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Lars von Trier

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Lars von Trier (bürgerlich Lars Trier; * 30. April 1956 in Kopenhagen) ist ein dänischer Filmregisseur und Drehbuchautor.

Familie

Lars von Trier ist der zweite Sohn von Inger Høst (1915–1989) und Ulf Trier (1907–1978). Inger Høst und Ulf Trier lernten sich während der deutschen Besetzung Dänemarks in der dänischen Widerstandsbewegung kennen, wo sie Juden halfen, über den Øresund ins sichere Schweden zu fliehen. Nach von Triers Angaben waren seine Eltern Kommunisten, gehörten einer Gemeinschaft von Nudisten an und erzogen ihn antiautoritär.[1]

Lars von Triers Onkel mütterlicherseits war Børge Høst, ein Filmregisseur, der wohl sein Interesse fürs Filmemachen weckte. Bereits als Grundschüler drehte er mit einer Super-8-Kamera kleine Animationsfilme, später dann Kurzfilme mit seinen Freunden. Sein erster dokumentierter Animationsfilm von circa 1967 hieß Turen til Squashland (Die Reise ins Zucchiniland) und dauerte eine Minute.[2]

Von Trier litt bereits in seiner Kindheit unter Depressionen und Phobien und konnte einige Zeit nicht die Schule besuchen. Er wurde psychiatrisch betreut. Mit zwölf Jahren besuchte er ein Tagesheilungszentrum.[3]Trotzdem spielte er 1969 eine der zwei Hauptrollen in der dänisch-schwedischen Kinderfernsehserie Hemmelig sommer.

Seine Mutter gestand ihm kurz vor ihrem Tod, dass sein biologischer Vater ihr ehemaliger Vorgesetzter im Sozialministerium Fritz Michael Hartmann sei.[4] Die ehemals deutschstämmige Familie Hartmann lebt seit 1762 in Dänemark und hat einige bedeutende dänische Musiker, wie den Komponisten Johann Peter Emilius Hartmann, hervorgebracht. Nach eigenen Angaben war von Trier tief enttäuscht darüber, keine jüdischen Wurzeln zu haben. Er habe sich in der Rolle eines Außenseiters, der aus einer Gruppe von Verfolgten stammte, sehr gut gefühlt. In der Synagoge habe er sich immer zugehöriger gefühlt als in evangelischen oder katholischen Kirchen.[5]

In seiner ersten Ehe war von Trier bis 1996 mit der dänischen Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Cæcilia Holbek Trier verheiratet, die wie er an der Dänischen Filmschule studiert hat. Während der zweiten Schwangerschaft von Cæcilia Holbek Trier verliebte er sich in die verheiratete Bente Frøge, eine Erzieherin, die seine Tochter in der Kindertagesstätte betreute. Drei Wochen nach der Geburt seiner zweiten Tochter verließ er offiziell seine Ehefrau, um mit Bente Frøge zusammenzusein. Dieses Verhalten führte nicht nur zu beträchtlichen Verletzungen bei seiner verlassenen Frau, den beiden Töchtern u. a., sondern auch zu einem gewaltigen Medienecho in Dänemark. Bente und Lars von Trier heirateten nach beider Scheidungen 1997. Bente Trier brachte nach einigen Jahren Zwillingssöhne zur Welt.[6]

Der Filmemacher

Nach dem externen Abitur begann von Trier 1976 ein Studium der Filmwissenschaften an der Universität Kopenhagen, bei dem er vor allem Leute kennenlernte, die ihm halfen, seine Filme zu verwirklichen. Von 1979 bis 1983 absolvierte er die Dänische Filmhochschule in der Fachrichtung Regie. 1980 gewann Lars von Trier mit seinem Kurzfilm Nocturne den ersten Preis beim Festival der Filmhochschulen in München.

