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Landmine

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Warnzeichen Minen

Eine Landmine ist eine Explosionswaffe, die meistens verdeckt unter der Erdoberfläche verlegt wird und die in der Regel vom Opfer selbst ausgelöst wird. Man kann sie deshalb auch im weitesten Sinn als eine Sprengfalle bezeichnen. Manche Minen werden auch vom Bediener ferngezündet, der den Wirkungsbereich der Mine beobachtet. Minen und Selbstschussanlagen sind technisch kaum zu unterscheiden.

Die Nutzung von Landminen ist stark umstritten. Sie bleiben lange eine Gefahr für die Zivilbevölkerung, auch wenn der militärische Konflikt Jahrzehnte zurückliegt. Seit 1999 ist die bis April 2006 ratifizierte „Ottawa-Konvention“ zur Ächtung von Antipersonenminen in Kraft, welcher jedoch die größten Minenherstellerstaaten nicht angehören.

Geschichte

Fallgrube

Das Legen von Fallen wurde von den Menschen ursprünglich zur Jagd entwickelt. Die militärische Verwendung von Fallen reicht ebenfalls weit zurück. Die Soldaten des Römischen Reichs nutzten diese Waffen systematisch. Sie verlegten Krähenfüße, schlugen spezielle Metalldornen mit Widerhaken in kleine Pfähle, die dann kaum sichtbar aus dem Boden hervorragten und hoben Gruben aus, die sie mit angespitzten Pfählen versahen und zur Tarnung bedeckten (Lilien).

In China wurde das Schwarzpulver spätestens im 13. Jahrhundert als Sprengmittel in Bomben eingesetzt. Die ersten als Mine kategorisierten Waffen wurden im Kreis Togtoh in der Inneren Mongolei von Archäologen gefunden.[1] Diese stammen von den Kämpfen im Jahre 1368 und wurden von der Ming-Dynastie als Belagerungswaffe gegen die Yuan-Dynastie genutzt. Es handelt sich um bis zu 1,7 kg schwere Hohlkugeln aus Eisen mit 11 cm Durchmesser, die mit Schwarzpulver gefüllt wurden. Es gab auch Exemplare aus Keramik.

Der Begriff Mine leitet sich allerdings von Stollen ab, welche man unter feindliche Befestigungen grub, um die Mauern durch Unterminierung zum Einsturz zu bringen. Um den Effekt zu vergrößern und um die Mineure zu schützen, wurde die Mine solide mit Holz abgestützt, dann wurde leicht brennbares Material eingebracht und angezündet. Sobald die tragenden Elemente weggebrannt waren, stürzte der darüberliegende Festungsteil ein. Durch Benutzung von Schießpulver wurden diese Stollen noch wirksamer. (siehe: Minenkrieg)

Seit dem 16. Jahrhundert waren Flatterminen (auch Fladderminen) bekannt, welche als Annäherungshindernis im Erdreich eingesenkt wurden und die man per Zündschnur explodieren ließ, wenn der Angreifer über sie hinwegging. Wenn Steine als Splittermaterial verwendet wurden, sprach man von Steinminen (Fougassen). Hauptsächlich wurden diese Minen im Vorfeld von Festungen installiert, seltener im offenen Feldkrieg.

Der Augsburger Büchsenmacher Samuel Zimmermann entwickelte 1547 eine selbstauslösende Mine, basierend auf dem Prinzip des Schnappschlosses. Diese Erfindung setzte sich allerdings langsam im Militär durch. Schwarzpulver ist hygroskopisch (feuchtigkeitsanziehend) und lässt sich schwer vor Nässe im Erdreich schützen. Erst Johann Friedrich von Flemming beschreibt 1726 in Der vollkommene Teutsche Soldat die militärische Verwendung selbstauslösender Minen.

Die ersten „modernen“ Minen (mechanischer Zünder, Sprengstoff und Splittermaterial in einem) wurden während des Sezessionskriegs eingesetzt. Sie bestanden aus Artilleriegranaten mit improvisiertem Zünder. Am 4. Mai 1862 legten konföderierte Truppen unter Brigadegeneral Gabriel J. Raines bei der Schlacht von Yorktown an der Redoute Nummer 4 die ersten Minen, die auch wenig später Opfer forderten.

