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Lázně Kyselka

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Lázně Kyselka
Wappen von Lázně Kyselka
Lázně Kyselka (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Gemeinde: Kyselka
Fläche: 30 ha
Geographische Lage: 50° 16′ N, 13° 0′ O50.26333333333312.998333333333582Koordinaten: 50° 15′ 48″ N, 12° 59′ 54″ O
Höhe: 582 m n.m.
Einwohner:
Postleitzahl: 362 72
Kfz-Kennzeichen: K
Verkehr
Bahnanschluss: Vojkovice nad Ohří–Kyselka
Datei:Lázně Kyselka 2014.jpg
Kurort Kyselka 2014
Datei:Lázně Kyselka 2014 3.jpg
Straßenzug am nördlichen Flussufer, 2014
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Siedlung am südlichen Flussufer, 2014

Lázně Kyselka (deutsch: Bad Gießhübl) ist ein um 1792/93 gegründeter ehemaliger Kurort in Tschechien. Seit seiner Eingemeindung 1987 ist er eine Ortslage von Kyselka in der Karlsbader Region, die an die Orte Radošov, Dubina und Bor grenzt. Lázně Kyselka entstand beidseits der Eger, jedoch ist heute nur noch sein südlich des Flusses gelegenes Gebiet von geschätzt 150 Menschen (Stand 2010) bewohnt. Die Bevölkerung des Kurorts besteht überwiegend aus Tschechen, Juden, Roma und einigen Deutschen. Die Gebäude der nördlichen Ortshälfte rund um das Schloss Mattoni sind sämtlich sanierungsbedürftig und werden seit 2013 restauriert.

Lázně Kyselka gehörte früher zu den beliebtesten Kurorten Österreich-Ungarns und der späteren Tschechoslowakei und wurde u. a. von Franz Josef, Elisabeth von Österreich-Ungarn, Franz Joseph I., Rudolf von Österreich-Ungarn, Josef von Löschner, Otto I. von Griechenland, Mohammad Reza Pahlavi und Heinrich von Mattoni besucht. Im Kurbad waren 27 Hotels, mehrere Cafés und Geschäfte angesiedelt. Der Ort lebte bis nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend vom Kurbetrieb und heute von der Mineralwasserabfüllung der Marke Mattoni. In der Stadt inspirierten sich jüdische, deutsche und tschechische Kultur gegenseitig.

Name

Der Name der Siedlung stammte vermutlich aus 1522 und wurde 1612 unter dem Namen Lázně Kysibl erstmals schriftlich erwähnt. Ab dem 19. Jahrhundert sind Bad Gießhübl und Lázně Kyselka dokumentiert, gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden sogar beide Name auf Mattoni-Mineralwasserflaschen abgedruckt. Der tschechische Name Lázně Kyselka bedeutet wortwörtlich Bad Sauerbrunn. Weshalb der deutsche Name aber Bad Gießhübl lautet ist unbekannt. Auch der Ursprung des Namens Kyselka ist unbekannt.

Ab 1890 hieß der Kurort amtlich Lázně Kyselka und Bad Gießhübl. Seit 1947 ist der offizielle Name Lázně Kyselka. Heute wird aber auch für den Kurort allein die Kurzform Kyselka verwendet.

Geographie

Kyselka liegt am Fuße des Erzgebirges und des Duppauer Gebirges im Okres Karlovy Vary in der Region Karlsbad (Karlovarský kraj). Ihn durchfließt die Fluss Eger, welche ihn in einen Nord– und einen Südteil teilt. Der höchste Punkt des Ortes liegt 582 m ü.M.

Fläche

Die Fläche der Gemeinde Kyselka beträgt 6,48 km², wobei ca. 0,3 km² auf Lázně Kyselka entfallen. Von der Fläche des Kurbades sind ungefähr eineinhalb Drittel überbaut, ein weiteres Drittel ist bewaldet und der Rest ist Wasser.

Flora und Fauna

Etwa zwei Viertel Lázně Kyselkas sind bewaldet. Der ursprüngliche Buchenwald bis nach Karlsbad ist an einigen Stellen einem Mischwald mit Eichen, Ahorn und Fichten gewichen, da der Anlage des Schlossparks viel Wald zum Opfer gefallen ist. In den höheren Lagen des Kurortgebiets schließt Nadelwald mit Fichten und Lärchen an.

