Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Liste von Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Häftlinge bei der Arbeit (1938)

Die SS inhaftierte über 200.000 Häftlinge im Konzentrationslager Dachau.[1] Sie kamen aus mehr als 30 Staaten. 31.591[2] verstorbene Häftlinge belegt der Internationale Suchdienst durch Unterlagen. 2000 weitere Opfer gelten als sicher durch den Ausbruch einer Typhusepidemie Anfang 1945 und die folgenden Evakuierungsmärsche.

Unter den Häftlingen waren zahlreiche öffentlich bekannte Personen. Der erste von Österreich am 1. April 1938 geschickte Transport wurde verhöhnend Prominententransport genannt. Die Namen der Prominenten erstreckten sich von kommunalen Politikern bis hin zu Reichstagsabgeordneten aller Parteien. Zahlreiche Verleger von Zeitungen und Zeitschriften finden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte Schriftsteller, Schauspieler und Künstler. Auch andere medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten, Juristen und Geistliche der verschiedenen Konfessionen.

Das Konzentrationslager Dachau war gegen Ende des Krieges, vor seiner Befreiung, auch eine Art Durchgangslager.

Funktionshäftlinge

Funktionshäftlinge wurden jene Häftlinge genannt, die von der SS zu Aufsehern, in Baracken oder bei Arbeitseinsätzen, ernannt wurden. Ohne sie hätte die SS das Lager weit weniger effektiv organisieren können. Je nach Gebiet und Arbeitskommando waren ihre Positionen unterschiedlich einflussreich. Immer standen sie in der Hierarchie auf schwieriger Position zwischen den normalen Arbeitshäftlingen und den SS-Befehlsleuten. Einige von ihnen waren:

  • Fritz Becher, Blockältester im Pfarrerblock
  • Frantisek Blaha, Häftlingsarzt, zum Sezieren eingeteilt, Leichenträger
  • Heinz Eschen (1909–1938), Kapo des jüdischen Blocks, jugendlicher KPD-Anhänger, starb 1938, nachdem er wegen Einrichtung eines marxistischen Gesprächszirkels mit neun Stunden „Baumhängen“ bestraft worden war.[3]
  • Robert Feix, Chemiker, daher Assistent von Rascher (Polygal)
  • Hugo Gutmann, Blockältester im Zugangsblock
  • Josef Heiden, Kapo im Krankenrevier, 1941 aus KZ-Haft entlassen, Eintritt in Waffen-SS
  • Karl Kapp, Lagerältester, Oberkapo bei Kommando Garagenbau
  • Christof Ludwig Knoll, Oberkapo auf der Plantage, Blockältester im jüdischen Block
  • Max Kolb, Oberpfleger
  • Emil Mahl, Kapo im Krematoriumskommando
  • Johan Meansarian, Lagerältester
  • Oskar Müller, letzter Lagerältester[4]
  • Walter Neff, Oberpfleger
  • Eugene Ost, Revierschreiber im Krankenrevier[5]
  • Rasche, Kapo, Kommando Freiland
  • Martin Schaferski, Lagerältester
  • Georg Scherer, erster Lagerältester
  • Josef Spies, Oberpfleger
  • Heinrich Stöhr, Oberpfleger
  • Hugo Sturmann, Lagerältester, Blockältester im russischen Block
  • Karl Wagner, Lagerältester
  • Albert Wernicke
  • Ludwig Wörl, leitender Pfleger im Krankenrevier (Röntgenstation)
  • Stanislav Zámečník, Pfleger im Krankenrevier
  • Karl Zimmermann, Oberkapo im Krankenrevier

Bürgerliche Politiker

Sozialdemokraten

  • Willy Aron, Jurist, starb am 19. Mai 1933 nach Misshandlungen im KZ Dachau, eines der ersten dortigen Todesopfer
  • Léon Blum, französischer sozialistischer Politiker
  • Heinrich Bußmann, SPD-Politiker und Widerstand
  • Edwin Endert, Bürgermeister der Stadt Rodach bis 1948
  • Josef Felder, Reichstagsabgeordneter und späterer Bundestagsabgeordneter
  • Ernst Heilmann
  • Karl Herr, Stadtverordneter in Rodach, Filialleiter des Coburger Volksblattes, vom 30. Juni 1933 bis 14. Dezember 1933 inhaftiert und schwerkrank entlassen. Er verstarb am 12. April 1937 in Rodach.
  • Gustav Höhn, Sozialdemokrat in Rodach
  • Paul Neurath, 1939 entlassen
  • Franz Olah, späterer Innenminister Österreichs, Gefangener von 1939 bis 1945
  • Alfred Schmieder, Dresdner Arbeiterfunktionär, 1943 im KZ Dachau ermordet
  • Kurt Schumacher, seit Juli 1935, 1939 verlegt nach KZ Flossenbürg und erneut seit 1940, 16. März 1943 schwerkrank entlassen
  • Gustav Steinbrecher, SPD-Politiker und ehemaliger braunschweigischer Landesminister, Häftling von Juni 1936 bis September 1939, verlegt ins KZ Mauthausen, dort am 30. Januar 1940 gestorben
  • Otto Thielemann, Zeitungsredakteur, SPD-Politiker und braunschweigischer Landtagsabgeordneter, Häftling in Dachau seit Juli 1936, dort am 17. März 1938 ermordet
  • Johann Winter, vom 13. Oktober 1938 bis zum 10. November 1941 inhaftiert, danach probeweise entlassen, Funktionär der deutschen sozialdemokratischen Partei in der C.S.R.

