivery/manager-lounge/pdf/29235232
  24. Unternehmen der Warburg Gruppe (Link nicht mehr abrufbar) Website M.M.Warburg & CO; abgerufen am 1. Juli 2014.
  25. M.M. Warburg steigt bei der Schwäbischen Bank ein. In: Die Welt, 18. Dezember 2008.
  26. Warburg Bank geht mit Strukturreform in Offensive – Kurztext boersen-zeitung.de. In: www.boersen-zeitung.de. Abgerufen am 12. Oktober 2016.
  27. Landesbank: NordLB verkauft restliche Asset-Manager-Anteile an M.M. Warburg. Abgerufen am 10. Juli 2019.
  28. Jörn Lauterbach: Wechsel im Aufsichtsrat: Paukenschlag bei Hamburger Warburg Bank. 2019-11-23 (https://www.welt.de/regionales/hamburg/article203756094/Wechsel-im-Aufsichtsrat-Paukenschlag-bei-Hamburger-Warburg-Bank.html).
  29. Warburg-Chef Joachim Olearius legt sein Amt nieder. In: Der Spiegel. 2021-10-05 (https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/warburg-chef-joachim-olearius-legt-sein-amt-nieder-a-bfbc9901-fe6d-42bd-a296-6f7114010749).
  30. Jens Brambusch: BGH watscht Warburg ab. Capital, 15. März 2016
  31. Jens Brambusch: Die Schiffbrüchigen Capital, Ausgabe 09/2013, Seite 171–175
  32. NDR: Warburg Bank: Steuerforderungen nach Cum-Ex-Affäre beglichen. Abgerufen am 18. September 2021.
  33. sueddeutsche.de: Millionen: Bund zwingt Hamburg, gegen renommierte Privatbank vorzugehen
  34. Ansgar Siemens, Jens Witte: Olaf Scholz im Cum-ex-Ausschuss – Was Bisher geschah. In: Der Spiegel. 19. August 2022, abgerufen am 19. August 2022.
  35. dpa: Warburg-Bank weist Vorwürfe zu Cum-Ex-Geschäften zurück. Süddeutsche Zeitung, 16. Januar 2018, abgerufen am 7. August 2020..
  36. 36,0 36,1 Oliver Schröm, Oliver Hollenstein: Der Meister der Gier. In: manager magazin. Abgerufen am 26. März 2021.
  37. Georg Mascolo, Klaus Ott: Hamburger Privatbank verklagt Deutsche Bank. Süddeutsche Zeitung, 9. Januar 2019
  38. Georg Mascolo, Klaus Ott: Vermutete Cum-Ex-Deals. Bericht von Wirtschaftsprüfern belastet Warburg-Bank. In: sz.de vom 6. April 2019 (abgerufen am 8. Mai 2019)
  39. Cum-Ex: Warburg-Bank muss Millionen zurückzahlen, NDR vom 19. März 2020; Zugriff am 22. April 2020
  40. Warburg Bank legt Revision gegen Cum-Ex-Urteil ein, NDR vom 22. März 2020; Zugriff am 22. April 2020
  41. Hamburg fordert doch Steuern von Warburg-Bank zurück, NDR vom 22. April 2020; Zugriff am 22. April 2020
  42. Warburg begleicht Steuerforderungen aus Cum-Ex-Geschäften. In: welt.de. 14. Januar 2021, abgerufen am 13. April 2023.
  43. Drs. 22/1762. (PDF) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, 28. Oktober 2020, abgerufen am 7. November 2020.
  44. KurzProt. 22/12. (PDF) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, 29. Oktober 2020, abgerufen am 7. November 2020.
  45. Cum-Ex-Affäre: Ausschuss in Hamburg konstituiert sich. NDR, 6. November 2020, abgerufen am 7. November 2020.
  46. Urteil mit Signalwirkung: Erster deutscher Banker muss wegen Cum-Ex-Deals ins Gefängnis , handelsblatt.de vom 1. Juni 2021
  47. Fast 70 Ermittlungsverfahren und ein weiterer Strafprozess, Legal Tribune Online vom 9. November 2020; Zugriff am 20. Januar 2021
  48. Erstmals Urteil gegen deutschen Banker in Cum-Ex-Prozess. FAZ.NET, 1. Juni 2021
  49. Urteil 62 KLs – 213 Js 32/20 – 1/20. In: Landgericht Bonn. Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen, 1. Juni 2021, abgerufen am 15. August 2022: „Unter nochmaliger Würdigung der lange zurückliegenden Taten und der altersbedingt besonderen Strafempfindlichkeit des Angeklagten hat die Kammer eine straffe Zusammenführung der Einzelstrafen für angemessen erachtet […] Insbesondere hat die Kammer darauf geachtet, dass die zu verbüßende Strafe dem Angeklagten eine nicht nur theoretische Aussicht auf eine Wiedererlangung der Freiheit zu Lebzeiten eröffnet.“
  50. Beschluss des 1. Strafsenats vom 6.4.2022 – 1 StR 466/21 –. In: Bundesgerichtshof. Abgerufen am 15. August 2022.
  51. Beschluss des 1. Strafsenats vom 29.6.2022 – 1 StR 466/21 –. In: Bundesgerichtshof. Abgerufen am 15. August 2022.
  52. Erfolglose Verfassungsbeschwerde gegen strafrechtliche Verurteilung in einem „Cum-Ex“-Fall wegen Entziehung des gesetzlichen Richters. Pressemitteilung Nr. 19/2023. Bundesverfassungsgericht, 17. Februar 2023, abgerufen am 4. April 2023.
  53. Cum-Ex-Prozess: Früherer Warburg-Banker legt Geständnis ab. In: tagesschau.de. 29. April 2022, abgerufen am 13. April 2023.
  54. Cum-Ex-Skandal: Ex-Warburg-Banker zu Haftstrafe verurteilt. In: tagesschau.de. 29. April 2022, abgerufen am 13. April 2023.
  55. dpa: Bundestag: Union will Untersuchungsausschuss zum Steuerskandal um Warburg-Bank. In: zeit.de. 4. April 2023, abgerufen am 13. April 2023.
  56. Union will in Cum-ex-Affäre Bundestags-Untersuchungsausschuss beantragen. In: Der Spiegel. 4. April 2023, abgerufen am 5. April 2023.
  57. Florian Gathmann: Scholz und die Warburg-Bank: So will die Union den Kanzler in der Cum-ex-Affäre vor sich hertreiben. In: Spiegel Online. 13. April 2023, abgerufen am 13. April 2023.

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