Im Park leben heute Füchse, Dachse, Wildkatzen und Luchse. Im verwilderten Gebiet sind auch zahlreiche Vogelarten zu finden. Als Teil der Restaurierungmassnahmen seit 2013 wurden der Park und das gesamte Umland unter Naturschutz gestellt.

Klima

Lázně Kyselka liegt in der gemässigten Klimazone. Die mittlere Jahrestemperatur liegt um die 8 °C, Minuswerte im Winter erreichten zuletzt (um 1990) bis zu −12 °C, Pluswerte im Sommer bis zu 30 °C. Der meiste Niederschlag fällt im Juni und Juli, das Winterhalbjahr ist bis zum Februar relativ trocken.

Seit einem heftigen Gewitter im Jahr 1987 ist zu beobachten, dass die Niederschlagsmengen im Kurbad beständig steigen und es häufiger als früher zu starken Regenfällen kommt.

Verwaltungsgliederung

Die ursprüngliche Gemeinde Lázně Kyselka umfasste bis circa. 1820 nur das Gebiet des heutigen Nordteils. Mit den größeren Ortserweiterungen unter Heinrich von Mattoni wurde um 1870 und 1980 umliegendes Gebiet aufgekauft und an das Kurbad angeschlossen. Bis 1945 bestand Lázně Kyselka aus einem einzigen Ortsteil, erst die Aufteilung des Kurortes durch die Rote Armee und die US-Streitkräfte entlang der Eger liess zwei Teile entstehen. Diese liessen sich bis zur Eingemeindung 1987 in einen Nordteil und Südteil einteilen.

Geschichte

Datei:Kyselka1902.jpg
das Bad Lázně Kyselka um 1902

Vorgeschichte

Der Name Ksyelka stammte aus 1522 und wurde 1612 erstmals schriftlich erwähnt. Es gibt Hinweise, dass 1614 das Gebiet um Kyselka bereits umzäunt wurde, wobei für das Trinkwasser, damals „Buchen Mineralwasser“ genannt, bezahlt werden musste. Nur 1687, als ein Graf des Adelgeschlechts Černínová das Gebiet besuchte, durften seine Untertanen das Mineralwasser kostenlos trinken. 1793 kaufte Graf Johann Josef Stiebara von Buttenheim das Gebiet und begann, das Wasser zu exportieren. Er verkaufte das Wasser, lieferte es auch in Städte wie Wien, Prag und Karlsbad und gründete um 1792/93 Lázně Kyselka als modernen Kurort.

Die ersten Badehäuser des Ortes wurden in den Jahren von 1826 bis 1834 gebaut, waren sehr modern und wurden grösstenteils vom deutschen Adeligen Wilhelm von Neuberg, finanziert, der ab 1829 Lehnsherr der Herrschaft Gießhübel[1] war. Die Popularität sowohl Ksyelkas als auch seines wohlschmeckenden Wassers stieg und im Jahr 1852 war der griechische König Otto I. zu Gast, zu dessen Ehren ein Bad des Ortes benannt wurde.

