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Lubjanka

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Die Lubjanka in Moskau

Die Lubjanka (russisch Лубянка Audio-Datei / Hörbeispiel Aussprache?/i) ist der inoffizielle Name eines am gleichnamigen Platz in Moskau gelegenen Gebäudes. Von 1920 bis 1991 war es das Hauptquartier, das zentrale Gefängnis und das Archiv des sowjetischen Geheimdienstes in Moskau. Heute beherbergt die Lubjanka den russischen Geheimdienst FSB.

Außerdem ist Lubjanka der Name eines U-Bahnhofes der Metro Moskau auf der Sokolnitscheskaja-Linie. Die Zugänge zu diesem U-Bahnhof befinden sich direkt gegenüber dem Gebäude des FSB.

Baugeschichte

Das Gebäude wurde in den Jahren 1897/98 als Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Russischen Versicherungsgesellschaft durch den russischen Architekten Aleksandr Wassilijewitsch Iwanow erbaut. Der Architekt Alexei Wiktorowitsch Schtschussew leitete einen in den Jahren 1940 bis 1947, durch den Zweiten Weltkrieg verzögerten, erfolgten Umbau. Dieser Neorenaissance-Bau umfasste jedoch nur den linken Bauteil. Nach den Plänen von Schtschussew wurde in der Andropow-Ära der rechte, aus dem 19. Jahrhundert stammende Bauteil aufgestockt und dem linken Bauteil angepasst. Somit wurde bis zum Jahre 1983 eine optische Harmonie der Fassade hergestellt.

Nutzung ab 1917

Nach der Oktoberrevolution wurde es von Geheimdienstgründer Dserschinski für seine Zentrale beschlagnahmt. Alle seine Nachfolger und ihr Apparat residierten ebenfalls dort. Die Geheimdienstchefs Jeschow und Beria organisierten von ihrem Büro in der dritten Etage der Lubjanka aus die Stalinschen Säuberungen und die Ärzteverschwörung gegen die russisch-jüdische Elite. 1972 wurde dem Geheimdienst das Haus zu klein und die Abteilung für Auslandsaufklärung zog in einen Neubau in Jassenewo im Südwesten Moskaus. Das Rechenzentrum des FSB (russischer Bundes-Geheimdienst) wurde in den 1990er Jahren in einem Gebäude unmittelbar neben der Lubjanka eingerichtet.

Nach der Auflösung des KGB wurde die Lubjanka das Hauptquartier der russischen Grenztruppen und beherbergte ein Direktorat des neuen Geheimdienstes FSB. Unter Leitung von FSB-Chef Wladimir Putin wurde die Lubjanka 1998 reorganisiert. Er errichtete den Geheimdienstmitarbeitern eine eigene russisch-orthodoxe Kapelle nahe dem Gebäude.

Umgangssprachlich wird der Begriff Lubjanka in Russland auch als Synonym für Unterdrückungsmaßnahmen jeglicher geheimer Regierungsdienststellen verwendet, insbesondere wenn zum Ausdruck gebracht werden soll, eine Person sei heimlich verhaftet worden und seither verschwunden.

Gefängnis

Die Lubjanka verfügt über ausgedehnte Zellentrakte für politische Gefangene. In den Kellerräumen wurden seit 1920 mehrere hunderttausend Menschen verhört und gefoltert. Es war üblich, sie Tag und Nacht nicht schlafen zu lassen. Im Verhör wurden sie beleidigt, verprügelt und mit weiteren Folterungen bedroht. Wer sich weigerte, das Gewünschte auszusagen, wurde im Kerker in enge, einschnürende Handschellen gelegt.

Viele Gefangene begingen Selbstmord oder wurden nach Prozessen ohne Verteidiger in den Kellern der Lubjanka erschossen oder gehängt. Oft wurde auch ohne Prozess exekutiert: Als im Dezember 1941 die Besetzung Moskaus durch die deutsche Wehrmacht drohte, wurden rund 300 inhaftierte, hochrangige sowjetische Offiziere und andere Gefangene, vermutlich auch der KPD-Mitbegründer Eberlein, in der Lubjanka erschossen, weil es an Transportmitteln für die Evakuierung des Gefängnisses fehlte. Die Keller dämpften alle Geräusche.

Das Gefängnis in der Lubjanka blieb nach 1991 in Betrieb.