Die improvisierten Landminen wurden danach bei weiteren Konflikten wie dem Zweiten Burenkrieg oder dem Russisch-Japanischen Krieg eingesetzt, aber eher sporadisch und nicht flächendeckend.

Im Ersten Weltkrieg wurden die ersten industriell hergestellten Minen benutzt.

Zwischen den Weltkriegen wurde die Minenentwicklung stark forciert; es wurden neue Typen von Antipersonen- und Antipanzerminen entwickelt und in Massenproduktion hergestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese exzessiv genutzt, vor allem in Nordafrika sowie der Sowjetunion. Geschätzt wurden etwa 300 Millionen Antipanzerminen und eine noch höhere Zahl Antipersonenminen verlegt [2].

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Minentypen entwickelt, so auch die Antipersonenrichtmine (M18 Claymore). Auch neuartige Panzerabwehrminen wurden entwickelt, die aber eher stationäre Panzerabwehrraketen sind und mit den ursprünglichen Sprengminen keine Ähnlichkeit mehr haben. Durch die Luftwaffe, die eine immer stärker werdende Unterstützungsrolle im Bodenkrieg einnimmt, werden Wurfminen wie die Schmetterlingsmine eingesetzt.

Militärischer Einsatz

Durch Mine beschädigter M4 Sherman

Minen werden in der Regel defensiv als Sperrmittel eingesetzt. Der Gegner soll dezimiert, seine Bewegung soll gehindert oder in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Schwache Gefechtsabschnitte, bedrohte Flanken und Lücken, in denen mit einem Angriff zu rechnen ist, können so geschlossen werden. Durch Fernverlegung von Minen mit Artillerie oder Kampfflugzeugen können frisch entstandene Schwachstellen sehr schnell für den Gegner gesperrt werden. Durch Kenntnis des Verlegeplans können eigene Truppen diesen Abschnitt aber teilweise nach wie vor betreten und selber einen Angriff starten.

Offensiv können Minen genutzt werden, wenn diese von Luftfahrzeugen in das Hinterland abgeworfen werden. So kann der Gegner an Rückzug, Truppenverlegungen und am Heranschaffen von Verstärkung und Versorgungsgütern gehindert werden.

Minen können sehr effektiv den Gegner schwächen. Insgesamt ist die Bedrohung durch sie gestiegen: Betrug die Fahrzeug-Verlustrate durch AT/AVMinen der US-Armee im Zweiten Weltkrieg noch 23 %, so stieg diese im Korea-Krieg auf 56 % und verzeichnete im Vietnamkrieg schließlich 70 % [3]. Im Vietnamkrieg waren der Großteil davon amerikanische Minen, die von nordvietnamesischen Truppen aufgenommen und neu verlegt wurden.

Kriterien

Die klassische Landmine ist ein flacher Behälter mit Sprengstoff und einem Zünder, der ausgelöst wird, wenn er mit einem bestimmten Gewicht belastet wird.

Deutsche Landmine aus dem Zweiten Weltkrieg

Es gibt mehrere Kriterien, nach denen Landminen unterschieden werden:

Nach dem Ziel

Antipersonenmine
soll Menschen töten oder verstümmeln und auf diese Art und Weise aufhalten (z. B. S-Mine, M14, M16, M18 Claymore).
Antifahrzeugmine
soll Fahrzeuge zerstören, vermag aber nur schwache Panzerungen zu durchdringen. Der Begriff Antifahrzeugmine wird in vielen Systematiken nicht verwendet, da Antipersonenminen ungepanzerte Fahrzeuge beschädigen und Antipanzerminen in der Regel auch von ungepanzerten Fahrzeugen ausgelöst werden. Die meisten modernen Antifahrzeug- und Antipanzerminen sind mit einem Aufhebeschutz versehen oder können mit Zugzündern für Stolperdrähte ausgerüstet werden. Sie wirken also tatsächlich auch als Antipersonenminen.
Antipanzermine
soll Panzer aufhalten, indem das Fahrwerk zerschlagen oder die Ketten zerrissen werden oder indem der Panzer zerstört wird.

