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Ludwig Pollak

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Laokoon-Gruppe im Vatikanischen Museum
Frankfurter Athena
Kopenhagener Hermes
New Yorker Krieger
Pollaks Wohnung im Obergeschoss des Palazzo Odescalchi in Rom

Ludwig Pollak (geb. 14. September 1868 in Prag; am 18. Oktober 1943 aus Rom in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort ermordet) war ein österreichisch-tschechoslowakischer[1] Klassischer Archäologe und Kunsthändler, der in Rom lebte.

Leben

Ludwig Pollak wuchs am Ziegenplatz in der Prager Josefstadt auf. Er studierte in Prag und Wien Klassische Archäologie und Kunstgeschichte und promovierte 1893 als „klassisch archäologischer Staatsstipendiat“[2]. In der Autographensammlung von Fritz Donebauer machte er 1890 erste Berufserfahrungen und sortierte dessen gesammelte Autographen des Musikers Johann Wenzel Tomaschek. Als Lohn erhielt er sein erstes Goethe-Autograph, später besaß er eine Kollektion von 40 Autographen und zwei Haarlocken Goethes.[3] 1893/94 unternahm er Reisen nach Griechenland und Italien und ließ sich als Privatgelehrter und Kunsthändler im Rom nieder. 1898 wurde korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, 1901 des Österreichischen Archäologischen Instituts. 1900 bereiste er Ägypten, Syrien und Kleinasien. Er heiratete Gretchen von Bronneck und hatte mit ihr die Kinder Wolfgang (* 1902), Angelina (* 1905) und Susanne (* 1910). In zweiter Ehe war er seit 1921 mit Julia Süßmann verheiratet.

Im Jahr 1904 wurde er Ehren-Kustos des neu errichteten römischen Antikenmuseums Museo Barracco. In Rom identifizierte Pollak 1905 im Marmorvorrat einer Steinmetzwerkstatt den fehlenden Arm der Laokoon-Gruppe - der endgültige Nachweis gelang allerdings erst postum im Jahr 1957. Pollak wurde dafür zum Commendatore des päpstlichen Gregoriusordens ernannt.[4] Durch Pollaks Kunsthändlertätigkeit ging die römische Kopie der Athena des Myron in das Liebieghaus nach Frankfurt, eine Hermes-Statue nach Kopenhagen und ein Vulneratus deficiens (verwundeter Krieger) an das Metropolitan Museum of Art in New York.

Während des Ersten Weltkriegs musste Pollak Italien im Jahr 1915 verlassen und kehrte 1919 wieder zurück.[5] 1934 benannte das nationalsozialistische Deutsche Reich aus antisemitischen Gründen die Bibliotheca Hertziana um, Wilhelm Bruns wurde ihr regimetreuer Direktor, der Pollak ab 1935 den Zutritt verwehrte. Pollak antwortete mit einer Würdigung der jüdischen Stiftungen in Rom und des Mäzenatentums der Henriette Hertz[6], während Bernard Berenson die deutschtümelnde Naivität der Hertz kritisierte.[7]

Als die römischen Juden am 16. Oktober 1943 festgenommen wurden, bot der Vatikan ihm noch im Gefängnis der Questura an, ihn dann unter Schutz zu stellen, wenn er zum Katholizismus konvertieren würde. Im Unterschied zu der dreißig Jahre jüngeren Kunsthistorikerin Hermine Speier nahm Pollak das Angebot nicht an, sondern glaubte das Schicksal seines Volkes auf sich nehmen zu müssen.[6] Pollaks Verbleib und der seiner Familie nach der Deportation der römischen Juden ist nicht bekannt, der Eisenbahnzug verließ Rom-Tiburtina am 18. Oktober, am 23. Oktober wurden 184 Arbeitsfähige vom KZ-Arzt Josef Mengele im KZ Auschwitz selektiert, die anderen 839 Personen wurden sofort vergast.

