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Lafette

Aus Jewiki
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Bombarde auf Blocklafette
Kanone auf Wandlafette.
Transportable Panzerabwehrlenkwaffe AT-13 Saxhorn-2 auf einer Klapplafette.
Karronade auf pivotierter Gleitlafette.
Pivotiertes Mehrfachraketenwerfersystem BM-21 (Grad) auf einem 6x6 Ural-375D Lkw
Verbunkerte Panzerabwehrkanone auf Lafette

Eine Lafette (von franz. l'affût, älter l'affust zum altfranz. fust = Schaft, Stange) ist ein meist fahrbares Gestell, auf dem eine Waffe montiert werden kann. Eine lafettierte Waffe kann genauer gerichtet und die Rückstoßgeschwindigkeit kann gemindert werden.

Geschichte

Die Geschichte der Lafetten ist eng an die Geschichte der Geschütze gebunden, da Geschütze im Gegensatz zu Handfeuerwaffen immer eine feste Unterlage benötigen. In diese Unterlage integriert sind die Vorrichtungen zur Höhen- und Seitenrichtung. Die einfachsten Lafetten, wie für die Infanteriewaffe des Granatwerfers, bestehen nur aus einem größeren Brett mit Tragegriffen und Halterungen für das Rohr.

Die ersten Bombarden wurden auf festen Gestellen aus Holzbalken und ähnlichem montiert. Ein Schildzapfen auf beiden Seiten des Rohres ermöglichte später die Höhenrichtung. Mit der Entwicklung der Feldartillerie wurden die Lafetten, immer noch aus Holz, mit großen Rädern versehen und waren auf Pferdezug ausgelegt. Bei der Schiffsartillerie waren die großen Radlafetten eher hinderlich, hier wurde die Größe der Räder verkleinert und den niedrigeren Deckshöhen angepasst. Auch setzte man hier später Gelenklafetten ein.

Für den Marsch wurde das Geschütz aufgeprotzt, d. h., die Lafette wurde mit der sogenannten Protze verbunden, einem einachsigen Karren, vor den die Pferde gespannt wurden (Geschütze werden rückwärts gezogen). Um das Geschütz wieder feuerbereit zu machen, musste es vorher wieder abgeprotzt werden.

Nachdem sich stählerne Geschützrohre bewährt hatten, wurden auch die Lafetten aus Stahl hergestellt. Mit der Einführung des Rohrrücklaufes und einem an der Lafette angebrachten Erdspaten wurde es möglich, die Schussfolge des Geschützes wesentlich zu erhöhen, da dieses nicht mehr nach jedem Schuss neu in Stellung gebracht und gerichtet werden musste. Zudem konnte sich die Bedienungsmannschaft beim Schuss direkt neben dem Rohr aufhalten, durch einen davor angebrachten Schutzschild war sie auch weniger feindlichem Feuer ausgesetzt.

Ein weiterer Entwicklungsschritt war die Erfindung der Spreizlafette, deren Lafettenschwanz zum Transport zusammengeklappt, in Stellung jedoch gespreizt wurde, so dass man bis zu einem Winkel von 45° je Seite schießen konnte, ohne das gesamte Geschütz drehen zu müssen. Zuvor war der Seitenrichtwinkel auf etwa 5° je Seite beschränkt.

Für sehr schwere Geschütze wurden auf Eisenbahnschienen laufende Lafetten benutzt, die sogenannten Eisenbahngeschütze. Diese Lafetten sind nicht drehbar und daher auf Kurven der Eisenbahnschienen angewiesen, auf denen sie in die jeweils erforderliche Schussrichtung gefahren wurden. Schießkurven wurden bei Bedarf speziell angelegt.

Die Motorisierung ermöglichte beim Feldgeschütz eine selbstfahrende und damit stärker gepanzerte Lafette (Selbstfahrlafette). Die Entwicklung reichte bis zur Erfindung des Panzers, der im Prinzip eine schwergepanzerte Lafette mit Drehturm darstellt. Sturmgeschütze sind dagegen nicht mit Drehtürmen ausgestattet.

Bei Begräbnissen von hochrangigen Militärs und bei Staatsbegräbnissen mit militärischen Ehren dient oft eine Geschützlafette mit Protze zum Transport des Sarges während des Trauerumzugs.