Nach der Wirkungsweise

Diverse Modelle von Springminen, 2. Reihe von links: PP-Mi-Šr, Mk II, M16 und OZM-72, erste Reihe v. l.: S-Mine 35, OZM-4, OZM-3 und DM-31
Sprengmine
wirkt vor allem durch die bei der Detonation entstehende Detonationswelle. Die Wirkung durch Splitter ist hier nachrangig. (z. B. Antipersonenmine M14).
Splittermine
wirkt hauptsächlich durch Splitter, die bei der Detonation als Geschosse gerichtet (z. B. M18 Claymore) oder ungerichtet in der gesamten Umgebung verteilt werden (z. B. Bauart POM-2).
Richtminen
wirken in nur eine bestimmte Richtung.
Splitterrichtmine
nutzt den Misznay-Schardin-Effekt; wirkt wie Splittermine, aber grob in eine bestimmte Richtung. Deswegen kann diese kurz vor den eigenen Linien platziert werden oder als Selbstschussanlage dienen (z. B. M18 Claymore, SM-70).
Richtmine mit Hohlladung
oder hohlladungsähnlichen Sprengsätzen, die entweder auf das Ziel ausgerichtet ein Projektil mit Hohlladungseffekt (z. B. die schwedische FFV 016) oder eine Kurzstreckenrakete mit einer Hohlladung verschießen (z. B. deutsche DM-12 PARM).
Projektilbildende Mine
deren Schwermetalleinlagen durch die Sprengladung zu tropfenförmigen Projektilen umgeformt werden und durch die hohe Geschwindigkeit die Panzerungen durchdringen (z. B. M93 „Hornet“).
Springmine
die bei der Auslösung eine Sprengladung mit Splittermantel hochschleudert, welche in ca. 0,8–1,2 Meter Höhe explodiert und je nach Typ in einem Radius bis zu 30 m tödlich wirken können (zum Beispiel die in Deutschland hergestellte DM-31 oder die Antipersonenmine M16); in diese Kategorie kann man auch einige experimentelle Antipanzerminen einordnen, die bei Auslösung ihren Sprengsatz in einige Dutzend Meter Höhe schleudern und dann mit Hilfe von Sensoren die meist schwächer gepanzerte Oberseite des Ziels angreifen.

Nach Zündung

Druckzünder
wird durch das Gewicht des Zieles ausgelöst. Panzerminen mit dieser Zündung werden so unter der Erdoberfläche verlegt, dass die Grasnarbe oder die Bodenbedeckung etwa 10 cm auf der Mine aufliegt. Bei der Verlegung ist dabei insbesondere darauf zu achten, dass es zu einer minimalen - etwa 2 – 3 cm hohen - Hügelbildung kommt. Diese Hügelbildung ist erforderlich, um bei Überfahrt den Drucktellerrand der Mine zu durchbrechen und die Explosion auszulösen. Diese Hügelbildung wird von Fahrern allenfalls dann wahrgenommen, wenn sie mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Auch bei Antipersonenminen wird beim Verlegen auf eine - allerdings geringere - Hügelbildung geachtet.
Zugzünder
wird durch Stolperdraht ausgelöst oder über eine Zugleine ferngezündet.
Magnetzünder
reagiert auf Änderung eines Magnetfeldes z. B. durch Fahrzeuge oder Minensuchgeräte.
Erschütterungszünder
reagiert auf Erschütterungen, die sie vom Erdboden aufnehmen. Das russische VP-13 System zum Beispiel reagiert durch einen seismischen Sensor auf Schrittgeräusche bis ca. 15 m um den Sensor und steuert dann bis zu 5 Minen gleichzeitig. Dabei müssen sich die Minen nicht in der Nähe des Auslösers befinden, sondern können etwas weiter entfernt sein. Das System ist batteriebetrieben und zerstört sich bei der Auslösung selbst durch eine kleine, außen angebrachte Sprengladung.
Zeitzünder
bringt die Mine nach Ablauf einer gewissen, vom Minenleger eingestellten Zeit zur Detonation. Zeitzünder haben mehrere Zwecke: Das verminte Gebiet ist für eine gewisse Zeit nicht räumbar; der Zeitzünder dient als Selbstzerstörungsmechanismus, der die Minenräumung überflüssig machen und so die Landmine sowohl billiger im Einsatz als auch humaner machen soll. Zeitzünder sind meistens nicht die einzigen Zünder einer Mine, sondern werden zusätzlich eingesetzt. Minen nur mit Zeitzünder wären mit Zeitbomben identisch.
Knickzünder
ist ein Stab, welcher aus der vergrabenen Mine herausragt und die Mine beim Knicken des Stabes auslöst. Meist von Antipanzerminen verwendet.
Infrarot-Sensor
der bei Antipanzerminen auf die Wärme der Fahrzeuge anspricht.
Fernzünder
bei manuell ausgelösten Minen, manchmal Beobachtungsminen bezeichnet, die elektrisch oder mit Sprengschnur gezündet werden.
Entlastungszünder und Bewegungszünder
dienen dem Räumschutz.