Ära Mattoni und Zwischenkriegszeit

Datei:Lázně Kyselka 2014 8.jpg
Nördlicher Teil mit historischen Kurhäusern einschließlich „Heinrichs Hof“ im Vordergrund
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Die Hauptquelle des Wassers mietete 1867 (in der Zwischenzeit hatten die Mineralquellen den Besitzer gewechselt), und wurden von der tschechischen Unternehmerfamilie von Jindřich Hradec Zweig verkauft. Nur kurze Zeit später kaufte es der italienisch-deutsch-stämmige Unternehmer Heinrich von Mattoni (1830–1910). Er begann mit der Abfüllung des Wassers in Glasflaschen und bot es zuerst in Böhmen, später im übrigen Österreich-Ungarn und schließlich in ganz Europa an. 1876 hatte das Unternehmen Mattoni über eine Million Flaschen verkauft. Mit den massiven Gewinnen aus dem Verkauf und auf Rat des Doktors Josef von Löschner kaufte Mattoni das umliegende Land auf; dabei wurde der Ort stark vergrößert. Nach und nach baute er bis zu seinem Tod den Ort aus und baute eine neue Kolonnade und ein Sanatorium, eine Wasserheilanstalt, mehrere Hotels, Restaurants, Einkaufszentren, eine Standseilbahn und eine Kapelle. Durch die wachsende Bekanntheit Lázně Kyselkas kamen tschechische und deutsche Juden in den Ort und bildeten eine kleine Gemeinde, die später einen starken Einfluss auf den Ort hatte und ein Drittel der Bevölkerung stellte. So begannen sich die größeren Bevölkerungsgruppen gegenseitig zu inspirieren und es entstanden mehrere deutsche Hotels, jüdische Kaffee– und tschechische Kurhäuser. 1894 besuchte Kaiser Franz Joseph I. den Ort. Als 1910 Mattoni starb, ehrte ihn die Gemeinde 1914 mit einem Denkmal. Trotz des Ersten Weltkriegs wuchsen die Besucher- und die Einwohnerzahl. 1918 wurde der Ort von der Republik Deutsch-Österreich beansprucht, jedoch an die Tschechoslowakei angeschlossen, indem die Tschechoslowakische Armee den Ort 1919 besetzte. Der Kurbetrieb erlosch 1920 und wurde 1923 wiederbelebt. 1928 hatte der Kurort 540 Einwohner und ein kleiner jüdischer Friedhof wurde gegründet. In den 1930er Jahren stieg die Zahl der Kurbesucher und Einwohner stark an, wobei der Anteil an Tschechen in der Bevölkerung sank.

Münchner Abkommen und Zweiter Weltkrieg

Durch das Münchner Abkommen fiel der in den deutschen Einflussbereich und wurde germanisiert, dazu zählte die Liquidierung der tschechoslowakischen Flaggen und die Vertreibung der im Ort ansässigen Juden und Tschechen. Die 1925 eingeweihte Synagoge wurde in der Reichspogromnacht im November 1938 zerstört. Dennoch nahm die Einwohnerzahl stark zu. 1944 kam es im Ort zu kurzen Gefechten zwischen Einwohnern und tschechischen Partisanen. Im April 1945 wurden durch die SS deutsche Flüchtlinge aus Polen im Ort angesiedelt. So hatte der Kurort im Mai 600 Einwohner, wovon ca. 95 % deutscher Nationalität waren. Vor Kriegsende kam es im Ort zu Kämpfen zwischen tschechischen Partisanen und deutschen Einwohnern. Am 5. Mai verliessen die letzten deutschen Beamten den Ort, woraufhin deutsche Zivilisten die Republik Lázně Kyselka ausriefen. Am 7. Mai 1945 geriet der Ort unter tschechische Kontrolle. Später besetzten die Rote Armee und die US-Streitkräfte den Ort und teilten ihn entlang der Eger auf. Die Rote Armee erhielt den Nordteil und die US-Streitkräfte den Südteil. Bis 1947 hatte Lázně Kyselka zwei Bürgermeister, die jeweils durch die sowjetischen und die amerikanischen Besatzer eingesetzt waren.

Nachkriegszeit und Teil der Tschechoslowakei

Nach dem Krieg wurde etwa die Hälfte der deutschen Einwohner vertrieben und es kam zu einer Neubesiedlung von Lázně Kyselka. Die meisten Juden des Ortes hatten den Holocaust überlebt und 52 von ihnen kehrten zurück. In die noch leerstehenden Häuser wurden Roma und Tschechen einquartiert. In der Mattoni-Villa war für einen kurzen Zeitraum ein Flüchtlingslager für Waisenkinder des griechischen Bürgerkriegs eingerichtet; dieses wurde 1952 geschlossen. Während der Zeit des stalinistischen Terrors wurden sieben Einwohner von Lázně Kyselka verhaftet, von denen vier hingerichtet wurden. Die Betriebe des Ortes blieben zunächst von den großen Verstaatlichungen in der ČSSR ausgenommen und wurden erst 1957 volkseigen. Bis zum Jahr 1990 gehörte der Kurbetrieb zu den Tschechoslowakischen Staatsbädern. In den 1960er Jahren wurde Lázně Kyselka geräumt, um als Truppenübungsplatz genutzt zu werden. Nachdem sich das Gelände für diesen Zweck als ungeeignet erwiesen hatte, wurden wieder Menschen im Ort angesiedelt. Sämtliche verbliebenen Einwohner verließen den nördlich der Eger gelegenen Ortsteil im Verlauf der 1970/80er Jahre und gaben diesen und ihre Geschäfte dort auf. 1990 wurde der Prozess der Privatisierung beschlossen, was jedoch keine Wirkung zeigte, so daß bis heute lediglich der südliche Ortsteil bewohnt und der nördliche verwaist ist, wo nach und nach sämtliche Gebäude zerfielen.

