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Ludwig Harig

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Ludwig Harig (* 18. Juli 1927 in Sulzbach/Saar; † 5. Mai 2018 ebenda[1]) war ein deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer.

Leben

Ludwig Harig besuchte eine Napola[2] und beschrieb sich selbst als einen „begeisterten Jung-Nazi“ während der Zeit des Nationalsozialismus,[3] mit dessen Entwicklung zu einem Demokraten er sich in seinen autobiografischen Texten, etwa in Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf, auseinandersetzte.

Seit 1950 war Harig Volksschullehrer, ließ sich 1970 beurlauben und beendete den Schuldienst 1974. Von da an war er als freier Schriftsteller tätig.

Bereits Mitte der 1950er Jahre veröffentlichte er kleinere literarische Texte in Literaturzeitschriften und Anthologien. Durch den intensiven Kontakt mit der Stuttgarter Gruppe um Max Bense wurde er mit seinen experimentellen Texten, vor allem seinen Permutationen, zu einem wichtigen Vertreter der Konkreten Poesie. Gleichzeitig und verstärkt in den 1960er Jahren entwickelte er das Hörspiel weiter unter hauptsächlicher Verwendung von collagierten O-Tönen. Es entstanden erste selbständige Buchveröffentlichungen, in denen er seine Montage- und Collage-Technik vervollkommnete. Harig übersetzte auch französische Literatur, vor allem Werke von Raymond Queneau, dessen Stil sein Schreiben ebenfalls stark beeinflusste. Harig schrieb außerdem Texte in saarländischer Mundart.

Einem größeren Publikum wurde Harig erstmals 1986 durch seinen großen Zeitroman Ordnung ist das ganze Leben bekannt, in dem er anhand der Lebensgeschichte seines Vaters auch seine eigene Jugend und die Geschichte seiner Familie verarbeitete. Riha beschreibt Harigs Stil: „Über das rein Inhaltliche hinaus ist von struktureller Bedeutung, dass es dem Autor weniger um die Nacherzählung einer linearen Lebensgeschichte als vielmehr um den Versuch geht, aus zahlreichen Einzelheiten, die sich als Redewendungen, Gesten und Verhaltensformen im Gedächtnis erhalten haben, die Spur der väterlichen Existenz zu zeichnen und ihr das ‚Geheimnis‘ zu entlocken, das sie zeitlebens umgab“ (zitiert nach KLG). Diesem ersten Band seiner autobiografischen Roman-Trilogie folgte 1990 als zweiter Teil Weh dem, der aus der Reihe tanzt und 1996 der Abschluss mit Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf.

Harig war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur[4] sowie der Mannheimer Freien Akademie der Künste. Er lebte und wirkte bis zu seinem Tod in seinem Herkunftsort Sulzbach/Saar.[5]