Nach der Art der Verlegung

Verdeckt verlegte Mine
wird so in der Erde vergraben, dass der Zünder noch wirksam bleibt.
Offen verlegte Mine
wird offen auf den Boden verlegt oder teilverdeckt verlegt. Abgeworfene oder verschossene Minen liegen meist offen.
Wurfmine
kann mittels Raketen, Artillerie oder Luftfahrzeugen, oft in Massen, verlegt werden. Manche von diesen Minentypen richten sich nach dem Aufprall selbsttätig auf. Meistens sind es Schmetterlingsminen, wie die amerikanischen BLU-43/B „Dragontooth“ oder die sowjetische PFM-1, die wie große Ahornblätter (aerodynamische Flächen) aussehen. Da solche Minen offen verlegt sind, sind sie gegen Aufnahme gesichert. Die Wirkdauer kann oft vor der Verlegung eingestellt werden, danach soll sich die Mine dann selbst zerstören (funktioniert nicht immer zuverlässig; für Minen der Bundeswehr und einige andere NATO-Länder gilt eine geforderte Zuverlässigkeit der Selbstentschärfung von über 99 %).
Unterwasser-Verlegung
wasserdichte Landminen können im flachen Wasser an Ufern zur Abwehr amphibischer Landungen gelegt werden.

Nach Aussehen, nach Material, etc.

Panzermine im Schnitt
Tellermine oder Topfmine
früher und heute noch gebräuchliche Bauweisen einer schweren Mine zur Panzerbekämpfung.
Riegelmine
Abart der Tellermine in Balkenform mit wesentlich erweiterter Zündfläche. Der Begriff wird heute auch für eine Wirkungsform der Richtmine verwendet.
Kunststoff- Glas- Beton- bzw. Holzmine
Die Minen sind auf eine minimale Signatur für Metalldetektoren ausgelegt und enthalten kein Metall außer dem Zünder. Die früher verwendeten Holzminen wurden durch Kunststoffminen faktisch ersetzt.
Schmetterlingsmine
Luftverlegte Antipersonenmine mit aerodynamischer Form, die einem Schmetterling ähnelt. Kann von Kindern mit Spielzeug verwechselt werden.
Booby Trap (Sprengfalle, wörtlich Trottelfalle) bzw. IEDs (improvised explosive devices)
versteckte Sprengfallen aus jeweils verfügbarem Material improvisiert, zum Teil in Alltagsgegenständen, in Häusern oder am Straßenrand versteckt. Der erste Begriff wird auch für Tretfallen und sonstige improvisierte Fallen, auch ohne Sprengstoff, verwendet.
Claymore
rechteckige Splitterrichtmine, welche nicht vergraben wird (z. B. M18 Claymore).
Gesteinsmine
größte und ältere Form der Claymore, bestehend aus einem auf das Ziel gerichtetem Schacht, gefüllt mit Gestein, darunter einer Sprengladung. Bei manueller Auslösung wird die Gesteinsmasse in Zielrichtung geschleudert. Eingebaut auf Malta und in der Maginotlinie.
EFP (Explosively Formed Penetrators)
Besondere Form der IEDs 8s (s. o.), bei denen durch eine Sprengstoffexplosion Kupfer geschmolzen und auf eine extreme Geschwindigkeit (1600 m/s) beschleunigt wird, um leichte und mittlere Panzerungen zu durchschlagen und verheerende Wirkung im Fahrzeuginneren zu entfalten

Nach Umfang der Zerstörung

Beispiel der Klassifizierung in den USA für Antipanzerminen:

M-Kill mobility kill
Die M-Kill-Mine zerstört „nur“ eine oder mehrere für die Fortbewegung notwendige Komponenten (Fahrzeugachse, Kette, Fuß und Unterschenkel). Das Waffensystem bleibt in der Regel unzerstört, der Tod der Besatzung ist nicht zu erwarten.
K-Kill oder catastrophic kill
Die Zerstörung des Waffensystems oder der Tod der Besatzung ist das Ziel.

