Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Kompilation (Literatur)
Kompilation (lat. compilatio, Plünderung) ist eine Bezeichnung für eine aus Zitaten anderer Werke zusammengestellte wissenschaftliche oder literarische Arbeit. Der Begriff wurde erstmals von Cicero in seinen Briefen spöttisch für eine Aktensammlung verwendet.
Kompilationen wurden in Europa vom Altertum bis zum Ende des Mittelalters häufig erstellt. Meistens sind sie nicht wissenschaftlich motiviert und haben damit auch keinen eigenständigen wissenschaftlichen Wert. Bedeutung gewinnen Kompilationen speziell dann, wenn die geplünderten Werke verloren gegangen sind. Durch diese lassen sich die Werke dann zumindest teilweise rekonstruieren. So wurden beispielsweise 7 der 123 Dramen von Sophokles gerettet, ähnlich bei Aischylos und Euripides. Als beispielhaft für eine Kompilation mit historischem und insbesondere wissenschaftlichem Wert kann die isländische Sturlunga saga gelten, deren Urheber die Geschichte der isländischen Freistaatszeit mit Versatzstücken anderer Werke der Sagaliteratur schildert. Dieses Werk wurde lange Zeit als wichtige historischen Quelle betrachtet.
Mittelalterliche Weltchroniken wurden oft durch Kompilation zusammengeführt. Beispielhaft sind die Chroniken Rudolfs von Ems und des Jans Enikel bis hin zu der spätmittelalterlichen Kompilation durch Heinrich von München. Dadurch konnte aus vielen unvollständigen eine vollständige Weltchronik vom Anfang der Menschheit bis zur Zeit des Schreibers geschaffen werden.
Auch die frühen Autoren der islamischen Geschichtsschreibung stellten bedeutende Kompilationen zusammen, so zum Beispiel Al-Balādhurī und At-Tabarī.
Titel der Zusammenstellungen theologischer, lehrhafter, juristischer und unterhaltender Art war häufig Speculum (lateinisch Spiegel) oder Spiegel. Beispiele dafür sind:
- Speculum stultorum des Nigellus de Longchamp, vor 1180
- Sachsenspiegel, um 1225
- Speculum musicae des Jakobus von Lüttich,1321—1325
- Speculum majus des Vinzenz von Beauvais, 1473
- Speculum mundi des Bartholomäus Ringwaldt, 1590
- Deutschenspiegel, um 1275
- Laienspiegel, 1509
- Schwabenspiegel, um 1275
Der Begriff Kompilation für diese Werke kommt im 16. Jahrhundert auf und hat seine negative Grundbedeutung, wie sie bei Cicero angelegt war, behalten. Sie will den oberflächlichen und unkritischen Charakter dieser Arbeiten betonen.
Literatur
- Frank Büttner, Markus Friedrich, Helmut Zedelmaier (Hrsg.): Sammeln, Ordnen, Veranschaulichen. Zur Wissenskompilatorik in der Frühen Neuzeit. Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-7164-9.
- Sarah Fekadu: Kompilation. In: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Darmstadt: WBG 1992ff., Bd. 10 (2011), Sp. 480-486.
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache, 2000
- Reinhold R. Grimm: Kompilation. In: Günther Schweikle, Irmgard Schweikle: Metzler Literatur Lexikon. Begriffe und Definitionen. J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 2. Aufl. 1990, S.248
- Karl Ernst Georges: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch, 8. Auflage, Leipzig 1913
- Gunter Wesener: Kodifikationen und Kompilationen, Reformprogramme und Landrechtsentwürfe des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, rom. Abt. 127 (2010) S.202-244.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kompilation (Literatur) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |