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Knoblauchsrauke

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Knoblauchsrauke
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)

Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Thlaspideae
Gattung: Alliaria
Art: Knoblauchsrauke
Wissenschaftlicher Name
Alliaria petiolata
(M.Bieb.) Cavara & Grande

Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata (M. Bieb.) Cavara & Grande; Syn.: Alliaria officinalis Andrz. ex M. Bieb.), auch Knoblauchskraut, Lauchkraut, Knoblauchhederich genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) gehört. Sie ist in Europa weit verbreitet. Die Trivialnamen beziehen sich auf den Knoblauchduft, der beim Zerreiben der Blätter entsteht.

Beschreibung

Alliaria petiolata, Illustration

Erscheinungsbild und Blatt

Die Knoblauchsrauke ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 100 Zentimetern erreicht. Sie besitzt eine lange Pfahlwurzel. Der Stängel ist schwach vierkantig, im basalen Bereich entwickelt er eine schwache Behaarung. Die lang gestielten, nierenförmigen Grundblätter sind am Rand buchtig gekerbt. Die Stängelblätter sind wechselständig angeordnet. Sie weisen eine herzförmige Blattspreite mit gebuchtetem Rand auf.[1]

Blütenstand und Blüte

Die Knoblauchsrauke blüht von April bis Juli. In einem endständigen, traubigen Blütenstand sitzen viele Blüten.

Die zwittrigen Blüten sind, wie für Kreuzblütler typisch, vierzählig sowie 5 bis 8 Millimeter groß. Die vier Kronblätter und vier weißen Kelchblätter sind frei. Die Blüten besitzen sechs Staubblätter, von denen die zwei seitlichen deutlich kürzer sind. Am Blütenboden, am Grund der Staubblätter, sind ringförmig die Nektardrüsen angeordnet. Der Fruchtknoten ist grün und schlank und durch eine Scheidewand in zwei Fächer geteilt.

Frucht und Samen

Der befruchtete Fruchtknoten entwickelt sich zu einer Schote von drei bis sieben Zentimetern Länge. Die Schote ist dünn, im unreifen Zustand grün und mit nur zwei Millimetern Durchmesser nicht wesentlich dicker als der vormalige Blütenstiel. Sie enthält in jedem der zwei Fächer sechs bis acht Samen, die jeweils nur etwa drei Millimeter lang und ausgereift von schwarzbrauner Farbe sind.

Mit zunehmender Reife verändert sich aufgrund des dann stattfindenden Austrocknungsprozesses die Farbe der Schote von grün zu hellbraun. Ist die Schote voll ausgereift, reißen die beiden Fruchtklappen von unten nach oben allmählich auf und fallen schließlich ab. Die Samen werden dabei noch nicht verstreut. Sie sind mit kurzen Stielen an der Scheidewand der Schote befestigt.

Chromosomenzahl

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 36 oder 42[2].

Knoblauchsrauke im Randbereich von Gehölzen
Knoblauchsrauke an einem für sie typischen Standort
Blüten und Blätter
Triebe der Knoblauchsrauke, vor der Blüte, im Monat April

Ökologie

Die Knoblauchsrauke ist ein zweijähriger (bis ausdauernder) Hemikryptophyt und eine Schaftpflanze. Sie ist bis 1 m hoch, an mageren Standorten wurden aber fruchtende Pflanzen von nur 5 cm Höhe gefunden, was ein gutes Beispiel für die Modifikationsbreite dieser Art gibt.

Zur optimalen Lichtausnutzung sind die unteren Blätter relativ groß und lang gestielt und werden nach oben hin deutlich kleiner und kurzstieliger. Die Pflanze tötet Mykorrhizapilze ab, von denen wiederum Keimlinge von Bäumen abhängen; dies ist ein Beispiel für Allelopathie.

Synökologie

Die Knoblauchsrauke bietet den Nektar, der sich an der Basis der Blüte sammelt, frei zugänglich an. So finden sich neben Bienen, Fliegen und Schwebfliegen auch Käfer als bestäubende Insekten ein. Zusätzlich zur Fremdbestäubung ist der Knoblauchsrauke Selbstbestäubung möglich.