1993 bis heute

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Datei:Kyselka - chátrající budovy.jpg
Das Haus Stalburg und andere Gebäude 2010

Nach der Privatisierung gingen die Anlagen in den Besitz des nationalen Vermögensfonds der tschechischen Republik (Fond národního majetku České republiky) über, der die verstopften Mineralwasserquellen reinigen ließ. 1994 wurde ein deutsch-russisches Unternehmen (unter der Leitung von U. S. Chalitujev)[2] auf den Ort aufmerksam, kaufte das ehemalige Kaffeehaus. Das Unternehmen plante dessen komplette Restaurierung, mit der auch begonnen wurde. 1997 brach es dieses Projekt jedoch wiederab, da sein Plan, Kyselka in ein großes, luxuriöses Unterhaltungs- und Freizeitzentrum zu verwandeln, an fehlenden Geldmitteln gescheitert war. In der Folge zerfiel auch dieses Gebäude wieder.

Von den zerfallenen Gebäuden gehören die meisten der RIS (Revitalizační investiční společnost), die übrigen Gebäude zusammen mit der Mehrheit vom Spaland gehört dem Unternehmen Karlovarské mineralní vody (Abfüller des Mattoni–Mineralwassers). Seit 2010 übt die Verwaltung Karlsbads ständig Druck auf das Unternehmen aus und fordert einen Verkauf der Gebäude.[3][4]

Die Eigentümer haben wiederholt einen Wiederaufbau des Ortes versprochen, aber nach den letzten Änderungen ist klar, dass dies versäumt wurde.[5] Obwohl einige Politiker eine Liquidation des Ortes fordern, hat es der zivile Widerstand bisher geschafft, dass der 2011 aufgehobene Denkmalschutz, der einen Abriss der Gebäude erlaubte, wieder in Kraft trat und die Kuranlagen seit März 2012 geschützt ist.[6]

Der letzte Besitzer der RIS verkaufte den Ort im Januar 2012 für 17,5 Millionen Tschechische Kronen.[7]

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Das restaurierte Haus Stalburg 2014

Der Verein zur Erhaltung und Entwicklung von Kulturerben (ASORKD) hatte am 13. Februar 2011 beschlossen, eine Kampagne zu starten, um Kyselka zu retten und die Enteignung der bisherigen Eigentümer der Gebäude voranzutreiben. Anschließend begann man zur Finanzierung der Rettung des Ortsbildes öffentlich Geld zu sammeln und bemühte sich um staatliche Subventionen. Mit Unterstützung durch Medien, der Sammlung von 27.000 Unterschriften und der finanziellen Spende eines Unternehmens gelang es 2012 zum ersten Mal seit den 1970ern wieder grössere öffentliche Aufmerksamkeit auf den Ort zu lenken.[6] Doch die ASORKDU stand vor weiteren Herausforderungen. Als Präsident Václav Klaus den Ort besuchte, lehnte er eine Verstaatlichung zwar ab, mit der Zeit wuchs jedoch das öffentliche Interesse an der Rettung der Gebäude und es besuchten prominente Persönlichkeiten, wie der Schauspieler und Regisseur Ladislav Smoljak und der Ombudsmann Otakar Mattoni, ein Urenkel Heinrich Mattonis, den Ort.

