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Münzprägungen des Bar-Kochba-Aufstandes

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Silberne Bar-Kochba-Münze mit Darstellung von Tempeltrompeten

Die Münzprägungen des Bar-Kochba-Aufstandes waren eine Währung, die in dem von Bar Kochba kontrollierten Territorium Eretz Israel (ein von der römischen Besatzung befreiter Teil der Provinz Judäa) in den Jahren 132 bis 136 n. Chr. Gültigkeit hatte.

Ähnlich wie die Münzprägungen des Ersten Jüdischen Krieges, wurde auch während des Bar-Kochba-Aufstands eigene Münzen geprägt. Das ist ein Vorrecht souveräner Staaten und in sich schon eine Kriegserklärung an Rom, wie sie unter allen aufständischen Provinzen des Reichs nur in Judäa – und zwar in beiden Kriegen gegen Rom – vollzogen wurde.[1]

Konnten die Aufständischen im ersten Krieg gegen Rom mit der Münzstätte Jerusalem auf das im Tempelschatz gelagerte Silber zurückgreifen, so stand eine solche Ressource der Administration Bar Kochbas nicht zur Verfügung. Es handelt sich um Überprägungen lokaler Münzen, die mehr oder weniger lange in Umlauf gewesen waren. Interessant im Blick auf die Datierung des Bar-Kochba-Aufstandes wäre die Überprägung einer Münze, die erst kurz vor dem Beginn des Aufstands ausgegeben worden war. Mildenberg verweist hier auf eine überprägte Gaza-Bronzemünze, auf der die Datierung 192 der Ära von Gaza (=131/132 n. Chr.) noch erkennbar ist.[2]

Das Überprägen der römischen Münzen mit ihrer paganen Symbolik war nach Ya’aḳov Meshorer eine sowohl religiöse als auch politische Botschaft.[3] Als Material dienten hauptsächlich folgende, von den Rebellen eingezogene Münzen:[3]

Material Münzstätte
Silber Tetradrachmen aus Antiochia und Tyros
Bronze, groß Provinzialprägungen aus Antiochia und Alexandria
Bronze, mittel Provinzialprägungen aus Askalon, Gaza, Caesarea
Bronze, klein Provinzialprägungen aus Askalon

Vor dem Überprägen wurden die Bronzemünzen abgefeilt. Bei den Silbermünzen wollte man den damit verbundenen Materialverlust vermeiden und hämmerte sie flach.[4] Eine feste Münzstätte, wie sie während des ersten Jüdischen Krieges in Jerusalem bestand, nimmt Meshorer nicht an. Vielmehr habe sich der jeweilige Münzmeister bei Bar Kochba aufgehalten.[5]

Die Hersteller der Münzstempel waren keine Spezialisten. Die damit beschäftigten Handwerker nahmen in der Regel einen vorhandenen Münzstempel als Vorlage, wenn es erforderlich war, einen neuen anzufertigen. Sie tendierten dazu, das Motiv zu vereinfachen. Besondere Probleme bereitete ihnen die althebräische Schrift, die wegen ihrer Dignität von der Bar-Kochba-Administration für ihre Münzen verwendet wurde, obwohl sich im Alltag die Quadratschrift schon völlig durchgesetzt hatte. Den Münzen sieht man an, dass die Handwerker diese Buchstaben nicht kannten und ihre Formen veränderten, sie teilweise auch ungelenk um das Münzmotiv gruppierten.[6] Gelegentlich waren unqualifizierte Leute mit dem Schlagen der Münzen beschäftigt, und es wurde unter Zeitdruck gearbeitet.[7] Die Qualität der Prägungen ist aus den genannten Gründen deutlich schlechter als bei den Münzen des Ersten Jüdischen Krieges.

Peter Schäfer gibt folgende grobe Übersicht über die Münztypen:[8]

  • Münzen mit der Aufschrift „Jahr eins der Erlösung Israels“;
  • Münzen mit der Aufschrift „Jahr zwei der Befreiung Israels“;
  • Datierte Münzen (Jahr 1, Jahr 2) mit der Aufschrift „Jerusalem“;
  • Münzen, deren Aufschrift als „für die Freiheit/Befreiung Jerusalems“ übersetzt werden kann. Sie wurden wahrscheinlich im 3. Jahr des Aufstands geprägt.