Auszeichnungen

Werke

  • haiku hiroshima (1961)
  • Zustand und Veränderungen (1963)
  • Reise nach Bordeaux (1965)
  • Das Geräusch. Hörspiel (1965)
  • Starallüren. Hörspiel (1967)
  • Das Fußballspiel. Stereophones Hörspiel (1967)
  • im men see. Wolfgang Fietkau Verlag, Berlin 1969 (Schritte 15)
  • Staatsbegräbnis Radiocollage für den saarländischen Rundfunk (1969)
  • Ein Blumenstück. Texte zu Hörspielen (1969)
  • zufällig änderbar. Mit Siebdrucken von Paul Schneider (1969)
  • miß mary. Mit Siebdrucken von Lukas Kramer (1970)
  • Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung und die Mitglieder des Gemeinsamen Marktes. Ein Familienroman (1971)
  • Zwei Dutzend Sonette an Orpheus von Rainer Maria Rilke. Mit Linolschnitten von Axel Hertenstein (1972)
  • Allseitige Beschreibung der Welt zur Heimkehr des Menschen in eine schönere Zukunft (1974)
  • Die saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken. 1977 (Neuausgaben: München: Carl Hanser, 1982, ISBN 3-446-12337-7. München: DTV, 1983, ISBN 3-423-06322-X)
  • Heimweh. Ein Saarländer auf Reisen. Mit Zeichnungen von Hans Dahlem. München: Carl Hanser, 1979, ISBN 3-446-12820-4.
  • Der kleine Brixius. Eine Novelle. Carl Hanser, München, Wien 1980, ISBN 3-446-13151-5.
  • Rousseau. Der Roman vom Ursprung der Natur im Gehirn. dtv, München 1978, 1981, ISBN 3-423-01728-7; Neuausgabe: Carl Hanser, München 1998, ISBN 3-446-12502-7.
  • Tafelmusik für König Ubu. Mit Linolschnitten von Erich Schönig (1982)
  • Die Ballade vom großen Durst. Bilder und Verse zur Enzyklopädie der Bierflasche. Mit Zeichnungen von Kurt Halbritter (1983)
  • Das Rauschen des sechsten Sinnes. Reden zur Rettung des Lebens und der Literatur. München: Carl Hanser, 1985, ISBN 3-446-14402-1
  • Ordnung ist das ganze Leben. Roman meines Vaters. Carl Hanser, München 1986 ISBN 3-446-14662-8, weitere Auflagen 1986 und 1987; Taschenbuchausgabe im Fischer TB Verlag, Frankfurt am Main 1989 ISBN 3-596-29157-7. Weitere Taschenbuchaufgaben folgten.
  • Logbuch eines Luftkutschers (1987)
  • Gauguins Bretagne. Ein Tagebuch. Mit Illustrationen von Paul Gauguin. Ellert & Richter, Hamburg 1988, ISBN 3-89234-050-1; Neuausgabe 2001, ISBN 3-89234-821-9.
  • Hundert Gedichte. Alexandrinische Sonette, Terzinen, Couplets und andere Verse in strenger Form. Carl Hanser, München 1988, ISBN 3-446-15276-8.
  • Die neue saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-10535-8.
  • Weh dem, der aus der Reihe tanzt. Roman. München: Carl Hanser, 1990, ISBN 3-446-16038-8.
  • Die Hortensien der Frau von Roselius. Eine Novelle. München: Carl Hanser, 1992, ISBN 3-446-17207-6.
  • Der Uhrwerker von Glarus. Erzählungen. München: Carl Hanser, 1993, ISBN 3-446-17552-0.
  • Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf. Roman. München: Carl Hanser, 1996, ISBN 3-446-18746-4.
  • Spaziergänge mit Flaubert. Reisegeschichten. München: Carl Hanser, 1997, ISBN 3-446-19115-1.
  • Simplicius Simplizissimus. Ein Hörspiel (1997)
  • Begleitessay zu Vercors Das Schweigen des Meeres. Zürich: Diogenes, 1999
  • Pelés Knie. Sechs Verführungen. München: Carl Hanser, 1999, ISBN 3-446-19783-4
  • Reise mit Yoshimi. Japanische Reportagen. Zu Klampen, 2000, ISBN 3-933156-52-1
  • Und wenn sie nicht gestorben sind. Aus meinem Leben. München: Carl Hanser, 2002, ISBN 3-446-20212-9
  • Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel. Begegnungen mit Dornröschen und dem Eisenhans – eine Märchenreise im Jugendstil. Mit Zeichnungen von Otto Ubbelohde. zu Klampen Verlag, Lüneburg 2002, ISBN 3-933156-74-2
  • Ideenspiele, fußgerecht. Zwölf alexandrinische Sonette (2004)
  • Wer schreibt, der bleibt. Essays und Reden. Gesammelte Werke Band 8, München: Carl Hanser, 2004, ISBN 978-3-446-20289-4
  • Die Wahrheit ist auf dem Platz. Fussballsonette. München: Carl Hanser, 2006, ISBN 3-446-20719-8
  • Kalahari – ein wahrer Roman. München: Carl Hanser, 2007, ISBN 978-3-446-20819-3
  • Der Bote aus Frankreich. Einladungen zu König Artus und Ritter Lancelot, zu Klampen Verlag, Springe 2007, ISBN 978-3-86674-004-4
  • Wie die Wörter tanzen lernten. Eine erlebte Poetik, mit Bildern von Franz Zauleck; Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2009 ISBN 978-3-596-85357-1
  • Welterzählung, In: Uta Kutter, Guntram Zürn (Hrsg.): Im Anfang war das Wort. Literarisches Porträt. Ludwig Harig zum Achtzigsten. Akademie für gesprochenes Wort, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-9813599-1-6
  • Kräfte im Schlaf gesammelt. Novellen und Erzählungen, herausgegeben von Werner Jung; Hanser Verlag, München/Wien 2010 ISBN 978-3-446-23551-9

Tonträger

  • Deutsch für Deutsche – Ein Sprachkurs von Ludwig Harig und Michael Krüger, Wagenbachs Quartplatte 14, Berlin, 1975
  • Staatsbegräbnisse, Klaus Ramm, Lichtenberg 1975 (Neuauflage: Staatsbegräbnis 1 und 2 – Konrad Adenauer und Walter Ulbricht. 2 Collagen. Klett, Stuttgart 1988)
  • Der Gott aus der Maschine. Eine Weihnachtsgeschichte. Saarbrücken 1979
  • Kreter und Pleter. Tagebuch einer Reise nach Kreta. Blieskastel: Gollenstein, 2001.