2013 wurde schließlich von offizieller Seite ein Prozess der Rekonstruktion beschlossen, demnach nur wenige Gebäude rekonstruiert und die restlichen abgerissen werden sollten. Schliesslich sah man von diesem Plan ab und es sollen nun mit finanzieller Hilfe von Sponsoren fast alle Gebäude rekonstruiert werden. Im Herbst 2013 wurde das Haus Stalburg als erstes Gebäude komplett restauriert. Momentan wird an der Mattoni-Villa, der Rudolf-Quelle und dem Theater gearbeitet. Weitere Gebäudesanierungen in Planung, wobei das „Feuermagazin“, ehemalige Feuerwehrhaus, abgerissen werden und ein kleiner Park entstehen soll. Geplant ist, daß Lázně Kyselka wieder ein Kurort wird, in dem es circa 600 Einwohner geben soll. Der Sanierungsstatus des Ortes ist jedoch nach wie vor schlecht. Die Gebäude sind aber jetzt teilweise vor Naturgewalten geschützt und die Mineralquellen sprudeln wieder.

Blick über die Eger auf den nördlichen Ortsteil

Einwohner

Ethnische Gruppen

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten im Ort überwiegend Tschechen, Deutsche und Juden (ein Drittel der damaligen Bevölkerung). 1945/46 wurden viele Deutsche vertrieben und einige Juden wanderten nach Israel aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren, um den Bevölkerungsverlust aufzufangen, zeitweise Roma, Kroaten, Bulgaren, Ukrainer und Russen angesiedelt, verschwanden aber spätestens mit der Zwangsräumung in den 1960ern. Ab den 1970ern bis in die 1980er Jahre bewohnten wieder Roma den Ort und stellten zeitweise die zweitgrößte ethnische Gruppe. Ende 2007 erneut zugezogene Roma-Familien wurden 2013 wieder abgesiedelt. Heute leben im Ort überwiegend Tschechen.

Religionen

Das Spektrum der im Kurort vertretenen Religionen umfaßte ehemals sowohl Judentum als auch die christlichen Glaubensrichtungen Protestantismus, Katholizismus und Orthodoxie; ab 1930 war auch die Tschechoslowakische Hussitische Kirche vertreten.

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung des Ortes war stark durch historische Veränderungen geprägt. So wuchs die Einwohnerzahl bis 1918 rasant, nahm aber nach dem Zerfall Österreich-Ungarns ab. Ab 1928 stieg die Einwohnerzahl wieder. Die zunächst durch die dem Münchner Abkommen folgende Vertreibung der Tschechen und Juden dezimierte Bevölkerung wuchs ab 1942 erneut und erreichte 1945 mit 600 Einwohnern einen Höchststand. Von der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei erholte sich die Einwohnerzahl nicht wieder, sondern nahm seither weiter ab. 2010 hatte Lázně Kyselka circa 153 Einwohner, die alle auf der Südseite des Ortes lebten.

Einwohner des Kurorts Kyselka
Jahr 1910 1914 1920 1928 1930 1939 1945 1947 1959 1972 2010
Einwohner 455 579 530 540 552 535 600 297 230 160 153

[8]

Altersstruktur

Im Jahr 2010 war die Mehrheit der Einwohner über 50 Jahre alt. Etwa 15 % der Einwohner war unter 18. Die durchschnittliche Lebenserwartung im Kurort beträgt seit 1990 um 73 Jahre.

Wirtschaft

Lázně Kyselka war früher das Wirtschaftszentrum der Umgebung. Im Ort waren 27 Hotels, mehrere Cafés und viele weitere Geschäfte angesiedelt. Es gab auch drei Banken im Ort. Durch die vergleichsweise niedrigen Steuersätze zeichnete sich eine hohe Lebensqualität aus.

Die Wirtschaft war vor allem in den 1920er Jahren sehr stark auf den Dienstleistungssektor ausgerichtet, in dem knapp 60 % der Einwohner tätig waren. Im Industriesektor waren rund 20 % und in der Landwirtschaft waren weniger als 10 % der Einwohner tätig. Die restlichen 10 % arbeiteten vermutlich ausserhalb des Ortes.

Kurbetrieb

Früher spielten in der Wirtschaft des Ortes die Kurgäste eine entscheidende Rolle. Das Geld. das diese im Ort liessen, machte manchen Einwohner wohlhabend, die einen Teil der Einnahmen für den Erhalt ihrer Häuser verwendeten. Von 1910 bis 1914 hatte der Kurort etwa 2500 Besucher pro Monat. Ihre Zahl wuchs bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf etwa 4500 bis 5500 Gäste. Der Zustrom sank ab 1918 stark, erreichte jedoch 1928 wieder einen Höhepunkt. Nach Inkrafttreten des Münchner Abkommens brach die Zahl der Besucher erneut ein und die meisten Gäste blieben bis 1945 aus. Von 1946 und 1947 wurde der Ort von überwiegend russischen und ukrainischen Gästen besucht. Danach brach der Zustrom komplett ab. Heute gibt es in Lázně Kyselka keine nennenswerte touristische Infrastruktur und keine Kurgäste mehr.

