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Kurt Walter
Kurt Walter (* 12. November 1892 in Danzig-Weichselmünde; † 26. Juni 1963 in Stuttgart-Bad Cannstatt) war ein evangelischer Pfarrer in Danzig-Langfuhr. Die Bekennende Kirche (BK) in Danzig wählte ihn zum Leiter. Von 1942 bis zum Kriegsende 1945 saß er im KZ Dachau.
Leben
Sein Vater war der Rektor und Organist Ferdinand Walter, seine Mutter Matha geb. Grabowski.[Anmerkung 1] Nach Absolvierung des Gymnasiums in Danzig studierte er von 1911 bis Kriegsbeginn 1914 Evangelische Theologie in Berlin, Tübingen (1913) und Königsberg. Als Kriegsfreiwilliger war er an der russischen Front im Einsatz. 1915 Beförderung zum Offizier, im selber Jahr erfolgte eine Verwundung und Amputation eines Unterschenkels. 1916 erfolgte sein Eintritt in die Fliegertruppe und Einsätze in Frankreich und Vardar-Mazedonien.
Noch im Krieg setzte er seine theologische Ausbildung fort, bestand 1918 das 1., 1919 dann das 2. theologische Examen vor dem Danziger Konsistorium. Die Ordination in der Danziger Marienkirche war am 4. Oktober 1919. Danach war er Pfarrer in der Gemeinde Friedenau (Westpreußen), 1923 wurde er versetzt in die Gemeinde Barendt (Freie Stadt Danzig). Dort erfolgte die Heirat mit Gertrud Richter (1890–1978), sie hatten fünf Kinder: Hanns-Dietrich, Hannelise, Christlinde, Brigitte und Ekkehard.[1] 1930 Pfarrer in der Lutherkirche zu Danzig-Langfuhr.[Anmerkung 2]
Durch seine Funktion in der Bekenndenden Kirche wurde er in seiner Arbeit durch staatlichen und politischen Stellen immer stärker eingeschränkt, eingeschüchtert und drangsaliert. 1937 kam es zur dreimonatigen Inhaftierung, im Juli 1942 schließlich nach erneuter dreimonatiger Haft in Danzig zur Internierung im Pfarrerblock (KZ Dachau) bei München. Seine beiden Söhne waren unterdessen bei der Wehrmacht. Entlassen wurde er aus dem KZ Dachau am 3. April 1945.[2]
Auch seine Frau und die Kinder haben die Wirren den Krieges überlebt. Zunächst landete Pfarrer Walter in Biberach an der Riß in Oberschwaben und half dort in der Gemeinde aus. Er rechnete mit der Rückkehr in seine alte Gemeinde in Danzig-Langfuhr, als er sich im Juli 1945 bei dem Evanglischen Oberkirchenrat Stuttgart um eine Verwendung in einer württembergische Gemeinde bewarb.[3] Diese Hoffnung zerschlug sich aber. Von 1945 bis 1949 ist er Pfarrer in der Andreägemeinde zu Stuttgart-Bad Cannstadt.[4] 1948 wurde er im Bund der Danziger in den Vorstand gewählt. Bis 1958 war er Krankenhauspfarrer zu Stuttgart. Walter verstarb im Alter von 70 Jahren in Stuttgart-Bad Cannstadt.