Überträgt man diese Systematik auf Antipersonenminen bedeutet das:

  • für M-Kill-Minen eine Verletzung oder Verstümmelung, aber keine Tötung, wenn rechtzeitig ärztlich versorgt wird. Diese Form der Wirkung hat erhebliche „Vorteile“, da ein verwundeter Soldat den Gegner länger aufhält und mehr belastet (Versorgung, Transport, Moral der Kameraden), als ein getöteter.
  • für K-Kill-Minen (in dieser Kategorie meistens Splitter- oder gar Springminen), ist in dieser Übertragung die Tötung der die Mine auslösenden Person das Ziel.

Humanitäre Gesichtspunkte

Darstellung der Auswirkung von Minen im Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf

Minen führten in den letzten 30 Jahren zum Tod von ca. 1 Million Menschen. Davon waren 20 % Kombattanten und 80 % Zivilisten, die den Minen oft erst nach Beendigung des Konflikts zum Opfer fielen. Insgesamt sind ca. 25 % der Opfer Kinder[4]. Im Jahr 2003 wurden weltweit mehr als 8000 von Landminen getötete oder verstümmelte Menschen registriert, die Dunkelziffer liegt Schätzungen zufolge bei rund 20.000. Die verschiedenen Minentypen verursachen mannigfaltige Verletzungsmuster. Typischerweise sind Füße und Beine sowie Gehör (die Explosion schädigt in 5 Metern Umkreis) betroffen.

Gerade die nicht als Sprengkörper erkennbaren oder besonders kleinen Minen stellen vor allem für Kinder eine große Gefahr dar, weil sie die Minen in Unkenntnis aufheben.

Nach dem UN-Landminenprotokoll muss die Position von verlegten Minen notiert werden. Eingebaute Selbstentschärfungsmechanismen sollen die Minen nach einer bestimmten Zeit automatisch entschärfen. In der Realität werden Minen jedoch oft unkontrolliert, hastig und ohne Plan verlegt. Von Luftfahrzeugen abgeworfene Minen verteilen sich unregelmäßig, teilweise über weite Strecken. Da sie oft Falldämpfer in Form von kleinen Fallschirmen oder aerodynamisch wirksamen Flächen („Schmetterlingsminen“) haben, können sie eine gewisse Strecke vom Wind getragen werden. Manche kriegsführenden Parteien benutzen Minen auch mit voller Absicht gegen die Zivilbevölkerung, um eine Gegend unbewohnbar und Äcker und Weiden unbenutzbar zu machen oder schlicht Terror gegen die feindliche Bevölkerung zu üben. Hunger, Tod und lebenslange Verstümmelung Unschuldiger sind in diesen Fällen oft das Ziel und immer die Folge.

Minen kosten sehr wenig, lassen sich leicht herstellen und rasch in großen Stückzahlen verlegen. Sie sind daher insbesondere von Interesse für Kriegsparteien, die keinen Zugang zu teuren Waffensystemen haben.

Initiativen und internationale Abkommen

Das erste internationale Abkommen war das Protokoll II der Konvention über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen von 10. Oktober 1980. Am 3. Mai 1996 wurde das Protokoll weiter ausgebaut, aber für viele Parteien gingen die resultierenden Restriktionen nicht weit genug.