Industrie

Früher existierten im Kurort einige kleinere Porzellanfabriken und es wurden hier auch Karlsbader Oblaten sowie der Likör Becherovka hergestellt. Durch das Erlöschen des Kurbetriebes und die Verstaatlichungen der 1950er Jahre gingen diese Betriebe ein.

Heute existiert im Ort noch der Getränkehersteller Mineralwasserabfüllung (Marke Mattoni).

Heutiger Tourismus

Seit 2012 wird der Ort wieder regelmässig besucht. Oft sind es Schaulustige aus Deutschland oder Österreich. Es kommen aber auch solche aus weiten Teilen Tschechiens an die Wasserquellen. Die Gegend ist auch bei interessierten slowakischen und ungarischen Architekten beliebt. 2013 besuchten tschechische und israelische Juden den Ort. Seit 2013 bieten Busreise–Unternehmen Führungen durch Lázně Kyselka an. An einem Tag im Frühjahr 2014 wurde der Ort im Rahmen einer Veranstaltung von circa 750 Menschen gleichzeitig besucht.

Verkehr

Durch Lázně Kyselka führt die Bahnstrecke Vojkovice nad Ohří–Kyselka, durch die auch Karlsbad erreichbar ist.

Durch den Kurort führt eine Schnellstrasse nach Radošov. Zudem gibt es mehrere kleinere Wege und zwei Brücken, die über den Fluss Eger führen.

Es gibt eine Buslinie nach Lázně Kyselka. Früher existierte noch eine Standseibahn für die Kurgäste. Bis 1948 gab es einen 1919 angelegten Radfahrerweg ebenfalls für die Kurgäste.

Kultur

Datei:Vstup divadla v Kyselce 2.jpg
Das Kurtheater 2014 während der Renovierung

In Lázně Kyselkas Kultur haben sich Einflüsse aus Österreich-Ungarn, der Tschechoslowakei, Frankreichs, des Vereinigten Königreichs, Deutschlands, Italiens und der Vereinigten Staaten auf allen Ebenen integriert. Dies hatte seinen Ursprung in der Bekanntheit des Ortes. Es siedelten sich allein in der Zwischenkriegszeit Personen aus über 20 Nationen an. Heute ist aber kaum etwas von der kulturellen Vielfalt übrig geblieben.

Medien

In Lázně Kyselka wurden mehrere Zeitungen gedruckt. Diese waren überwiegend in deutscher und tschechischer Sprache, es gab allerdings auch Zeitungen in Hebräisch, Jiddisch und in den frühen 1920er Jahren in Englisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch der Zeitungsmarkt.

Im Ort gab es auch eine Radiostation, die zu den ersten in Karlsbad zählte. 1959 wurde sie geschlossen.

Sport

Lázně Kyselka bot seinen Kurgästen in den späten 1920er und 30er Jahren sportliche Aktivitäten an. Golf und Reiten waren die beliebtesten Sportarten des Ortes. In besonders kalten Wintern konnte man auf der Eger Schlittschuhfahren und Eishockey spielen.

In den späten 1940er Jahren waren bei Lázně Kyselkas letzten Kurgästen aus der Sowjetunion Spaziergänge und Radfahren beliebt.

Film und Theater

Im Kurort gab es insgesamt drei Kinos, darunter ein luxuriöses Filmtheater, das auch von Franz Joseph I. 1910 besucht wurde. Mattoni ließ im Ort Kurz- und Werbefilme drehen, die dort ebenfalls zur Aufführung kamen.

Für das Theater des Ortes bestand früher großes Interesse; sein Repertoire umfasste die ganze Bandbreite des klassischen und zeitgenössischen Dramas in Übersetzungen, außerdem Stücke einheimischer Autoren. Besonders in den 1930er Jahren standen im Theater auch Opern auf dem Programm. Kleinere Opernstücke wurden noch bis circa 1960 dort aufgeführt und bis 1970 gab es eine Theaterkompanie im Ort.