Nach Kriegsende wurden die Bar-Kochba-Münzen aus dem Verkehr gezogen. Erhalten blieben sie in Münzhorten sowie als Schmuckstücke, erkennbar an hineingebohrten Löchern.[9] In Me‘arat haTe’omim (östlich von Bet Schemesch) gelang es 2011, einen Hort von 83 Silbermünzen der Bar-Kochba-Administration (Hoard A) sicherzustellen. In dieser Karsthöhle suchten Menschen am Ende des Aufstands Zuflucht. Sie hatten die Münzen zusammen mit einem Silberschmuck in einem nicht mehr erhaltenen organischen Behältnis verwahrt und in einer Aushöhlung im Felsen deponiert. Dies ist der einzige derartige Hortfund, der durch eine kontrollierte Grabung bekannt wurde, gegenüber 29 Hortfunden von Bar-Kochba-Münzen, die zwischen 1889 und 1982 auf dem Antiquitätenmarkt auftauchten.[10] In der gleichen Höhle gab es zwei weitere Münzhorte B und C, die Bar-Kochba-Münzen zusammen mit römischen Münzen enthielten. Vermutlich hatten die Besitzer nicht ihr gesamtes Münzgeld in Aufstandswährung umgetauscht, weil die Bar-Kochba-Münzen nur in einem begrenzten Gebiet gültig waren.

Eine Merkwürdigkeit sind Bronzemünzen Bar Kochbas, die in entfernten römischen Provinzen im Kontext von Militärlagern aufgefunden wurden. Hanan Eshel, Boaz Zissu und Gabriel Barkay listen sechzehn Exemplare: eine Münze in Britannien, 12 in Pannonien und drei in Dakien. Sie vermuten, dass Legionäre, die an der Niederschlagung des Aufstands beteiligt waren, diese Münzen quasi als Souvenirs mitnahmen.[11]

Weblinks

 Commons: Münzprägungen des Bar-Kochba-Aufstandes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Ya’aḳov Meshorer: Ancient Jewish Coinage. Band 2: Herod the Great Through Bar Cochba. Amphora Books, New York 1982, darin: S. 132–165.
  • Leo Mildenberg: The Coinage of the Bar Kokhba War. Verlag Sauerländer, Aarau 1984, ISBN 3-7941-2634-3.
  • Leo Mildenberg: Numismatische Evidenz zur Chronologie der Bar-Kokhba-Erhebung. In: Schweizerische Numismatische Rundschau 34 (1948/49), S. 19–27. (Digitalisat)
  • Hanan Eshel, Boaz Zissu, Gabriel Barkay: Sixteen Bar Kokhba Coins from Roman Sites in Europe. In: Dan Barag, Boaz Zissu (Hrsg.): Studies in Honour of Arnold Spaer (=Israel Numismatic Journal. Band 17) Jerusalem 2010, S. 91–97. (PDF)
  • Boaz Zissu, Ro’i Porat, Boaz Langford, Amos Frumkin: Archaeological remains of the Bar Kokhba Revolt in the Te’omim Cave (Mu˘ghâret Umm et Tûeimîn), Western Jerusalem Hills. In: Journal of Jewish Studies 62/2, Herbst 2011, S. 262–283. (PDF)
  • Boaz Zissu, Hanan Eshel: Coins and Hoards from the Time of the Bar Kokhba Revolt. In: Hoards and Genizot as Chapters in History, Hecht Museum Haifa, Frühjahr 2013, S. 31–40. (PDF)

Einzelnachweise

  1. Leo Mildenberg: Der Bar-Kochba-Krieg im Lichte der Münzprägungen. In: Hans-Peter Kuhnen: Palästina in griechisch-römischer Zeit, C. H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-32876-8, Göttingen 2016, S. 357-366, hier S. 358.
  2. Leo Mildenberg: Numismatische Evidenz zur Chronologie der Bar-Kokhba-Erhebung, 1948/49, S. 25.
  3. 3,0 3,1 Ya’aḳov Meshorer: Ancient Jewish Coinage, Band 2: Herod the Great Through Bar Cochba, New York 1982, S. 135.
  4. Ya’aḳov Meshorer: Ancient Jewish Coinage, Band 2: Herod the Great Through Bar Cochba. 1982, S. 158.
  5. Ya’aḳov Meshorer: Ancient Jewish Coinage, Band 2: Herod the Great Through Bar Cochba, New York 1982, S. 159.
  6. Leo Mildenberg: The Coinage of the Bar Kokhba War, Aarau 1984, S. 21 f.
  7. Ya’aḳov Meshorer: Ancient Jewish Coinage, Band 2: Herod the Great Through Bar Cochba, New York 1982, S. 160.
  8. Peter Schäfer: Geschichte der Juden in der Antike, Tübingen 2010, S. 186.
  9. Martin Goodman: Coinage and Identity: The Jewish Evidence. In: Christopher Howgego et al. (Hrsg.): Coinage and Identity in the Roman Provinces, Oxford University Press, Oxford 2007, S. 163-166, hier S. 166.
  10. Boaz Zissu, Ro’i Porat, Boaz Langford, Amos Frumkin: Archaeological remains of the Bar Kokhba Revolt in the Te’omim Cave (Mu˘ghâret Umm et Tûeimîn), Western Jerusalem Hills, 2011, S. 273–275.
  11. Hanan Eshel, Boaz Zissu, Gabriel Barkay: Sixteen Bar Kokhba Coins from Roman Sites in Europe, 2010, S. 94 f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Münzprägungen des Bar-Kochba-Aufstandes aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.