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Kollaboratives Schreiben

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Von Radiohörern des WDR 2 gemeinsam erstellter Artikel „Maschinenhaus der Zeche Wallfisch“ zum 15. Geburtstag der Wikipedia (15. Januar 2016)

Kollaboratives Schreiben (von lateinisch co „mit-“, und laborare „arbeiten“) bezeichnet Projekte mit Mehrautorenschaft, bei denen mehrere Personen in Zusammenarbeit Texte erstellen (vergleiche Kollaboration). Hierarchische Projekte werden von einem Herausgeber überwacht, während andere Projekte ohne Hierarchien auskommen. So können auch sich untereinander nicht kennende Autoren zusammen an einem Text arbeiten, wie dies beispielsweise in der freien Enzyklopädie Wikipedia der Fall ist.[1]

Idee

In einer kollaborativen Gemeinschaft verfügt jeder Mitwirkende über die gleichen Möglichkeiten, Text hinzuzufügen, zu bearbeiten oder zu entfernen (egalitärer Ansatz). Der Prozess des Schreibens wird zu einer rekursiven Funktion, bei der jede Änderung des Textes weitere Änderungen von den Mitgliedern der kollaborativen Gemeinschaft nach sich zieht. Das kollaborative Schreiben setzt voraus, dass die Beteiligten einen regen Diskurs führen und sich über die Zielsetzung ihres Textes im Klaren sind.

Kollaboratives Schreiben ermöglicht das gleichzeitige Bearbeiten eines Texts durch mehrere Teilnehmer. Hierfür bedarf es einer Software, die dies erleichtert. Die Beiträge der einzelnen Teilnehmer können gleichzeitig in Echtzeit erfolgen (etwa im Etherpad oder bei Google Docs) oder kurz nacheinander, in der Form eines Wikis. Wichtig ist dabei die Möglichkeit, die früheren Versionen des Texts zurückverfolgen zu können.

Software-Lösungen

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Programmen, mit denen man kollaborativ an Texten arbeiten kann. Bekannte Beispiele von Programmen, die Teilnehmende bei sich installieren und die über einen Server synchronisiert werden:

Von diesen stand-alone-Programmen unterscheiden sich browser- oder web-basierte Programme, die keine lokale Installation erfordern. Hierzu gehören insbesondere Online-Textverarbeitungsprogramme wie Google Drive, Verbosus (LaTeX) oder Microsoft Office Live. Viele kleinere Firmen nutzen auch Online-Texteditoren wie Etherpad. Der im Zuge der NSA-Affäre in Deutschland entstandene Service DBook zeichnet sich durch eine strukturelle Fokussierung und eine verschlüsselte Speicherung der Inhalte aus.

Für spezialisierte Anwendungszwecke gibt es auch mittlerweile einige Versuche, kollaboratives Bearbeiten zu ermöglichen:

Didaktische Perspektive

Kooperatives oder kollaboratives Schreiben lässt sich auf verschiedene Weise an die Lehrplan-Vorgaben zum Beispiel des Faches Deutsch knüpfen, etwa bezüglich der Forderung der Bildungsstandards, für den Schreibprozess zu sensibilisieren oder adressatengerechtes Schreiben zu schulen.[2]

Das kooperative Schreiben als Teilbereich des kooperativen Lernens ist im deutschdidaktischen Diskurs wie auch im allgemeindidaktischen ein vielbesprochenes Konzept.[3] Gegenüber dem individuellen Lernen und frontalen Unterrichtsmethoden erweist sich das kooperative Lernen in Bezug auf Wissenserwerb, Lernzuwachs, Lernmotivation und Einstellung zum Fach als überlegen.[4][5]

Kooperatives Schreiben, so hat Lehnen gezeigt, „[bringt] die individuellen Schreibfähigkeiten und -strategien der Beteiligten in besonderer Weise ans Licht“.[6] Dies liege daran, dass die Bedingung der Kooperation zu der Notwendigkeit führten, Vorstellungen, Überlegungen, Schreibgewohnheiten und -strategien zu verbalisieren und dadurch in der Interaktion (und damit auch einer Erfassung) zugänglich zu machen.[7][8] Die Reflexion der eigenen Vorgehensweise kann dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler „ihren Schreibprozess effektiver ausüben und überwachen“.[9] Schülerinnen und Schüler lernten beim gemeinsamen Schreiben frühzeitig die Perspektive von Schreiber und Leser zu berücksichtigen.[10]

Schreiben geübte Schreiber mit weniger geübten Schreibern gemeinsam, so kann dies vor allem bei den Schreibanfängern zu einer Erhöhung der Lese- und Rezeptionskompetenz sowie der Formulierungsfähigkeit führen.[6] Geschieht die kooperative Textproduktion in einer medialen Umgebung, bestehen gute Voraussetzungen, dass die Beteiligten auch zu medialen Reflexionen angeregt werden.[11]