Die Knoblauchsrauke verbreitet ihre Samen überwiegend durch Semachorie. Werden die Stängel, an denen die Schoten schräg ausgerichtet hängen, vom Wind oder von vorbeistreifenden Tieren oder Menschen in Bewegung versetzt, lösen sich die ausgereiften Samen von der Schote ab und werden ausgestreut. Wie viele andere Pflanzen auch verfügt die Knoblauchsrauke über mehrere Ausbreitungsstrategien. Bei Regen verschleimen die Samen und bleiben im Fell vorbeistreifender Tiere haften. Sie werden durch diese Strategie, die sogenannte Epichorie, über eine größere Distanz verschleppt als durch die Semachorie. Die vegetative Vermehrung wird über unterirdische Ausläufer und Wurzelsprosse sichergestellt.

Der Tagfalter Waldbrettspiel (Pararge aegeria) saugt gern am Nektar der Knoblauchsrauke. Sie dient auch dem Aurorafalter (Anthocharis cardamines) als Nektarpflanze und zugleich neben dem Wiesenschaumkraut dessen Raupen als Futterpflanze. Als Futterpflanze nutzt sie außerdem der stark gefährdete Mehlfarbene Raukenspanner (Lithostege farinata). Polyphag ernähren sich die Raupen der Achateule (Phlogophora meticulosa) und des Grünader-Weißlings (Pieris napi) von der Knoblauchsrauke. Oligophag sind die Raupen des Kreuzblütler-Blattspanners (Xanthorhoe designata) und Gemeinen Blattspanners (Xanthorhoe fluctuata) auf die Art angewiesen.[3]

Vorkommen

Die Knoblauchsrauke wächst wild in den meisten Teilen Europas, Vorderasiens und Zentralasiens bis China und Indien und kommt stellenweise auch in Nordafrika vor[4].

Sie ist eigentlich eine Pflanzenart der Laubwälder, gedeiht aber besonders gut in Gebüschen und Hecken sowie an Mauern und Wegrainen, in Gärten und auf Schuttplätzen (Ruderalstellen). Sie befindet sich dort häufig in der Gesellschaft von Brennnesseln. Wie diese schätzt sie frische, stickstoffreiche Lehmböden. Heute ist sie häufig auch in schattigen Parkanlagen und in Gehölzen im städtischen Raum zu finden. Die Knoblauchsrauke ist ein Stickstoffzeiger und eine Halbschattenpflanze. Auch in Astgabeln von Bäumen kann sie epiphytisch wachsen. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Glechometalia hederaceae.[2] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern nahe der Scheuen-Alpe südöstlich Balderschwang bis zu 1080 Meter über Meereshöhe auf.[5]

Die Knoblauchsrauke ist in Nordamerika und Südamerika ein Neophyt, der als invasive Pflanze gilt. Sie ist vermutlich durch europäische Siedler bewusst als Küchenkraut und Heilpflanze nach Nordamerika verschleppt worden (so genannte Ethelochorie).

Nutzung

Die Knoblauchsrauke hat im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine gewisse Rolle als Gewürzpflanze gespielt und geriet, als Gewürze preisgünstiger und damit für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich wurden, als solche zunehmend in Vergessenheit. Ähnlich wie beim Bärlauch entdeckt die moderne Kräuterküche allmählich die Knoblauchsrauke in zunehmendem Maße wieder. Allerdings lässt sich die Knoblauchsrauke nicht so vielfältig verwenden wie der Bärlauch, da ihre Geschmacksstoffe flüchtiger sind.

Die Knoblauchsrauke als Heilpflanze

Die Knoblauchsrauke wurde früher zu Heilzwecken verwendet. Sie wirkt antiseptisch, leicht harntreibend und schleimlösend. Man sagt ihr darüber hinaus auch antiasthmatische Eigenschaften nach. In der Volksmedizin wurden aus den Blättern Breiumschläge zur Behandlung von Insektenstichen und Wurmerkrankungen hergestellt.

Verwendung als Gewürz

Allylisothiocyanat (unten, blau markiert) bildet sich bei der Hydrolyse von Sinigrin,[6] einem Inhaltsstoff der Knoblauchsrauke.

Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) wurde schon vor 4000 v. Chr. im Mesolithikum als Gewürz benutzt, wie Phytolithen an Scherben von Tontöpfen aus Neustadt in Holstein an der Ostsee und Stenø in Dänemark zeigen.[7][8] Damit ist die Knoblauchsrauke das älteste bekannte einheimische Gewürz.

Im Mittelalter wurde die Knoblauchsrauke mit ihrem pfeffrig-knoblauchartigen Geschmack vor allem von der ärmeren Bevölkerung genutzt, die sich die teuren Gewürze nicht leisten konnte. Sie wurde im Mittelalter aus diesem Grund sogar in Gärten angebaut. Zum Essen werden die Blätter von April bis Juni gesammelt. Der Engländer John Evelyn, der 1699 ein Kochbuch "Acetaria, a Discourse on Sallets" schrieb, nannte die Pflanze unter anderem "Jack-by-the hedge" – was als Hinweis auf ihre Häufigkeit zu verstehen ist – sowie "Alliaria" und "sauce alone". Des Weiteren wies er darauf hin, dass die Pflanze viele wertvolle medizinische Eigenschaften habe und "besonders von Leuten auf dem Lande als Salat gegessen werde, wo sie wild unter Bänken und Hecken wachse". Auch heute werden die jungen Blätter der Knoblauchsrauke in England noch häufig für Sandwichfüllungen verwendet.

Der scharfe Geschmack der Knoblauchsrauke ist auf ätherische Öle und das Glukosid Sinigrin[6] zurückzuführen, das den Glukosiden ähnelt, die in anderen Mitgliedern der Kohlfamilie zu finden sind. Beim Kochen verflüchtigt sich allerdings der pfeffrig-knoblauchartige Geschmack. Knoblauchsrauke muss daher Speisen in rohem Zustand beigegeben werden. Die moderne Kräuterküche hat die Knoblauchsrauke wiederentdeckt und mischt die feingehackten Blätter in Salatsoßen und Quark- oder Frischkäsemischungen. Darüber hinaus werden die geschmacksintensiven Blüten verwendet, um salzige Sorbets und Salate zu dekorieren. Die schwarzen Samen der Knoblauchsrauke lassen sich ähnlich wie Pfefferkörner verwenden und haben einen sehr scharfen Geschmack.

Quellen

Literatur

  • Hansjörg Küster: Kleine Kulturgeschichte der Gewürze. Verlag C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42025-7
  • Elisabeth Lestrieux, Jelena de Belder: Der Geschmack von Blumen und Blüten. Dumont Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7701-8621-4
  • Angelika Lüttig & Juliane Kasten: Hagebutte & Co: Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korr. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. Dietrich, Heinrich: Frühblüher aus Jena, EchinoMedia Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-937107-15-8, Seite 95ff
  2. 2,0 2,1 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 473. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  3. Die Knoblauchsrauke als Schmetterlingspflanze bei Flora Web
  4. Alliaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Vorlage:GRIN/Wartung/Keine Nummer angegeben
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, Seite 573. IHW-Verlag, Eching bei München, 2001. ISBN 3-930167-50-6
  6. 6,0 6,1 Jonathan Clayden, Nick Greeves, Stuart Warren, Peter Wothers: Organic Chemistry, Oxford University Press, 2001, S. 1367–1368. ISBN 978-0-19-850346-0.
  7. Suzi Gage: Prehistoric Europeans spiced their cooking. BBC News, 21. August 2013, abgerufen am 22. August 2013 (english).
  8. Saul Hayley, Madella Marco, Fischer Anders, Glykou Aikaterini, Hartz Sönke, Oliver E. Craig: Phytoliths in Pottery Reveal the Use of Spice in European Prehistoric Cuisine. PLoS ONE 8(8): e70583. doi:10.1371/journal.pone.0070583, 21. August 2013, abgerufen am 22. August 2013 (english).

Weblinks

 Commons: Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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