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Letalität

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Die Letalität (von lat. letum „Tod“ bzw. letalis „tödlich“) bezeichnet die „Tödlichkeit“ (die Sterblichkeit bei) einer Erkrankung oder Vergiftung, berechnet also das Verhältnis der Todesfälle zur Anzahl der Erkrankten bzw. Vergifteten. Die Letalitätsrate ist das Verhältnis der Anzahl der an einer bestimmten Krankheit Verstorbenen zur Anzahl neuer Fälle. Sie ist nur bei akuten Fällen sinnvoll zu berechnen.[1]

Weitere medizinische Begriffe sind letal für „tödlich“ (z. B. letale Dosis) und Exitus letalis für „tödlicher Ausgang (einer Krankheit)“.[1]

Letalitätsrate

Zur Ermittlung der Letalitätsrate berechnet man das Verhältnis der Menschen aus einer ausgewählten Population, die an einer bestimmten Krankheit bzw. Vergiftung, in einem ausgewählten Zeitraum (z. B. einem Jahr) verstorben sind, zur Anzahl derer, die innerhalb derselben Population und desselben Zeitraumes an der Krankheit neu und akut erkrankt sind bzw. vergiftet wurden.

Meist wird dieses Verhältnis als Prozentzahl oder in Promille angegeben, seltener als Wert zwischen 0 und 1. „Null“ bedeutet in beiden Fällen, dass niemand an dieser Krankheit stirbt.

Zur Ermittlung des individuellen Sterberisikos einer betroffenen Person ist die Letalitätsrate jedoch weniger geeignet, da sie z. B. stark von der Auswahl der Population oder des Zeitraumes abhängig sein kann.

Des Weiteren ist der Kontagionsindex (Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach Kontakt mit einem spezifischen Erreger) zu beachten. Bei Kinderlähmung z. B. wird die Letalität mit 0,0002 bis 0,002 (0,02 - 0,2 %) angegeben. Diese Zahl bezieht sich auf die Zahl der Erkrankten und nicht auf die Zahl derjenigen, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Der Kontagionsindex ist 0,001 - 0,003. Das bedeutet, dass nur 0,1 bis 0,3 % der (nicht geimpften) Menschen nach Kontakt mit dem Virus überhaupt erkranken. Die Letalität aufgrund Kontakt beträgt demnach max. 0,002 · 0,003 = 0,000006 (= 0,0006 % oder 6 von 1.000.000 oder 480 von 80 Millionen).

(Beispiel)
Lungenkrebsfälle in den USA im Jahr 2001
Zahl der diagnostizierten Fälle: 79200
Zahl der verstorbenen Fälle: 65700
Daraus folgt

Die Angabe der Letalität eignet sich vornehmlich für akute Erkrankungen, denn prinzipiell müssen alle diagnostizierten Fälle bis zum Tod oder definitiver Heilung des einzelnen Patienten verfolgt werden.

Neue Diagnosemöglichkeiten und Heilverfahren können bei einer bestimmten Krankheit über sehr kurze oder sehr lange Zeit zu einer dramatischen Veränderung der Letalität führen. Umgekehrt kann durch eine drastische Verschlechterung im Gesundheitswesen die Letalität einer Erkrankung deutlich – wenn vielleicht auch erst nach Jahren – zunehmen.

Entscheidende Bedeutung bei der Bestimmung der Letalität hat oft das Stadium, in dem eine Erkrankung diagnostiziert wird.

Probleme der Interpretation

Schwachpunkt „Alter“

Bei Angaben zur Letalität muss das Alter der Erkrankten aus zwei Gründen berücksichtigt werden:

  1. Während die Letalitätsrate bei einer Pneumokokken-Bakteriämie bei über 65-Jährigen bei 30-50 % liegt, beträgt diese für alle Altersgruppen zusammen nur 16-36 %. Die Letalität einer Erkrankung in der Bevölkerungsgruppe der über 65-Jährigen ist vor allem beim Vorhandensein von Begleiterkrankungen wesentlich höher als in jüngeren Vergleichsgruppen (mit Ausnahme der Säuglinge).
  2. Ist der Patient jung genug, den natürlichen Verlauf seiner Krankheit zur Gänze erleben zu können?
    Beispiel: Das Prostata-Karzinom ist eine Erkrankung mit hoher Letalität, tritt allerdings in der Regel im höheren Mannesalter auf. Nachdem die Zeitdauer, die vom Beginn einer Krankheit bis zum Tod an genau dieser Krankheit vergeht, mit der Angabe der Letalität nicht erfasst wird, erleben die meisten Patienten den Tod an dieser Erkrankung gar nicht, sondern sterben mit dieser an anderen Todesursachen.