Relevante Patente und Patentanmeldungen

Wichtige Dokumente:

  • IBM US Patentnummer 6192368: veröffentlicht Februar 2001[12]
  • Microsoft US Patentnummer 6574674: veröffentlicht Juni 2003[13]
  • ThoughtSlinger US Patentnummer 7249314: veröffentlicht Juli 2007[14]
  • Sequoia US Patentnummer 7877460: veröffentlicht Januar 2011[15]
  • smartwork solutions GmbH, EP Patent-Aktenzeichen 14 16 0413.2: veröffentlicht April 2017[16]

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Baurmann: Kooperatives Lernen im Deutschunterricht. In: Praxis Deutsch. Band 34, Heft 205, Seelze 2007, S. 6–11.
  • Michael Beißwenger: Sprechen, um zu schreiben: Zu interaktiven Formulierungsprozessen bei der kooperativen Textproduktion. In: Yüksel Ekinci, Elke Montanari, Lirim Selmani (Hrsg.): Grammatik und Variation: Festschrift für Ludger Hoffmann zum 65. Geburtstag. Synchron, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-939381-86-0, S. 161–174.
  • Michael Beißwenger, Angelika Storrer: Kollaborative Hypertextproduktion mit Wiki-Technologie: Beispiele und Erfahrungen im Bereich Schule und Hochschule. In: Eva-Maria Jakobs, Katrin Lehnen, Kirsten Schindler (Hrsg.): Schreiben und Medien: Schule, Hochschule, Beruf (= Textproduktion und Medium. Band 10). Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60033-7, S. 13–36 (PDF: 382 kB, 17 Seiten auf michael-beisswenger.de).
  • Inge Blatt: Schreiben mit neuen Medien im Lehramtsstudium Deutsch: Konzept, Beispiele, Konsequenzen. In: Kruse, Jakobs, Ruhmann (Hrsg.): Schlüsselkompetenz Schreiben: Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Luchterhand, Neuwied 1999, S. 222–239.
  • Ludger Brüning, Tobias Saum: Worin besteht der Gewinn von Kooperation? Warum eigentlich kooperieren? In: Neue Deutsche Schule. Nr. 6/7, 29. August 2016, S. 10/11 (PDF: 75 , 2 Seiten auf vielfalt-lernen.zum.de).
  • Lisa Ede, Andrea Lunsford: Singular texts/plural authors: Perspectives on collaborative writing. Nachdruck. Southern Illinois University Press, Carbondale 1992, ISBN 0-8093-1793-1.
  • Cornelia Gräsel, Hans Gruber: Kooperatives Lernen in der Schule: Theoretische Ansätze – Empirische Befunde – Desiderate für die Lehramtsausbildung. In: Norbert Seibert (Hrsg.): Unterrichtsmethoden kontrovers. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2000, ISBN 3-7815-1071-9, S. 161–175.
  • Nicole Hinrichs: Interaktive Gestaltung von Textherstellungsprozessen. Doktorarbeit Universität Bochum 2013. Westdeutscher Universitätsverlag, Bochum 2014, ISBN 978-3-89966-655-7.
  • Richard J. Hughes, Jake Shewmake, Christopher R. Okelberry: Ceilidh: Collaborative Writing on the Web. Papier zum SAC98, 1998 (englisch; online auf lilikoi.com (Memento vom 2. Januar 2007 im Internet Archive)).
  • KMK Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mittleren Schulabschluss. Beschluss vom 4. Dezember 2003 (PDF: 476 kB, 56 Seiten auf kmk.org).
  • Michael Koch, Alexander Richter: Enterprise 2.0: Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58578-0.
  • Rainer Kuhlen: Kollaboratives Schreiben. In: Christoph Bieber, Claus Leggewie (Hrsg.): Interaktivität: ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff. Campus, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37603-2, S. 216–239 (PDF: 201 kB, 20 Seiten auf kuhlen.name).
  • Katrin Lehnen: Kooperative Textproduktion: Zur gemeinsamen Herstellung wissenschaftlicher Texte im Vergleich von ungeübten, fortgeschrittenen und sehr geübten SchreiberInnen. Doktorarbeit Universität Bielefeld 2000 (Volltext auf uni-bielefeld.de).
  • Katrin Lehnen: Textproduktion als Aushandlungsprozess: Interaktive Organisation gemeinsamer Schreibaufgaben. In: Eva-Maria Jakobs, Dagmar Knorr, Karl-Heinz Pogner: Textproduktion: HyperText, Text, KonText. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34551-8, S. 75–92 (Volltext: doi:10.13140/RG.2.1.2232.5283).
  • Paul Benjamin Lowry, Aaron Curtis, Michelle René Lowry: Building a Taxonomy and Nomenclature of Collaborative Writing to Improve Interdisciplinary Research and Practice. In: The Journal of Business Communication. Band 41, Nr. 1, 1. Januar 2004, S. 66–99 (englisch; Brigham Young University; doi:10.1177/0021943603259363).
  • Egon Verharen: Computer Supported Collaborative Writing. Doktorarbeit 16. September 1995 (englisch; online auf infolab.kub.nl (Memento vom 16. April 2004 im Internet Archive))

