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Lazarett

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Ein Lazarett ist ein Krankenhaus. Während der abendländischen Pestära (Mitte 14. Jahrhundert bis in die 1720er Jahre) wurden europaweit viele Pestspitäler als Lazarett bezeichnet.[1] Später ging die Bedeutung des Wortes Lazarett speziell auf Militärkrankenhaus über.[2]

Das Wort Lazarett geht ursprünglich auf ein Pestkrankenhaus auf der Insel Santa Maria di Nazaretto (Hl. Maria von Nazaret) in der Lagune von Venedig zurück. Unter dem Einfluss der Verehrung von Lazarus, dem Schutzheiligen der Kranken, der nach dem Bericht des Evangelisten Johannes im Neuen Testament durch Jesus vom Tod auferweckt wurde, wurde es im Volksmund bald Lazaretto genannt. Eine weitere Erklärung der Wortherkunft wird auf die hospitalische Tätigkeit des Lazarus-Ordens (Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem) zurückgeführt, der vor über 900 Jahren ein Hospital in Jerusalem führte und mit den Lazarusbrüdern einen besonderen Ruf in der Krankenpflege erworben hatte.

Haupteingang des Lazaretts von Mahon

Völkerrechtlicher Schutz

Laut den Genfer Konventionen sind Angriffe auf sanitätsdienstliche Einrichtungen wie Lazarette und Krankenhäuser, die unter dem Schutz eines der Schutzzeichen der Konvention stehen, streng verboten. Umgekehrt dürfen Sanitätseinrichtungen – eben wegen des ihnen nach der Genfer Konvention zukommenden besonderen Status – auch nicht als „Schutzschild“ für andere militärische Einheiten missbraucht werden. Krankentransportfahrzeuge dürfen deshalb nicht für Truppenverlegungen und den Transport von Waffen oder Munition genutzt werden. Es ist weiterhin nicht statthaft, Lazarette im selben Gebäude mit anderen, aktiven Teilen der Streitkräfte unterzubringen, die ein legitimes Ziel feindlicher Angriffe wären.

Krankenhaus

Moderne Streitkräfte verfügen im Allgemeinen über eigene Krankenhäuser, die auch als Lazarett bezeichnet werden. Das Lazarettpersonal besteht meist aus Sanitätssoldaten. Sie sind reguläre Militärangehörige, haben im Ernstfall aber aufgrund der Genfer Konventionen nicht den Status eines Kombattanten – auch wenn sie zur Selbstverteidigung eine Handfeuerwaffe führen, sofern sie diese nicht zum unprovozierten Angriff benutzen. Sie gehören nicht zu den Kriegsgefangenen, können aber zur medizinischen Versorgung der Kriegsgefangenen herangezogen werden. Das Sanitätspersonal ist verpflichtet, jedem verwundeten Soldaten Hilfe zu leisten, egal ob Freund oder Feind. Das anerkannte Schutzzeichen der Sanitätstruppen ist das rote Kreuz, der rote Halbmond und (seit 2005) der rote Kristall.

In der Bundeswehr werden die festen Lazarette als Bundeswehrkrankenhäuser bezeichnet. Sie unterstehen dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr. Bewegliche Einrichtungen heißen hingegen Feld- oder Einsatzlazarett. Auch im österreichischen Bundesheer wird die Bezeichnung Lazarett nur für Feldlazarette verwendet, ein Lazarett in Form eines Krankenhauses wird als Militärspital bezeichnet.

Feldlazarett

Hauptartikel: Feldlazarett

Mit dem Begriff Feldlazarett ist eine bewegliche Sanitätseinrichtung gemeint, welche sich im rückwärtigen Bereich der Kriegsfront zwischen Hauptverbandplatz und Kriegslazarett (dem stehenden Lazarett im rückwärtigen Armeegebiet) befindet.[3]

Das Feldlazarett kann bei Bedarf – z. B. durch sich verändernde Kriegslage etwa durch herannahen der Frontlinie – schnellstmöglich verlegt werden. Es ist der Wirkungsbereich des Medizinischen Dienstes einer militärischen Streitmacht, bestehend aus Sanitätsoffizieren (Ärzten aller Waffengattungen) und Sanitätspersonal. Das Lazarett als Feldkrankenhaus ist in der Lage, Operationen und Behandlungen durchzuführen. Je nach Schweregrad der Verwundung wird entschieden, ob die Operation unmittelbar vor Ort oder in einem Krankenhaus/Lazarett in der Heimat ausgeführt wird.

Feldlazarette moderner Streitkräfte der heutigen Zeit besitzen die Ausstattung und Kapazität eines mittleren Kreiskrankenhauses. Neben der notfallmedizinischen und chirurgischen Versorgung ist auch eine intensivmedizinische Behandlung gewährleistet. Für die seelische Betreuung der Truppe ist zudem auch psychologisches Personal vorhanden. Ein Feldlazarett ist modular aufgebaut und besteht je nach Einsatzzweck aus mehreren Sanitätscontainern in Kombination mit Zelten.

Lazarettzug

Messina, Italien, 1. Januar 1909 – Lazarettzug des Militärkorps der italienischen Assoziation des Malteserordens im Einsatz nach dem Erdbeben in Kalabrien-Sizilien

Ein Lazarettzug ist ein Eisenbahnzug mit Krankenbetten, Operationsraum, Apotheke usw. zur Zurückführung Verwundeter und Kranker[3] aus dem Einsatz- bzw. Kriegsgebiet.


Man unterschied

  • Leichtkrankenzüge;
  • gemischte Lazarettzüge versehen zur Hälfte mit Bänken und Betten und
  • Volllazarettzüge.

Lazarettzüge wurden von Armeen oder Hilfsorganisationen bestellt und während sowie nach Kriegen eingesetzt, z. B der deutsche Lazarettzug 605:[4]

Lazarettschiff

US-Lazarettschiff Mercy

Außer den stationären und mobilen Lazaretten an Land gibt es auch Lazarettschiffe. Ihr Status ist ebenfalls in der Genfer Konvention genau geregelt. So müssen auch auf Lazarettschiffen alle Verwundeten, egal ob Freund oder Feind, behandelt werden. Auch die Verwundeten aus dem eigenen Land dürfen nach ihrer Genesung von Bord nicht zur Truppe zurück gesandt werden, sondern müssen über ein neutrales Land in ihre Heimat reisen. Lazarettschiffe müssen mit dem roten Kreuz gekennzeichnet sein und dürfen keine Waffen und keine Schlüsselmittel mitführen.

Auf Grund dieser Auflagen vermeiden die meisten Nationen den Einsatz von Lazarettschiffen. Stattdessen statten sie Kriegsschiffe oder Hilfsschiffe mit Lazaretteinrichtungen aus, verzichten aber auf den völkerrechtlichen Schutz. In der Deutschen Marine gibt es Versorgungsschiffe mit einem containerisierten Rettungszentrum (Lazarett). Bekannt wurde der Einsatz des Einsatzgruppenversorgers Berlin bei der Tsunamihilfe vor Indonesien im Jahr 2005. Während des Vietnamkrieges hatte die Bundesrepublik Deutschland das damalige Seebäderschiff Helgoland zum Hospitalschiff umgerüstet. Es war dann mit diesem Status unter der Regie des "Deutschen Roten Kreuzes" im Hafen der Süd-Vietnamesischen Küstenstadt Da Nang von 1969 bis 1972 stationiert.

Lazarettstadt

Als Lazarettstadt wurde Frankfurt (Oder) wegen der vielen Lazarette infolge des Zweiten Weltkrieges bezeichnet.