Kommunisten

Schriftsteller und Journalisten

  • Karl Ackermann, deutscher Journalist, ihm gelang 1937 die Flucht in die Schweiz
  • Fritz Gerlich (deutscher Journalist, Herausgeber von „Der gerade Weg“), ab 9. März 1933, † 30. Juni 1934 im KZ Dachau
  • Fritz Grünbaum (österreichischer Kabarettist, Textdichter, Regisseur), vom 24. Mai 1938 bis 23. September 1938, verlegt ins KZ Buchenwald, † 14. Januar 1941 im KZ Dachau
  • Bruno Heilig
  • Heinrich Eduard Jacob (deutsch-amerikanischer Schriftsteller, Journalist), vom 1. April 1938, bis 23. September 1938, verlegt ins KZ Buchenwald
  • Rudolf Kalmar junior
  • Hermann Langbein
  • Ubald Tartaruga (bis 1920 Edmund Otto Ehrenfreund, Wiener Kriminalpolizist und Schriftsteller), starb im KZ Dachau
  • Fritz Löhner-Beda (österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller), vom 1. April 1938 bis 23. September 1938, † 4. Dezember 1942 im KZ Auschwitz
  • Heinrich Eduard Miesen (deutscher Journalist und Schriftsteller)
  • Emil Alphons Rheinhardt, österreichischer Schriftsteller, ab 5. Juli 1944, † 25. Februar 1945 im KZ Dachau
  • Nico Rost (niederländischer Schriftsteller und Journalist)
  • Tadeusz Borowski (polnischer Schriftsteller), nahm sich am 3. Juli 1951 in Warschau das Leben
  • Joseph Rovan (französisch-deutscher Journalist und Historiker)
  • Jura Soyfer (österreichischer Schriftsteller) Mitverfasser des Dachauliedes (mit Herbert Zipper)
  • Julius Zerfaß, 1933–34, danach Flucht in die Schweiz, Veröffentlichung von Dachau - Eine Chronik unter dem Pseudonym Walter Hornung (1936; mehrfach übersetzt) in Zürich

Musiker und Komponisten

Militärs

  • Charles Delestraint, französischer General. In Dachau erschossen.
  • Alexander von Falkenhausen, General der Infanterie
  • Franz Halder, Generaloberst
  • Max Lavend´Homme, (* 14. Mai 1914), Inhaftierung am 24. Februar 1943. Max Lavend´Homme verstarb am 7. Mai 1945, einen Tag vor Kriegsende und neun Tage nach der Befreiung der Lagerinsassen durch die US-Armee. Er war Mitglied der “Armée Secrete” – einer Gruppe der französischen Résistance.
  • Enzo Sereni, Fallschirmspringer und Widerstandskämpfer. In Dachau ermordet.
Eine Gedenktafel

Adel

Geistliche

Siehe: Pfarrerblock (KZ Dachau)

Sonder- und Sippenhäftlinge

Sonstige Häftlinge

Literatur

  • Edgar Kupfer-Koberwitz: Dachauer Tagebücher. Die Aufzeichnungen des Häftlings 24814. Mit einem Vorwort von Barbara Distel. Kindler Verlag, München 1997, ISBN 3-463-40301-3.
  • Heinrich Eduard vom Holt: Weltfahrt ins Herz- Tagebuch eines Arztes, Balduin Pick Verlag, Köln, 1947
  • Paul Neurath: Die Gesellschaft des Terrors. Innenansichten der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3518583972
  • Nico Rost, Broschürentitel deutsch: Ich war wieder in Dachau. (Er schreibt 1955/56, nach zehn Jahren erstmals wieder in Dachau, von einem „System des absichtlichen Vergessens, der Undankbarkeit gegenüber den Besten aller Nationen” vor Ort. NL)
  • Joseph Rovan: Contes de Dachau. Julliard, Paris 1987
    • deutsch: Geschichten aus Dachau. Übers. Thomas Dobberkau und Friedrich Griese. DVA, Stuttgart 1989, ISBN 3-421-06495-4
  • Richard Zahlten (Hrsg.): Die Ermordeten: die Gedenktafel der Erzdiözese Freiburg für die verfolgten Priester (1933 bis 1945) in "Maria Lindenberg", nahe St. Peter, Schwarzwald. Taschenbuch. 224 Seiten. Vöhrenbach: Dold-Verlag, 1998. ISBN 978-3927677180
  • Stanislav Zámečník: Das war Dachau., Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17228-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archiv der Gedenkstätte [1]
  2. Internationaler Suchdienst [2]
  3. Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben. Bd. 1, Literareron, München 2001, ISBN 3-89675-859-4, S. 94 (PDF; 1,1 MB)
  4. Letzter Lagerältester war Oskar Müller (KPD), der spätere hessische Arbeitsminister. Pater Johannes Maria Lenz berichtet, dass der Lagerälteste es bewerkstelligte, zwei Häftlinge als Kundschafter der US-Armee entgegenzusenden, da man die Ermordung aller Häftlinge befürchtete. Die amerikanischen Truppen befreiten zuerst das Lager, einen Tag später nahmen sie die nur wenige Kilometer entfernte Landeshauptstadt München ein.
  5. Eugene Ost: „Die Malaria-Versuchsstation im Konzentrationslager Dachau“, Dachauer Hefte Nr. 4, S.174-189.
  6. Gedenktafel in Senftenberg am Reichsbahnkulturhaus
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Liste von Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.