Spezielle Formen

  • Blocklafette: Lafette, die sogenannte „Legstücke“, also Steinbüchsen, in einem festen Rahmen, der „Lade“, aufnehmen kann und so mobiler macht. Sie hat keine Schildzapfen. Man unterscheidet die in den Lafettenschwanz auslaufende „Unterlade“ und die auf ihr liegende „Oberlade“ mit dem Geschütz.
  • Burgunderlafette: Nur für leichte Geschütze des 15. bis 16. Jahrhunderts. Ein langgestrecktes Stück Holz, auf dem das Geschütz montiert ist (Oberlade), das wiederum beweglich auf einem Untergestell montiert war. Am Ende der Oberlade befanden sich zwei Richthörner. Der Rückstoß wurde durch den Drehpunkt der Oberlade und die Richthörner aufgefangen.
  • Wandlafette: Die Erfindung der Schildzapfen ermöglichte die Wandlafette. Sie bestand aus zwei parallelen Wandrahmen, die fest verstrebt miteinander verbunden waren und in ihrem rückwärtigen Teil gemeinsam den Lafettenschwanz bildeten (siehe Bild). Das Geschützrohr lag mit den Schildzapfen in einer Mulde der Wände und wurde nach oben mit Eisenbändern so fixiert, dass es nicht aus den Mulden springen konnte. Eine Verbesserung war die Höhenrichtschraube. Dies sollte für viele Jahrhunderte die gebräuchlichste Form der Lafette bleiben. Es existierten zwei Formen von Wandlafetten. Die ältere Variante entspricht der auf dem ersten Bild gezeigten Kanone mit parallelen Wänden. Bei der neueren Variante, „à l'anglaise“ (englischer Art) verjüngte sich die Lafette nach hinten und endete am „Protzöhr“, dem Ring, welcher am Haken der Protze eingehängt wurde. Diese Lafettenart wurde auch aus Eisen hergestellt und noch im Ersten Weltkrieg verwendet. Beim Schuss lief das ganze Geschütz einige Meter nach hinten und musste jedes Mal wieder in Stellung gebracht werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde am Lafettenschwanz ein beweglicher Spaten angebracht, welcher in die Erde eingerammt wurde und das Geschütz durch Federkraft wieder in Stellung brachte. Das System bewährte sich nicht. Erst mit dem französischen System Deport, erstmals verwirklicht in der Canon de 75 mle 1897, wurde das Problem gelöst. Das Rohr lag nicht mehr direkt auf der Lafette, sondern auf einer Wiege, auf der es zurückglitt, durch einen Öldämpfer gebremst und durch komprimiertes Gas (System Deport) oder Federkraft (Krupp) wieder nach vorn gebracht wurde. Neben schnellerem Schießen erlaubten diese neueren Lafetten auch eine gewisse Seitenkorrektur.
  • Pivotlafette: Im 19. Jahrhundert wurden Kanonen und Karronaden auf Kriegsschiffen und in Festungen auf sogenannten „Pivotlafetten“ montiert, die am vorderen Ende, z. B. an der Bordwand, auf einem Zapfen – dem Pivot – gelagert waren und am Ende querstehende Rollen hatte, was ein leichteres Seitenrichten ermöglichte. Karronaden hatten auch keine Schildzapfen mehr, sondern eine unter dem Rohr angebrachte Öse, welche die Höhenrichtung ermöglichte. Später wurden auch andere Geschütze „pivotiert“.
  • Spreizlafette: Kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf (erstmals bei der italienischen Cannone da campagna M. 12 von 1912). Sie erlaubte ein Absenken der Feuerlinie ohne aufwendige Manöver beim Auf- und Abbau des Geschützes.
  • Kreuzlafette: Lafette in Kreuzform unter dem Geschütz, das so einen Schwenkbereich von 360° erhält. Sie kommt insbesondere bei schweren Geschützen und bei Flak zum Einsatz.
  • Mehrfachlafette: in den Bauformen Zwilling- Drilling- und Vierlingslafette, bei der mehrere Rohre nebeneinander montiert sind.
  • Drehringlafette: eine runde, drehbare Maschinengewehr-Lafette, die an Fahrzeugen auf dem Führerhaus über der Dachluke angebracht wird.
  • Selbstfahrlafette: umfasst alle Bauarten, bei denen ein Geschütz durch ein Landfahrzeug - zumeist Panzerwannen - beweglich gemacht wurden. Das Geschütz ist bei den meisten Ausführungen nur sehr wenig schwenkbar, weshalb dann mit dem Fahrzeug selbst grob gezielt werden muss. Der Vorteil dieser Lafette besteht darin, dass fast keine Zeit für Auf- oder Abbau des Geschützes gebraucht wird, also auch schnelle Unterstützung und/oder Flucht möglich ist.

Weitere Bedeutungen

In der Medizin wird der Wagen, auf dem der OP-Tisch in den Operationssaal gefahren wird, als Lafette bezeichnet.

Im Güterkraftverkehr bezeichnet Lafette (oft auch „BDF-Lafette“) ein Fahrgestell, das der Aufnahme und dem Transport von austauschbaren Ladungsbehältern, sogenannten Wechselbrücken, dient.

Im Tresorbau ist eine Lafette eine Aufnahme, in die der Tresorschlüssel eingelegt wird. Die Lafette mit dem passenden Schlüssel wird in die Tresortür eingeschoben, wonach sich der Tresor öffnen lässt.

Der ausziehbare Sargladeboden in einem Bestattungskraftwagen (BKW) wird ebenfalls Lafette genannt.

Eine Dekantier-Lafette ist ein fahrbarer Wagen mit einem Aufbau für das Dekantieren von großen Weinflaschen, die von Hand schwer auszuschenken sind.

Literatur

Weblinks

 Commons: Lafetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Lafette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Lafette aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.