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Ludwig Strauss

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Ludwig Strauss. Zum Radiologen siehe Ludwig G. Strauss.
Ludwig Strauss, 1937

Arieh Ludwig Strauss (eigentlich Strauß, Pseudonym Franz Quentin, Strawotsch, Arijeh ben Menachem) (geb. 28. Oktober 1892 in Aachen; gest. 11. August 1953 in Jerusalem) war ein deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler jüdischer Herkunft.

Leben

Ludwig Strauss war der Sohn eines Kaufmanns. Als Schüler veröffentlichte er in Zeitschriften und war aktiv in zionistischen Vereinen. Er studierte Germanistik, Literaturgeschichte und Philosophie in Berlin und München. Er absolvierte Kriegsdienst und brach 1919 wegen Krankheit sein Studium ab. Seit 1925 war er verheiratet mit Eva Buber, der Tochter Martin Bubers. Nach einer Tätigkeit als Lektor 1925/1926 war er Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus und wohnte im Haus der Witwe Else Sohn-Rethel in der Goltsteinstraße.[1] 1928 wurde er mit der Dissertation Hölderlins Anteil an Schellings frühem Systemprogramm in Frankfurt am Main promoviert. 1929 habilitierte er sich in Aachen mit der Arbeit Das Problem der Gemeinschaft in Hölderlins Hyperion (gedruckt 1933). Seitdem war er Privatdozent an der TH Aachen. Er veröffentlichte Arbeiten und Aufsätze zu Hölderlin. Er übersetzte eine Auswahl von Geschichten aus dem jüdischen Ma'assebuch die 1934 als Band 18 der Bücherei des Schocken Verlags veröffentlicht wurde.

Bereits im Frühjahr 1933 begannen auch an der RWTH Aachen die Denunziationsmaßnahmen der Studentenschaft. Hierbei ließen der ASTA (Allgemeiner Studentenausschuss) und die Studentenführer dem hierfür extra eingesetzten Denunziationsausschuss bestehend aus Hermann Bonin, Hubert Hoff, Felix Rötscher, Adolf Wallichs und Robert Hans Wentzel darüber Mitteilungen zukommen, welche der Dozenten und Professoren nicht arischer Abstammung waren oder vermeintlich oder tatsächlich eine unerwünschte politische Einstellung hatten. Strauss sollte nun gemäß dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums auf Grund seiner jüdischen Herkunft zusammen mit den anderen nicht „arischen“ Professoren Otto Blumenthal, Arthur Guttmann, Walter Maximilian Fuchs, Ludwig Hopf, Theodore von Kármán, Paul Ernst Levy, Karl Walter Mautner, Alfred Meusel, Leopold Karl Pick, Rudolf Ruer und Hermann Salmang die Lehrerlaubnis entzogen werden.

Strauss wurde Ende April 1933 beurlaubt, konnte aber aufgrund des Frontkämpferprivilegs ab 1934 wieder Vorlesungen halten. „Da seine Vorlesungen von immer weniger Studenten besucht wurden und die Lage in Deutschland für ihn bedrohlicher wurde, bat er um Beurlaubung ab dem 1. Januar 1935 und um Entlassung ab 1. April desselben Jahres.“[2] Strauss wanderte 1935 mit der Familie nach Palästina aus. Er lebte zunächst in Jerusalem, danach im Kibbuz Hasorea. 1938 wurde er Lehrer im 1927 von dem aus Berlin gebürtigen Arzt und Erzieher Siegfried Lehmann (1892–1958) in der Nähe von Lod gegründeten Kinder- und Jugenddorf Ben Shemen.[3] Dort wurden nach 1933 vor allem Kinder und Jugendliche aus Deutschland aufgenommen. Wegen Krankheit ab 1949 wieder in Jerusalem, unterrichtete er als Dozent an der Hebräischen Universität.[2] Er schrieb seine Gedichte auch in Hebräisch. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen hat zu seinen Ehren am Germanistischen Institut die Ludwig-Strauss-Professur für deutsch-jüdische Literaturgeschichte eingerichtet.

Werke

  • Dichtungen und Schriften. Hrsg. von Werner Kraft. München: Kösel-Verl. 1963.
  • Briefwechsel Martin Buber – Ludwig Strauß 1913–1953. Hrsg. von Tuvia Rübner und Dafna Mach. Frankfurt a. M.: Luchterhand 1990. (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. 64)
  • Das verpasste Verbrechen und andere Prosa. Hrsg. und mit einem Nachw. versehen von Gregor Ackermann (u. a.). Aachen: Alano-Verlag 1990.
  • Land Israel. Gedichte. Hrsg. und mit einem Nachw. versehen von Hans Otto Horch. Aachen: Rimbaud Verlag 1991. ISBN 3-89086-880-0
  • Gesammelte Werke. In vier Bänden. Hrsg. von Tuvia Rübner und Hans Otto Horch. Göttingen: Wallstein 1998–2001. (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt. 73) ISBN 3-89244-198-7

Herausgeberschaften

  • Geschichtenbuch aus dem jüdisch-deutschen Maaßebuch / ausgew. u. übertr. von Ludwig Strauß. Schocken, Berlin 1934

Literatur

  • Richard Faber: Von Aachen nach Jerusalem – und nicht wieder zurück. Zum 100. Geburtstag von Ludwig Strauß. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 45 (1993), S. 152–167
  • Hans Otto Horch (Hrsg.): Ludwig Strauß. 1892–1992. Beiträge zu seinem Leben und Werk. Mit einer Bibliographie. Tübingen: Niemeyer 1995 (= Conditio Judaica, 10)
  • Hans Otto Horch: Strauß, Ludwig. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, ISBN 3-476-01682-X, S. 557–558.
  • Rudolf Lennert: Über das Leben der deutschen Sprache in Jerusalem. In: Neue Sammlung 6 (1966), S. 617–627 (über Ludwig Strauss, Ernst Simon und Werner Kraft).
  • Bernd Witte (Hrsg.): Ludwig Strauss. Dichter und Germanist. Eine Gedenkschrift. Aachen 1982. 132 S.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Goltsteinstraße 23, E Sohn, Karl, Witwe, U1 Strauß, Ludwig, Dramaturg, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf, 1926, S. 99
  2. 2,0 2,1 Ludwig Strauss: Biografische Information der RWTH Aachen
  3. Beate Lehmann: Siegfried Lehmann und das Jüdische Volksheim im Berliner Scheunenviertel, in: Sabine Hering, Harald Lordick, Gerd Stecklina (Hg.): Jüdische Jugendbewegung und soziale Praxis, Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main, 2017, ISBN 978-3-943787-77-1, S. 103–122
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ludwig Strauss aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.