Hörspiele

Übersetzungen (Auswahl)

  • Willy Alante-Lima: Manzinellenblüten. Aus dem Französischen von Ludwig Harig. Fürstenfeldbruck: Steinklopfer 1960. (Original: Fleurs de Mancenils. Paris: Caractères, 1955)
  • Raymond Queneau: Heiliger Bimbam. Roman. Aus dem Französischen übertragen von Eugen Helmlé und Ludwig Harig. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1965
  • Raymond Queneau: Hunderttausend Milliarden Gedichte. Aus dem Französischen übertragen von Ludwig Harig. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1984. (Original: Cent mille milliards de poèmes. Paris: Gallimard, 1961)
  • Marcel Proust: Werke. Frankfurter Ausgabe. Werke I. Band 2: Nachgeahmtes und Vermischtes. Aus dem Französischen von Henriette Beese, Ludwig Harig und Helmut Scheffel. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1989. ISBN 3-518-02194-X
  • Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen von Ludwig Harig und Eugen Helmlé, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1990, ISBN 3-518-22053-5

Herausgabe

Literatur

  • Gerhard Sauder, Gerhard Schmidt-Henkel (Hrsg.): Harig lesen. Hanser, München 1987
  • Petra Lanzendörfer-Schmidt: Die Sprache als Thema im Werk Ludwig Harigs. Eine sprachwissenschaftliche Analyse literarischer Schreibtechniken. Niemeyer, Tübingen 1990
  • Alfred Diwersy (Hrsg.): Wörterspiel – Lebensspiel. Ein Buch über Ludwig Harig. Edition Karlsberg, Homburg 1993
  • Achim Roscher: Wirkkräfte des Spiels. Gespräch mit Ludwig Harig. In: Achim Roscher: Lebensmuster. Zehn Gespräche. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1995
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Ludwig Harig. Edition Text und Kritik, München 1997
  • Benno Rech (Hrsg.): Sprache fürs Leben, Wörter gegen den Tod. Ein Buch über Ludwig Harig. Gollenstein, Blieskastel 1997. ISBN 3-930008-67-X
  • Karl Riha: Ludwig Harig, In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur – KLG, edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag, München 1999ff
  • Werner Jung: „Du fragst, was Wahrheit sei?“ Ludwig Harigs Spiel mit Möglichkeiten. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2002. ISBN 3-89528-362-2
  • Marcel Reich-Ranicki: Wohl dem, der aus der Reihe tanzt In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 164 vom 18. Juli 2007, S. 31
  • Michael Fisch: Die Laren der Werkausgaben. Ein Teil von Ludwig Harigs Gesammelten Werken im Hanser Verlag. In: Berliner Literaturkritik vom 19. Oktober 2007.
  • Uta Kutter, Guntram Zürn (Hrsg.): Im Anfang war das Wort. Literarisches Porträt. Ludwig Harig zum Achtzigsten. Akademie für gesprochenes Wort, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-9813599-1-6
  • Klaus Brill, Benno Rech, Thomas Störmer (Hrsg.): EntdeckerMagazin 002 – Ludwig Harig – Aus dem Leben eines Luftkutschers. Alsweiler: edition schaumberg, 2012. ISBN 978-3-941095-13-7

Weblinks

Einzelnachweise, Quellen

  1. Schriftsteller Ludwig Harig ist tot. In: sr.de. 6. Mai 2018, abgerufen am 7. Mai 2018.
    Mit 90 Jahren: Schriftsteller Ludwig Harig ist tot. In: faz.net. 6. Mai 2018, abgerufen am 7. Mai 2018.
  2. Rüdiger Suchsland: „Die Napola-Erziehung hat mir in der Marktwirtschaft geholfen“. In: Telepolis. 6. Dezember 2009, abgerufen am 7. Mai 2018.
    Jörg Magenau: Und wenn sie nicht gestorben sind. Rezension. In: Deutschlandfunk-Sendung „Büchermarkt“. 25. August 2002, abgerufen am 7. Mai 2018.
  3. Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf. Buchvorstellung auf der Website des Carl Hanser Verlags, abgerufen am 7. Mai 2018.
  4. Mitgliedseintrag von Ludwig Harig bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 11. Oktober 2017
  5. Harig, Ludwig – Vita. Lyrikwelt, 31. August 2012, abgerufen am 6. Mai 2018.
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