Weltweiter Druck durch nichtstaatliche Organisationen und der Mut einiger Regierungsvertreter führten am 3. Dezember 1997 im kanadischen Ottawa zur Unterzeichnung des Antipersonenminen-Verbotsvertrages („Ottawa-Konvention“), der seit dem 1. März 1999 als für die Vertragsparteien bindendes internationales Recht in Kraft ist. Bis Ende 2004 haben 143 Länder den Vertrag unterzeichnet, darunter 9 Länder, in denen die Ratifizierung noch aussteht. 41 Staaten haben die Konvention bislang nicht unterzeichnet, darunter Finnland, China, Indien, Iran, Israel, Nord- und Süd-Korea, Pakistan, Polen, Russland sowie die USA.

Weil nie zuvor eine Waffe aufgrund zivilgesellschaftlichen Engagements verboten worden war, wurde der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) 1997 der Friedensnobelpreis verliehen. Die deutsche Sektion der ICBL ist das Aktionsbündnis Landmine.de.

Allerdings wird auch die Ottawa-Konvention von vielen Stellen als unzureichend bezeichnet. Zwar ist die Benutzung und Herstellung von Antipersonenminen durch die Teilnehmerstaaten einzustellen, jedoch werden Antifahrzeugminen mit leicht auslösenden Zündern, welche faktisch als Antipersonenminen wirken, nach wie vor benutzt.

Mit Landminen verseuchte Länder

Minenwarntafel in der Gemeinde Čapljina, Bosnien-Herzegowina

Ökologische Auswirkungen von Minen

Ein positiver Nebeneffekt von verminten Gebieten ist, dass die Gebiete nicht von Menschen betreten oder gar erschlossen werden können (Sperrgebiete). Dadurch kann die Natur dort unberührt gedeihen und so auch seltenen Arten das Überleben ermöglichen. Es entstehen sozusagen unbeabsichtigt Naturschutzgebiete.

Ein Beispiel dafür ist das Sperrgebiet der Deutsch-Deutschen Grenze, das unberührte Natur und Artenvielfalt bietet. Da das Sperrgebiet inzwischen geräumt ist, wurden Teile jetzt zum „echten“ Naturschutzgebiet erklärt.[8]

Größere Wildtiere sind durch Minen jedoch selbst gefährdet. So werden in Teilen Afrikas oder Asiens immer wieder Elefanten durch Minen schwer verletzt, was ohne menschliche Hilfe meist den Tod der Tiere zur Folge hat. Daher werden entlang der Elefanten-Wanderrouten Minen manchmal auch gezielt aus Tierschutzgründen geräumt.[9]

Minenräumung

Die Verlegung von Minen ist relativ einfach und kostengünstig, ihre Räumung dagegen umso schwieriger und kostenintensiver. Besonders asymmetrische Konflikte wie Bürgerkriege hinterlassen gefährliche Minenfelder, weil diese bei der Verlegung selten kartografiert werden, großflächig ungezielt eingesetzt werden und der Einsatz besonders oft in Arealen zivilen Lebens erfolgt.

Minenfelder werden aus zwei verschiedenen Gründen geräumt. Zum einen aus militärischen Interessen, während eines Konfliktes das Minenfeld schnell zu durchbrechen, zum anderen aus humanitären Gründen, um das verminte Gebiet wieder bewohn- und bewirtschaftbar zu machen. Während es bei militärischen Einsätzen vor allem auf die Schnelligkeit des Räumens ankommt, ist beim humanitären Räumen die Gründlichkeit das oberste Gebot. Bei humanitären Einsätzen wird meist mit einem Metalldetektor oder mit einer speziellen Minenräummaschine gearbeitet. Minen können mit einem Verfahren für expandierende Schäume mittels Mehrkammer-Kunststoffbehältern fixiert werden. Dadurch ist der weitere Umgang mit den Minen gefahrlos durchzuführen, da ein Auslösen der Mine durch die Blockade der Auslösemechanismen wirksam verhindert wird (DPMA-Patent-Nr. 102 04 784). Beim militärischen Räumen wird z. B. mit einer Bangalore gearbeitet, um schnell einen Pfad durch das Minenfeld zu schaffen. In Mosambik werden zum Aufspüren von Landminen speziell ausgebildete Riesenhamsterratten (Cricetomys gambianus) eingesetzt. [10]

Quellen

  • D. Guelle, A. Smith et al.: „Metal Detector handbook for humanitarian demining“, European Communities, 2003, ISBN 92-894-6236-1 pdf

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Landminen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Landmine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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