Archiv

Umbau 1983, links das Denkmal

In der Lubjanka lagert das für die Öffentlichkeit verschlossene Archiv des sowjetischen Geheimdienstes. In großen Tresoren werden Karteien mit den Namen von 50 bis 55 Millionen Personen aufbewahrt. Große Teile der Bestände sollen jedoch nicht mehr existieren: Beim Vormarsch der deutschen Wehrmacht auf Moskau sollen im Oktober 1941 die Unterlagen der WeTscheKa-GPU-NKWD in der Lubjanka verbrannt worden sein. Das Archiv des MGB-MWD soll 1953 ebenfalls vernichtet worden sein. Unversehrt blieb die Bibliothek, die in der Sowjetunion verbotene Literatur bereithielt. Solschenizyn fand dort Bücher von Dos Passos, Jessenin und Pasternak. 1984 wurde in dem Gebäude ein Geheimdienst-Museum eingerichtet, das die „Heldentaten“ der Auslandsaufklärung dokumentiert.

Das neue Denkmal

Ursprünglich stand auf einer Erhöhung auf dem Platz vor dem Gebäude ein Denkmal für den Gründer und Leiter (1917-1926) des KGB-Vorläufers Tscheka, Felix Edmundowitsch Dserschinski. Er war nach Ansicht vieler Historiker ein Inbegriff für willkürlichen Terror der Sicherheitsorgane und Unterdrückung der Bevölkerung. Als im August 1991 der Putsch konservativer kommunistischer Kräfte und der Versuch einer Restauration der alten Sowjetverhältnisse scheiterte, wurde die Statue unter dem Jubel der Bevölkerung entfernt. Im Oktober 1990 errichtete die Menschenrechtsorganisation Memorial in Sichtweite der Lubjanka ein Denkmal für die Opfer des Stalinismus.

Politische Gefangene in der Lubjanka

Der Deutsche Walter Linse in der Lubjanka

Politische Exekutionen in der Lubjanka

U-Bahnhof Lubjanka

Bahnsteighalle

Der U-Bahnhof Lubjanka wurde am 15. Mai 1935 als eine der ersten Stationen der Moskauer Metro eröffnet. Er verfügt über zwei Zugänge, von denen der eine in das Gebäude des Kaufhauses Detski Mir am nördlichen Ende des Lubjanka-Platzes eingebaut ist und der andere in eine weit verzweigte Fußgängerunterführung unter dem selbigen führt. Außerdem befindet sich von der Mitte der Bahnsteighalle aus ein Übergangstunnel zur Station Kusnezki Most der Tagansko-Krasnopresnenskaja-Linie.

Die Bahnsteighalle der Station, die durch schlichte rechteckige weißmarmorne Pylonen von den beiden Gleisbereichen getrennt wird, wurde erst 1975 mit der Eröffnung der Station Kusnezki Most und des Überganges zu ihr fertiggestellt. Zuvor bestanden am U-Bahnhof Lubjanka lediglich zwei voneinander getrennte Bahnsteige ohne eine Zwischenhalle.

Von ihrer Eröffnung bis zum 5. November 1990 hieß die Station Dserschinskaja zu Ehren des Geheimdienstgründers Dserschinski.

Am 29. März 2010 war die Station neben dem an der gleichen Linie gelegenen U-Bahnhof Park Kultury einer der beiden Schauplätze der Terroranschläge vom März 2010.

Vorlage:Navileiste Metro Moskau

Literatur

  • Die Tscheka: Russische Hilferufe an das Weltgewissen. Dietz Nachf./Buchhandlung Vorwärts, Berlin 1922
  • Aleksander Jakovlev (Hrsg.): Lubjanka: organy VCK-OGPU-NKVD-NKGB-MGB-MVD-KGB. Moskva 2003
  • V.N. Chaustov, V.P. Naumov, N.S. Plotnikova (Hrsg.): Lubjanka: Stalin i VCK-GPU-OGPU-NKVD, janvar' 1922 - dekabr' 1936. Mezdunarodnyj fond „Demokratija“, Moskau 2003.
  • V.N. Chaustov, V.P. Naumov, N.S. Plotnikova (Hrsg.): Lubljanka: Stalin i Glavnoe upravlenie gosbezopasnosti NKVD, 1937-1938. Mezdunarodnyj fond „Demokratija“, Moskau 2004.
  • Reinhard Müller: Menschenfalle Moskau: Exil und stalinistische Verfolgung. Hamburg 2001, ISBN 3-930908-71-9
  • Reinhard Müller: "Glück in dieser Katastrophenzeit." Georg Lukács in der Lubjanka. In: Mittelweg 36, 9.Jg., 2000, H.4, S.28-48.

Weblinks

 Commons: KGB headquarters, Moscow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Lubjanka aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.