Pollaks Nachlass, darin Kunstgegenstände, 2000 Bücher und die Autographensammlung, wurde von seiner Schwägerin Margarete Süssmann Nicod im Jahr 1958 der Stadt Rom gestiftet und wird heute in der Bibliothek des Museo Barraco verwart.[8]

Schriften (Auswahl)

  • Ludwig Pollak; Margarete Merkel Guldan: Römische Memoiren : Künstler, Kunstliebhaber und Gelehrte 1893-1943. Roma : "L'Erma" di Bretschneider, 1994
  • Zum hundertsten Todestage Goethes. Spoleto : Argentieri, 1932. Privatdruck, auch in einer italienischen Ausgabe.
  • Mars Ultor. 1930. (Mars-Ultor-Tempel)
  • In memoria di Giovanni Barracco: (28 apr. 1829 - 14 gen. 1914) nel centario della sua nascita. Roma : Governatoria di Roma, 1929. (Giovanni Barracco, (1829–1914))
  • Augusto Jandolo: Goethe in Rom Vier Episoden aus d. Leben d. Grossen. In's Deutsche übertr. von Ludwig Pollak. Rom Modes 1914
  • Corrado Ricci: Geschichte der Kunst in Nord-Italien. Deutsche Uebers. von Ludwig Pollak. Stuttgart : Hoffmann, 1911.
  • Der Rechte Arm des Laokoon. Aus den Mitteilungen K. D. Archaeologischen Instituts. Rom, 1905, Bd. XX
  • Joseph von Kopf als Sammler, Beschreibung der von ihm hinterlassenen Sammlung. Rom, Loescher, 1905 (Josef von Kopf)
  • Klassisch-antike Goldschmiedearbeiten im Besitze Sr. Excellenz A. J. von Nelidow. Leipzig : Hiersemann, 1903
  • Zwei Vasen aus der Werkstatt Hierons. Leipzig : Hiersemann, 1900
  • Versteigerungskataloge der Sammlungen: Woodyatt; Sarti; Stroganoff; Barsanti; de Sanctis

Literatur

  • Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Czernowitz 1925 (Nachdruck Kraus Reprint, Nendeln 1979, ISBN 3-262-01204-1) Band 5, S. 63-64.
  • Vorlage:KDG
  • Claus Riessner: Gli autografi Goethiani della raccolta Pollak. A cura di Claus Riessner. Con un contributo di Vanda Perretta su Ludwig Pollak: uno "Swann Romano". Ateneo & Bizzarri, Rom 1978
    • darin: Vanda Perretta: Ludwig Pollak: uno "Swann romano"
    • Claus Riessner: Ludwig Pollak und seine Sammlung von Goethe-Autographen in Rom
  • Margarete Merkel Guldan: Die Tagebücher von Ludwig Pollak. Kennerschaft und Kunsthandel in Rom, 1893 - 1934. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1242-4.
  • Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Band 18, de Gruyter, Berlin 2010, S. 122–124.
  • Elena Cagiano De Azevedo: Fra commercio e istituzioni, la vita romana di Ludovico Pollak. In: Elena Cagiano de Azevedo, Roberto Geremia Nucci (Hrsg.): Riflessioni sulla tutela. Florenz 2010, S. 41-62.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vanda Perretta: Ludwig Pollak: uno "Swann romano", S. XXVI.
  2. Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie, S. 63.
  3. Claus Riessner: Ludwig Pollak und seine Sammlung von Goethe-Autographen in Rom, S. 4. 10.
  4. Vanda Perretta: Ludwig Pollak: uno "Swann romano", S. X.
  5. Vanda Perretta: Ludwig Pollak: uno "Swann romano", S. XXI.
  6. 6,0 6,1 Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Band 18, S. 123.
  7. Vanda Perretta: Ludwig Pollak: uno "Swann romano", S. XXV-XXVI.
  8. http://www.sovraintendenzaroma.it/per_approfondire/biblioteche/biblioteche_barracco_pollak__1.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ludwig Pollak aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.