Seine 55-minütige Regie-Abschlussarbeit an der Dänischen Filmhochschule Befrielsesbilleder/Bilder der Befreiung von 1982 wurde auf dem Münchner Filmfest als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Der Film wurde aus drei verschiedenen Materialien collagiert: erstens einem in Farbe neu gedrehten „Handlungsteil“, zweitens vorhandenem Dokumaterial in Schwarz-Weiß aus der Nazizeit, wie die Vorführfahrt des „Wessel-Mörders“ im Auto oder Filmausschnitten über die Festnahme von Nazi-Kollaborateuren in Dänemark, und drittens verschiedenen Filmausschnitten in 1950er-Jahre-Farben von jeweils einem Vogel, der auf der Spitze eines Baumes zwitschert. Im Film wird wenig in Deutsch, Dänisch oder Englisch gesprochen. Bilder der Befreiung zeigt keine glücklichen Menschen, wie der Titel vermuten lassen könnte, sondern deutsche Soldaten, Kollaborateure und dänische Frauen, die mit den deutschen Besatzern zusammenwaren, als Verlierer und Opfer.

Viele der filmischen Ideen, wie z. B. die Unterbrechung des Handlungsverlaufs, Unterlegung des Films mit Chorälen oder die Kombination SS-Uniformen, Wasser und Feuer, tauchen in seinen späteren Filmen wieder auf.

Neben seinen Spielfilmen drehte Lars von Trier auch Werbespots und Musikvideos. 1983 drehte er zusammen mit Vladimir Oravsky für das dänische Popduo Laid Back Elevator Boy und 1990 das spektakuläre Bakerman-Video, das die Musiker beim Musizieren in freiem Fall beim Fallschirmsprung filmte.

Filme der E-Trilogie

1984 kam sein erster Langfilm, der Krimi The Element of Crime ins Kino.

In The Element of Crime wird der Faszination für faschistoide Symbole nochmal mehr Raum gegeben als im Vorgängerfilm. The Element of Crime ist der erste Teil einer Europatrilogie, die sich mit der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, Überbleibseln archaischer Gesellschaftsformen und dem Verfall Europas auseinandersetzt. The Element of Crime gewann bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes den Prix Vulcain de l’artiste technicien und bedeutete den nationalen und internationalen Durchbruch für von Trier. Die weiteren Teile der Trilogie waren 1987 Epidemic, der ebenfalls Wettbewerbsfilm in Cannes war, und Europa (1991), der dort ebenfalls mit dem Prix Vulcain de l’artiste technicien ausgezeichnet wurde und einen Sonderpreis der Jury sowie den Preis für den besten künstlerischen Beitrag erhielt.

TV-Produktion Medea

1988 verfilmte Lars von Trier für Danmarks Radio die griechische Tragödie Medea nach Euripides. Basis seines selbst geschriebenen Drehbuchs war das bereits vorhandene Skript von Carl Theodor Dreyer und Preben Thomsen.[2]

Dimension 1991–2024

1991 startete von Trier zusammen mit Niels Vørsel das Filmprojekt Dimensions, die Langzeit-Verfilmung einer polizeilichen Intrige, die auf jährlich drei Minuten Drehzeit beschränkt sein sollte und die (unter anderem mit dem Schauspieler Udo Kier), an verschiedenen Drehorten in Europa gedreht und im Jahr 2024 fertiggestellt werden sollte. Gedreht wurde ohne Drehbuch und auf Englisch. Der Schauspieler Eddie Constantine starb 1993. Nach Angaben der Zeitung Die Welt hat von Trier das Projekt inzwischen aufgegeben, da er mit anderen Projekten ausgelastet und die von ihm ausgesuchte Nachfolgerin für die Regie Katrin Cartlidge zwischenzeitlich verstorben ist.[7] Es gibt eine 27 Minuten lange Version des im Jahr 2010 abgebrochenen Projektes.[8]

TV-Serie Riget

Die TV-Serie Hospital der Geister/Geister/Riget/The Kingdom von 1994 spielt im zweitgrößten dänischen Krankenhaus Rigshospitalet. Lars von Trier ließ sich dafür von Twin Peaks inspirieren. Lars von Trier und Niels Vørsel schrieben das Drehbuch sehr schnell und unter möglichst großem Spaß. Die Serie war in Dänemark ein großer Erfolg, da sie sowohl äußerst lustig als auch sehr spannend war und von Folge zu Folge immer gruseliger wurde. 1997 folgte die zweiten Staffel. Eine eigentlich geplante Fortsetzung scheint kaum mehr möglich, da zwei Schauspieler (Rollen: Frau Drusse, Dr. Helmer) verstorben sind und Lars von Trier und Niels Vørsel nicht mehr zusammenarbeiten.

