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Kontraktur

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Klassifikation nach ICD-10
M24.5 Gelenkkontraktur
ICD-10 online (WHO-Version 2013)
Schwierigkeiten beim Aufstehen und beim Gehen. Eine Seniorin wird von einem Pfleger bei der Mobilität unterstützt

Als Kontraktur (lat. contrahere „zusammenziehen“) wird eine Funktions- und Bewegungseinschränkung von Gelenken bezeichnet. Sie entsteht durch die Verkürzung umliegender Weichteile wie Muskeln, Sehnen, Bändern und Faszien. Die betroffenen Gelenke lassen sich sowohl aktiv wie auch passiv nicht oder nur schwer und in geringem Maße bewegen, dabei kann die Bewegung schmerzhaft sein. Das Ausmaß der Einschränkung kann bis zu einer vollständigen Versteifung reichen. Die Behandlung aufgetretener Kontrakturen erfolgt überwiegend physiotherapeutisch, besondere Bedeutung kommt der Vermeidung der Bewegungseinschränkungen durch die Kontrakturenprophylaxe zu.

Vorkommen

Gelenkkontrakturen können bei folgenden Erkrankungen vorkommen:[1]

Klinisches Erscheinungsbild und Diagnostik

Knie als Fußsohle – Kniebeugekontraktur

Kontrakturen werden durch aktive und passive, manchmal auch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet, wodurch auch die Funktion des Gelenks eingeschränkt wird. Dabei können alle Bewegungsebenen eines Gelenks betroffen sein; die Bewegung erscheint dabei unharmonisch. Die Einschränkung kann von einer leichten Funktionseinschränkung bis hin zu einer vollständigen Steifigkeit mit Zwangshaltung des Gelenks reichen. Die Übergänge sind fließend. Grundsätzlich können alle Gelenke von Kontrakturen betroffen sein, jedoch treten sie zumeist an den großen Gelenken wie den Schultern, Ellenbogen, Hüft- und Kniegelenken auf.[2][3]

Kontrakturen haben ein sehr typisches klinisches Erscheinungsbild, die Diagnosestellung ist dementsprechend einfach. Weitere diagnostische Maßnahmen werden daher in der Regel nicht notwendig.[3]

Kontrakturarten

Einteilung nach Gelenkstellung

Kontrakturen können durch die Fehlstellung des betroffenen Gelenks beschrieben werden; die häufigste Kontraktur ist dabei die Beugekontraktur, da die Beugemuskulatur häufig stärker ausgeprägt ist als die entgegenwirkende Streckmuskulatur, jedoch kommen auch Streckkontrakturen vor. Typisches Beispiel für Beugekontrakturen der Hand ist die Kamptodaktylie, die sporadisch, familiär gehäuft oder als syndromale Form auftreten kann (Kontraktur im proximalen Interphalangealgelenk des Kleinfingers).

Werden durch die Kontraktur Gliedmaße von der Körpermitte abgespreizt oder angezogen, werden diese als Abduktions- oder Adduktionskontraktur bezeichnet. Weitere Formen sind Innen- oder Außenrotationskontrakturen sowie Pronations- und Supinationskontrakturen.[2]

Einteilung nach Gewebsschädigung

Kontrakturen werden nach ihrer Ursache und Entstehung unterschieden:

  • Ontogenetische Kontraktur – Die Kontraktur ist angeboren, beispielsweise ein angeborener Klumpfuß.
  • Neurogene Kontraktur – Die Kontraktur wird durch Nervenschädigungen verursacht, zum Beispiel durch Kinderlähmung oder eine spastische Lähmung.
  • Dologene Kontraktur – Ursache hierfür sind Schmerzen bei denen der Betroffene eine Schonhaltung einnimmt, zum Beispiel im Rahmen einer Ischialgie.
  • Dermatogene Kontraktur – Die Kontraktur entsteht durch eine Zusammenziehung der Haut, beispielsweise bei Narbenbildung nach Verbrennungen.
  • Arthrogene Kontraktur – Eine auf das Gelenk bezogene Kontraktur, beispielsweise bei Rheuma.
  • Tendomyogene Kontraktur – Die Gelenksteife wird durch eine Schrumpfung der Sehnen verursacht, Beispiel hierfür sind Volkmann-Kontrakturen.
  • Psychogene Kontraktur – Der Betroffene bewegt bewusst oder unbewusst ein Gelenk nicht. Ursache kann ein traumatisches Erlebnis sein.[4]
  • Fasziogene Kontrakturen – Es kommt durch Entzündungen, Verletzungen oder Ruhigstellung zur Schrumpfung der Aponeurosen oder Faszien, ein typisches Beispiel ist die Dupuytren-Kontraktur.
  • Lagerungsdeformität – Die Kontraktur entsteht durch die nicht fachgerecht durchgeführte Lagerung immobiler Patienten, ein bekannter Pflegefehler in diesem Zusammenhang ist der Spitzfuß.[5]

