Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Kurt Landauer

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurt Landauer (geb. 28. Juli 1884 in Planegg; gest. 21. Dezember 1961 in München) war ein deutscher Kaufmann und Fußballfunktionär. Er war von 1913 bis 1914, von 1919 bis 1933 und erneut von 1947 bis 1951 Präsident des FC Bayern München und wurde 2013 posthum zum Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt.

Leben

Kurt Landauer wurde im Juli 1884 als dritter Sohn des jüdischen Kaufmanns Otto Landauer (1842–1913) und dessen Ehefrau Hulda Bernheimer (1844–1930) in Planegg geboren. Er hatte vier Brüder und zwei Schwestern. Sein Vater betrieb ein Geschäft für Damenoberbekleidung in der Kaufingerstraße 26/Frauenplatz 6 in München. Kurt Landauer spielte 1901 als Torhüter der 2. Mannschaft das erste Mal für den FC Bayern München. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war er in den Jahren 1913 und 1914 Präsident des Vereins. Er war Nachfolger von Angelo Knorr (1882–1950), der den Verein zuvor von 1907 bis 1913 geprägt hatte.

Von 1914 bis 1918 kämpfte Kurt Landauer im Ersten Weltkrieg und erhielt für seine Verdienste das Eiserne Kreuz. In den darauf folgenden Amtszeiten zwischen Januar 1919 und 1933 wuchs der Verein stetig. Zwei süddeutsche Meisterschaften (1926 und 1928) und die Endrunden zur Deutschen Meisterschaft (1926, 1928 und 1929) belegen in diesem Zeitraum den sportlichen Aufstieg des FC Bayern München. 1932 gewann er mit dem Verein die erste Deutsche Meisterschaft, als der FC Bayern München am 12. Juni 1932 im Endspiel Eintracht Frankfurt mit 2:0 bezwingen konnte.

Kurt Landauer war an dem Modegeschäft Otto Landauer beteiligt, das Ende 1928 in die Insolvenz ging. Im Herbst 1930 nahm Landauer eine Stellung in der Anzeigenabteilung der Münchner Neuesten Nachrichten an. Hier stieg er rasch zum Büroleiter auf. Bereits am 22. März 1933, kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten legte er sein Amt als Bayern-Präsident nieder. Im April 1933, ein Jahr nach der Meisterschaft, verlor Kurt Landauer aufgrund seines jüdischen Glaubens seine Arbeitsstelle als Leiter der Anzeigenabteilung bei den Münchner Neuesten Nachrichten. Nach vorübergehender Arbeitslosigkeit erhielt er 1935 eine Anstellung in einem Münchner Wäschegeschäft. Ende 1937 verkauft er mit seinem Bruder Franz den Stammsitz der Familie Kaufingerstraße 28 an die Warenhauskette Woolworth.

1938 wurde er einen Tag nach der Pogromnacht für vier Wochen im Konzentrationslager Dachau interniert.[1] Nach seiner Entlassung konnte er im Mai 1939 in die Schweiz flüchten. Vier seiner Geschwister dagegen wurden von den Nazis ermordet.[2] Die Bayernspieler hatten ihn jedoch nicht vergessen: Bei einem Freundschaftsspiel in Zürich in der Schweiz im Jahre 1940 rannten sie zur Tribüne und begrüßten ihren Präsidenten herzlich.[3]

Im Juni 1947 kehrte Kurt Landauer nach München zurück und wurde im August nochmals Präsident des FC Bayern München. Parallel dazu arbeitete er seit November 1948 in einem Münchner Verlag. Unter seiner Präsidentschaft gelang der Wiederaufbau des Vereins. Dazu zählt auch die Bereitstellung eines Übungsgeländes an der Säbener Straße. Zudem feierte der FC Bayern 1950, während Landauers letzter Amtsperiode, sein 50-jähriges Vereinsjubiläum. Im April 1951 wurde Kurt Landauer als Vereinspräsident überraschend abgewählt, obwohl er bereits bekannt gegeben hatte, dass er 1952 sein Amt an einen Nachfolger übergeben wolle. Anschließend zog er sich aus der aktiven Vereinsarbeit weitgehend zurück.