Golden-Heart-Trilogie

Mit Breaking the Waves von 1996 beginnt die sogenannte Golden-Heart-Trilogie. Die bis dahin unbekannte Hauptdarstellerin Emily Watson übernahm die Rolle der jungen Bess McNeill, welche sich in dem Wahn, dadurch ihre große Liebe (dargestellt von Stellan Skarsgård) retten zu können, von einem akzeptierten Mitglied der Gemeinschaft zu einer Dorfprostituierten entwickelt. Der international bekannte dänische Künstler Per Kirkeby gestaltete die Kapitelbilder, die den Film gliedern. Es handelt sich um Landschaftsaufnahmen, die minutenlang zu sehen sind und sich dabei minimal verändern.

1998 nahm Lars von Trier mit dem zweiten Dogma-Film Die Idioten/Idioterne am Filmfest von Cannes teil. Der Film provozierte stark durch sein Thema „Irre spielen“, die ersten pornographischen Darstellungen in einem Spielfilm und durch die sehr unruhige und wacklige Kameraführung.

Für das technisch aufwendige Musical Dancer in the Dark, in dem einzelne Tanzszenen mit unzähligen Kameras gleichzeitig gefilmt wurden, erhielt von Trier 2000 die Goldene Palme in Cannes. Björk schrieb nicht nur die gesamte Filmmusik, sondern spielte auch die Hauptfigur Selma. Ähnlich wie in Breaking the Waves opfert eine Frau ihr Leben für ihre Liebe. Hier kein Ehemann, sondern der geliebte und von Erbkrankheit bedrohte Sohn.

Dancer in the Dark kann sowohl zur Golden-Heart- als auch zur USA-Trilogie gerechnet werden.

USA-Trilogie

Mit Dogville führte von Trier seine filmische USA-Trilogie fort, die ebenda bei einigen Kritikern bereits deshalb auf Vorbehalte stößt, weil der Regisseur aufgrund seiner Flugangst selbst nie dort gewesen ist. Den Vorwurf kommentierte von Trier in Anspielung auf den Film Casablanca mit der Feststellung, dass die Amerikaner auch nicht in Marokko gewesen seien. Vor allem störten die Kritiker sich an der aus ihrer Sicht einseitigen Darstellung der Dorfgemeinschaft in Dogville.

Mit dem Film Manderlay von 2005 führt er die mit Dogville begonnene Geschichte fort. Die Hauptfigur Grace ist nicht mehr mit Nicole Kidman besetzt, sondern mit Bryce Dallas Howard.

Beide Filme arbeiten mit Brechts Theater, in dem stets klargemacht wird, dass man nur ein „Schau-Spiel“ sieht. Emotionale Distanz ist erwünscht und wird gezielt erzeugt. Gefilmt wurde in schwarz gestrichenen Hallen, in denen nur die nötigsten Requisiten standen. In Dogville wurden die gedachten Häuser als zusätzlicher Verfremdungseffekt nur durch weiße Linien auf dem Hallenboden kenntlich gemacht.

Antichrist

2008 drehte von Trier in Nordrhein-Westfalen den Horror-Thriller Antichrist mit Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe in den Hauptrollen.[9] Der Film erhielt 2009 eine Einladung in den Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes und brachte von Trier eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis und den dänischen Robert in den Kategorien Regie und Drehbuch ein. Er gewann den nordischen Filmpreis 2009. Der heftig umstrittene Film festigte von Triers Ruf als Skandalfilm-Regisseur.

Melancholia

Im Sommer 2010 drehte von Trier den Spielfilm Melancholia mit internationaler Besetzung in Schweden. Der Film ist aus dem nicht verwirklichten Projekt entstanden, Jean Genets Stück Die Zofen mit Penélope Cruz zu verfilmen.[10]

Er entspricht im Aufbau einer Oper, d. h. er besteht aus einer Ouvertüre, zwei Akten und einem Finale.[11] Die Ouvertüre besteht aus verschiedenen Standbildern ohne Ton und Handlung, die sich minimal bewegen. Diese Einleitung dauert acht Minuten und ist eine Weiterentwicklung der Kapitelbilder in Breaking the Waves. Filmmusik ist Richard Wagners Tristan und Isolde.