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aileen Oeberst, Iassen Halatchliyski u. a.: Knowledge construction in Wikipedia: A systemic-constructivist analysis. In: Journal of the Learning Sciences. Band 23, Nr. 2, Dezember 2014, S. 149–176 (englisch; Volltext: doi:10.1080/10508406.2014.888352)
  2. KMK Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mittleren Schulabschluss. Beschluss vom 4. Dezember 2003, S. 9 und 12 (PDF: 476 kB, 56 Seiten auf kmk.org).
  3. Jürgen Baurmann: Kooperatives Lernen im Deutschunterricht. In: Praxis Deutsch. Band 34, Heft 205, Seelze 2007, S. 6–11, hier S. 6.
  4. Cornelia Gräsel, Hans Gruber: Kooperatives Lernen in der Schule: Theoretische Ansätze – Empirische Befunde – Desiderate für die Lehramtsausbildung. In: Norbert Seibert (Hrsg.): Unterrichtsmethoden kontrovers. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2000, ISBN 3-7815-1071-9, S. 161–175, hier S. 167.
  5. Ludger Brüning, Tobias Saum: Worin besteht der Gewinn von Kooperation? Warum eigentlich kooperieren? In: Neue Deutsche Schule. Nr. 6/7, 29. August 2016, S. 10/11, hier S. 10 (PDF: 75 , 2 Seiten auf vielfalt-lernen.zum.de).
    Jürgen Baurmann: Kooperatives Lernen im Deutschunterricht. In: Praxis Deutsch. Band 34, Heft 205, Seelze 2007, S. 6–11, hier S. 7.
  6. 6,0 6,1 Katrin Lehnen: Kooperative Textproduktion: Zur gemeinsamen Herstellung wissenschaftlicher Texte im Vergleich von ungeübten, fortgeschrittenen und sehr geübten SchreiberInnen. Doktorarbeit Universität Bielefeld 2000, S. 257 (Volltext auf uni-bielefeld.de).
  7. Katrin Lehnen: Kooperative Textproduktion: Zur gemeinsamen Herstellung wissenschaftlicher Texte im Vergleich von ungeübten, fortgeschrittenen und sehr geübten SchreiberInnen. Doktorarbeit Universität Bielefeld 2000, S. 2 ff. (Volltext auf uni-bielefeld.de).
  8. Katrin Lehnen: Textproduktion als Aushandlungsprozess: Interaktive Organisation gemeinsamer Schreibaufgaben. In: Eva-Maria Jakobs, Dagmar Knorr, Karl-Heinz Pogner: Textproduktion: HyperText, Text, KonText. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34551-8, S. 75–92, hier S. 77 (Volltext: doi:10.13140/RG.2.1.2232.5283).
  9. Inge Blatt: Schreiben mit neuen Medien im Lehramtsstudium Deutsch: Konzept, Beispiele, Konsequenzen. In: Otto Kruse, Eva-Maria Jakobs, Gabriela Ruhmann (Hrsg.): Schlüsselkompetenz Schreiben: Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Luchterhand, Neuwied 1999, ISBN 3-472-03565-X, S. 222–239, hier S. 226 (PDF-Downloadangebot auf researchgate.net).
  10. Michael Becker-Mrotzek, Ingrid Böttcher: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen: Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen, Berlin 2006, ISBN 3-589-22218-2, S. 43.
  11. Katrin Lehnen: Textproduktion als Aushandlungsprozess: Interaktive Organisation gemeinsamer Schreibaufgaben. In: Eva-Maria Jakobs, Dagmar Knorr, Karl-Heinz Pogner: Textproduktion: HyperText, Text, KonText. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-34551-8, S. 75–92, hier S. 88 (Volltext: doi:10.13140/RG.2.1.2232.5283).
  12. Patentinformation: USPAT6192368.
  13. Patentinformation: USPAT6574674.
  14. Patentinformation: 7249314.
  15. Patentinformation: US&NR=7877460B1&KC=B1.
  16. Patentinformation: E141604132.
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