Behandlung

Die am häufigsten auftretenden Kontrakturen sind lagerungsbedingt, daher wird vor allem versucht, diese durch eine gute Prophylaxe zu vermeiden. Wichtigste Behandlungsmethode bereits entstandener Kontrakturen sind aktive und passive Bewegungsübungen im Rahmen einer Physiotherapie oder Ergotherapie. Als Ergänzung zur Physio- bzw. Ergotherapie kann das Training an einem Bewegungstrainer bzw. einem Bewegungstherapiegerät Kontrakturen verringern bzw. vermeiden. Zusätzlich können Massagen und Wärmebehandlungen angewandt werden, in Behandlungspausen können Lagerungsschienen, Streckverbände oder motorgetriebene Bewegungsschienen eingesetzt werden. Greifen diese Maßnahmen nicht, können operative Eingriffe in Betracht gezogen werden um die Kontraktur zu beseitigen.[5]

Kontrakturenprophylaxe

Um Bewegungs- und Funktionseinschränkungen zu vermeiden, sollte nach Ermittlung des Kontrakturrisikos, beispielsweise durch eine Pflegeanamnese, mit der Kontrakturenprophylaxe begonnen werden. Dazu gehören je nach Ursache des Risikos beispielsweise die frühzeitige Mobilisation nach operativen Eingriffen sowie aktives, assistierendes oder passives Durchbewegen der Gelenke. Zur Vermeidung von Schonhaltungen kann eine Schmerzmedikation eingesetzt werden. Aktivierende Pflege, beispielsweise die Fortführung des Tag- und Nachtrhythmus mit An- und Auskleiden, trägt ebenfalls zur Vermeidung einer kontrakturbegünstigenden Bewegungsarmut bei. Bewegungsunfähige und bewusstseinsgetrübte Patienten, bei denen zudem eine Dekubitusprophylaxe notwendig ist, sollten in physiologischer Stellung und nicht zu weich gelagert werden, da dies Eigenbewegungen hemmt.[6][7]

Literatur

  • Rüdiger Döhler: Lexikon Orthopädische Chirurgie. Springer, Berlin/ Heidelberg 2003, ISBN 3-540-41317-0, S. 107–108.
  • Ulrich Kamphausen: Prophylaxen in der Pflege – Anregungen für kreatives Handeln. Kohlhammer Verlag, 2009, ISBN 978-3-17-020829-2.
  • Siegfried Huhn: Strategien der Kontrakturprophylaxe bei mobilitätseingeschränkten Bewohnern von Pflegeheimen. Grin Verlag, 2011, ISBN 978-3-640-98700-9.
  • A. Macfarlane, H. Thornton: Solving the problem of contractures – throw out the recipe book? In: Physiotherapy Research International. 2, 1997, S. 1–6.

Einzelnachweise

  1. F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer, 1998, ISBN 3-540-61480-X, S. 648.
  2. 2,0 2,1 Jürgen Krämer, Joachim Grifka: Orthopädie. Springer, 2004, ISBN 3-540-21970-6, S. 23.
  3. 3,0 3,1 Bernhard Weigel: Praxisbuch Unfallchirurgie. Springer, 2005, ISBN 3-540-41115-1, S. 1066–1067.
  4. Bernd-Dietrich Katthagen, I. Scheuer: Der posttraumatische „Psychogene Klumpfuß“. In: Arch. Orth. Traumat. Surg. 97 (1980), S. 193–195 [1]
  5. 5,0 5,1 Jürgen Krämer, Joachim Grifka: Orthopädie. Springer, 2004, ISBN 3-540-21970-6, S. 24.
  6. Ulrich Kamphausen: Prophylaxen in der Pflege: Anregungen für kreatives Handeln. Kohlhammer Verlag, 2009, ISBN 978-3-17-020829-2, S. 89–101.
  7. Axel Berning: Prophylaxen in der Pflegepraxis: Risiken sicher einschätzen – Pflegestandards kompetent anwenden. Elsevier, Urban & Fischer, 2006, ISBN 3-437-27740-5, S. 72–76.
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