Dienst in der Bekennenden Kirche
Im November 1933 schloss sich Kurt Walter mit sechs von insgesamt 70 Pfarrern im Freistaat Danzig dem Pfarrernotbund an. Die erste Bekenntnisversammlung Mitte Mai 1934, an der etwa 100 Menschen teilnahmen, wählte Pfarrer Walter zum Vorsitzenden. In der Folge bildeten sich Gemeindebruderräte, wurden Bekentnisversammlungen und Bekenntnisgottesdienste abgehalten. Zum ersten Bekenntnisgottesdienst im Spätsommer 1934 in der Heiliggeist-Kirche (500 Plätze) kamen etwa 3.000 Menschen. Es predigte Pfarrer Hugo Hahn (Bischof), der spätere Landesbischof von Sachsen. Weitere auswärtige Prediger in der foldenen Zeit waren: Bischof Otto Dibelius --Kiek in die Luft, Pfarrer Friedrich Müller (Widerstandskämpfer)--Kiek in die Luft, Pfarrer Johannes Lilje--Kiek in die Luft (Diskussion) 10:36, 3. Aug. 2013 (CEST), Assessor Hermann Ehlers--Kiek in die Luft (Diskussion) 10:36, 3. Aug. 2013 (CEST), Pastor Lic. Wilhelm Niesen und Pfarrer Ludwig Steil--Kiek in die Luft (Diskussion) 10:36, 3. Aug. 2013 (CEST). Ein Rundbrief, der alle 4 bis 6 Wochen in einer Auflage von 5.000 Stück erschien, informierte und stärkte die Bekennende Gemeinde.
Pfarrer Walter nahm an mehreren Bekenntnissynoden teil, so in Dahlem,[5] Halle/Saale,[6] Augsburg[7], Steglitz[8] und Bad Oeynhausen.[9]
Die Arbeit wurde zunehmend durch Geldstrafen, Amtssuspendierungen, Zwangsurlaube und Verhöre erschwert. Den Vorsitz in seinem Gemeindekirchenrat musste Pfarrer Walter abgeben. Der Versuch, im November 1936 eine Danziger Bekenntnissynode zu bilden und einzuberufen, scheiterte durch ein Verbot des nationalsozialistischen Senats. Pfarrer Walter wurde wegen Taufe von Juden und Fürbitten für verfolgte Pfarrer in den Gottesdiensten verwarnt und 1937 erstmals verhaftet. Der Aufforderung zur Vorlage des "Arier-Nachweises" kur vor Ausbruch des Krieges im September 1939 kamen die Pfarrer der BK Danzigs nicht nach. Osterdienstag 1942 wurde Pfarrer Walter erneut verhaftet. Nach dreimonatiger Haft erfolgte die Verlegung ins KZ Dachau. Darüber schrieb er 1963: "Es soll mir unvergessen bleiben, wie damals, als ich vor dem Transport nach Dachau im Danziger Polizeigefängnis saß, der letzte Gruß der Bekennenden Gemeinde zu mir kam und mich bewegend traf: Fräulein Harke schritt am Gefängnis vorbei und pfiff trotz Behinderung durch einen Polizisten unbeirrt das durch das schwach geöffnete kleine Zellenfenster zu mir hereindringendes Lied 'Ich weiß, woran ich glaube'. Der Gruß der Gemeinde ist mit mir mitgegangen in die Not der Gefangenschaft und hat mich oft gestärkt in der Gewißheit: Vivat! Die Gemeinde lebt, weil ER lebt!"
Über die BK Kirche in Danzig von 1934 bis 1945 bilanziert er folgendermaßen: "Wir haben (...) die 'Linie' der Bekennenden Kirche in Danzig nicht voll eingehalten (...) Nicht bloß, weil nur zwei BK-Pfarrer den Vorsitz in Ihren Gemeindekirchenräten hatten. (...) Das Fehlen der Bekenntnissynode (...) wie auch die von der mehrfachen Verhaftung einiger Pfarrer ausgehende Schockwirkung hemmten unser Tun. Wir begegneten auch immer wieder der Tatsache, daß in dem engen Raum unserer kleinem Kirchenprovinz alles, was wir versuchten, sich viel schneller festlief (...); es war mit acht Leuten leichter fertig zu werden als mit hundert, und unter acht findet sich nicht so leicht einer mit einer wirklichen geistlichen Überlegenheit wie unter hundert. Wir waren sehr schwach, und es ist alles in großer Schwachheit geschehen (...) Woran wir aber mit Dank (...) denken dürfen, ist dies, daß es uns dennoch gegeben war, inmitten der Zerstörung der Kirche auch an unserem Platze das Zeichen der Alleinherrschaft Jesu Christi aufzurichten, und daß uns inmitten unserer Schwäche und Ohnmacht (...) eine Gemeinschaft echter Brüderlichkeit unter ein paar Pfarrern und in einer kleinen Schar von Gemeindegliedern geschenkt wurde.[10]
Theologie
An der Universität Tübingen hatte Kurt Walter 1913 Adolf Schlatter gehört, bezeichnet sich aber nicht als sein "Schüler". Als junger Pfarrer sei er von Adolf von Harnack und Karl Holl beeinflusst worden. Doch erst durch Karl Barth sei er "eigentlich Theologe" geworden; durch ihn habe er gelernt, was "Gottes Wort und was die Aufgabe eines Predigers des Wortes Gottes" sei.[11]
Literatur
- Kurt Walter: Danzig. In: Die Stunde der Versuchung. Gemeinden im Kirchenkampf 1933–1945. Selbstzeugnisse. Hrsg. von Günther Harder und Wilhelm Niemöller. München 1963. S. 37–56.