Dann beginnt das erste Kapitel / der erste Akt mit dem Namen Justine, die von Kirsten Dunst gespielt wird. Erzählt wird die Fahrt zur Hochzeitsfeier, die Hochzeitsfeier, die immer wieder aus dem Ruder läuft, sowie die Abreise des Bräutigams samt seiner Eltern. Das zweite Kapitel heißt Claire nach der zweiten Schwester, die von Charlotte Gainsbourg gespielt wird, und erzählt vom Leben der Schwestern nach der desaströsen Heirat. Justine ist schwer depressiv und muss auf dem luxuriösen Landsitz ihres Schwagers von ihrer Schwester gepflegt werden. Hintergrundthema ist, wie die vier Familienmitglieder, Claire, Ehemann, Sohn und Justine, zum Herannahen des Planeten Melancholia stehen. Der Schwager und der Neffe sind anfangs sicher, dass der Planet an der Erde vorbeifliegt und erwarten ein ungefährliches Abenteuer. Justine und Claire tauschen gefühlsmäßig die Rollen. Ist während der Hochtzeitsfeier nur Justine beunruhigt, so bekommt im Verlauf des Films Claire immer mehr Angst und Justine fügt sich ins Unvermeidliche. Das Finale beginnt mit dem Selbstmord von Claires Ehemann, als er versteht, dass die Erde zerstört werden wird. Und endet mit einem Feuerball, der das magische Tipi, das Justine gebaut hat, um ihren Neffen zu beruhigen, mit Justine, Claire und ihrem Sohn verschluckt.

Melancholia, der 2011 fertiggestellt wurde, brachte von Trier seine neunte Einladung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes ein.

Nymph()maniac

Nymph()maniac (Originaltitel: Nymphomaniac) kam am 20. Februar 2014 als Nymph()maniac Volume I in die deutschen Kinos. In einer Langfassung wurde der Film auf den 64. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014 gezeigt.[12] Dem Film ging eine mehrjährige Werbekampagne voraus.

Andere Projekte

Die Weltuhr in Kopenhagen (Psykomobile # 1 Verdensuret)

1996 war Kopenhagen Kulturhauptstadt Europas. Lars von Trier nahm mit einem von Ameisen in Neu-Mexiko in Echtzeit gesteuerten Theater, das in der Kopenhagener Kunstvereinigung stattfand, teil. Die über acht Wochen dauernde Inszenierung wurde von Morten Arnfred geleitet. Dokumentiert wurde das Ganze von Jesper Jargil in dem Film De Udstillede (Die Ausgestellten).[13]

Der Ring in Bayreuth

Von Trier gab 2004 bekannt, dass er sich trotz zweijähriger Vorbereitung nicht in der Lage sehe, den Ring des Nibelungen wie geplant für die Richard-Wagner-Festspiele 2006 in Bayreuth zu inszenieren, da die Inszenierung des vierteiligen Opern-Zyklus von ca. 16 Stunden Spieldauer seine Kräfte übersteigen würde.

Lars von Trier und die Medien

Lars von Trier und seine Produktionsfirma Zentropa

1992 gründete von Trier zusammen mit dem Produzenten Peter Aalbæk Jensen die Filmproduktionsfirma Zentropa, die heute die erfolgreichste und größte Produktionsstätte für Film (TV und Kino) in Dänemark ist. Zentropa wurde mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet. Lars von Trier bezieht ein festes Gehalt und ist nach eigener Aussage nicht im Management. Er trägt aber mit seinen kommerziell erfolgreichen Filmen und seiner hohen Medienpräsenz maßgeblich dazu bei, dass Filme anderer finanziert werden können. Der Name Zentropa stammt aus seinem Film Europa – so heißt die Eisenbahngesellschaft im Film. Die Tochterfirma Zentropas, Innocent Pictures, die „frauenfreundliche“ Pornos produziert hat, gibt es nicht mehr.