Die ermittelten Werte zur Letalität sind somit relative Häufigkeiten. Sie beziehen sich auf eine definierte Population und einen definierten Zeitraum.

Schwachpunkt Dynamik

Die Letalität einer Krankheit ist nur dann eine Aussage zur Sterbewahrscheinlichkeit bei Erkrankung, wenn der erfasste Zeitraum deutlich größer ist als die zeitlichen Veränderungen der Krankheit und die Kenntnisse über die Krankheit groß genug sind, um die statistischen Fehler klein zu halten. Insbesondere folgende Punkte sind bei der Interpretation der Letalität einer dynamischen Krankheit (Seuchenzug, Epidemie) besonders zu beachten, da sie sich von einer stabilen Krankheit (Endemie) deutlich unterscheiden:

  1. unbekannte Infektionsrate, bzw. unbekannte Erkrankungsrate nach Infektion: nicht jeder Infizierte wird krank, nicht jeder Erkrankte wird als solcher erkannt.
  2. unbekannte Tote: nicht jeder an einer Krankheit Gestorbener wird in der Statistik erfasst.
  3. Veränderungen des Krankheitserregers, der hygienischen Bedingungen, der Behandlung: die epidemiologischen Kennzahlen können sich deutlich ändern.
  4. schwankende Fallzahlen innerhalb des erfassten Zeitraumes: durch eine Basisreproduktionszahl größer oder kleiner 1 kommt es zu statistischen Verzerrungen.
  5. erfasster Zeitraum nicht deutlich größer als Inkubationszeit, bzw. durchschnittliche Zeit bis zum Tod.

Beispiel: Tritt eine Krankheit epidemisch neu auf, kann es dazu führen, dass zunächst Kranke ermittelt sind, jedoch kaum Tote, da die Todesursache nicht oder falsch ermittelt wurde, oder beide Zahlen eine hohe Dunkelziffer aufweisen. Unbekannt mag auch die Zahl jener sein, die zwar infiziert sind, auch erkranken, aber so schwach, dass keine oder die falsche Diagnose gestellt wird. Zudem wächst die Zahl der Erkrankten, während die Zahl der an der Krankheit Verstorbenen um den Zeitraum der durchschnittlichen Zeit zwischen Erkrankung und Tod hinterherläuft.

  • Zu Beginn sind kumulativ 10 Kranke und 2 Tote registriert, wobei nur jeder 10 Fall erfasst wird.
  • Nach 30 Tagen sind 90 Kranke und 22 Tote registriert, wobei 40 % in diesem Zeitraum erfasst wurden.
  • Nach 60 Tagen sind 370 Kranke und 92 Tote registriert, wobei 70 % in diesem Zeitraum erfasst wurden.
  • Nach 90 Tagen sind insgesamt 1090 Kranke und 272 Tote registriert und die Erfassungsquote im letzten Zeitraum auf 90 % gestiegen.

In diesem Beispiel wäre die Letalität am Anfang 20 %, nach 30 Tagen 24,4 %, nach 60 Tagen 24,8 % und nach 90 Tagen 24,9 %. Dieses Zahlen gelten jedoch nur, wenn die Dunkelziffer vernachlässigbar ist, bzw. die Dunkelziffer der Erkrankten und der Toten sich wie in diesem Beispiel nahezu aufheben: ohne Dunkelziffer wäre die Letalität in diesem Rechenbeispiel konstant 25 %.

Da die durchschnittliche Zeit zwischen Erkrankung und Tod in diesem Rechenbeispiel jedoch 30 Tage beträgt, liegt die Sterblichkeit nach Erkrankung tatsächlich bei 50 %.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Letalität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 261. Auflage,de Gruyter, 2007
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Letalität aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.