Auf Grund ihrer strategischen Lage (Eisenbahn- und Reichsstraßenknoten, Oderschiffahrt) wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg zur Festungsstadt erklärt, die unter allen Umständen gehalten werden sollte. Bald war die Festung in den Frontverlauf einbezogen. Damals gab es mindestens folgende Lazarette:

In die Festung Frankfurt (Oder) wurden ab 26. Januar 1945 keine verwundeten Wehrmachtsangehörigen mehr von weiter her transportiert.[5] S. 21f

Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurde Frankfurt (Oder) bedeutendste Drehscheibe für deutsche Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft und für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Während der offiziellen Existenz des Heimkehrerlagers Gronenfelde von 1946 bis 1950 wurden 1.125.688 Soldaten registriert; das Jahr 1945 hinzugerechnet kann man von ca. 1,8 Millionen Soldaten ausgehen[5] S. 132.

Größtenteils von der Ostfront zurückkehrende, oft verwundete oder pflegebedürftige deutsche Soldaten und andere Personen machten zwangsläufig in Frankfurt (Oder) Station, um dann in die Heimat- oder Zielregionen weiter abzumarschieren oder transportiert zu werden (siehe z. B. oben Lazarettzug Genf). Neben dem Heimkehrerlager Gronenfelde für relativ unversehrte Rückkehrer gab es hier:

a) unter sowjetischer Administration:

In der ehemaligen Frankfurter Dammvorstadt östlich der Oder, dem heutigen polnischen Slubice, wurden zwei Lazaretts zusammen als Lazarett der Wachsbleiche bezeichnet, wovon das das eine vorzugsweise für kriegsgefangene Soldaten, das andere für zivile Internierte. Beide Lazaretts betrieb die Sowjetische Militäradministration.[5] S. 139

b) unter deutscher Administration stehende stationäre Bereiche:

Katastrophenschutz

Auch im Katastrophenschutz werden Behelfskrankenhäuser als Lazarette bezeichnet, wie sie beispielsweise vom Roten Kreuz bei Erdbeben oder bei anderen Katastrophen im Rahmen so genannter Schnelleinsatzeinheiten (englisch Emergency Response Units, kurz ERUs) errichtet werden. Hierbei unterscheidet man zwischen sogenannten Basisgesundheitsstationen, die eine medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung anbieten, und echten Feldkrankenhäusern, in denen auch erweiterte Maßnahmen wie schwere chirurgische Eingriffe möglich sind.

Das Lazarett in Kunst, Literatur und Film

Im Antikriegsroman MASH verarbeitete Richard Hooker seine Erfahrungen in einem Mobile Army Surgical Hospital (Feldlazarett) im Korea-Krieg auf satirische Weise. Der Roman wurde von Robert Altman verfilmt (MASH) und diente später als Grundlage für die gleichnamige Fernsehserie (MASH).

Bekannte Kriegshospitäler

Zum Kriegslazarett umfunktionierter Saal der Kunstakademie Berlin, 1914

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Lazarett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Lazarett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Lazarettzüge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werfring, Johann: Europäische Pestlazarette und deren Personal. Mit besonderer Berücksichtigung der Wiener Verhältnisse. Phil. Diss. Wien 1999
  2. Bleker, Johanna und Hess, Volker: Die Charité. Geschichte(n) eines Krankenhauses. Akademie Verlag, Berlin 2000, S.18–25. ISBN 978-3-05-004525-2
  3. 3,0 3,1 Der Volksbrockhaus A-Z. 10. Auflage. Verlag F. A. Brockhaus/Leipzig, Leipzig C1 Querstraße 16, 1943
  4. Artikel "Auf Gleisen in die Heimat". Märkische Oderzeitung, Frankfurter Stadtbote 1. Februar 2008, Seite 14
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V., Frankfurt (Oder), Dr. med. habil. Klaus Eichler: Von der Festung zur Lazarettstadt, Frankfurt (Oder), 1945-1949, Druckhaus Frankfurt GmbH, Gartenstrasse 2, 15230 Frankfurt (Oder), 2007
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