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Lilly Wolff

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Lilly Wolff

Lilly Wolff (geb. 16. Juni 1896 in Niederschöneweide; ermordet 1942 in Riga) war Lehrerin und wurde aufgrund ihrer jüdischen Abstammung Opfer des Holocaust in Nazi-Deutschland. Als Folge von Recherchen im Zuge des Projekts Stolpersteine fand ihr Schicksal seit 2004 öffentliche Beachtung, was unter anderem zu einer Debatte um die Ehrenbürgerwürde eines früheren Bürgermeisters von Heide (Holstein) führte.

Leben

Ausbildung und Berufstätigkeit bis 1933

Lilly Wolff und ihre Schwester Susanne hatten sich in Flensburg am Oberlyzeal-Zweig der Auguste-Victoria-Schule zu Lehrerinnen ausbilden lassen. Beide waren bereits 1912 zum evangelischen Glauben übergetreten. Nachdem Lilly 1917 die Reifeprüfung am Oberlyzeum Flensburg bestanden und 1918 die Lehramtsprüfung für Lyzeen und Mittelschulen abgelegt hatte, war sie 1918/19 an einer Privatschule in Storkow (Mark Brandenburg) als Lehrerin tätig.

Von Ostern 1919 bis 1933 war sie Lehrerin in Heide und bei ihren Schülerinnen und Schülern überaus beliebt: Zuerst als Aushilfslehrerin an der privaten höheren Mädchenschule, die 1923 in den Besitz der Stadt Heide überging und 1926 in Klaus-Groth-Schule umbenannt wurde. Ab April 1929 unterrichtete sie an der Mädchenbürgerschule Lüttenheid und wurde zum 1. Juni 1930 gegen den Widerstand des deutschnationalen Bürgermeisters Hermann Hadenfeldt dort fest angestellt.

Verfolgung ab 1933

Lilly Wolff wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft zum 1. September 1933 aufgrund des rassistischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ohne Ruhegeld entlassen.

Aufgrund ihres ausgezeichneten Rufes als Lehrerin konnte sie sich mit Nachhilfestunden durchschlagen. Im Dezember 1935 wurde ihr auf Initiative der NSDAP-Kreisleitung durch den Bürgermeister Hermann Hadenfeldt auch dies verboten, wodurch ihr die Existenzgrundlage entzogen wurde. Lilly Wolff verließ im Juni 1936 Heide und ging nach Berlin, wo sie ab 1937 an schulischen Einrichtungen für jüdische Kinder wieder als Lehrerin arbeiten konnte.

Bis 1938 unterrichtete sie in Berlin-Wilmersdorf an der Privatschule von Anna Pelteson, wie Wolff eine Christin jüdischer Herkunft. Nach deren Schließung war sie bis zum Verbot der Beschulung jüdischer Kinder am 30. Juni 1942 in Berlin-Mitte an der „Familienschule“ des evangelischen „Büros Pfarrer Grüber“ tätig, die im Zuge des Ausschlusses aller jüdischen Kinder aus den deutschen Schulen 1939 für „nichtarische“ Christen eingerichtet worden war.

Lilly Wolff wurde am 5. September 1942 von Berlin in das Ghetto von Riga deportiert, wo sie ermordet wurde. Am 1. Januar 1943 wurde sie für tot erklärt. Bis auf ihren Bruder Alexander Wolff, der über Schweden in die USA fliehen konnte, ist ihre gesamte Familie im Holocaust ermordet worden.

Erinnerung

2004 wurde in Flensburg ein Stolperstein zur Erinnerung an Lilly Wolff gesetzt. Am 10. Oktober 2006 wurde ihr ein weiterer Stolperstein vor der Klaus-Groth-Schule in Heide (Holstein) gewidmet. Dieser zweite Stolperstein löste die "Affäre Lilly Wolff" aus, in deren Verlauf der "Arbeitskreis Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen" die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft des ehemaligen Bürgermeisters Hermann Hadenfeldt forderte. Am Fall Lilly Wolffs wurde versucht, die antisemitische Gesinnung Hadenfeldts aufzuzeigen. Dieser soll jahrelang die Festanstellung Wolffs verhindert haben und für ihre Entlassung aus dem Schuldienst und das spätere Verbot ihrer Tätigkeit als Nachhilfelehrerin mitverantwortlich gewesen sein. Das Verfahren wurde abgelehnt mit dem Argument, dass die Ehrenbürgerwürde formaljuristisch mit dem Tod erlischt.[1] Bei Eröffnung der ersten Gemeinschaftsschule in Flensburg 2007 regte die Stellvertretende Stadtpräsidentin Barbara Philipsen (SPD) an, diese Schule nach Lilly Wolff zu benennen.[2]

Einzelnachweise

  1. [1] Zeitungsartikel zur "Affäre Lilly Wolff"
  2. Erste Gemeinschaftsschule in Flensburg. Grußwort der Stellvertretenden Stadtpräsidentin Barbara Philipsen Veröffentlicht auf www.spd-net-sh.de am 3.September 2007, abgerufen am 12. Juni 2008.

Literatur

  • Bettina Goldberg unter Mitarbeit von Bernd Philipsen:Juden in Flensburg, Flensburg 2006, ISBN 978-3-925856-53-2

Weblinks