Das Dogma-Manifest (Dogme95)

Ein Mediencoup gelang Lars von Trier mit seinem Dogma 95-Manifest. Am 20. März 1995, dem 100. Geburtstag des Films, warf Lars von Trier einen Haufen Flugblätter mit dem Manifest vor die versammelte Presseschar im Pariser Odeon-Theater.[6] 2008 wurde die Dogma-Bewegung um von Trier, Vinterberg, Levring und Kragh-Jacobsen mit dem Europäischen Filmpreis in der Kategorie Beste europäische Leistung im Weltkino bedacht.[14]

Pornografische Darstellungen

Lars von Trier gilt als „Enfant terrible“ der Filmindustrie. Bereits sein Dogma-Film Die Idioten/Idioterne (1998) sorgte mit einer Kombination aus expliziten sexuellen Darstellungen und dem provozierenden „Irrsein“ der Figuren für einen internationalen Skandal.[15] Auch sein Werk Antichrist wurde aufgrund der expliziten und extrem gewalttätigen Darstellung kontrovers diskutiert.[16] Die Welt nannte ihn den „meistgehassten Film“ des Jahres.[17] Von Trier gab an, seit längerer Zeit unter Depressionen gelitten zu haben und einen Teil davon in seinen Filmen zu verarbeiten. In Cannes hatte er wiederholt mit pornografischen oder gewalttätigen Szenen in seinen Filmen oder kontroversen Äußerungen provoziert.[18] In einem Interview der Zeit sagte er unter anderem: „Meine Familie hatte sehr genaue Vorstellungen von Gut und Böse, von Kitsch und guter Kunst. Mit meiner Arbeit stelle ich all das in Frage. Ich provoziere nicht nur die anderen, ich erkläre mir, meiner Erziehung, meinen Werten, auch ständig selbst den Krieg. Und ich attackiere die Gutmenschen-Philosophie, die in meiner Familie herrschte.“[1]

Provokation mit dem Themenkomplex Nazis – Juden

Der gekaufte Jude in „Europa“

In seinem Film Europa spielt Lars von Trier den gekauften Juden. Dieser besagte Jude im Film Europa wird von einem amerikanischen Oberst angeheuert, um dem Besitzer der Eisenbahngesellschaft Zentropa namens Hartmann einen Persilschein auszustellen, also um ihn mit Falschaussagen von seinen begangenen Verbrechen „reinzuwaschen“. Hartmann bringt sich trotz der erkauften Entnazifizierung in der Badewanne um.

Lars von Triers biologischer Vater hieß ebenfalls Hartmann und war deutscher Abstammung, sein rechtlicher und sozialer Vater hatte jedoch auch jüdische Vorfahren.

Eklat bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2011

Im Mai 2011 wurde von Trier von den 64. Internationalen Filmfestspiele von Cannes ausgeschlossen. Auf der Pressekonferenz zu seinem Film Melancholia hatte Trier dort zuvor mit Äußerungen, die unter anderem Sympathie und Verständnis für Adolf Hitler bekundeten, einen Eklat ausgelöst. Von Trier entschuldigte sich wenig später für seine „falschen“ und „dummen“ Äußerungen.[19] Der Vorfall fand ein internationales Medienecho und führte zu Abbestellungen des Films Melancholia seitens israelischer und argentinischer Filmverleiher.[20] Anfang Oktober 2011 wurde von Trier erstmals von der dänischen Polizei wegen seiner umstrittenen Äußerungen vernommen. Ihm drohte nach eigenen Angaben eine Anklage wegen der Verharmlosung von Kriegsverbrechen.[21] Anfang Dezember 2011 wurde die Anklage gegen von Trier jedoch fallengelassen. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dahingehend, dass hinter von Triers Aussagen keine Intentionen zur Verharmlosung von Kriegsverbrechen zu vermuten sei, seine Aussagen seien in erster Linie auf die Stresssituation im Interview zurückzuführen.[22]

Filmografie (Auswahl)

Drehbuch und Regie:

nur Drehbuch:

  • 2005 Dear Wendy
  • 2007 De unge år: Erik Nietzsche sagaen del 1/The early years: Erik Nietzsche Part 1

Produktion:

  • 1999–2000: Morten Korch – Ved stillebækken (TV)

Schauspieler:

  • 1969 Hemmelig sommer (TV)
  • 1987 Epidemic (Arzt und sich selbst)
  • 1991 Europa (Der gekaufte Jude)