Bildende Kunst und Museen

Es gab Amphoren, Statuen und Buxusgärten in Lázně Kyselka, die Gebäude waren architektonisch aufwändig gestaltet und der Schlosspark war gepflegt. Heute existieren nur noch sehr wenige öffentliche Kunstwerke.

Im Ort gab es zwei kleinere Kunstmuseen und ein Heimatmuseum. Sein grösstes Museum widmete sich der Marke Mattoni. Seit 2013 gibt es im Kaffeehaus eine Ausstellung zu zukünftigen Restaurierungsprojekte.

Wasserquellen

Der Kurort hat insgesamt 15 Mineralwasserquellen.

  • Kaiserin-Elisabeth-Quelle
  • Otto-Quelle
  • Kaiser-Franz-Josef-Quelle
  • Rudolf-Quelle
  • Mattoni-Quelle
  • Löschner-Quelle

Sehenswürdigkeiten

Datei:Mattoni Villa.jpg
Mattoni-Villa 2014
  • Das Schloss Mattoni wurde 1867 erbaut und war die Residenz Mattonis. Nach seinem Tod wurde es als Schule genutzt und war im Zweiten Weltkrieg im Besitz einer deutschen Familie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem Schloss ein Kinderheim für Waisen des Griechischen Bürgerkriegs. 1960 wurde im Keller ein Militärstützpunkt eingerichtet und seit Mai 2013 wird es restauriert.
  • Haus Stalburg ist ein Schloss, das um 1870 erbaut wurde. Es hatte in seiner Geschichte mehrere Besitzer und wurde 1957 verstaatlicht. Das Gebäude wurde von 2013 bis 2014 restauriert, wobei ein zusätzlicher Anbau für starke Kritik sorgte.
  • Das Theater von Kyselka wurde 1894 eröffnet und wurde bis 1934/35 als Theater benutzt, danach diente es als Kino und wurde 1939 geschlossen. Danach wurde die Deutsche Wochenschau im Theater ausgestrahlt. 1945 wurde das Theater wiedereröffnet und 1972 geschlossen. Seit 2014 befindet es sich in der Restauration und wurde zum Denkmal erklärt.
  • Die Heinrich-von-Mattoni-Statue wurde 1914 zur Ehrung Mattonis errichtet und überstand die Jahre hindurch. 2013 wurde das Unkraut an ihr entfernt und sie wurde entrostet.
  • Die Synagoge von Lázně Kyselka wurde 1925 eröffnet und fiel im November 1938 der Reichspogromnacht zum Opfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie 1948 wiederaufgebaut, verwahrloste aber in den 1950er Jahren. 2013 wurde der Sakralbau unter Denkmalschutz gestellt.
  • Schlosspark der Mattoni-Villa; der Park umfasst den ganzen Wald, wobei die historischen Grenzen immer noch erhalten sind. 2013 wurden viele der neugewachsenen Bäume gefällt.
  • Die Lindenallee Kyselkas ist die größte Baumallee in der Umgebung.

Verweise

Weblinks

 Commons: Lázně Kyselka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt – Band 15 – Elbogener Kreis. Friedrich Ehrlich, Prag 1847. S. 152
  2. http://www.zachrante-lazne-kyselka.cz/administrace/soubory_ke_stazeni/1304930303_cz_kyselka.mp3
  3. Josef Smola: Zoufalí nájemníci: Žijeme v domě hrůzy. Am 19. September 2010 auf sip.denik.cz via Wayback Machine
  4. Alexandra Mostýn: Der Druck wächst. Am 5. September 2012 auf landeszeitung.cz
  5. http://ekonomika.idnes.cz/mattonky-bude-prevazet-namisto-kamionu-vlak-f3e-/eko-doprava.aspx?c=A120816_094935_eko-doprava_spi
  6. 6,0 6,1 http://www.konektor.biz/blog/2012/08/mattonka-v-kyselce-aneb-kdyz-mas-maslo-na-hlave-nechod-na-slunce
  7. http://www.camic.cz/predstavenstvo.tab.cs.aspx
  8. Buch Dravec Mattoni Abschnitt obyvatelstvo

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