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Logozentrismus

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Der Begriff Logozentrismus wurde erstmals von Ludwig Klages gebildet[1], der damit die neuzeitliche Betonung der Rationalität als losgelöst von der Wirklichkeit des Lebens kritisierte und dieser Weltsicht ein „biozentrisches“ Konzept entgegenstellte, in dem das eigentliche Leben als Einheit von Körper und Seele betrachtet wird. Als Logozentrismus bezeichnen in der Folge vor allem poststrukturalistische Theorien die vernunftzentrierte Metaphysik und die abendländische Rationalität. Logozentrisches Denken wird hier als herrschender Diskurs bzw. als herrschende „Denkform“ betrachtet.

Kritik an der Identitätslogik

Kritisiert werden mit diesem Begriff konstruierte Bedeutungen oder auch ideologisch aufgeladene Bedeutungen, die die Wirklichkeit in identitätslogische Gegenteilspaare (Seele/Körper, positiv/negativ usw.) aufteilen und als Perspektive der Beurteilung (Referenzpunkt) die Gegenwart außenstehender Größen wie Wahrheit, Gott, Transparenz, Ursprung, Ursache, Vernunft oder ähnlicher Zentren und Kategorien der Metaphysik behaupten.

Die Begriffe Wahrheit und Vernunft werden dabei als Ideen von Wahrheit und Wesenheit und als autoritär, eindimensional, hierarchisch, totalitär sowie pluralitätsfeindlich abgelehnt. Die Begriffe der Metaphysik werden als ein ineinandergreifendes und auf sich selbst beziehendes System von Metaphern betrachtet. Als Konstruktionen besitzen diese Metaphern keinen eigentlichen Inhalt, der darstellbar und damit sinnvoll wäre.[2]

Poststrukturalistische Positionen

Vor diesem Hintergrund ist für Roland Barthes die sokratische Mäeutik allein ein Prinzip „den anderen zur äußersten Schande zu treiben: sich zu widersprechen.“ Jacques Derrida spricht von einem „Imperialismus des Logos“. Nach Jean-François Lyotard wird im Logozentrismus „vom Denken verlangt, am Rationalisierungsprozeß teilzunehmen. Jede andere Denkweise wird verurteilt, isoliert und als irrational abgelehnt“; denn „der Logos ist kein Spezialfall in der Unendlichkeit von Codes: er ist der Code, der der Unendlichkeit ein Ende setzt; er ist der Diskurs der Umschließung, der dem Poetischen, dem Para- und Anagrammatischen ein Ende setzt“ (Jean Baudrillard).

Luce Irigaray: „Diese Dominanz des philosophischen Logos verdankt sich … seinem Vermögen, alles Andere in die Ökonomie des Gleichen zurückzuführen.“ Nach Barthes versucht das logozentrische Denken das Prinzip „jenes alte Gespenst abzuschütteln: den logischen Widerspruch.“ „Aktivität/Passivität, Sonne/Mond, Kultur/Natur, Tag/Nacht, Vater/Mutter, Kopf/Herz, intelligibel/ sinnlich wahrnehmbar, Logos/ Pathos … Denken hat immer nach Oppositionen funktioniert … Nach dualen, hierarchisierten Oppositionen“ (Hélène Cixous, zit. nach Kuhn).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Ludwig Klages: Der Geist als Widersacher der Seele [drei Bände 1929–1932], 6. Auflage, Bouvier, Bonn 1981, 374
  2. Vgl. dazu: Gabriel Kuhn: Tier-Werden, Schwarz-Werden, Frau-Werden – Eine Einführung in die politische Philosophie des Poststrukturalismus. Unrast, 2005.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Logozentrismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.