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Achim Forst: Breaking the Dreams. Das Kino des Lars von Trier. Schüren, Marburg 1998, ISBN 3-89472-309-2.
  • Jana Hallberg, Alexander Wewerka: Dogma 95. Zwischen Kontrolle und Chaos. Alexander Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89581-047-9.
  • Stig Björkman, Lars von Trier: Trier über von Trier. Gespräche mit Stig Björkman. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 2001, ISBN 3-8077-0161-3.
  • Marion Müller: Vexierbilder. Die Filmwelten des Lars von Trier. Gardez! Verlag, St. Augustin 2002, ISBN 3-89796-070-2.
  • Charles Martig: Kino der Irritation. Lars von Triers theologische und ästhetische Herausforderung. Schüren, Marburg 2008, ISBN 978-3-89472-532-7.
  • Lothar van Laak: Medien und Medialität des Epischen in Literatur und Film des 20. Jahrhunderts: Bertolt Brecht – Uwe Johnson – Lars von Trier. Wilhelm Fink, München 2009, ISBN 978-3-7705-4811-8.
  • Georg Tiefenbach: Drama und Regie. Lars von Triers Breaking the Waves, Dancer in the Dark, Dogville. Königshausen & Neumann, Würzburg 2010, ISBN 978-3-8260-4096-2.
  • Antje Flemming: Lars von Trier. Goldene Herzen, geschundene Körper. Bertz + Fischer, Berlin 2010, ISBN 978-3-86505-310-7.
  • Björn Hayer: Lars von Triers Antichrist. Eine Analyse. Diplomoca, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8428-7294-3
  • Leo Stühl: Die Kunst im Horrorgenre: Gewaltexzesse und Pornografie in Lars von Triers Antichrist. Diplomica, Hamburg 2013, ISBN 978-3-95549-099-7
  • Peter Priskil: Lars von Triers Antichrist – Einige Beobachtungen und Reflexionen. In: System ubw, Heft 1, Jahrgang 27, Freiburg 2009, ISBN 978-3-89484-713-5

Dänisch

  • Peter Schepelern: Lars von Triers film: tvang og befrielse. (Lars von Triers Filme: Zwang und Befreiung) Rosinante, 2000, ISBN 87-621-0164-1.
  • Nils Thorsen: Geniet – Lars von Triers liv, film og fobier. (Das Genie – Lars von Triers Leben, Filme und Phobien) Politiken, 2010, ISBN 978-87-567-9511-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ich bin eine amerikanische Frau. In: Die Zeit, Nr. 46/2005; Interview mit Lars Trier
  2. 2,0 2,1 Peter Schepelern: Lars von Triers film. Rosinante Verlag, Kopenhagen 2000.
  3. Ein Däne und sein Dämon. In: Der Tagesspiegel, 8. September 2009
  4. Lars von Trier im Munzinger-Archiv, abgerufen am 19. Mai 2011
  5. Jan Lumholdt: Lars von Trier: interviews. Univ. Press of Mississippi, 2003, S. 184f.
  6. 6,0 6,1 Geniet - Lars von Triers liv, film og fobier, 2010.
  7. (hgr): Lars von Trier gibt Langzeitprojekt auf. In: Die Welt, 28. November 2005.
  8. Filmmuseum München Heft 22, S. 73, 2012.
  9. Lars von Trier: Dreht Antichrist in Deutschland vom 14. April 2008 auf filmstarts.de.
  10. Filmmuseum München Heft 22, S. 68, Gerhard Midding, 2012.
  11. Filmmuseum München Heft 22, S. 68, Gerhard Midding, 2012.
  12. Wettbewerb, außer Konkurrenz, Nymphomaniac Volume I (Long Version) In: Berlinale-Katalog 2014, S. 37
  13. dfi.dk
  14. Europäischer Filmpreis für Judi Dench. fr-online.de, 11. September 2008.
  15. Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, S. 259–266.
  16. „Okay, ich bin ein Nazi“. In: Frankfurter Rundschau, 18. Mai 2011.
  17. Zitiert nach: Stefan Volk: Skandalfilme. Cineastische Aufreger gestern und heute. Marburg 2011, S. 271.
  18. Cannes erklärt Lars von Trier zur Persona non grata. Zeit Online, 19. Mai 2011.
  19. Interview. Spiegel-Online, 20. Mai 2011
  20. Udo Kier bricht eine Lanze für Lars von Trier. In: Hamburger Abendblatt, 20. Mai 2011
  21. Polizei vernimmt Lars von Trier wegen Hitler-Äußerungen. Spiegel Online, 5. Oktober 2011.
  22. Anklage gegen Lars von Trier fallengelassen. The Hollywood Reporter, 6. Dezember 2011.
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