Am 21. Dezember 1961 starb Kurt Landauer im Klinikum Schwabing in München. Er liegt auf dem Neuen Israelitischen Friedhof begraben. Auf Beschluss der Jahreshauptversammlung vom 13. November 2013 ernannte der FC Bayern ihn posthum zu seinem Ehrenpräsidenten.[4]

Kurt Landauer war seit Oktober 1955 mit Maria Baumann aus Memmingen (1899–1971) verheiratet. Sie hatte seiner Mutter als Hilfsköchin gedient und ihm und seinem Bruder Paul den Haushalt geführt, woraus sich eine persönliche Vertrautheit entwickelte.

Ehrungen

  • 1917: Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse.
  • 1929: Verleihung der Goldenen Ehrennadel mit Diamanten des FC Bayern München.
  • Im Münchner Stadtteil Freimann in der Nähe der Allianz Arena wurde der Kurt-Landauer-Weg nach ihm benannt.
  • In der Lagerstraße des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, Block 8, fand am 27. Juli 2009 anlässlich Landauers 125. Geburtstags eine Gedenkfeier, verbunden mit einem Zeitzeugengespräch, statt.[5]
  • Die „Schickeria München“, die Ultra-Gruppierung des FC Bayern, trägt alljährlich ein antirassistisches Turnier um den Kurt-Landauer-Pokal aus und war außerdem ein maßgeblicher Initiator des Films zu Ehren von Kurt Landauer.
  • Der TSV Maccabi München hat einen seiner Plätze (Riemer Straße 300, Riem/München) Kurt-Landauer-Sportplatz genannt. Dort findet jährlich am 21. Juli das Kurt-Landauer-Turnier statt.[6]
  • Der FC Bayern München hat am 15. Dezember 2015 den Platz vor der Allianz Arena nach Kurt Landauer benannt.

Film

Im Jahr 2010 erstellte der Kreisjugendring München-Stadt in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum einen Dokumentarfilm über das Leben Kurt Landauers, die frühe Geschichte des FC Bayern und über das gemeinsame Schaffen von Juden und Nichtjuden. Der Film Kick it like Kurt wurde mit dem Münchner Bürgerpreis Gegen Vergessen – Für Demokratie 2011 ausgezeichnet.

Im Juli 2014 hatte Landauer – Der Präsident Premiere auf dem Filmfest München. Der Fernsehfilm über das Leben Landauers wurde von Zeitsprung Pictures im Auftrag von BR, ARD Degeto und WDR produziert und am 15. Oktober 2014 im Ersten ausgestrahlt.[7][8] Im Rahmen eines transmedialen Projekts erschien im gleichen Jahr die Augmented Reality App „LandauerWalk“. Sie ermöglicht, die Stationen im Leben Kurt Landauers in München mit AR-Technologie zu erleben.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Eisenbichler: "Der FCB begann nicht erst mit Beckenbauer". In: Bayerischer Rundfunk. 30. Juni 2012, abgerufen am 17. Dezember 2014.
  2. Ronny Blaschke: Keine Legende. In: Frankfurter Rundschau. 26. Juli 2009, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  3. Heike Faller: Onkel Kurt und die Bayern. In: Zeit Online. 28. Mai 2003, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  4. FCB ernennt Kurt Landauer zum Ehrenpräsidenten. In: FCBayern.de. 13. November 2013, abgerufen am 14. Oktober 2014.
  5. F.C. Bayern München: Kurt Landauer zum 125. In: haGalil.com. 27. Juli 2009, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  6. TSV Maccabi München e. V. In: maccabi.de. Abgerufen am 11. Oktober 2014.
  7. Alexander Krei: Josef Bierbichler spielt Ex-Bayern-Boss Landauer. In: DWDL.de:. 18. Juli 2013, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  8. Film über Kurt Landauer: Der Erfinder des FC Bayern. In: Stern.de. 30. Juni 2014, archiviert vom Original am 16. Juli 2014; abgerufen am 30. Juni 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kurt Landauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.