Weblinks
Die Lutherkirche in Danzig-Langfuhr heißt heute "Parafia Wojskowo-Cywilna pw. Matki Odkupiciela w Gdańsku – Wrzeszczu" (Die polnische Webseite der Kirche) und ist katholisch.
Einzelnachweise
- ↑ Todesanzeige von Gertrud Walter, Stuttgarter Zeitung Nr. 113 vom 19. Mai 1978
- ↑ Handschriftlicher Lebenslauf von Kurt Walter vom 19. Juli 1945, 4 Seiten. Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Balinger Str. 33, 170567 Stuttgart.
- ↑ Brief vom 27. Juli 1945 an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart im Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Balinger Str. 33, 170567 Stuttgart.
- ↑ 50 Jahre Andreäkirche. Zusammengestellt nach den Protokollen der Kirchengemeinderatssitzungen mit Erläuterungen von Reinhold Ansel und Sibylle Hahn. Hrsg.: Andreägemeinde. Stuttgart 2006
- ↑ Evangelische Kirche der Altpreußischen Union. 2. Bekenntnissynode. Die Reichssynode zu Dahlem: Geschichte, Dokumente, Berichte (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes; Bd. 29). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1975. ISBN 3-525-55532-6
- ↑ Gerhard Niemöller: Die Synode zu Halle 1937 (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes; Bd. 11). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1963
- ↑ Wilhem Niemöller: Die dritte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirchen zu Augsburg. Texte, Dokumente, Berichte (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes; Bd. 20). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1969
- ↑ Wilhelm Niemöller: Die Synode zu Steglitz. Geschichte, Dokumente, Berichte (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes; Bd. 23). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1970
- ↑ Wilhem Niemöller: Die vierte Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche zu Bad Oeynhausen (Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes; Bd. 7). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1960
- ↑ Kurt Walter: Danzig. In: Die Stunde der Versuchung. Gemeinden im Kirchenkampf 1933–1945. Selbstzeugnisse. Hrsg. von Günther Harder und Wilhelm Niemöller. München 1963. S. 37–56
- ↑ Handschriftlicher Lebenslauf von Kurt Walter vom 19. Juli 1945, 4 Seiten. Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Balinger Str. 33, 170567 Stuttgart.
Anmerkungen
- ↑ Vater von Martha Grabowski: Lehrer Otto Friedrich Grabowski (1828–1902); Mutter: Natalie Sellin (1836-1910); Brüder: Lehrer Franz Otto Grabowski (*1858) und Kaufmann Paul Otto Grabowski (1870–1905)
- ↑ 1896 bis 1899 erbaut durch den Architekten Gotthilf Ludwig Möckel, erhalten, heute Parafia Matki Odkupiciela w Gdańsku, katholisch
Personendaten | |
---|---|
NAME | Walter, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 12. November 1892 |
GEBURTSORT | Danzig-Langfuhr |
STERBEDATUM | 26. Juni 1963 |
STERBEORT | Stuttgart-Bad Cannstatt |
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